Unternehmenskultur
Rückzug aus der Vielfalt: Google folgt dem Trend und streicht Diversity-Ziele für HR

Rückzug aus der Vielfalt: Google folgt dem Trend und streicht Diversity-Ziele für HR

Marié Detlefsen | 06.02.25

Weniger Diversität – diesem Trend folgt nun auch Google und verabschiedet sich von festen Diversitätszielen und Inklusionsprogrammen. Das Unternehmen folgt damit einer Branchenentwicklung, die durch politische und juristische Entwicklungen verstärkt wird.

In einem bedeutsamen Schritt hat Google beschlossen, seine Diversitätsziele bei der Einstellung von Arbeitnehmer:innen zu streichen und die bestehenden Programme für Diversität, Gleichheit und Inklusion (Diversity, Equity, Inclusion – DEI) zu überprüfen. Dies geht aus einer internen Mitteilung hervor, die vom Wall Street Journal eingesehen wurde. Mit dieser Entscheidung reiht sich Google in eine wachsende Liste von Technologieunternehmen ein, die in den vergangenen Monaten ihre DEI-Praktiken zurückgefahren haben. Auch Amazon und Meta haben ähnliche Maßnahmen ergriffen. Apple und Microsoft stellen für diese besorgniserregende Entwicklung derzeit noch ein Gegengewicht dar.

Google führte Diversitätsziele vor 16 Jahren ein

Google hatte bereits im Jahr 2009 begonnen, Diversitätsziele zu implementieren. Im Jahr 2020 setzte sich das Unternehmen das ambitionierte Ziel, die Einstellungen aus unterrepräsentierten Gruppen um 30 Prozent zu erhöhen. Im neuesten Diversitätsreport von 2024 gab Google an, dieses Ziel im Jahr 2022 erreicht zu haben. Dennoch zeigen die aktuellen Zahlen, dass unter den Führungskräften der Konzernanteil von Personen, die sich als Schwarz identifizieren, bei 5,7 Prozent stagnierte, während 7,5 Prozent sich als Latino identifizierten – ebenfalls unverändert seit 2023.

In der Mitteilung über das Ende der Diversitätsziele wird klar, dass Google auch darüber nachdenkt, ob die Veröffentlichung seiner Diversitätsberichte weiterhin stattfinden soll oder nicht. Zudem wird evaluiert, ob einige Programme den neuesten gerichtlichen Entscheidungen und Exekutivbefehlen entsprechen müssen, die darauf abzielen, DEI-Maßnahmen einzuschränken.

Neue politische Maßnahmen schränken Diversitätsziele ein

Die Entscheidung, die Diversitätsziele abzulehnen, fällt in eine Zeit, in der DEI-Praktiken zunehmend von konservativen Gruppen in Frage gestellt werden. Die unter der Trump-Regierung eingeführten Maßnahmen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Unternehmen wie Google ihre Diversitätsprogramme überdenken. Eine der zentralen Änderungen betrifft Exekutivverordnungen, die die Schulung zur Vielfalt und Inklusion in Bundesunternehmen und bei staatlich beauftragten Firmen stark einschränken.

Insbesondere das sogenannte „Executive Order 13950“, welches Schulungen verbot, die als „spalterisch“ oder als eine „bestimmte Sichtweise auf Rasse und Geschlecht“ interpretierbar waren, sorgte für erhebliche Unsicherheit in Unternehmen. Obwohl diese Verordnung unter Präsident Biden wieder aufgehoben wurde, führten spätere Gerichtsurteile dazu, dass viele Unternehmen weiterhin Zurückhaltung bei der Umsetzung von DEI-Initiativen zeigen. Kritiker:innen argumentieren, dass solche Initiativen nicht immer effektiv sind und in einigen Fällen eher zu einer Spaltung als zu einer Einheit in der Belegschaft führen können. Google äußerte sich mit einem kurzen Statement zu der Situation:

We’re committed to creating a workplace where all our employees can succeed and have equal opportunities, and over the last year we’ve been reviewing our programs designed to help us get there. We’ve updated our 10-k language to reflect this, and as a federal contractor, our teams are also evaluating changes required following recent court decisions and executive orders on this topic.

Zudem haben jüngste Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs Affirmative-Action-Programme stark eingeschränkt. Diese Rechtsprechung hat vor allem Universitäten betroffen, aber auch Auswirkungen auf den Privatsektor, da viele Unternehmen ihre Einstellungspraktiken nun überdenken, um möglichen rechtlichen Herausforderungen zu entgehen.

Meta und Amazon haben Diversitätsziele bereits zurückgeschraubt

Neben Google haben auch andere große Tech-Konzerne und -Unternehmen ihre Diversitätsstrategien überarbeitet. Amazon und Meta haben in den vergangenen Monaten ihre Investitionen in DEI-Programme reduziert, insbesondere im Bereich der Personalrekrutierung und internen Schulungsmaßnahmen. Auch Unternehmen wie X Corp. und Salesforce haben entsprechende Programme zurückgefahren oder ganz abgeschafft. Die Entscheidungen dieser Konzerne verdeutlichen den wachsenden Trend, dass große Unternehmen sich von langfristigen Diversitätsstrategien verabschieden und sich stärker auf rechtliche Absicherung und wirtschaftliche Prioritäten konzentrieren. Das bringt zugleich zigtausende Arbeitnehmer:innen in den USA in Bedrängnis und kann ihr Sicherheitsgefühl als Mitglied einer unterrepräsentierten oder gar strukturell unterdrückten Gruppe beeinträchtigen.

Ein neuer Kurs?

Die Abkehr von klar definierten Diversitätszielen könnte weitreichende Auswirkungen auf die Branche haben. Während Unternehmen wie Google versuchen, ihre Strategien anzupassen, stellt sich die Frage, wie sich dies auf die Unternehmenskultur und die Innovationskraft auswirken wird. Während Unternehmen einst mit ehrgeizigen DEI-Zielen antraten, um ihre Belegschaft diverser zu gestalten, weichen viele nun von diesen Plänen ab – sei es aufgrund politischen Drucks, wirtschaftlicher Faktoren oder regulatorischer Einschränkungen. In einer Zeit, in der Diversität oft als Schlüssel zu Kreativität und Erfolg betrachtet wird, könnte dieser Schritt sowohl interne als auch externe Reaktionen hervorrufen.

Die Entwicklungen in den verschiedenen Branchen bleiben abzuwarten. Es wird interessant sein zu beobachten, ob andere Unternehmen diesem Beispiel folgen oder ob sich ein neuer Trend in Richtung einer inklusiveren und diversifizierteren Arbeitsweise abzeichnen wird. In jedem Fall zeigt die Entscheidung von Google, dass die Debatte über Diversität, Gleichheit und Inklusion in der Arbeitswelt noch lange nicht beendet ist.

Dass diese Entwicklung auch als Ausdruck einer erzkonservativen, teils rechtsnationalen politischen Ausrichtung ist, deutet auf einen umfassenden Diskurs in verschiedenen Regionen der Welt hin.


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© Duy Pham – Unsplash

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