Human Resources
Unterfordert im Job: Warum trotzdem viele Arbeitnehmer:innen nicht wechseln

Unterfordert im Job: Warum trotzdem viele Arbeitnehmer:innen nicht wechseln

Marié Detlefsen | 30.01.25

Viele Arbeitnehmer:innen in Deutschland fühlen sich in ihrem Job unterfordert, doch trotzdem trauen sich über die Hälfte der Arbeitnehmer:innen in Deutschland nicht, eine neue Stelle zu suchen. Erfahre, warum die Wechselwilligkeit sinkt und wie Weiterbildungen den Teufelskreis durchbrechen können.

Januar ist traditionell die Zeit der Selbstreflexion – doch für viele Arbeitnehmer:innen in Deutschland bedeutet das nicht nur neue berufliche Ambitionen, sondern auch die Erkenntnis, dass ihr aktueller Job sie nicht ausreichend fordert. Eine aktuelle LinkedIn-Studie zeigt: 60 Prozent der Befragten empfinden ihre Tätigkeit als monoton oder wenig herausfordernd. Fast jede:r Dritte arbeitet nur das Nötigste und geht ohne große Motivation durch den Arbeitsalltag. Auf Dauer kann das zu einem Gefühl des Stillstands und zu einem gewissen „Dienst nach Vorschrift-Trott“ führen. Doch welche Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei, und wie kann sie durchbrochen werden?

Stillstand statt Aufbruch: Wirtschaftliche Unsicherheiten bremsen Suche nach neuem Job aus

Obwohl sich viele nach einer Veränderung sehnen, halten wirtschaftliche und politische Unsicherheiten viele davon ab, aktiv nach neuen Möglichkeiten zu suchen. So sind etwa ein Drittel der Firmen (31,3 Prozent) in Deutschland überzeugt, dass sich die Geschäftslage 2025 weiter verschlechtern wird. Laut der Studie hindert die aktuelle Lage auch die Hälfte der Arbeitnehmer:innen (58 Prozent) daran, sich nach einer neuen Stelle umzusehen. Besonders betroffen sind jüngere Generationen: Bei der Generation Z geben 57 Prozent an, aufgrund der aktuellen Umstände auf eine Jobsuche zu verzichten, bei der Generation Y sind es sogar 63 Prozent. Die Generation X bewegt sich mit 58 Prozent auf ähnlichem Niveau, während die Babyboomer sich weniger von der Gesamtlage beeindrucken lassen (46 Prozent).

Ein Drittel der Firmen (31,3 Prozent) sind überzeugt, dass sich die Geschäftslage 2025 weiter verschlechtern wird und damit auch die Suche nach einem guten Job.
Ein Drittel der Firmen (31,3 Prozent) sind überzeugt, dass sich die Geschäftslage 2025 weiter verschlechtern wird© ifo Institut

Diese Zurückhaltung wirkt sich auch auf die allgemeine Wechselbereitschaft aus. Während im Vorjahr noch 71 Prozent der Arbeitnehmer:innen einen Jobwechsel in Betracht zogen, sind es aktuell nur noch 53 Prozent. Die Hauptursache dafür ist die als zunehmend herausfordernd empfundene Arbeitsmarktlage: 45 Prozent der Befragten bewerten die Suche nach einem Job als schwieriger als im Vorjahr.

Warum verharren Arbeitnehmer:innen in einem unbefriedigenden Job?

Das Gefühl, in der eigenen beruflichen Entwicklung festzustecken, betrifft viele Arbeitnehmer:innen. Neben wirtschaftlichen Unsicherheiten gibt es weitere Gründe, warum Arbeitnehmer:innen trotz Unzufriedenheit in ihrer aktuellen Position bleiben. 23 Prozent fürchten um die Stabilität ihres Arbeitsplatzes und wollen das Risiko eines Wechsels nicht eingehen. 13 Prozent verzichten aufgrund der wirtschaftlichen Lage bewusst auf einen Neustart. Doch auch emotionale Bindungen spielen eine Rolle: Für 35 Prozent der Befragten sind es die Kolleg:innen, die sie von einem Jobwechsel abhalten. Interessanterweise sind ein hohes Gehalt und attraktive Benefits weniger ausschlaggebend – nur 25 Prozent gaben an, aus diesen Gründen in ihrer aktuellen Position zu bleiben.

Für diejenigen, die sich dennoch auf Jobsuche begeben, gestaltet sich der Prozess oft schwieriger als gedacht. 34 Prozent der Befragten berichten, dass sie mehr Bewerbungen schreiben müssen, jedoch weniger Rückmeldungen erhalten. Zudem fällt es vielen schwer, ihre eigenen Qualifikationen realistisch einzuschätzen – 35 Prozent haben Probleme, ihre Eignung für eine neue Position richtig zu bewerten. LinkedIn bietet dabei Unterstützung mit einer neuen Job-Match-Funktion. Diese soll Arbeitssuchenden helfen, ihre Stärken mit offenen Stellen abzugleichen und somit gezielter bei Bewerbungen vorzugehen.

Weiterbildung als Chance

Angesichts eines sich wandelnden Arbeitsmarktes wird auch die Erweiterung der eigenen Fähigkeiten immer wichtiger. 27 Prozent der Befragten sehen die Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten als entscheidend für beruflichen Erfolg an. Soft Skills wie Kommunikation, Teamfähigkeit und Anpassungsfähigkeit gewinnen ebenso an Bedeutung wie technologische Kenntnisse, insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz. Trotzdem fühlt sich fast die Hälfte der Arbeitnehmer:innen von ihren Arbeitgeber:innen in Sachen Weiterbildung gut unterstützt: 48 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen genügend für ihre berufliche Entwicklung tut. Dennoch sehen 24 Prozent in diesem Kontext noch Verbesserungsbedarf.

Bereits jetzt ist ersichtlich: KI wird in nahezu jedem Bereich an Relevanz gewinnen und in viele berufliche Aufgaben integriert werden. Die Bereitschaft zur Neuorientierung ist dabei grundsätzlich vorhanden: 50 Prozent der Befragten sind offen für eine Tätigkeit beziehungsweise einen neuen Job in einer neuen Branche oder einem neuen Bereich. 21 Prozent haben sich sogar vorgenommen, in diesem Jahr neue Fähigkeiten zu erlernen, um ihre Karriere voranzutreiben. Barbara Wittmann, Country Managerin bei LinkedIn DACH, sagt hierzu:

Die Bedeutung von Skills wird immer wichtiger. Neue Technologien und Aufgaben erhöhen das Arbeitstempo, während sich die benötigten Fähigkeiten der Arbeitnehmer:innen verändern. Berufliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen gewinnen an Bedeutung, insbesondere KI- und Soft-Skills wie Kommunikation, Teamfähigkeit und Anpassungsfähigkeit werden immer wichtiger, um trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten motiviert zu bleiben.

Wer sich weiterbildet und flexibel bleibt, kann trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten neue berufliche Wege beschreiten. Gerade jetzt lohnt es sich, den eigenen Karriereweg zu reflektieren und Strategien zu entwickeln, um langfristig motiviert und erfolgreich zu bleiben. Denn auch in schwierigen Zeiten gibt es immer Möglichkeiten zur Veränderung – man muss sie nur erkennen und ergreifen.


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