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Human Resources
Unzufriedenheit auf Höchststand: Ein Fünftel der Beschäftigten hat keine emotionale Bindung ans Unternehmen

Unzufriedenheit auf Höchststand: Ein Fünftel der Beschäftigten hat keine emotionale Bindung ans Unternehmen

Marié Detlefsen | 18.03.24

Die Bindung eigener Mitarbeiter:innen in deutschen Unternehmen nimmt kontinuierlich ab. Die wachsende Unzufriedenheit der Beschäftigten stellt eine ernsthafte Herausforderung für Unternehmen dar und hat eine hohe Wechselwilligkeit als Folge.

Die Bindung der Arbeitnehmer:innen an ihre Unternehmen in Deutschland befindet sich auf einem neuen Tiefstand. Dies geht aus dem Gallup Engagement Index 2023 hervor. Laut Index sind nur 14 Prozent emotional hoch an ihre Firma gebunden, so wenig wie seit 2012 nicht mehr. Die Bindung der Angestellten an ihre Unternehmen steht somit vor einer ernsthaften Herausforderung und das unterstreicht die Dringlichkeit, das Vertrauen und die Loyalität der Belegschaft zurückzugewinnen. Wie zufrieden – oder unzufrieden – sind eigentlich Mitarbeitende mit ihren Vorgesetzten? Und wie hoch ist dementsprechend auch die Wechselbereitschaft?

Mitarbeitende haben wenig Vertrauen in Vorgesetzte

Die Studie befragte im Dezember 2023 insgesamt 1.500 zufällig ausgewählte Arbeitnehmende in Deutschland, wobei sich herausstellte, dass fast ein Fünftel der Beschäftigten überhaupt keine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitsplatz verspürt. Dies markiert einen dramatischen Rückgang im Vergleich zu früheren Jahren und unterstreicht die zunehmende Unzufriedenheit und Frustration innerhalb der Belegschaft.

Eine mögliche Erklärung hierfür könnte in der Wahrnehmung der direkten Vorgesetzten durch die Mitarbeiter:innen sein. Denn nur noch 40 Prozent der Befragten geben an, uneingeschränktes Vertrauen in die finanzielle Zukunft ihrer Arbeitgeber:innen zu haben. Während der Coronapandemie sah diese Situation noch anders aus: Im Jahr 2020 lag der Wert bei 55 Prozent, was den bisher höchsten gemessenen Wert in der Studie darstellte. Seitdem ist ein stetiger Rückgang zu verzeichnen, auch hinsichtlich der Überzeugung, dass die eigene Geschäftsführung künftige Herausforderungen erfolgreich bewältigen kann. Eine positive Führungskultur und ein unterstützendes Arbeitsumfeld sind somit essentiell, um das Vertrauen und die Bindung der Angestellten zu stärken.

Angestellte haben immer weniger Vertrauen in die finanzielle Zukunft ihres Unternehmens.
Angestellte haben immer weniger Vertrauen in die finanzielle Zukunft ihres Unternehmens, © Gallup

Geringe Bindung führt zu mehr Fehltagen und höherer Wechselbereitschaft

Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Job oder den Vorgesetzten geht laut Studie mittlerweile so weit, dass mehr als 7,3 Millionen Beschäftigte innerlich schon gekündigt haben. Der dadurch entstehende Produktivitätsverlust führt laut Expert:innen zu wirtschaftlichen Folgen und potentiellen Schäden zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro. Geringe Mitarbeiter:innenbindung führt zudem zu vermehrten Fehlzeiten: Im Jahr 2023 waren Beschäftigte, die eine geringe emotionale Bindung zum Unternehmen verspürten, durchschnittlich neun Tage krank, während sehr „hoch gebundene“ Mitarbeitende nur knapp fünf Tage fehlten.

All dies resultiert in einer hohen Wechselwilligkeit der Arbeitnehmer:innen. Während von den stark gebundenen Beschäftigten in einem Jahr noch vier Fünftel bei ihrem derzeitigen Unternehmen arbeiten wollen, sind es bei denjenigen ohne Bindungsgefühle weniger als ein Drittel. Im Verlauf der Jahre hat insgesamt der Anteil der Beschäftigten, die fest entschlossen sind, auch in drei Jahren noch in ihrem Unternehmen zu bleiben, kontinuierlich abgenommen. Während dieser Wert im Jahr 2018 noch bei 65 Prozent lag, beträgt er nun lediglich 40 Prozent.

Nur 40 Prozent der Angestellten mit geringer Bindung wollen in drei Jahren noch im gleichen Unternehmen sein.
Nur 40 Prozent der Angestellten mit geringer Bindung wollen in drei Jahren noch im gleichen Unternehmen sein, © Gallup

Unternehmen können durch Bindung ihrer Mitarbeitenden dem Fachkräftemangel trotzen

Laut der Studie hat die Mehrheit der Befragten das Gefühl, dass ihre Führungskräfte nicht ihre Stärken wahrnehmen und wertschätzen. Dennoch zeigen sich die Folgen des Fachkräftemangels immer mehr und Unternehmen müssen Rücksicht auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Beschäftigten nehmen. Eine schlechte Führung kann zum Beispiel schnell zu unzufriedenen Angestellten und deren Wechselwilligkeit führen. Unternehmen müssen daher aktiv dagegen steuern, um das Vertrauen und die Loyalität ihrer Belegschaft zu stärken und langfristig erfolgreich zu sein. Studienleiter Marco Nink appelliert an eine gemeinschaftliche Beziehung zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen:

Auch wenn einige Unternehmen Stellen abbauen, ändert das grundsätzlich nichts daran, dass es schon jetzt zu wenig Arbeitskräfte gibt und sie durch den Eintritt der Babyboomer ins Rentenalter von Tag zu Tag weniger werden. Bei Unternehmen drückt die wirtschaftliche Entwicklung auf Geschäftsergebnisse und Stimmung. Über dem Kosten- und Krisenmanagement vergessen Führungskräfte oft das People Management. Dabei kann das eine nicht ohne das andere funktionieren.


Unternehmenswerte und interne Kommunikation als Treiber der Mitarbeiter:innenbindung

© Jason Goodman – Unsplash

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