Human Resources
Jobs, KI und Gehälter: Diese 5 Trends bestimmen den Arbeitsmarkt 2026

Jobs, KI und Gehälter: Diese 5 Trends bestimmen den Arbeitsmarkt 2026

Marié Detlefsen | 18.12.25

Nach Krisenjahren und Einstellungsstopps sortiert sich der Arbeitsmarkt neu, doch nicht alle profitieren gleichermaßen von der gefundenen Stabilität. Erfahre, welche großen Trends das Jahr geprägt haben und was sie für Jobs, Gehälter und Arbeitsbedingungen 2026 bedeuten.

Auf Jahre der Unsicherheit folgte eine vorsichtige Neusortierung des Arbeitsmarkts 2025 in Deutschland. Die große Einstellungswelle der Post-Coronazeit blieb aus, stattdessen prägten Zurückhaltung, strukturelle Verschiebungen und technologische Umbrüche das Geschehen. Eine aktuelle Analyse von Indeed zeigt, welche fünf Trends das vergangene Jahr besonders geprägt haben – und warum sie für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen auch 2026 entscheidend bleiben. Wir stellen euch die fünf Trends vor.

Kein Höhenflug, aber fester Boden unter den Füßen

Die vielleicht wichtigste Nachricht zuerst: Der Arbeitsmarkt hat sich 2025 stabilisiert. In der zweiten Jahreshälfte nahm die Zahl der Stellenausschreibungen wieder leicht zu. Insgesamt lag das Jobangebot 16 Prozent über dem Niveau von Februar 2020, also vor der Pandemie. Möglich machte das eine vorsichtige wirtschaftliche Erholung mit einem BIP-Wachstum von rund 0,9 Prozent.

Für 2026 heißt das: Es geht wieder vorwärts, wenn auch langsam. Unternehmen stellen ein, planen jedoch deutlich vorsichtiger als noch in den Boom-Jahren 2021 und 2022. Globale Krisen, strukturelle Probleme in der Industrie und geopolitische Unsicherheiten sorgen dafür, dass Neueinstellungen stärker geprüft und gezielter vorgenommen werden. Arbeitnehmer:innen profitieren damit von mehr Stabilität, aber nicht von flächendeckenden Chancen.

Zwei Welten, ein Arbeitsmarkt: Wo Jobs entstehen und wo nicht

Kaum ein Trend war 2025 so deutlich wie die zunehmende Spaltung des Arbeitsmarkts. Auf der einen Seite stehen Branchen, die von staatlichen Investitionen profitieren. Das Bauwesen legte bei den Stellenanzeigen um 5,7 Prozent zu – Rückenwind kam vor allem durch große Infrastrukturprojekte. Noch deutlicher fiel der Zuwachs in der Rüstungsindustrie aus. Dort lagen die Ausschreibungen 34 Prozent über dem Niveau vor dem Ukraine-Krieg.

Auf der anderen Seite stehen viele klassische Bürojobs. In der Software-Entwicklung ging das Stellenangebot um 18,8 Prozent zurück, im Kund:innenservice um 15,6 Prozent, in Verwaltungsberufen um 15,1 Prozent. Für 2026 deutet wenig darauf hin, dass sich dieses Bild schnell dreht. Wer in investitionsnahen oder systemrelevanten Bereichen arbeitet, hat klar bessere Karten als viele White-Collar-Arbeitnehmer:innen.


White-Collar-Jobs im Aufschwung

– doch Deutschland verliert den Anschluss

White-Collar-Jobs im Aufschwung – doch Deutschland verliert den Anschluss
© coworkingspace Replus – Pexels


KI verändert den Arbeitsmarkt

Künstliche Intelligenz war 2025 kein Job-Killer, sondern ein Sortierwerkzeug. In vielen Büroberufen nahm die Gesamtzahl der Stellen zwar ab, gleichzeitig stieg die Nachfrage nach KI-Know-how massiv. In einzelnen Bereichen sogar um bis zu 138,7 Prozent. Insgesamt wuchs der Anteil KI-bezogener Jobanzeigen von zwei auf 3,5 Prozent.

Was das für 2026 bedeutet? Unternehmen suchen weniger neue Köpfe, dafür gezielter die richtigen. Gefragt sind Arbeitnehmer:innen, die KI sinnvoll einsetzen, Prozesse optimieren und produktiver arbeiten können. Routineaufgaben verlieren an Bedeutung und Skills wie Lernbereitschaft und Weiterqualifizierung werden zum echten Karrierefaktor.

Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt nimmt ab

Die Zeiten, in denen Flexibilität gesetzt war, sind erst einmal vorbei. 2025 ging das Angebot an Remote-Arbeit weiter zurück. Nur noch 14,1 Prozent der Stellenanzeigen boten Home Office an. Generell fand sich die Chance auf flexible Arbeitszeiten nur noch in 19 Prozent der Ausschreibungen wieder.

Da neue Jobs 2026 vor allem in Bereichen entstehen, in denen Präsenz Pflicht ist, etwa in Bau, Pflege oder in der Verteidigung, dürfte sich daran wenig ändern. Für viele Arbeitnehmer:innen heißt das: Flexibilität gibt es weiterhin, aber sie muss häufiger verhandelt werden. Die stärkere Position liegt aktuell vorerst bei den Arbeitgeber:innen.

Arbeitsmarkt bietet langsam höhere Gehälter

Trotz verhaltener Wirtschaft legten die ausgeschriebenen Löhne 2025 um 3,3 Prozent zu. Unternehmen bleiben kostenbewusst, während Beschäftigte zumindest ihre Kaufkraft sichern können. Auch für 2026 wird mit ähnlichen, moderaten Zuwächsen gerechnet. Dennoch bleiben große Gehaltssprünge eher die Ausnahme.

Ein größeres Thema wird jedoch die Transparenz. Derzeit enthalten nur 12,7 Prozent der von Indeed untersuchten Stellenanzeigen in Deutschland konkrete Gehaltsangaben. Zum Vergleich: In Großbritannien sind es 55,3 Prozent, in Frankreich 43,2 Prozent. Mit der kommenden EU-Richtlinie steigt der Druck, in diesem Bereich nachzuziehen. Für Arbeitnehmer:innen könnte 2026 also mehr Klarheit bringen und das schon vor der ersten Bewerbung.

Unterm Strich war 2025 kein Jahr der großen Schlagzeilen auf dem Arbeitsmarkt, aber ein richtungsweisendes. Die Weichen für 2026 sind gestellt: weniger Boom, mehr Fokus, mehr Unterschiede zwischen Branchen. Wer sich anpasst, weiterlernt und die richtigen Trends im Blick behält, hat auch in einem gebremsten Markt gute Chancen.


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© Mikhail Nilov – Pexels

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