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Human Resources
Immer mehr Aufgaben, Bewerber:innenwünsche und Fachkräftemangel: HR-Abteilungen leiden unter Belastung

Immer mehr Aufgaben, Bewerber:innenwünsche und Fachkräftemangel: HR-Abteilungen leiden unter Belastung

Marié Detlefsen | 11.09.24

Der Fachkräftemangel setzt nicht nur den Unternehmen, sondern vor allem den HR-Verantwortlichen massiv zu – auch emotional. Steigende Anforderungen, administrative Hürden, immer mehr Aufgaben und der Druck, die richtigen Talente zu finden, machen den Arbeitsalltag für Recruiter immer herausfordernder. Erfahre, wie HR-Verantwortliche mit der steigenden Belastung umgehen.

Der Fachkräftemangel ist längst kein temporäres Phänomen mehr, sondern prägt den deutschen Arbeitsmarkt nachhaltig. Trotz einer Rezession und der damit verbundenen Abnahme der offenen Stellen, stehen Personalverantwortliche weiterhin vor enormen Herausforderungen. Unternehmen aller Branchen kämpfen zunehmend damit, offene Stellen zu besetzen, und der Druck auf HR-Verantwortliche wächst stetig. Laut dem aktuellen XING Arbeitsmarktreport 2024, der auf einer Befragung von 300 Recruitern durch das Marktforschungsinstitut Appinio basiert, hat sich die Lage trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten nicht entspannt – im Gegenteil. Wir zeigen dir, welche Auswirkungen der Fachkräftemangel derzeit auf den Markt hat und wie HR-Verantwortliche damit umgehen.

Druck durch Fachkräftemangel wird oft auf HR-Verantwortliche abgewälzt

Die Zahlen zeigen deutlich die Lage auf dem Markt: 84 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Als direkte Folge spüren 75 Prozent der Recruiter einen zunehmenden Druck in ihrem Arbeitsalltag. Besonders alarmierend ist, dass 63 Prozent der Befragten von einer hohen emotionalen Belastung und Stress durch den Fachkräftemangel berichten. Die gestiegenen Erwartungen seitens der Unternehmensführungen verstärken diese Belastung. Fast neun von zehn Personalverantwortlichen (86 Prozent) geben an, dass die Anforderungen an sie in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben.

Was in der Unternehmensführung oft als strategische Herausforderung gesehen wird, landet oft direkt auf den Schultern der Personalabteilungen. Thomas Kindler, Managing Director bei XING, betont, dass Unternehmen den entstehenden Druck durch den Fachkräftemangel spüren und meist nur an die HR-Verantwortlichen weitergeben. Diese haben jedoch nur begrenzte Mittel und Handlungsspielräume, um dem entgegenzuwirken. Ein Lösungsansatz sieht Kindler in einer engeren Zusammenarbeit zwischen Unternehmensführungen und HR-Abteilungen, um attraktivere Rahmenbedingungen für Bewerber:innen zu schaffen – Flexibilität bei der Arbeitszeit, faire Gehälter und eine gute Work-Life-Balance sind in diesem Kontext entscheidende Faktoren.

Fast 90 Prozent der HR-Verantwortlichen berichten von steigenden Anforderungen durch den Fachkräftemangel, Grafik
Fast 90 Prozent der HR-Verantwortlichen berichten von steigenden Anforderungen, © XING

Für HR-Verantwortliche häufen sich die Aufgabenfelder

Der Alltag von Recruitern ist somit stark von administrativen Aufgaben geprägt, die wertvolle Zeit beanspruchen. Fast die Hälfte ihrer Arbeitszeit (49 Prozent) wird für das Sichten von Bewerbungen und das Führen von Vorstellungsgesprächen aufgewendet. Doch ebenso zeitintensiv sind die Vor- und Nachbereitung dieser Prozesse. Aufgaben wie das Screening von Bewerbungen, die aktive Suche nach passenden Kandidat:innen und Onboarding-Prozesse nehmen etwa ein Drittel der gesamten Arbeitszeit in Anspruch.

Diese administrativen Tätigkeiten sind enorme Zeitfresser und lenken von den eigentlichen Kernaufgaben ab. Daher wünschen sich viele HR-Verantwortliche (42 Prozent), mehr Zeit für die Identifizierung geeigneter Talente und die Durchführung von Bewerbungsgesprächen zu haben. Künstliche Intelligenz könnte hier Abhilfe schaffen, indem automatisierte Prozesse effizientere Lösungen schaffen und so den administrativen Aufwand verringern.

Bewerber:innen sehen eigene Wertsteigerung durch Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel verändert nicht nur die Arbeitssituation von Recruitern, sondern auch die Erwartungen der Bewerber:innen an Unternehmen. Fast die Hälfte der befragten HR-Verantwortlichen (46 Prozent) berichtet von einer zunehmenden Unverbindlichkeit der Kandidat:innen: Phänomene wie Ghosting oder unerwartete Absagen nach Zusagen sind für viele keine Seltenheit mehr. Diese Entwicklungen erhöhen den Druck auf die Personalabteilungen zusätzlich; und das führt nicht selten dazu, dass auch HR Teams Bewerber:innen ghosten.

Zudem steigen die Anforderungen der Bewerber:innen an die Arbeitsbedingungen. Flexible Arbeitszeiten, Sabbaticals oder Workations werden immer häufiger gefordert. Laut der Studie legen viele junge Talente großen Wert auf einen schnellen Bewerbungsprozess: 41 Prozent empfinden fehlende Rückmeldungen und lange Wartezeiten als besonders störend. Personalabteilungen stehen somit unter dem Zwang, ihre Prozesse effizienter zu gestalten, um im Wettbewerb um die besten Talente mithalten zu können.


Fehlende Expertise und zu hohe Bewerber:innenansprüche:

Zwei Drittel deutscher Unternehmen kämpfen mit Fachkräftemangel

Fehlende Expertise und zu hohe Bewerber:innenansprüche: Zwei Drittel deutscher Unternehmen kämpfen mit Fachkräftemangel.
© Nastuh Abootalebi – Unsplash


Für HR-Abteilungen bleibt die Personalgewinnung der wichtigste Punkt auf der Agenda. Laut dem Report wollen 88 Prozent der befragten Recruiter verstärkt auf Active Sourcing setzen, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Dabei wird auch die Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen zunehmend als Mittel gegen den Fachkräftemangel gesehen. Remote Work, neue Arbeitszeitmodelle (47 Prozent) und Weiterbildungsmaßnahmen für das Recruiting Team (41 Prozent) werden als zentrale Ansätze genannt. Effizientere Recruiting-Prozesse stehen bei 37 Prozent der Befragten ebenfalls weit oben auf der Prioritätenliste. Thomas Kindler sagt zu dieser Entwicklung:

Die Transformation der Arbeitswelt braucht smartes Recruiting, eine neue Art der Jobsuche und flexible Arbeitsmodelle. Recruiting ist ein Erfolgsfaktor. Die Verantwortung dafür darf nicht nur auf den Schultern der Personalabteilung liegen, sondern muss in der Unternehmensführung strategisch verankert sein. 

Effiziente Recruiting-Prozesse, die Nutzung von Automatisierung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmensführung und Personalabteilungen sind entscheidende Faktoren, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Der Fachkräftemangel wird bleiben – doch der Umgang damit muss sich verändern. Das zeigt auch ein Blick auf einige Diskrepanzen im Erwartungsraum von Recruitern und Bewerber:innen, über den du in unserem dedizierten Artikel noch mehr lesen kannst.


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© Tima Miroshnichenko – Pexels

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