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Technologie
Künstlerisches Werben: Wie du Cinemagraphs im Marketing einsetzt
Cinemagraph zum 1. April 2016, © Coca-Cola, Instagram

Künstlerisches Werben: Wie du Cinemagraphs im Marketing einsetzt

Anton Priebe | 20.04.17

Sind Cinemagraphs im Marketing angekommen? Lohnt sich der Einsatz für deine Kampagne? Zwei Experten geben Antworten.

2011 wurden Cinemagraphs geboren und fanden einige Jahre später ihren Weg ins Marketing. Anfangs sollte das neue Medium vor allem auf Facebook für Wirbel sorgen. Große wie auch kleine Unternehmen zeigen seit geraumer Zeit eindrucksvoll, wie das Medium im Storytelling zum Einsatz kommen kann. Pizza Hut brachte Cinemagraphs sogar kurzeitig ins TV.

Doch hat sich das neue Medium in der Marketing-Welt bereits etabliert? Für wen eignet es sich und lohnt sich die Investition darin? Wie setzen Marketer Cinemagraphs gekonnt ein? Wir haben mit den Cinemagraph-Experten Lydia Dietsch und Marco Woldt, Gründer von gallereplay, gesprochen, um das herauszufinden.

Die Gründer von gallereplay: Lydia Dietsch und Marco Woldt

Interview mit Lydia Dietsch und Marco Woldt, Gründer von gallereplay 

OnlineMarketing.de: Ein Cinemagraph hört sich zunächst einmal an wie ein altbekanntes GIF, das sich jedoch nur zum Teil bewegt. Warum wird es dennoch so gehypt?

Lydia Dietsch: GIF ist ja zunächst einmal nur ein Format. Cinemagraphs können theoretisch  als gif abgespeichert werden, ebenso wie das mit Fotos auch möglich wäre. Ein Foto als gif abzuspeichern macht aber wenig Sinn: Die Dateigröße wird riesig und es können nur 256 Farben dargestellt werden, was zu unschönen Farbabstufungen führt. Dasselbe gilt für Cinemagraphs. Also speichert man Cinemagraphs lieber als Video mit Millionen Farben ab und hat dadurch ein Medium, das von der Qualität her mit einem hochwertigen Foto zu vergleichen ist. Auf dieser Ebene kann das GIF nicht mithalten.

Unter “animated gif” verstehen viele Personen ein kurzes Video, das immer und immer wieder abgespielt wird. Meistens handelt es sich um lustige Situationen. Es stimmt, dass auch in Cinemagraphs Bereiche enthalten sind, die sich unendlich bewegen. Jedoch ist die Herausforderung, dass kein störender Schnitt im Video zu sehen ist. Zudem kombiniert man in Cinemagraphs den Stillstand mit der Bewegung. So hat man zum Beispiel eine Person, die wie in einem Foto vor dem Meer liegt und sich nicht bewegt, das Meer jedoch bewegt sich, ohne dass man jemals das Ende des Videos sehen wird.

Diese Kombination aus Stillstand und Bewegung, hochwertiger Qualität und keinem störenden, abrupten Ende ist der Grund, warum man bei dem Medium kaum wegschauen kann und es stark an Beliebtheit gewinnt.

Ihr selbst tretet als Vermittler zwischen Fotografen und Unternehmen auf. Mit wie vielen Fotografen arbeitet ihr zusammen? Hat sich das Format eurer Meinung nach bereits fest etabliert oder bleibt es eine Nische?

Marco Woldt: Wir arbeiten weltweit mit über 60 Künstlern zusammen, die sich die Produktion von Cinemagraphs angeeignet haben und sich auf dieses Format spezialisieren. Sie sind über 6 Kontinente verteilt. Das zeigt: Cinemagraphs sind bereits ein globales Medium.

Auf Kundenseite ist die Nachfrage bisher in Nordamerika und Europa am größten. Bei den sogenannten “Early Adopters”, nämlich großen Marken wie Coca-Cola und IKEA, sind Cinemagraphs seit etwa 12 Monaten ein fester Bestandteil ihrer Online Marketing-Strategien.

Durch sie sind Firmen aller Größen auf “lebendige Fotos” aufmerksam geworden. Wo wir zu Beginn hauptsächlich von Großunternehmen angefragt wurden, bekommen wir nun auch immer mehr Anfragen von mittelständigen und auch kleinen Unternehmen, die Cinemagraphs einsetzen möchten. Das Medium bewegt sich also immer mehr in Richtung Mainstream. Wir sind überzeugt, dass sich Cinemagraphs langfristig als eine weitere Alternative zu Fotos und Videos etablieren werden.

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Welche Einsatzgebiete im Online Marketing seht ihr heute bereits? Welche empfehlt ihr?

Lydia: Die besondere Atmosphäre von Cinemagraphs führt ja dazu, dass diese im Vergleich zu herkömmlichen Fotos eher wahrgenommen und länger betrachtet werden. Davon kann man in vielen Bereichen von Online Marketing profitieren:

Im Social Media Marketing führen Cinemagraphs zu einer höheren Reichweite und mehr Nutzerbeteiligung. In Display Ads generieren sie eine höhere Klickrate. Auf Webseiten bringen sie eine höhere Verweildauer und liefern dem Besucher ein besonderes Erlebnis. Im E-Mail Marketing holen sie sich die Aufmerksamkeit des Empfängers. Das sind die Bereiche, welche wir empfehlen würden und eine Einbindung von Cinemagraphs problemlos möglich ist.

Sind alle Plattformen offen für dieses Werbeformat?

Marco: Ja, mittlerweile sind alle großen Plattformen für das Format offen. Die schnelle Verbreitung von Cinemagraphs in den letzten 18 Monaten hängt auch damit zusammen, dass sich die digitale Infrastruktur zugunsten kurzer Bewegtbildinhalte entwickelt hat. Als wir 2015 gallereplay gründeten, haben wir beispielsweise stundenlang nach Möglichkeiten gesucht, unsere Cinemagraphs auf Facebook zu teilen – vergeblich. Heute geht es ganz einfach: Man lädt ein ganz normales Video hoch und wenn es kürzer ist als 30 Sekunden, dann wiederholt es sich automatisch. Auch Instagram und Twitter bieten die Möglichkeit, Cinemagraphs auf diese Art und Weise zu posten.

Für wen eignen sich Cinemagraphs? Wer sollte damit werben und warum?

Marco: Besonders relevant sind Cinemagraphs für Unternehmen, die Produkte vertreiben, welche elegant in Szene gesetzt werden können. Aber auch Reiseanbieter können von Cinemagraphs profitieren, indem sie ihre Reiseziele vor den Augen ihrer Kunden zum Leben erwecken. Im Prinzip sind „lebendige Fotos“ also für alle Unternehmen interessant, die sich mehr Sichtbarkeit wünschen, Innovationsfreude ausstrahlen möchten und bei Konsumenten Emotionen erwecken wollen.

Eignen sich Cinemagraphs auch als Instrument im Storytelling?

Marco: Absolut. Die einprägsamsten Cinemagraphs erzählen oft kleine Geschichten in einem einzigen “Frame”. Motive können aber auch aneinander gereiht werden, um eine Geschichte zu erzählen. Einige unserer Künstler experimentieren aktuell mit Kurzfilmen, die ausschließlich aus Cinemagraphs bestehen.

Auch journalistisches Storytelling, zum Beispiel in Form von sogenannten “Long Reads”, kann durch Cinemagraphs aufgewertet werden. Das Schöne an Cinemagraphs ist ja, dass sie eine gewisse Atmosphäre erzeugen, ohne vom eigentlichen Inhalt abzulenken. Während ein Video mit schnellen Schnitten und hastigen Kamerabewegungen zum Störelement werden kann, ergänzen Cinemagraphs die journalistischen Inhalte auf eine dezente, aber effektive Art und Weise.

Wie lange dauert die Erstellung eines Cinemagraphs?

Lydia: Bei der Erstellung eines Cinemagraphs muss man etwas mehr Zeit mitbringen als bei der Erstellung eines Fotos. So kann die Umsetzung eines einzelnen Bildes schon mal mehrere Tage dauern. Das liegt vor allem an der Planung und Umsetzung eines Motivs, was jedoch sehr von den Wünschen des Unternehmens abhängt, welches das Cinemagraph einzusetzen plant. Soweit kennt man es aus der Fotografie. Jedoch noch anspruchsvoller ist dann die Nachbearbeitung: Hier muss man die Techniken kennen, um das unschöne Ende des Videos zu verstecken und es für die Endlosschleife zu optimieren. Hinzu kommt die genaue Selektierung zwischen Stillstand und Bewegung in der Nachbearbeitung. Wem das alles zu lange dauert, man kann bei uns auch fertige Stock-Cinemagraphs lizenzieren.

Wer setzt das Format besser um: Große Marken oder kleinere Unternehmen? Welche Kampagnen können eurer Ansicht nach als Vorbild gelten?

Marco: Den großen Marken stehen natürlich ganz andere Mittel zur Verfügung als Startups, dementsprechend hochwertig sehen beispielsweise die Cinemagraphs von Coca-Cola aus. Aber die Idee steht immer noch an erster Stelle. Eine besonders gelungene Cinemagraph-Kampagne ist die von MVMT Watches – ein junger Uhrenhersteller aus den USA, der über Facebook-Kampagnen sein Produkt an den Mann bringt. In diesen Display Ads kommen Cinemagraphs zum Einsatz: Man sieht zum Beispiel eine Armbanduhr, welche ein Stück über einer geöffneten Hand in der Luft schwebt, als wäre sie gerade hochgeworfen worden. Der Hintergrund hingegen, in dem Fall nächtlicher Straßenverkehr, ist permanent in Bewegung. Die Cinemagraphs von MVMT sind absolute Hingucker, das Produkt wird perfekt in Szene gesetzt.

Vielen Dank für das Interview!

Kommentare aus der Community

Jon Kane Houldsworth am 21.04.2017 um 23:30 Uhr

Great article and pleased to see my shot for MVMT featured. Definitely an exciting future for cinemagraphs which are now being recognised as much more than a fad or momentary trend. They take the classic and timeless nature of still photography into a digital future with just enough motion to bring it to life and spark the imagination without distraction.

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