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Performance Marketing
Wie du die richtigen Schlüsse aus deiner Bounce Rate ziehst

Wie du die richtigen Schlüsse aus deiner Bounce Rate ziehst

Niklas Lewanczik | 27.02.18

Die Bounce Rate variiert je nach Website. Doch auch hohe Werte erzählen mitunter nur die halbe Wahrheit. Was übersehen wird und wie du dem Bounce begegnest.

Die Bounce Rate ist für Websitebetreiber ein Indikator für das Funktionieren der Landing Page. Dabei wird oft unterschlagen, dass diese Rate allein den Wert eines Seitenbesuchs nicht definieren kann. Dennoch mag sich eine hohe Bounce Rate negativ auf die Wahrnehmung durch Google auswirken.

Die Bounce Rate: Je nach Seitentyp verschieden

Google selbst definiert einen Absprung wie folgt:

Bei Google Analytics wird ein Absprung als Sitzung gerechnet, bei der nur eine einzige Anfrage an den Analytics-Server ausgelöst wird, etwa wenn ein Nutzer eine einzige Seite Ihrer Website besucht und die Seite dann verlässt, ohne dass für diese Sitzung weitere Anfragen an den Analytics-Server ausgelöst werden.

Ermittelt wird die Absprungrate mit dem Teilen aller Besuche für eine Seite durch die Zahl aller Sitzungen.

Bounce Rate-Berechnung, © Kissmetrics

Kissmetrics hat diese Formel veranschaulicht. Dazu gibt das Unternehmen auch an, dass Google sehr hohe Bounce Rates als einen Faktor für das Pageranking heranziehen kann. Wenn deine Absprungrate also bei 80 Prozent liegt, ist dann deine Seitenqualität gefährdet und damit auch dein Ranking bei Google?

Zunächst sollte erwähnt werden, dass derart hohe Bounce Rates bei bestimmten Seiten nicht ungewöhnlich sind. Neben Blogs, die mitunter nur eine Seite aufzuweisen haben, fallen einfache Landing Pages in diese Kategorie. Hier sind 70 bis 90 Prozent Absprungrate normal. Anders verhält es sich etwa bei Retail Websites, wo nur 20 bis 40 Prozent Bounce Rate der Standard sind. Das gibt ebenfalls die Infografik von Kissmetrics an; allerdings stimmt auch die Analyse von customedialabs mit diesen Zahlen überein.

Verschiedene Bounce Rates bei differenten Seitentypen, © Kissmetrics

Wenig überraschend sind die Raten bei Serviceseiten oder Portalen (wie Facebook und Co.) gering, während sie bei Wörterbüchern etc. extrem hoch sind.

Was können die Bounce Rates eigentlich aussagen?

Aber stehen die Bounce Rates auch immer in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Qualität der Website und der Seitenbesuche? Einerseits ist das zumindest dahingehend anzunehmen, dass vergleichbare Websites, die geringere Absprungraten aufweisen, diese womöglich nicht nur durch Zufall erlangen, also vielleicht etwas besser machen. Andererseits können hohe Bounce Rates gerade dann als weniger gravierend erachtet werden, wenn die Besucherzahlen bereits extrem hoch sind, der Traffic also ohnehin vorhanden ist.

Darüber hinaus kann Google nicht alle Interaktionen einordnen; die Bounce Rate ist relativ starr. Beispielsweise kann es vorkommen, dass ein Seitenbesucher für mehr als zehn Minuten auf der Startseite liest – allerdings ohne eine Interaktion, wie das Klicken auf einen CTA, auszuführen. Verlässt der Nutzer dann die Seite (auch nur kurz, vielleicht, um danach wiederzukommen), wird das als Bounce gezählt; doch dieser wirkt kaum wie ein tatsächlicher Absprung.

Weiterhin kann Google nicht differenzieren, wenn Nutzer bei einer Seite in verschiedenen Tabs browsen. Sogar, wenn in einem neuen Tab eine Conversion geschieht, kann es zum Bounce im ersten Tab kommen, weiß auch Neil Patel. Ein weiterer Aspekt, den Patel anführt, sind unscharfe Trafficklassifizierungen. Wenn demnach Redirections von HTTP zu Seiten mit SSL-Zertifikat vonstatten gehen und diese nicht als Referral, sondern als Direct Traffic eingestuft werden, kann sich das ebenfalls negativ auf die Bounce Rate auswirken; immerhin gibt es hier keine Interaktionsmöglichkeit.

Was kannst du also tun, damit du erkennst, was hinter der Bounce Rate vor sich geht? Neil Patel hat einige Vorschläge.

  • Das Tracken von In-Page Events
  • Das Segementieren von Inbound Traffic
  • Phantom Bounces ausschließen und Page Speed testen
  • Pop-Ups verzögern
  • Exit Rates beachten

In-Page Events zu tracken sagt mehr über Besuche, die als Bounce gezählt werden

Neben den Page Views sind In-Page Events tatsächliche Indikatoren für das Engagement auf einer Seite. Wenn nun ein Nutzer nur auf der Landing Page verweilt, ohne eine andere Seite zu laden, und nach zehn Minuten die Seite verlässt, ist das ein Absprung. Hat er aber in dieser Zeit fünf Minuten ein implementiertes Video angesehen, und dann vielleicht einen PDF-Download geklickt, war er alles andere als uninteressiert auf deiner Seite.

Um derlei Events tracken zu können, lassen sich im Admin Dashboard bei Google Analytics spezifische Events erstellen. Dazu muss ein bestimmter Code zur Website (oder App) hinzugefügt werden. Wie das funktioniert, erklärt Google selbst.

Wenn du eine Übersicht über solche Events bekommst, dann kannst du besser einschätzen, was die Nutzer auf der Seite an Engagement aufbringen, auch wenn sie keine weiteren Seiten laden. Wichtiger aber, Google erkennt, dass Interaktionen stattfinden, sodass ein solcher Besuch nicht mehr als Bounce eingestuft wird.

Das Segmentieren von Inbound Traffic kann Klarheit schaffen

Die Segmentierung von Inbound Traffic geht auf eine Idee von unbounce zurück. Damit sollen eigene Landing Pages für verschiedene Trafficquellen geschaffen werden, sodass Klarheit darüber entsteht, welche dieser Quellen wertvoller für die Website sind und wie damit gearbeitet werden kann.

Inbound Traffic Segmentiergun, © unbounce

Auch da Google den direkten Traffic kaum vom Social Traffic unterscheidet, können diese verschiedenen Landing Pages sinnvoll sein. Neil Patel gibt ein Beispiel, wie so Absprünge minimiert werden könnten. Wenn ein Nutzer bei Facebook auf eine Ad klickt, wird er also direkt zu einer Conversion Landing Page geleitet, da er bereits Interesse bewiesen hat – die Möglichkeit, dass es zum Bounce kommt, scheint gering.

Als weiterer Aspekt bei der Analyse des Inbound Traffic ist das jeweilige Endgerät der Nutzer zu beachten. Bei Mobile finden sich besonders hohe Bounce Rates. Sie sind bis zu 16 Prozent höher als beim Desktop, heißt es bei customedialabs. Das mag auch damit zusammenhängen, dass viele Seiten noch nicht optimal für die mobile Nutzung angepasst worden sind. Websitebetreiber sollten darauf ein besonderes Augenmerk legen. Sind die Absprungraten mobil deutlich höher, dann gilt es, hier anzufangen, denn die mobilen Seitenzugriffe werden nur noch weiter zunehmen.

Teste deinen Page Speed

Ein elementarer Aspekt bei den Bounce Rates ist die Ladegeschwindigkeit deiner Seite, auch mobil. Lädt deine Seite zu langsam, sind hohe Absprungraten geradezu vorprogrammiert. Vor allem sogenannte Phantom Bounces, bei denen der Nutzer aufgrund der langen Ladezeit noch gar keine Seite zu Gesicht bekommen hat, ehe er wieder geht, stellen in diesem Fall ein Problem dar. Gerade im Mobile Zeitalter muss die Ladegeschwindigkeit immer optimiert sein. Auch deshalb, weil Google ab Juli 2018 Page Speed zum Rankingfaktor macht.

Eine Studie von Google zeigt den Einfluss von mobiler Ladegeschwindigkeit auf die Bounce Rate.

Der Einfluss von Page Speed auf die Bounce Rate, © Google

Die Optimierung des Page Speeds sollte der erste Schritt sein, wenn Bounce Rates zu hoch sind; und er könnte zu einer deutlichen Reduzierung führen.

Verzögere Pop-Ups, um dein Ranking nicht zu gefährden

Ein weiterer Tipp von Neil Patel dreht sich um Pop-Ups. Sie sind auf einer Landing Page natürlich ein guter Weg, um den Nutzer direkt in eine Interaktion zu führen, die dann auch von Google registriert werden kann. Aber: wenn Seiten mit Pop-Ups von Google – gerade im Mobile Bereich – als aufdringlich eingestuft werden, schadet das womöglich dem Ranking. Vor allem, wenn es bei der Seite viele Interstitials gibt.

Im Webmasters Blog erläutert Produktmanager Doantam Phan Beispiele für Techniken, die Inhalte für Nutzer schwerer erreichbar machen:

Showing a popup that covers the main content, either immediately after the user navigates to a page from the search results, or while they are looking through the page.

Pop-Ups wie diese werden von Google als aufdringlich bewertet, © Google

In diesem Fall ist das Ranking gefährdet. Um nun die Option des Pop-Ups weiterhin zu nutzen, damit Nutzer nicht zum Absprung tendieren, aber gleichzeitig das Ranking bei Google intakt zu halten, ergibt sich eine Option: die Pop-Ups erst zeitverzögert einsetzen. Patel meint, dass diese dann nicht von Google „bestraft“ werden, wenn sie erst nach drei bis fünf Sekunden auftauchen, der Nutzer also vorher Zeit hatte, die Seite zu betrachten.

Außerdem können sogenannte Exit Pop-Ups verwendet werden, die ebenfalls keine Strafen von Google nach sich ziehen. Hierbei tauchen Pop-Ups auf, wenn der Nutzer im Begriff ist, die Seite zu verlassen. Sie können Angebote darstellen und mitunter den Nutzer zum Klick verführen, sodass es nicht zu einem Bounce kommt.

Exit Pop-Ups wie diese können die Bounce Rate reduzieren, Quelle Neil Patel

Ein wichtiger Punkt, auf den Patel im Zuge dieser Strategie aber aufmerksam macht ist, dass derlei Pop-Ups auch die Ladegeschwindigkeit beeinflussen können. Diese Wirkungen musst du also stets mit bedenken.

Lass die Exit Rates nicht außer Acht

Neben den Bounce Rates lassen sich auch Exit Rates ermitteln. Die konkrete Unterscheidung zur Bounce Rate wird bei Google spezifiziert:

Der Unterschied zwischen Ausstiegsrate und Absprungrate für eine bestimmte Seite lässt sich kurz gefasst so beschreiben:

  1. Für alle Aufrufe gibt die Ausstiegsrate an, welcher Prozentsatz der Seitenaufrufe die letzten in der Sitzung waren.
  2. Für alle Sitzungen, die mit der Seite beginnen, ist die Absprungrate der Prozentsatz der Aufrufe, die der einzigeSeitenaufruf der Sitzung waren.
  3. Die Abspruungrate einer Seite basiert nur auf Sitzungen, die auf dieser Seite beginnen.
Exit und Bounce Rates, Quelle: Neil Patel

Patels visuelles Beispiel bestärkt seine Aussage, dass hohe Bounce Rates auch die Exit Rates meist erhöhen. Von Interesse sind aber gerade die Unterschiede zwischen diesen Raten, die du analysieren kannst. Wenn hier große Diskrepanzen auftauchen, dann muss dem tatsächlichen Nutzerengagement nachgegangen werden.

Die Exit Rates könnten ein Anzeiger für mangelndes Engagement sein, der noch etwas spezifischer als die Bounce Rates ist.

Letztlich können diese Aspekte in Betracht gezogen werden, wenn die Bounce Rate wie eine dunkle Wolke über deiner Seite schwebt. Kleine, kontextuelle Eingriffe können dir helfen zu erkennen, was die Absprungrate dir wirklich verrät. Nichtsdestotrotz bleibt das Ziel weiterhin, diese zu verringern. Das wird in Zeiten der mobilen Zugriffe nicht einfacher. Dafür wird aber das Bewusstsein für die Gründe für einen Absprung und dessen Hintergründe umso wichtiger.

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