SEO - Suchmaschinenoptimierung
Google testet AI-Zusammenfassung von Artikeln bei News

Google testet AI-Zusammenfassung von Artikeln bei News

Niklas Lewanczik | 11.12.25

Die News-Rezeption auf Google wird massiv verändert. Preferred Sources für personalisierte Top Stories von Publishern werden weltweit ausgerollt, während Google KI-Zusammenfassungen für Content vom Spiegel, Guardian und Co. testet. Das dürfte nicht allen gefallen.

Der Boom generativer KI beeinflusst in großem Maße, wie wir auf Google Inhalte rezipieren. Insbesondere die AI Overviews und der AI Mode – die das Unternehmen aktuell bereits zusammenführt – sorgen für einen klar erkennbaren Shift im Nutzungsverhalten. Viele User sehen relevante Content-Quellen, klicken aber seltener darauf, weil die KI-Zusammenfassungen in vielen Anfragekontexten für die Information ausreichen. Das fällt besonders auf, wenn die AI Overviews wie neuerdings noch mit inhaltlich passenden Kurzvideos von TikTok oder YouTube unterfüttert werden. Das Klickdilemma hat bereits zu Kritik von Publisher-Verbänden geführt, von der Kartellrechtsbeschwerde bei der EU bis hin zur Klage aufgrund „illegaler Journalismusausbeutung“ in den USA. Medienhäuser befürchten, dass Google ihre Inhalte nutzt, um User damit auf den eigenen Properties zu bedienen und ihnen dabei auch noch Werbung auszuspielen.

Jetzt liefert Google eine ganze Reihe neuer Features, die das Entdecken von Publisher-Inhalten über die Suchmaschine optimieren und den Medien zu mehr Sichtbarkeit verhelfen sollen. Endlich mehr Inline Links im AI Mode verspricht das Unternehmen zum Beispiel. Doch die Skepsis dürfte bestehen bleiben, zumal Google sogar KI-Zusammenfassungen für Artikel im News-Bereich testet.


Penske hat genug:

Klage gegen AI Overviews und „illegale“ Journalismusausbeutung

Screenshot einer Google-Suche mit AI Overview zum Thema handgefertigte Keramik, daneben ein Foto einer Keramikschale.
© Google via Canva


Engagierte User vs. Klick- und Traffic-Verlust: Das Publisher-Dilemma auf Google

Die KI-Zäsur in der Google-Suche, maßgeblich befeuert durch das hochleistungsfähige Modell Gemini 3, hat für User viele Vorteile. Sie finden schneller und einfacher passende Inhalte, dank des AI Mode auch direkt im Konversationskontext. Außerdem erhalten sie rasch Übersichten zu ihren Suchanfragen, sodass sie oftmals nicht auf eine Reihe von Websites klicken müssen, um die gewünschte Information zu erhalten – nicht selten ist diese schon in der AI Overview enthalten. Genau darin liegt aber das Problem für Publisher: Sie erhalten teilweise viele relevante Impressions in KI-Suchergebnissen Googles, ohne daraus Traffic generieren zu können.

Google gibt in diesem Kontext stets an, dass immer noch Milliarden von Klicks an Websites weitergeleitet werden, selbst wenn erste Analysen eindeutig auf Traffic-Einbußen durch die KI-Lösungen hinweisen. Zudem spricht Googles Head of Search Elizabeth Reid immer wieder von sogenannten engaged clicks. Dabei handelt es sich um Besuche von jenen Suchenden, die über die Erstinformationen aus AI Overviews und dem AI Mode hinaus auf Websites gehen, um sich noch weiter zu informieren. Diese Besuche seien besonders wertvoll, so Google.

Das korreliert mit einem neuen Experiment, das Google im Rahmen der Kooperation mit großen Medienhäusern dieser Welt auf den Weg bringt. Zusammen mit Publikationen wie Der Spiegel, The Guardian, The Washington Post, The Times of India und El País testet das Unternehmen im Pilotprogramm für Google News KI-gestützte Artikelzusammenfassungen für Google News-Seiten. Damit sollen User vor einem möglichen Klick umfassende Kontextinformationen erhalten; das wird für Interessierte sogar über Audio-Briefings als Hörzusammenfassung ermöglicht. Der Fokus liegt aber auf der Phrase mögliche Klicks. Denn obgleich Google eine klare Attribution und Verlinkung anpreist, dürften derlei Zusammenfassungen auch vielfach dafür sorgen, dass User nicht den gesamten Beitrag lesen. Diese Befürchtung haben viele Publisher schon im Sommer geäußert, als die Suchmaschine im Bereich Discover erstmals AI Overviews integrierte.


SEO-Schock:

AI Overviews in Discover ausgeweitet und voreingestellte Top-Quellen für Suchende

Mann mit Smartphone steht vor Gebäude mit Glastür, darauf Google-Schriftzug
© Karollyne Videira Hubert – Unsplash via Canva


Googles Quellenarbeit in der Suche: Informationen für Suchende deutlich besser sichtbar

Ob Google das KI-Experiment für die Artikelzusammenfassung mit noch mehr Publishern umsetzt, steht noch nicht fest. Unterdessen werden zusammen mit Organisationen wie Estadão, Antara, Yonhap und The Associated Press ebenso Echtzeitinformationen für die Gemini App bereitgestellt.

In der Gemini App startet Google darüber hinaus mit der Hervorhebung von Links zu Publishern, die User abonniert haben. Diese Links können gar in einem dedizierten Karussell bevorzugt angezeigt werden. Nach der Gemini App wird diese optimierte Darstellung auch in den AI Overviews und im AI Mode integriert. Im AI Mode sollen ohnehin mehr Inline Links eingefügt werden. Zudem werden kontextuelle Einordnungen der Links eingeführt, die erklären sollen, warum ein Link im jeweiligen Kontext relevant ist.

So kann die neue Link-Darstellung im AI Mode aussehen, © Google
So kann die neue Link-Darstellung im AI Mode aussehen, © Google

Um noch mehr zielführende Links in der Suche mit ihren KI-Lösungen anbieten und vermitteln zu können, hat Google schon vor einiger Zeit den Web Guide eingeführt. Dieser segmentiert Links zu einer Suchanfrage nach einzelnen Themenschwerpunkten.

Der Web Guide organisierte Links nach Themenschwerpunkten in der Suche, © Google
Der Web Guide organisierte Links nach Themenschwerpunkten in der Suche, © Google

Das hilft vor allem bei komplexen Anfragen oder offenen Fragen weiter, die nicht die eine konkrete Antwort bieten können. Dieser Web Guide wird jetzt für mehr Anfragen im All Tab für User angezeigt, die für das Experiment angemeldet sind – und doppelt so schnell generiert wie zuvor.

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Content Bubbles mit Preferred Sources und Google als Content-Plattform?

Noch mehr optimierten Zugriff auf favorisierte Quellen liefert Google indes mit dem Feature Preferred Sources. Das gibt es schon seit 2024, doch jetzt soll es weltweit ausgerollt werden, zunächst nur für die englischsprachige Nutzung. Anfang kommenden Jahres werden weitere Sprachen ergänzt. Mit Preferred Sources können User ihr Top Stories auf Google anpassen, indem sie ihre liebsten Publikationen, ob kleine Blogs oder große Leitmedien, auswählen und mehr von diesen in ihrer Google Experience angezeigt bekommen. Das unterstützt die Personalisierung des Content-Zugriffs, birgt aber durchaus die Gefahr, dass User dadurch Nachrichten und Informationen vermehrt aus einer weniger diversifizierten Quellenbasis beziehen, sie also in bestimmten Bubbles verbleiben könnten.

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Der schneller und personalisiertere Informationszugriff über Google wird zum Standard und Publisher müssen sich darauf einstellen. Nicht zuletzt, weil sie sich der Integration in AI Overviews und im AI Mode beim Search-Primus Google kaum erwehren können, ohne eine Indexierung zu gefährden – auch wenn Cloudflare mi der Content Signals Policy eine entsprechende Opt-out-Alternative für die AI Overviews vorschlägt. Viele Publisher haben schon erkannt, dass Autorität und Präsenz in der neuen Google-Suche an Gewicht gewinnen, was durch die KI-Übersichten für News-Artikel nur untermauert wird. Eine Verschiebung vom klassischen Website Traffic hin zur Informationsaneignung auf Google, das künftig wie eine Aggregationsplattform für Inhalte, nicht nur für Quellen, agieren wird, dürfte die Rezeption der User künftig bestimmen, wohl oder übel. Davon können viele profitieren, vor allem Google im Werbekontext.


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Preferred Source und For You markieren Suchergebnisse

Google-Schriftzug vor Weltkugel aus dem All
© Hayri Er, Google via Canva

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