Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Programmatic Advertising
„Wer seine Besucher weiterhin für dumm verkauft wird es eben schwer haben.“ Till Faida, Macher von AdBlock Plus

„Wer seine Besucher weiterhin für dumm verkauft wird es eben schwer haben.“ Till Faida, Macher von AdBlock Plus

Marc Stahlmann | 22.05.13

Wir sprachen exklusiv mit Till Faida über Ziele, Hintergründe und Monetarisierung vom AdBlocker sowie über die aktuelle Kampagne der Verlage.

Des einen Freund, des anderen Leid. Die aktuelle Anti-AdBlock Kampagne zieht ihre Kreise und hat eine starke Diskussion entfacht. Bei OnlineMarketing.de nimmt Till Faida, Macher und Geschäftsführer der Software AdBlock Plus, erstmals Stellung.

OnlineMarketing.de: Wie es aussah, war die Anti-AdBlocker Kampagne der Verlage ja eher ein Erfolg als ein Misserfolg für euch. Beschreib doch bitte noch einmal, wie es sich entwickelt hat.

Till Faida: Durch die Aktion der Verlage wurde nun öffentlich, dass bereits jeder vierte Internetnutzer Adblock Plus verwendet, viele haben aber jetzt erst von der Software erfahren und sie installiert. Ich denke es ist aber langfristig gut für alle, dass jetzt langsam eine Debatte über die Zukunft der Online-Werbung entsteht. Die Branche hat jahrelang ignoriert, dass Nutzer – insbesondere die technikaffinen und gebildeten – über blinkende Banner nicht mehr erreicht werden können. Das zeigt, wie sehr hier ein Trend verschlafen wurde: Weil man geglaubt hat, man könne im Internet den Nutzern etwas so primitives aufzwingen, hat man sich von einem großen Teil der Zielgruppe entfremdet. Das Argument „Werbung muss stören um zu funktionieren“ ist für ein demokratisches Medium wie das Internet viel zu einfach gedacht und nicht mehr zeitgemäß.

adblockWer steckt hinter AdBlock Plus, wie viele Personen sind beteiligt?

Adblock Plus wird inzwischen von der Eyeo GmbH aus Köln betrieben, wir sind ein noch junges aber schnell wachsendes Team von zurzeit 15 Mitarbeitern.
Adblock Plus ist außerdem ein Open Source Projekt und wird von einer großen internationalen Community freiwilliger Helfer unterstützt.

Welche Ziele verfolgt ihr mit dem AdBlocker, steht für euch eine Monetarisierung im Vordergrund? Wo soll der Weg hingehen?

Monetarisierung ist natürlich notwendig, unsere Ziele sind aber größer: Adblock Plus wird bald für weitere Browser und Plattformen erscheinen und viel einfacher zu bedienen werden, sodass auch Durchschnittsanwender selbst Einstellungen vornehmen können, z.B. welche Werbung sie bereit sind zu akzeptieren und welches Tracking sie erlauben möchten. So können wir dafür sorgen, dass sich nutzerfreundliche Produkte durch größere Reichweite einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen können, langfristig werden wir so einen positiven Einfluss auf das Internet haben. Im Rahmen der Acceptable Ads Initiative wollen wir einen Dialog zwischen Publishern und unseren Nutzern anstoßen, sodass ein Kompromiss zwischen beiden Seiten gefunden werden kann.

Mit Meldungen wie diesen machten die Verlage AdBlock User aufmerksam.

Ist es nicht etwas zu anmaßend den User darüber entscheiden zu lassen, welche Werbung er als „akzeptabel“ bezeichnet und welche nicht?

Im Internet hat der Nutzer die Kontrolle, ob es einem passt oder nicht. Wir wollen die Wahlfreiheit der Nutzer respektieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass es auch weiterhin gute werbefinanzierte Inhalte gibt.

Wie sollen sich werbefinanzierte Online Portale eurer Meinung nach finanzieren, wenn der Anteil durch Display Ads immer weiter sinken würde?

Der Markt muss sich anpassen und endlich innovativer und kreativer werden. Werbung kann funktionieren, wenn sie nicht nur nervt, sondern informiert, unterhält oder einen Mehrwert bietet. Wer seine Besucher weiterhin für dumm verkauft wird es eben schwer haben.

Hast du ein schlechtes Gewissen, dass die Publisher es durch AdBlocker noch schwerer haben ihre Inhalte durch Werbung zu monetarisieren?

Viele Publisher haben einen strategischen Fehler begangen, indem sie sich von schlechten Werbeformen abhängig gemacht haben und es nicht geschafft haben, Angebote von den Vermarktern zu bekommen, die auch funktionieren. Wir bemerken aber nun, dass bei immer mehr Websites ein Umdenken einsetzt, schwer wird es nur für diejenigen, die weiterhin den Kopf in den Sand stecken.

Danke für das Interview.


In den letzten Tagen berichteten wir bereits ausführlich über das Thema:

Kommentare aus der Community

Franz am 28.08.2013 um 16:50 Uhr

„Es sollte doch wohl bitte den Seitenebtreibern überlassen bleiben wie sie ihr Angebot vermarkten oder für welche Formate sie sich entscheiden“
Ach ja ? Gibt es neuerdings eine Pflicht für User , sich mit jedem Mist auseinandersetzen zu müssen ? Langsam nimmt das wirklich seltsame Formen an . Letztens beim Arzt zeigten 2 Großbildschirme an den Wänden des Wartezimmers nur Werbeblöcke der Region . Der Bitte nach Ausschalten des bunten Geflackers und der dümmlichen Anbiederung wurde mit Hinweis auf Verträge mit der Werbeagentur nicht entsprochen .
Ist denn diese Art erzwungener Werbekonsum nicht unter dem Strich auch bloß Betrug ? Betrug am Werbenden . Ihm wird mit gezählten Klicks bzw. Laufzeitkampagnen vorgegaukelt , sein Produkt gut bekannt gemacht zu haben . Die dabei erfahrene Belästigung der potentiellen Kunden und ihre negativen Erfahrungen werden kaum ins kalkül gezogen .
Ob Zwang wirklich der richtige Weg für eine funktionierende Produktwerbung ist , wage ich zu bezweifeln . Bisher gab es keine wirksamen Methoden zur Gegenwehr der potenziellen Kunden . Jetzt endlich ist eine da , sie wird aber nicht als Aufwachsignal gewertet . Dabei zeigt sie doch eigentlich bloß , wie lange schon die Werbeagenturen und ihre Kunden geschlafen haben .
Lästige aufdringliche Werbung verkehrt sich doch meist in Unwillen beim potentiellen Kunden .
Wer betrügt hier also wen ? Wirklich das letzte unfreiwillige Glied in dieser Kette ?
Am Besten wäre ein Werbeblocker , der die Werbung blockiert und gleichzeitig nicht als solcher erkennbar ist . Der Beschiß geht einfach weiter – er stört aber niemanden mehr .

Antworten
Tim am 05.08.2013 um 14:25 Uhr

„Werbung kann funktionieren, wenn sie nicht nur nervt, sondern informiert, unterhält oder einen Mehrwert bietet.“

Wie üblich nichts konkretes. Die Wahrheit ist, dass es genau zwei Alternativen gibt: Werbung oder Direktzahlung, ansonsten kann sich alles, was über ein no-budget-hobbyprojekt hinausgeht nicht langfristig tragen.

Antworten
Daniel am 25.05.2013 um 20:50 Uhr

selten so einen schwachsinn gelesen! klar dass sich keiner freiwillig werbung reinzieht, also muss sie dem user aufgezwungen werden, wenn er gratisinhalte konsumieren will.

Antworten
heiko seifert am 25.05.2013 um 18:49 Uhr

ich setze Besucher mit Adblocker, immer noch gleich mit Personen, die Sky mit Piratenkarte sehen, Steuern nicht zahlen, oder die Zeitung am Zeitschriftenkiosk einfach mitnehmen.

Sie nutzen Leistungen für die es ein klares Bezahlmodell gibt ohne diese Leistung zu bezahlen. Sie betrügen den Publisher also. Wer eine Leistung bezieht sollte sich damit arangieren müssen, das geforderte Währungsformat zu akzeptieren. Wer das nicht kann, sollte den Inhalt auch nicht sehen können. Ich würde mir einen Tag – besser eine woche wünschen, in der alle Publisher alle Adblocker ausschliessen.

Antworten
Kevin am 28.05.2013 um 11:34 Uhr

„Ich würde mir einen Tag – besser eine woche wünschen, in der alle Publisher alle Adblocker ausschliessen.“

Ja, denke das wäre ein Weg. Jedoch nicht nur die öffentlichen Feindbilder wie „bild.de“ usw, sondern auch die kleinen Publisher, die von den Einnahmen direkt leben.

Ich finde das Interview hier zwar interessant, aber Herr Faida verschließt die Augen vor der Realität. Am Ende beschleunigt er damit Paid-Content von „großen Playern“ und die kleinen Publisher gucken in die Röhre.

Und zu seinem „unkreativen Geschäftsmodell“ -> Wenn es denn so unkreativ ist, wieso ist bspw bild.de eine der meißt gelesenen Seiten der Welt? Es gibt genug Alternativen die weniger Werbung schalten, da kann der User gerne wechseln.

Antworten
Dominik am 22.05.2013 um 14:28 Uhr

Nur mal so ein Gedanke eingeworfen: Wie sollen User künftig akzeptable Werbung sehen, wenn sie durch den Einsatz von ABP und Mitbewerbern weggeblockt wird?

Antworten
Torsten am 22.05.2013 um 12:14 Uhr

Solange Herr Faida nicht offen darüber spricht, dass er großen Playern großzügigst anbietet einen Teil der Anzeigen („Acceptable Ads“…) gegen einen saftigen REVENUE SHARE zu whitelisten, muss er sich wohl die Frage gefallen lassen, wer hier eigentlich wen für dumm verkauft. Bisher waren solche Praktiken allenfalls aus der Türsteherszene bekannt…

Antworten
Wolfgang Kirschner am 21.05.2013 um 12:47 Uhr

Interessante Perspektive zu behaupten die Publisher würden Nutzern etwas „aufzwingen“ wobei die ihre Inhalte zum allergrößten Teil komplett kostenfrei anbieten. In der Debatte wird oft nicht ganz klar, dass es vor allem die kleinen Publisher trifft, die aber mit ihren Inhalten zu einer großen Diversifizität beitragen. Gerade diese kleinen Seiten refinanzieren ihre Kosten (Personal, Serverkosten, Mieten usw.) oft auschließlich über Werbeerlöse. Es zeugt von einer gewissen Arroganz dies komplett zu ignorieren und die Entscheidung über den Erlösbeitrag dem Nutzer zu überlassen. Die technische Antwort auf Publisherseite wird mit Paywall-Technologien und Abomodellen nicht lange auf sich warten lassen. Dann werden es diessleben sein, die sich wieder beklagen, weil sie nicht verstehen (wollen), dass man für eine erbrachte Leistung bezahlen muss.

Antworten
unbekannt am 21.05.2013 um 17:27 Uhr

„Es zeugt von einer gewissen Arroganz dies komplett zu ignorieren…“

Scheinbar haben Sie noch nichts über die „Acceptable Ads“-Initiative von Adblock Plus gehört: https://adblockplus.org/de/acceptable-ads

Antworten
Wolfgang Kirschner am 23.05.2013 um 14:58 Uhr

Und die Adblocker-Firmen definieren dann was akzeptable Werbung ist ??? Es sollte doch wohl bitte den Seitenebtreibern überlassen bleiben wie sie ihr Angebot vermarkten oder für welche Formate sie sich entscheiden ;-)

Antworten
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*