Human Resources
Aktivität ist nicht Produktivität – jede:r vierte Angestellte nimmt Fauxductivity wahr

Aktivität ist nicht Produktivität – jede:r vierte Angestellte nimmt Fauxductivity wahr

Marié Detlefsen | 12.08.25

Im Büro wirkt alles geschäftig – doch oft trügt der Schein. Eine neue Umfrage zeigt, wie weit verbreitet das Phänomen der Fauxductivity ist und warum es Unternehmen teuer zu stehen kommen kann.

E-Mails, Meetings, Projektpläne, pingende Chatnachrichten. Viele Büromitarbeiter:innen erscheinen im Alltag wie rund um die Uhr im Einsatz – pausenlos aktiv, stets erreichbar, scheinbar voll im Arbeitsmodus. Doch ein genauerer Blick zeigt: Nicht alles, was geschäftig aussieht, ist auch produktiv. Etwa jede:r vierte Angestellte erlebt Kolleg:innen, die permanent beschäftigt wirken, aber wenig leisten. Das Schlagwort hierfür lautet: Fauxductivity.

Der Begriff – zusammengesetzt aus dem französischem „faux“ (falsch) und dem englischen Wort „productivity“ (Produktivität) – beschreibt das Phänomen einer zur Schau gestellten Auslastung, die jedoch wenig bis keinen echten Mehrwert erzeugt. Und das ist alles andere als ein Randphänomen, wie eine aktuelle, repräsentative Befragung der Jobplattform Monster in Kooperation mit YouGov offenbart. Wir zeigen dir, wie viele Mitarbeiter:innen nur so tun, als ob.

Fauxductivity: Wenn Arbeit nur so aussieht wie Arbeit

Ob stundenlanges E-Mail-Sortieren, das akribische Feilen an Präsentationen, deren Inhalte kaum Beachtung finden, oder der Besuch zahlreicher Meetings ohne konkrete Ergebnisse – viele Tätigkeiten im Büroalltag vermitteln einen Eindruck von Produktivität, tragen aber kaum zu tatsächlichem Fortschritt bei. Sie dienen oft mehr der Selbstvergewisserung oder dem äußeren Eindruck als der eigentlichen Zielerreichung. Die Folge: volles Tagespensum, aber mageres Resultat.

Die Studie befragte insgesamt 1.113 Personen in Deutschland, von denen ein Viertel angaben, regelmäßig Kolleg:innen zu erleben, die scheinbar stark ausgelastet sind – jedoch wenig Substanzielles leisten. Drei Prozent erleben diese Form der Scheinproduktivität, sogar bei einem Großteil ihrer Kolleg:innen. Auf der anderen Seite stehen immerhin 19 Prozent, die ihr Umfeld als durchgehend ziel- und ergebnisorientiert beschreiben. Für weitere 48 Prozent trifft dies zumindest überwiegend zu. Dennoch bleibt ein erheblicher Teil zurück, in dem Beschäftigung wichtiger zu sein scheint als tatsächlicher Output.


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© Airfocus – Unsplash


Je größer das Unternehmen, desto häufiger Fauxductivity

In Bezug auf Geschlecht oder Alter zeigen sich allerdings kaum Unterschiede in der Wahrnehmung von Fauxductivity. Männer wie Frauen beobachten zu jeweils 28 Prozent, dass Kolleg:innen Geschäftigkeit vortäuschen. Auch zwischen den Altersgruppen ist das Bild weitgehend homogen: Rund 29 Prozent der 18- bis 54-Jährigen empfinden einen relevanten Anteil ihrer Kolleg:innen als scheinbar produktiv. Erst bei den über 55-Jährigen sinkt dieser Wert leicht auf 23 Prozent.

Rund 29 Prozent der 18- bis 54-Jährigen nehmen Fauxductivity in ihrem Unternehmen wahr (die Grafik wurde anhand der Daten von Monster mithilfe von ChatGPT erstellt)
Rund 29 Prozent der 18- bis 54-Jährigen nehmen Fauxductivity in ihrem Unternehmen wahr (die Grafik wurde anhand der Daten von Monster mithilfe von ChatGPT erstellt)

Interessanterweise variiert die Wahrnehmung von Fauxductivity je nach Unternehmensgröße. Während in kleinen Betrieben (bis 49 Mitarbeitende) etwa ein Viertel der Befragten entsprechende Beobachtungen macht, steigt dieser Anteil in großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden auf ganze 30 Prozent. In mittelgroßen Firmen liegt der Wert bei 24 Prozent.

Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass es Angestellten in größeren Organisationen leichter fällt, sich hinter strukturellen Komplexitäten, Hierarchien oder ineffizienten Prozessen zu verstecken. Wer hier sichtbar sein will, setzt mitunter auf Quantität statt Qualität – Hauptsache beschäftigt. Weitere mögliche Erklärungen für Fauxductivity könnten unter anderem Leistungsdruck, ständige digitale Dauerverfügbarkeit oder unklare Zielvorgaben sein.

Mit Klarheit und Vertrauen gegen Fauxductivity

Doch wie können Unternehmen dagegen vorgehen? Die Lösung liegt nicht in mehr Kontrolle, sondern in besserem Fokus. Wenn Teams wissen, wofür ihre Arbeit steht, welche Ergebnisse zählen und was weggelassen werden kann, entstehen Räume für echte Produktivität. Dazu gehört auch der Mut, „Busywork“ zu identifizieren und loszulassen – und gleichzeitig eine Unternehmenskultur zu fördern, in der nicht Präsenz, sondern Wirkung zählt. Steffen Günder, Vice President Sales Europe bei Monster, rät:

Fauxductivity ist ein sehr weitverbreitetes Phänomen im Büro. Für Führungskräfte sollte das Phänomen daher ein klares Warnsignal sein: Wer Beschäftigung mit Leistung verwechselt, verliert aus dem Blick, was Teams wirklich voranbringt. Zielklarheit, Ergebnisorientierung und eine Kultur des Outputs sind zentrale Hebel, um gegenzusteuern.


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Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. Juli 2025.

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