Human Resources
Equal Pay Day 2025: Warum Frauen noch immer für gleiche Arbeit weniger verdienen

Equal Pay Day 2025: Warum Frauen noch immer für gleiche Arbeit weniger verdienen

Marié Detlefsen | 07.03.25

Trotz Fortschritten bleibt der Gender Pay Gap in Deutschland eine der größten Lohnungleichheiten in der EU. Der Equal Pay Day 2025 macht erneut darauf aufmerksam, dass Frauen weiterhin für gleiche Arbeit weniger verdienen – und warum mehr Entgelttransparenz dringend nötig ist.

Am 7. März 2025 ist Equal Pay Day – ein symbolisches Datum, das auf die anhaltende Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht. Dieser Tag markiert jenen Zeitpunkt, bis zu dem Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen rechnerisch „umsonst“ gearbeitet haben, da sie durchschnittlich weniger verdienen. Die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen einen positiven Trend: Der Gender Pay Gap ist 2024 gesunken – von 18 Prozent im Vorjahr auf nun 16 Prozent. Dennoch bleibt die Lohnlücke signifikant.

Warum der Equal Pay Day wichtig ist

Der Equal Pay Day ist nicht nur eine Erinnerung an die bestehende Lohnungleichheit, sondern auch eine Mahnung, aktiv gegen Entgeltdiskriminierung vorzugehen. Die Kampagne des Business and Professional Women (BPW) Germany steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Weil es sich lohnt – Entgelttransparenz jetzt!“. Ziel ist es, Bewusstsein für die Bedeutung von Entgelttransparenz zu schaffen, denn mangelnde Offenheit bei Gehaltsstrukturen zählt zu den Hauptgründen für die Lohnlücke.

Ein entscheidender Schritt zur Schaffung fairer Gehaltsstrukturen ist die Umsetzung der europäischen Entgelttransparenzrichtlinie in deutsches Recht bis 2026. Unternehmen werden künftig verpflichtet, nachvollziehbar offenzulegen, nach welchen Kriterien sie Gehaltshöhen festlegen. Dies könnte ein wichtiger Hebel sein, um die Lohnungleichheit weiter zu verringern.

Gender Pay Gap erstmalig auf 16 Prozent gesunken

Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeichnen ein gemischtes Bild: Der Gender Pay Gap – der Unterschied in den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern – sank 2024 auf 16 Prozent. Dies ist vor allem auf gestiegene Bruttomonatsverdienste von Frauen zurückzuführen, die im vergangenen Jahr um acht Prozent anstiegen, während die Verdienste der Männer um fünf Prozent wuchsen.

Doch die ungleiche Verteilung von Arbeitszeiten trägt weiterhin erheblich zur Gesamtverdienstungleichheit bei. Diese wird als Gender Hours Gap bezeichnet. Während männliche Erwerbstätige im Jahr 2024 durchschnittlich 149 Stunden im Monat arbeiteten, waren es bei Frauen lediglich 122 Stunden. Die Teilzeitquote ist bei Frauen nach wie vor deutlich höher, was die Einkommensunterschiede zusätzlich verstärkt.

Die Entwicklung des Gender Pay Gaps im Zeitverlauf.
Die Entwicklung des Gender Pay Gaps im Zeitverlauf (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Statistisches Bundesamt

Auch die Erwerbsbeteiligung zeigt deutliche Differenzen: 73,6 Prozent der Frauen waren 2023 berufstätig, verglichen mit 80,8 Prozent der Männer. Dies bedeutet, dass der Gender Employment Gap weiterhin bei neun Prozent liegt. Zusammengenommen ergeben diese Faktoren den sogenannten Gender Gap Arbeitsmarkt, der neben den Löhnen auch die Arbeitszeiten und Erwerbsquoten einbezieht. 2024 lag dieser Wert bei 37 Prozent und ist damit um zwei Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr.

Übersicht des Gender Pay Gaps der vergangenen zehn Jahre

Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt, dass sich die Verdienst- und Beschäftigungssituation von Frauen allmählich verbessert. Der Gender Pay Gap sank seit 2014 von 22 Prozent auf 16 Prozent, während sich auch der Gender Hours Gap – also die Differenz in der Arbeitszeit – von 21 auf 18 Prozent verringerte. Dennoch bleibt die Diskrepanz bestehen, insbesondere weil die Arbeitszeiten der Frauen in den letzten zehn Jahren nahezu unverändert blieben, während die der Männer leicht sanken.

Übersicht über die verschiedenen Gender Pay Gap-Bestandteile der vergangenen Jahre und ihre Entwicklung (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht)
Übersicht über die verschiedenen Gender Pay Gap-Bestandteile der vergangenen Jahre und ihre Entwicklung (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Statistisches Bundesamt

Gleichzeitig stieg die Erwerbsbeteiligung der Frauen von 69,3 Prozent im Jahr 2014 auf 73,6 Prozent im Jahr 2023. Zwar wuchs auch die Erwerbsquote der Männer, jedoch langsamer, sodass sich der Gender Employment Gap von elf Prozent auf neun Prozent reduzierte.

Deutschland liegt im Ländervergleich hinten

Ein Blick auf die europäische Ebene zeigt, dass Deutschland mit einem Gender Pay Gap von 18 Prozent im Jahr 2023 zu den EU-Staaten mit den größten geschlechtsspezifischen Verdienstunterschieden gehörte. Nur Lettland wies mit 19 Prozent eine noch größere Differenz auf. Neben Deutschland lagen auch Österreich, Tschechien und Ungarn mit jeweils rund 18 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Besonders niedrige Verdienstunterschiede gab es hingegen in Belgien mit ein Prozent, Italien mit zwei Prozent und Rumänien mit vier Prozent. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildet Luxemburg, wo Frauen im Jahr 2022 durchschnittlich sogar ein Prozent mehr als Männer verdienten.

Der Gender Pay im Ländervergleich(mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht).
Der Gender Pay im Ländervergleich (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), © Statistisches Bundesamt

Während der Gender Pay Gap in Deutschland in den vergangenen Jahren sank, ist die Entwicklung im EU-Durchschnitt noch deutlicher: Zwischen 2015 und 2023 reduzierte sich der durchschnittliche Gender Pay Gap in der EU von 16 Prozent auf zwölf Prozent. Dies zeigt, dass sich in vielen Mitgliedsstaaten die Lohnlücke schneller verringert als in Deutschland. Ein entscheidender Unterschied besteht darin, dass Länder mit geringeren Lohnunterschieden oft stärkere gesetzliche Maßnahmen zur Entgelttransparenz und Vereinbarkeit von Beruf und Familie implementiert haben. Dies unterstreicht die Bedeutung gesetzlicher Regelungen und politischer Maßnahmen für die Gleichstellung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt.

Transparenz als Schlüssel zur Schließung des Gender Pay Gaps

Die neuesten Zahlen zeigen eine positive Entwicklung – aber auch, dass es noch ein weiter Weg bis zur Lohngleichheit ist. Die Kluft zwischen den Geschlechtern schließt sich zwar langsam, doch strukturelle Probleme wie ungleiche Arbeitszeiten und Erwerbsbeteiligung dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Auch Bundesministerin Lisa Paus freut sich über die aktuellen Entwicklungen, mahnt aber, dass eine Entgeltgleichheit noch nicht erreicht ist:

Die anstehende Umsetzung der Entgelttransparenzrichtlinie bietet eine Chance, systematische Lohnunterschiede aufzudecken und langfristig zu beseitigen. Bis zur vollständigen Lohngerechtigkeit bleibt der Equal Pay Day ein notwendiges Signal, um auf die anhaltende Ungleichheit aufmerksam zu machen und Veränderungen einzufordern. Arbeitgeber:innen können dem ebenfalls entgegenwirken, wenn sie auf die Wünsche von weiblichen Angestellten eingehen. Mehr dazu findest du im folgenden Artikel:


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