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Vom Rathaus ins Jobportal: Cappeln sucht Bürgermeister:in per Stellenanzeige

Vom Rathaus ins Jobportal: Cappeln sucht Bürgermeister:in per Stellenanzeige

Marié Detlefsen | 29.09.25

In Cappeln wird die Bürgermeister:in nicht mehr nur über Parteistrukturen gesucht, sondern per Online-Jobanzeige. Der ungewöhnliche Schritt zeigt: Der Fachkräftemangel ist längst auch in der Politik angekommen.

Weite Felder, rote Klinkerhäuser und ein idyllisches Dorfleben im Herzen des Münsterlandes – das ist die Gemeinde Cappeln. Doch obwohl Cappeln mit einer jungen, lebendigen Gemeinde, einem starken Vereinsleben sowie guter Infrastruktur und verkehrsgünstiger Lage (A1, A29, E233) einiges zu bieten hat, fehlt etwas ganz Entscheidendes: ein:e Bürgermeister:in. Die Suche nach einer neuen politischen Kraft erfolgt dabei eher ungewöhnlich, nämlich über eine Jobanzeige auf der Plattform Indeed.

Fachkräftemangel: Wenn Bürgermeister:in zur Stellenausschreibung wird

Dass die CDU Cappeln gemeinsam mit der UWG Cappeln e.V. den Weg in die digitale Jobwelt geht, hat vor allem einen Grund: Es fehlt an Bewerber:innen. Wo früher kommunalpolitische Ämter durch Netzwerke, Parteiarbeit oder die Nähe zu politischen Strukturen besetzt wurden, greifen Gemeinden inzwischen auf klassische Rekrutierungsinstrumente zurück. So konkurriert auch Politik im Kleinformat mit der heutigen freien Wirtschaft und das spiegelt die Dimension des Fachkräftemangels wider.

Die ausgeschriebene Stelle bietet durchaus attraktive Rahmenbedingungen: ein Jahresgehalt zwischen 90.000 und 95.000 Euro, dazu Firmenwagen, Handy und kostenloser Parkplatz. Die Aufgaben lesen sich wie das Profil einer Führungskraft im mittleren Management: Repräsentation, Digitalisierung, Haushaltsführung, Bürger:innenkommunikation.

Für die ausgeschriebene Stelle gibt es mindestens 7.500 Euro Monatsgehalt plus Dienstwagen, © Indeed
Für die ausgeschriebene Stelle gibt es mindestens 7.500 Euro Monatsgehalt plus Dienstwagen, © Indeed

Interessant dabei: Fachkenntnisse im Kommunalrecht oder in der Finanzverwaltung sind nur von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig. Cappeln öffnet sich damit explizit für Quereinsteiger:innen – Hauptsache, Führungsstärke, Empathie und kommunikative Kompetenz sind vorhanden.

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Gründe für den Fachkräftemangel in der Politik

Was auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt, verweist auf ein tieferliegendes Problem: Die Politik ist für viele Berufstätige schlicht kein attraktives Karrierefeld mehr. Die Gründe sind vielfältig:

  • Hohe Arbeitsbelastung: Bürgermeister:innen sind rund um die Uhr präsent – von Bürger:innensprechstunden über Krisenmanagement bis hin zu Vereinsjubiläen.
  • Geringe politische Planungssicherheit: Amtszeiten sind begrenzt, Wiederwahlen unsicher.
  • Öffentliche Kritik: Wer im Rampenlicht der Lokalpolitik steht, muss nicht nur Entscheidungen treffen, sondern diese auch permanent verteidigen.
  • Konkurrenz durch Wirtschaft: Führungskräfte können in Unternehmen häufig mehr verdienen – bei gleichzeitig klareren Strukturen und weniger öffentlicher Angriffsfläche.

Während also Pflege- und Handwerksbetriebe über fehlenden Nachwuchs klagen, suchen inzwischen auch Gemeinden und Parteien händeringend nach Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Cappeln ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Trends, denn immer mehr Kommunen haben Schwierigkeiten, qualifizierte Bewerber:innen für Spitzenpositionen zu gewinnen.

Ein Bürgermeister:in-Projekt mit Zukunft?

Ob Indeed die richtige Plattform ist, um das politische Spitzenpersonal von morgen zu rekrutieren, bleibt abzuwarten. Fest steht: Die CDU Cappeln und die UWG Cappeln e.V. zeigen mit diesem Schritt, wie weitreichend die Folgen des Fachkräftemangels mittlerweile sind. Was vor Jahren noch undenkbar schien, ist heute Realität – die Bürgermeister:in-Suche läuft wie jede andere Jobanzeige.

Vielleicht wird Cappeln damit zum Beispiel für viele andere Kommunen in Deutschland, die in den kommenden Jahren vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Denn wenn schon ein Bürgermeister:innen-Amt in einer lebendigen Gemeinde mit starker Infrastruktur online ausgeschrieben werden muss, dann zeigt sich: Der Fachkräftemangel ist längst mehr als ein Problem der Wirtschaft – er ist ein gesamtgesellschaftliches.


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© Karolina Kaboompics – Pexels

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