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SEO - Suchmaschinenoptimierung
Seltene SEO-Tipps für 2018 direkt von Google: John Mueller im Interview

Seltene SEO-Tipps für 2018 direkt von Google: John Mueller im Interview

Anton Priebe | 22.01.18

Wir haben mit John Mueller, Webmaster Trends Analyst bei Google, über gute Inhalte, Linkbuilding und SEO-Strategien für 2018 gesprochen.

Der SEO-Day 2017 brachte mit John Mueller einen waschechten Googler auf die Bühne. Der Schweizer stellte sich den Fragen aus dem Publikum und fand danach sogar noch Zeit, uns ein paar Fragen im Interview zu beantworten. Dabei geht es um Content, technische Optimierung, Linkbuilding und SEO 2018.

Interview mit John Mueller, Webmaster Trends Analyst bei Google

OnlineMarketing.de: Wie sollte Content in Googles Augen aussehen, um 2018 gut zu ranken?

John Mueller: Einerseits ist für uns natürlich wichtig, dass wir irgendwie erkennen können, was sich auf der Seite befindet. Wir sehen gerade bei kleineren Firmen, die selber die Website betreiben oder eher mit traditionellen Marketingunternehmen zusammenarbeiten, dass nicht deutlich wird, wofür sie überhaupt da ist. Das bedeutet, dass auch Nutzer, die auf die Seite gehen, gar nicht wissen, was sie tun sollen oder was die Firma selbst anbietet. Ist das eine Beraterfirma und verkauft sie mir eine Dienstleistung? Oder geht es um ein Produkt?

Man muss auf den Webseiten klar sagen, was man tut, und das muss auch in Textform erkenntlich sein. Das ist sicherlich das Wichtigste.

John Mueller im Interview, © OnlineMarketing.de

Ich denke, wenn man im SEO-Bereich gearbeitet hat, dann hat man hier Vorteile. Dann existiert dieser Hintergedanke, dass jemand nach etwas sucht und man möchte etwas passend zu diesen Suchanfragen liefern. Aber wenn man nicht aus diesem Bereich kommt, sieht man diese Verknüpfung von Suchenden und Inhalten manchmal gar nicht. Oder man überlegt zu kurzfristig. „Ich möchte für diesen Suchbegriff erscheinen und nehme die Wörter auf meine Seite“, funktioniert nicht, weil vergessen wird, was der nächste Schritt ist. Das Ranking hilft schlussendlich nur für den ersten Schritt, sodass Besucher kommen, aber Firmen möchten meistens ja eigentlich etwas verkaufen oder eine sonstige Conversion erzielen.

Der zweite Punkt sind strukturierte Daten, gerade wenn wir über Inhalte sprechen. Über die strukturierten Daten müssen wir gut maschinell auslesen können, was relevant auf der Seite ist. So können wir auch die Rich Snippets anzeigen oder Informationen für die Featured Snippets nutzen. Auch für andere Techniken wie Karusselle oder Rezepte müssen die Daten entsprechend markiert sein.

Wenn du selbst eine Seite optimieren würdest, wo läge dein Fokus?

Die höchste Priorität hätte für mich die Usability. Im ersten Schritt würde ich nicht den HTML-Code oder die interne Verlinkung optimieren, sondern wirklich mit Benutzern zusammen anschauen, wie sie zum Ziel kommen. Wie kommen sie zurecht, wo liegen die Probleme oder tauchen Unklarheiten auf?

Oft sind die Sachen, die für den Nutzer kompliziert sind, für Suchmaschinen dann auch kompliziert.

Wenn Benutzer nicht wissen, was sie machen müssen, wissen es die Suchmaschinen meist auch nicht.

…also die Navigation?

Die Navigation, das Layout, die Informationsarchitektur – solche Sachen. Das sind alles Dinge, die man erst lernt, wenn man mit den normalen Benutzern spricht und nicht mit jemanden, der die Website gebaut hat. Da hilft eine Usability-Studie mit Leuten weiter, für die die Website gedacht ist. Beispielsweise könnte dann die Aufgabe lauten: Bestellt ein Produkt oder sucht einen Kinderwagen für euer Enkelkind raus oder so ähnlich. Das kann man dann auch mit der Konkurrenz vergleichen und schauen, wie sie zurecht kommen. Die technischen Sachen kann man im Nachhinein immer noch umbauen.

Wenn Google spricht, hört das Publikum gebannt zu, © SEO-Day – Facebook

Google predigt seit Jahren, dass Webmaster auf natürliches Linkbuilding setzen sollten. Was ist deiner Meinung nach die beste Strategie, um ein natürliches, gutes und starkes Linkprofil aufzubauen?

Guter Content ist natürlich wichtig, aber man muss auch ein bisschen unterscheiden, welche Art von Website man betrachtet und wie sie sich vorher etabliert hat. Links sind für alle anfangs kritisch, um eine Website überhaupt zu finden. Das heißt, wenn eine kleine Firma neu anfängt mit einer Internetpräsenz oder nun eine bestehende Seite nutzt, die vorher nicht verwendet wurde, dann ist es schwierig für uns, diese als etwas Relevantes zu erkennen. In solchen Fällen ergibt es Sinn sich zu überlegen, mit welchen Firmen Partnerschaften bestehen, welche Produkte man verkauft, um eventuell vom Hersteller Links zu bekommen, sodass ein Grundniveau entsteht. Danach wird es schwieriger.

Es gibt viele, die alle möglichen Tricks anwenden, um weiterzukommen. Aber ich denke, dass es in vielen Fällen gar nicht nötig ist. Da kann man über die Inhalte viel mehr herausholen.

Wir sehen immer wieder Websites, die kaum Links haben, und hoch positioniert sind in den Suchergebnissen. Gerade bei lokalen Ergebnissen ist das eigentlich normal. Große Linkkampagnen müssen also nicht unbedingt sein. Sehr spannende Inhalte können allerdings als natürlicher Linkaufbau gelten. Die führen automatisch zu weiteren Links.

Das Problem ist eher, dass viele die Links als Metrik ansehen und denken, sie bräuchten mehr Links als die Konkurrenz. Dann wird viel in den Linkaufbau investiert und am Ende sind ganz andere Faktoren relevanter bei den bestimmten Suchanfragen, die sie anpeilen. Da ist die Frage, ob die Zeit nicht lieber in die Inhalte investiert werden sollte, um die Benutzer auf der Seite zu halten. Der Linkaufbau geschieht dann trotzdem noch.

Aggressives Linkbuilding als Stichwort – welchen SEO-Fehler kannst du nach all den Jahren nicht mehr sehen? Was hast du schon zu oft gesehen?

Ich denke bei den häufigsten Fehlern habe ich eher Mitleid, weil ich verstehen kann, wie das immer wieder passiert. Wenn ich zum Beispiel einen Staging Server nutze, auf dem ich die Website zum Testen schalte, und hier die robots.txt blockiere. Bei der Umstellung auf einen anderen Server kann ich dann leicht die robots.txt mitkopieren. Oder das gleiche eben mit noindex.

Solche Fehler haben einen sehr großen Effekt und es ist ja nicht so, dass sie irgendwelche Anfänger machen.

Die können einfach passieren, wenn die Systematik fehlt, um sie auszuschließen. Das passiert uns auch! Vor ein paar Monaten haben wir so die Homepage von der Search Console auf noindex gesetzt, weil wir Login-Seiten davor hatten. Das hat dann einen Monat gedauert, bis das behoben wurde.

Das Interesse war groß, nicht jeder bekam einen Platz, © SEO-Day – Facebook

Unsere Leser wollen abschließend bestimmt noch einen entscheidenden Tipp haben, was sie 2018 besser machen können. Was kannst du ihnen mit auf den Weg geben?

Ich denke, wenn man sich ein bisschen mit SEO auskennt, hat man die entscheidenden technischen Grundlagen abgedeckt. Aber zwei Sachen würde ich noch nennen.

Ich würde ein bisschen Zeit investieren, um Javascript-Frameworks zu verstehen. Das ist ein Thema, das nächstes Jahr sicherlich kommen wird. Gerade als Agentur mit verschiedenen Websites hast du bestimmt Kunden, die mit Angular arbeiten oder mit React oder anderen Frameworks. Da solltest du verstehen, was mit Google gut funktioniert und was nicht. Bisher ist immer noch der Grundgedanke da: „Javascript funktioniert nie mit Suchmaschinen!“ und das ist eigentlich nicht mehr der Fall. Aber um das zu verstehen, braucht es ein wenig Zeit und man muss sich einarbeiten. Das sind zum Teil sehr technische Probleme, die man vom Coding her angehen kann.

Längerfristig gedacht sollten sich Webmaster Gedanken machen, wie sie mit ihrer Website erfolgreich sein können, wenn der Nutzer nicht mehr am Bildschirm hängt.

Also alles über Voice oder die verschiedenen Assistents. Wie kann mein Geschäft online relevant sein, wenn niemand meine Inhalte sieht? Im ersten Schritt ist vielleicht der naive Gedanken da, dass man in Richtung Featured Snippets arbeitet, also dass man die Texte vorgelesen bekommt. Aber das bringt ja noch kein Geschäft. Das ist für die meisten Firmen noch nichts wert, dass man von Google oder Alexa erwähnt wird.

Man muss sich also überlegen, wie man mit den ganzen Assistents arbeiten kann, eine Funktionalität aufbaut, die auch per Voice relevant ist. Da muss man rechtzeitig schauen, dass man das ausprobiert. Zwei, drei Jahre in der Zukunft hat vielleicht der Durchschnitts-User einen Knopf im Ohr und bekommt die Antworten zugesprochen. Wie kann dein Geschäft trotzdem davon profitieren?

Vielen Dank für deine Zeit, John!

Kommentare aus der Community

Torsten am 26.01.2018 um 06:52 Uhr

Gerade die letzten beiden Absätze sehe ich als prophetisch für unsere Branche und das zukünftige Gejammer in Blogkommentaren an. Wobei selbst JM hier noch weiter denkt, als die Realität derzeit ist. Die meisten verstehen (und beklagen) Featured Snippets nur als Contentklau und Rank 0 Posidieb – nicht als Chance, User zu qualifizieren. Geschweige denn, dass mal der Groschen fällt, wie eine Seite/ein Angebot im Kopf visualisiert werden kann…

„Neue Realitäten“ sag‘ ich da. :D Vielleicht mag‘ ich auch einfach nur Magie…

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