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Human Resources
Über die Hälfte aller Arbeitnehmer:innen erlebt Stress – Anzahl der Krankschreibungen hingegen gering

Über die Hälfte aller Arbeitnehmer:innen erlebt Stress – Anzahl der Krankschreibungen hingegen gering

Marié Detlefsen | 01.11.23

Heutzutage haben viele Arbeitnehmer:innen mit arbeitsbedingtem Stress zu kämpfen. Doch trotz der weitverbreiteten Belastung bleibt die Offenheit gegenüber Burnout und Stresskrankmeldungen gering, insbesondere in Deutschland.

Stress im Berufsleben ist heute allgegenwärtig und betrifft Menschen in unterschiedlichen Berufen und Altersgruppen. Die hektische Arbeitswelt, der Druck von Fristen und Verantwortlichkeiten sowie das ständige Gefühl erreichbar sein zu müssen, tragen dazu bei. Dieser Stress kann nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigen, sondern auch ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen haben. Dadurch befindet sich das derzeitige Stresslevel von Angestellten auf einem Rekordhoch (44 Prozent aller Beschäftigten fühlen sich gestresst). Immer mehr Arbeitnehmer:innen fühlen sich überarbeitet und haben weniger Freizeit, wodurch die Arbeitsmotivation sinkt.

Deshalb investiert Deutschland mittlerweile elf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) in krankheitsbedingte Abwesenheit und medizinische Versorgung, was insbesondere auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit berufsbedingtem Stress und Burnout hinweist. Im Rahmen dessen haben Expert:innen von Lebenslaufapp.ch eine Studie durchgeführt, um zu verstehen, wie Arbeitnehmer:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Stress und Burnout am Arbeitsplatz umgehen. Das Ergebnis: Über die Hälfte der befragten Arbeitnehmer:innen in allen drei Ländern hatten bereits arbeitsbedingten Stress, dennoch traut sich ein Drittel nicht, sich aus diesem Grund krankzumelden.

56 Prozent aller Beschäftigten hat mit Stress zu kämpfen

Die Studie befragte etwa 3.000 Arbeitnehmer:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, um herauszufinden, wie Beschäftigte in diesen Ländern mit dem Thema Krankheit im Unternehmen umgehen. Dabei ergab die Umfrage, dass 55 Prozent der männlichen Arbeitnehmer in Deutschland häufiger arbeitsbedingten Stress, wie eine hohe Arbeitslast oder Zeitdruck durch Fristen, erlebt haben als Frauen (53 Prozent). In der Schweiz wird dieser Stress noch häufiger empfunden, während österreichische Angestellte etwas weniger betroffen sind. Besonders auffällig ist, dass junge Arbeitnehmer:innen im Alter von 18 bis 24 Jahren am häufigsten über Stress am Arbeitsplatz berichteten (55 Prozent), im Vergleich zu ihren älteren Kolleg:innen ab 55 Jahren (47 Prozent).

So viele Beschäftigte haben bereits stress am Arbeitsplatz erlebt.
So viele Beschäftigte haben bereits stress am Arbeitsplatz erlebt, © Lebenslaufapp.ch

Über 60 Prozent erleben Burnout, trauen sich aber nicht sich krankschreiben zu lassen

Interessanterweise berichteten mehr Arbeitnehmer:innen über Burnout (62,4 Prozent) als über reinen Stress (53,9 Prozent). Die Schweiz verzeichnet die höchste Burnout-Rate, wo mehr als zwei Fünftel davon betroffen waren (43 Prozent), gefolgt von Österreich und Deutschland. Beschäftigte im Alter von 45 bis 50 Jahren sind am anfälligsten für Burnout (40 Prozent), während jüngere Arbeitnehmer:innen mit 33 Prozent etwas weniger davon betroffen sind.

Dennoch beklagen vor allem junge Talente zunehmend einen psychischen Druck am Arbeitsplatz. Laut dem Young Professional Attraction Index mussten 78 Prozent der jungen Angestellten bereits negative Erfahrungen mit Stress und hohem Druck während der Arbeit machen. Dies mündet wiederum in einer schlechten Work-Life-Balance


Studienergebnisse zeigen:

78 Prozent der Young Talents hatten bereits ein Burn-out-Erlebnis


Obwohl mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer:innen Stress und Burnout erlebt, hat nur jede:r Dritte aufgrund dieser Belastungen eine Krankmeldung beantragt. Dabei sind Arbeitnehmer:innen im Alter von 35 bis 54 Jahren am zurückhaltendsten in diesem Bereich. Hierbei gaben nämlich etwa 70 Prozent an, noch nie eine Krankmeldung wegen Burnout eingereicht zu haben. Überraschenderweise geht die jüngere Generation im Alter von 18 bis 24 Jahren im Vergleich zu ihren älteren Kolleg:innen offener mit ihren Krankheitsmotiven um: 31 Prozent nannten ihr Burnout als Hauptgrund für ihr Fehlen am Arbeitsplatz.

Obwohl 31 Prozent der Umfrageteilnehmer:innnen Krankheitszeiten in Anspruch nahmen, informierte lediglich jede:r neunte Befragte seine Vorgesetzten über das Vorliegen eines Burnouts (11,6 Prozent), während beinahe jede:r fünfte Teilnehmer:in einen alternativen Grund angab (19,4 Prozent). Deutschland weist mit 20 Prozent den höchsten Prozentsatz an Befragten auf, die eine andere Ursache für ihre Abwesenheit nannten. Besonders die jüngere Generation (im Alter von 18 bis 24 Jahren) war offenherziger hinsichtlich der Krankmeldung aufgrund von Burnout oder Stress (13 Prozent), im Vergleich zu 21 Prozent der Arbeitnehmer:innen im Alter von 25 bis 34 Jahren, die einen anderen Grund anführten.

Beschäftigte sprechen Stress oft nicht bei der Führungsebene an

Die Ergebnisse zeigen, dass viele Arbeitnehmer:innen sich nicht wohl dabei fühlen, sich wegen Stress oder Burnout bei ihren Arbeitgeber:innen krankzumelden. In Deutschland sind die Bedenken in dieser Hinsicht besonders hoch: Über ein Drittel (32 Prozent) würde sich überhaupt nicht trauen, aus diesen Gründen eine Krankmeldung zu beantragen und nur 16 Prozent würden sich dabei sehr wohlfühlen.

Bei einer genaueren Untersuchung der Frage, ob Manager in Bezug auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden ausreichend unterstützend wirken, gaben insgesamt knapp drei Prozent an, dass ihre Arbeitgeber:innen sie sehr unterstützen, während fast 50 Prozent der Meinung waren, dass sie nur „etwas unterstützend“ waren. Schweizer Arbeitnehmer:innen empfanden ihre Vorgesetzten als am wenigsten unterstützend (elf Prozent), im Vergleich zu denen in Deutschland und Österreich (neun Prozent).

32 Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen würden sich nicht trauen aufgrund von Burnout oder Stress eine Krankmeldung zu beantragen.
32 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland würden sich nicht trauen, aufgrund von Burnout eine Krankmeldung zu beantragen, © Lebenslaufapp.ch

Amanda Augustine, Karriereexpertin bei Lebenslaufapp.ch, betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Selbstbewusstsein, effizientem Zeitmanagement und offener Kommunikation, um Stress zu minimieren und eine gesunde Work-Life-Balance zu erreichen. Zusätzlich legt sie nahe, sich selbst realistische Ziele zu setzen und Unterstützung zu suchen, wenn nötig.

Außerdem sollten Sie Ihre Prioritäten regelmäßig anpassen, um eine Übereinstimmung mit persönlichen und beruflichen Werten sicherzustellen. Letztlich liegt der Schlüssel zur Vermeidung von Stress am Arbeitsplatz darin, eine widerstandsfähige Haltung zu fördern und ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Ihrem beruflichen und privaten Bereich zu schaffen.

Insgesamt zeigt die Studie, dass Stress und Burnout am Arbeitsplatz weiterhin ein bedeutendes Problem sind, das nicht nur die Arbeitnehmer:innen selbst betrifft, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Deutschland hat. Die Förderung der psychischen Gesundheit und die Schaffung eines offenen Arbeitsumfelds sind entscheidend, um diesen Herausforderungen effektiv zu begegnen. Du möchtest mehr dazu erfahren, wie du dich selbst oder deine Angestellten entlasten kannst? Dann schaue dir folgenden Artikel an:


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© Tim Gouw – Unsplash

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