Digitalisierung
Microsoft Teams: Neue Funktion soll prüfen, wer wirklich im Büro ist

Microsoft Teams: Neue Funktion soll prüfen, wer wirklich im Büro ist

Marié Detlefsen | 29.10.25

Microsoft Teams will ab Dezember 2025 die Büroanwesenheit automatisch erfassen, über die Verbindung mit dem Unternehmens-WLAN. Datenschützer:innen und Arbeitnehmer:innen sehen das geplante Update jedoch kritisch.

Ab Dezember 2025 könnte die Arbeit im Home Office eine neue Dimension der Kontrolle erfahren. Microsoft Teams bereitet nämlich ein Update vor, das den tatsächlichen Aufenthaltsort von Mitarbeiter:innen im Büro automatisch erkennen soll. Anstelle der bisherigen manuellen Angabe des Arbeitsorts soll die Software künftig prüfen, ob Nutzer:innen mit dem Unternehmens-WLAN verbunden sind, und daraufhin automatisch den Standort im System hinterlegen.

Bisher diente die Möglichkeit, den Arbeitsort selbst einzutragen, vor allem der Orientierung innerhalb großer Bürokomplexe oder auf weitläufigen Firmengeländen. Mit der neuen Funktion wird dieser Schritt automatisiert: Durch den Abgleich von Netzwerkdetails wie IP- oder MAC-Adressen erkennt Teams, ob die betreffende Person physisch vor Ort ist. Laut Microsofts Roadmap soll das Feature sowohl für Windows- als auch für macOS-Anwender:innen verfügbar sein. Aber ist das rechtlich überhaupt erlaubt?

Unternehmen können selbst entscheiden, ob sie die Microsoft-Funktion nutzen wollen

Für Führungskräfte eröffnet die neue Funktion die Chance, jederzeit zu überblicken, wer sich gerade im Büro aufhält. Für viele Arbeitnehmer:innen im Home Office könnte dies allerdings als spürbare Einschränkung empfunden werden. Technikportale wie Tom’s Guide weisen darauf hin, dass Teams durch die Automatisierung leicht als Überwachungsinstrument wirken könnte, insbesondere für alle, die das Home Office als produktive Rückzugsmöglichkeit schätzen.

Dennoch betont Microsoft, dass die Funktion standardmäßig nicht aktiviert sein wird. Die Entscheidung liegt bei den IT-Abteilungen der Unternehmen, und eine Zustimmung der Nutzer:innen ist zwingend erforderlich. Details zur konkreten technischen Umsetzung hält der Konzern bislang zurück. Frühere Versuche von Unternehmen, durch das Umbenennen privater WLAN-Netze die Anwesenheit zu verschleiern, könnten künftig durch fortschrittlichere Prüfmechanismen wirkungslos bleiben.


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Ist das Microsoft Teams Update rechtlich möglich?

Die automatische Standorterfassung wirft allerdings Fragen zum Schutz personenbezogener Daten auf. Zwar beschreibt Microsoft die Funktion als neutral und darauf ausgerichtet, die Zusammenarbeit zu verbessern, doch die Vorstellung ständiger Überwachung sorgt für Diskussionen. Entscheidend ist, dass die Erhebung nur innerhalb des Firmennetzwerks erfolgt und keine dauerhafte Geolokalisierung außerhalb der Arbeitsumgebung vorgesehen ist.

Rechtlich gesehen könnte die Neuerung mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbar sein – vorausgesetzt, Unternehmen beachten bestimmte Vorgaben: Mitarbeiter:innen müssen freiwillig und informiert zustimmen und der Einsatz darf primär der Optimierung der Zusammenarbeit dienen, nicht der Kontrolle. In Deutschland muss darüber hinaus eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen werden, um Missbrauch zu verhindern. Ohne klare Regeln und die Freiwilligkeit der Betroffenen würde eine dauerhafte Standortkontrolle gegen europäisches und deutsches Datenschutz- und Arbeitsrecht verstoßen. Arbeitsrechtsexpert:innen wie Niko Härting, von der gleichnamigen Berliner Kanzlei, warnen:

Da geht es um das Persönlichkeitsrecht am Arbeitsplatz. Ein kontinuierliches Tracken dürfte rechtswidrig sein, solange es kein gewichtiges Interesse des Arbeitgebers gebe, um so einen tiefen Grundrechtseingriff zu rechtfertigen. Das könnte etwa in der Logistikbranche der Fall sein. Ist ein Betriebsrat vorhanden, müsste dieser zustimmen.

Datenschutzrechtlich problematisch könnte die Einwilligung sein, wenn Mitarbeiter:innen sie unter Druck oder aus Angst um ihre Stelle abgeben. Microsoft Teams bewegt sich damit auf einem schmalen Grat zwischen Effizienzsteigerung und Überwachung. Während Führungskräfte von besserer Übersicht profitieren könnten, besteht für Arbeitnehmer:innen die Gefahr, dass Vertrauen in hybride Arbeitsmodelle erschüttert wird. Wie genau Unternehmen das Feature einsetzen, welche Kontrollmechanismen implementiert werden und wie transparent die Kommunikation dazu erfolgt, wird entscheidend dafür sein, ob die Funktion als sinnvolle Ergänzung oder als kritisches Überwachungsinstrument wahrgenommen wird.


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