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Human Resources
Gestresste Arbeitnehmer:innen profitieren oft nicht von Wellbeing

Gestresste Arbeitnehmer:innen profitieren oft nicht von Wellbeing

Hauke Eilers-Buchta | 07.10.22

Viele Arbeitnehmer:innen stehen unter großem Stress bei der Arbeit. Doch Programme von Arbeitgeber:innen für besseres Employee Wellbeing werden nur selten wahrgenommen. Wie können Unternehmen ihr Personal dann entlasten?

Eine aktuelle Studie von Alight und der Business Group of Health macht deutlich, wie gestresst Angestellte weltweit sind. Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) gaben dabei an, dass sie bei der Arbeit in hohem Maße gestresst seien. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Neben der Pandemie gibt es dafür auch wirtschaftliche Sorgen oder Angst vor sozialer Unruhe. Zudem gab mehr als ein Drittel der befragten Arbeitnehmer:innen (34 Prozent) an, dass sie unter Symptomen von Burnout leiden würden. Dabei erklärten allerdings viele Arbeitnehmer:innen auch, dass sich ihr:e Arbeitgeber:in nicht um ihr Wohlbefinden kümmern würde – lediglich ein Drittel der Arbeitnehmer:innen gaben an, dass die Arbeitgeber:innen entsprechende Maßnahmen des Employee Wellbeings ergreifen würden.

In den USA und Großbritannien wussten zudem nur 15 Prozent der Befragten von Programmen zur Stressbewältigung seitens der Arbeitgeber:innen. Zur Verbesserung der eigenen psychischen Gesundheit wünschte sich dabei fast ein Drittel (32 Prozent), dass ihr:e Arbeitgeber:innen mehr Ressourcen in dieser Hinsicht bereitstellen würden.

Stress bei Arbeitnehmer:innen: Wie sieht es in Deutschland aus?

Die Studie nahm auch deutsche Arbeitnehmer:innen unter die Lupe. Dabei kam zu Tage, dass die mentale Gesundheit vieler Arbeitnehmer:innen schlechter ist als erwartet. Ganze 80 Prozent der Beschäftigten beklagten ein sehr hohes Maß an Stress und nur 41 Prozent der Befragten gab an, dass ihre mentale Gesundheit gut sei. Allerdings: Leiden weltweit 34 Prozent der befragten Arbeitnehmenden unter Burnout, sind es in Deutschland zehn Prozent weniger – 24 Prozent.

In den USA allerdings schätzen die Arbeitnehmer:innen ihr allgemeines Wohlbefinden besser ein, als es in Europa der Fall ist. Gleich 53 Prozent der US-Amerikaner:innen schätzten dieses als hoch ein, in Deutschland sind es lediglich 44 Prozent. In Großbritannien liegt der Wert bei 40 Prozent, in Frankreich bei nur noch 35 Prozent.

Deutsche Arbeitnehmer:innen kennen Anti-Stress-Programme

Einen Vorteil haben deutsche Arbeitnehmer:innen allerdings. Während die Angestellten in den USA oftmals nichts von Stress-Reduktionsprogrammen ihrer Arbeitgeber:innen wüssten, ist dies hierzulande anders. 78 Prozent der Befragten gaben an, dass sie entsprechende Benefits-Programme der Arbeitgebenden kennen würden. Viele Arbeitnehmer:innen finden derartige Angebote jedoch nur wenig attraktiv. Lediglich 34 Prozent würden der Studie zufolge solche Angebote als attraktiv ansehen – und gleich 29 Prozent der Arbeitnehmer:innen aus Deutschland gaben an, dass sie für die Teilnahme an solchen Angeboten ihrer Arbeitgeber:innen schlichtweg keine Zeit hätten.

Kurzum: Das Angebot für einen mentalen Ausgleich ist bekannt, aber entweder nicht ansprechend genug oder es mangelt schlicht an der Zeit für die Teilnahme.

Weiterhin gaben 19 Prozent der befragten Arbeitnehmer:innen in Deutschland an, dass ihr:e Arbeitgeber:in das Arbeitsumfeld verändert hätte, um die mentale sowie emotionale Gesundheit der Angestellten zu fördern und zu verbessern. Und von den Mitarbeiter:innen, die bei der Arbeit unter Stress leiden, wird dieser Umstand bei 42 Prozent der Befragten durch mangelnde Motivation deutlich. Auch eine mangelnde Arbeitmoral wurde genannt. Ganze 58 Prozent der Betroffenen leiden zudem unter Schlafproblemen und 23 Prozent sind krank geworden oder zogen sich körperliche Verletzungen zu. Hierdurch wird schnell deutlich, dass es auch an den Arbeitgeber:innen liegt, zu handeln und ihren Mitarbeiter:innen Unterstützung an die Hand zu geben.

Physische Gesundheit muss verstärkt gefördert werden

Deutsche Arbeitnehmer:innen achten zu einem Großteil auf ihre Fitness. Gleich 76 Prozent der Befragten gaben an, dass die eigene Fitness einen hohen Stellenwert habe und gleich 83 Prozent machten deutlich, dass sie auf gesunde Ernährung achten würden. Demgegenüber stehen allerdings oftmals die Unternehmen. So gaben nur 26 Prozent der Arbeitnehmer:innen an, dass sie seitens ihrer Arbeitgeber:innen im Bereich der persönlichen Gesundheit Unterstützung erfahren würden. Denkbar wäre in diesem Kontext als Lösungsansatz zum Beispiel, dass Arbeitgeber:innen in den Betriebskantinen gesunde Mahlzeiten anbieten und ihre Mitarbeiter:innen ausreichend informieren würden. Auch die Bereitstellung von zusätzlichen Ressourcen für eine bessere Gesundheit wäre für viele Arbeitnehmer:innen wünschenswert.

Weiterhin wünschen sich deutsche Arbeitnehmer:innen eine höhere Ausgewogenheit im Leben sowie weitere Möglichkeiten zum Stressabbau. Dieser Wunsch geht mit mehr Freizeit einher. Ganze 86 Prozent der Befragten gaben an, sie wünschen sich mehr Zeit für Hobbys und eigene Interessen. Seitens der Arbeitgeber:innen könnte dies durch flexiblere Arbeitszeiten oder auch durch Ruheräume innerhalb der Unternehmen umgesetzt werden. So würde die Work-Life-Balance Stück für Stück verbessert.

Mehr Zusammenarbeit und vermehrte Sparmöglichkeiten werden gefordert

Mehr als drei Viertel der befragten Arbeitnehmer:innen in Deutschland (77 Prozent) gab an, dass der Aufbau von Beziehungen im Job eine große Bedeutung habe. Auch die Pflege solcher Kontakte ist vielen Arbeitnehmenden wichtig. Das soziale Wohlbefinden wird allerdings getrübt, da sich lediglich 38 Prozent der Befragten mit ihren Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen verbunden fühlen. Für 68 Prozent der Angestellten ist es zudem wichtig, dass der:die Arbeitgeber:in sich aktiv dafür einsetzt, dass die Zusammenarbeit harmoniert und das Teamwork optimiert wird.

Noch ein wichtiger Aspekt: Ganze 34 Prozent der Studienteilnehmer:innen aus Deutschland gaben an, dass sie für die Zeit nach dem Arbeitsalter nicht genügend sparen könnten. Vor allem liegt dies an einem zu niedrigen Gehalt, welches lediglich die kurzfristigen Ausgaben decken würde. Für die eigene Altersvorsorge tun somit aktiv nur etwa 54 Prozent der Befragten aus Deutschland etwas. In Großbritannien und Frankreich liegt dieser Wert deutlich höher.

Zwei Drittel der Arbeitnehmer:innen aus Deutschland haben der Studie zufolge das Gefühl, sie hätten keine Kontrolle über ihre finanzielle Absicherung. Das Einhalten von Budgets, das Sparen auf kurzfristige und langfristige Ziele sollte auch durch die Arbeitgeber:innen unterstützt werden, um Personal halten zu können.

Kommentare aus der Community

Karl am 11.10.2022 um 15:03 Uhr

… vielleicht entsteht dieser Stress ja überhaupt nur deswegen, weil Menschen versuchen ihr Leben nach Life und Work zu trennen?

Was aber, wenn beides zusammengehört? Also wenn Beschäftigung ein ganz natürlicher Bestandteil von Leben ist?!?

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