Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
New Work
Aktuelle Studie: Klassische Arbeitsmodelle werden verstärkt in Frage gestellt

Aktuelle Studie: Klassische Arbeitsmodelle werden verstärkt in Frage gestellt

Hauke Eilers-Buchta | 06.10.22

Eine aktuelle Befragung der HDI macht deutlich, dass immer mehr junge Berufstätige die klassischen Arbeitsmodelle in Frage stellen. Zudem wird der Ruf nach der 4-Tage-Woche vielfach lauter und mehr Menschen loben die Digitalisierung im Berufsalltag.

Teilzeit wird für immer mehr berufstätige Menschen zu einer in Frage kommenden Option. Das ergab die aktuelle Berufe-Studie der HDI Versicherung. Im Rahmen der Befragung wurden knapp 3.900 Menschen in Deutschland zu ihrer aktuellen Jobsituation befragt. Für fast die Hälfte (48 Prozent) aller Vollzeitbeschäftigten, die befragt wurden, kommt Teilzeitarbeit in Betracht oder wird aktiv angestrebt. Einzige Voraussetzung für viele Beschäftige sei demnach die Zustimmung durch die:den Arbeitgeber:in. Besonders auffällig dabei: Vor allem Angestellte unter 40 Jahren wollen verstärkt ihre Arbeitszeit reduzieren und so mehr Zeit für Freizeit und Familie haben.

Ebenso wünschen sich immer mehr Menschen, dass in ihren Unternehmen die 4-Tage-Woche eingeführt wird. Für mehr als drei Viertel der Befragten (76 Prozent) sei dies eine sinnvolle Lösung. Im Bereich der Industrie ist der Wunsch noch stärker – gleich 86 Prozent aller Befragten wünschen sich der Studie zufolge eine Arbeitswoche mit nur vier Arbeitstagen. In dieser Branche wären zudem 24 Prozent der Angestellten dazu bereit, dafür auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Im Vergleich: Insgesamt wären nur 14 Prozent der Befragten zu diesem Schritt bereit.

Mobiles Arbeiten schafft immer mehr Möglichkeiten für Berufstätige

Eine weitere Erkenntnis aus der Berufestudie 2022: Für 41 Prozent der Befragten bietet das mobile Arbeiten viel Potential. So würden die Arbeitsresultate durch mobile Arbeit in ihrer Qualität sogar verbessert. Lediglich 29 Prozent der Befragten sehen dies nicht so.

Ein Grund für diesen Umstand dürfte auch die Coronapandemie sein, die auf die seit 2019 voranschreitende Digitalisierung im Berufsleben noch einmal stark beschleunigend wirkte. Ganze 60 Prozent der Beschäftigten, die im Rahmen der Studie befragt wurden, äußerten sich lobend über die Digitalisierung im Arbeitsleben und bezeichneten diese als hilfreich. Vor Beginn der Coronapandemie vertrat noch knapp ein Drittel weniger diese Meinung.

Weiterhin reduziert sich bei vielen Arbeitnehmer:innen auch die Angst, durch die Digitalisierung ihren Job zu verlieren. Damit einher geht aber auch eine geringere Bindung zu Unternehmen und dem Job an sich, vor allem bei jüngeren Berufstätigen. Insbesondere die Optimierung der eigenen Work-Life-Balance wird in diesem Kontext häufig als Ursache genannt. Interessante Zahlen zu diesem Punkt liefert die Studie ebenfalls: Im Jahr 2020 konnten sich 69 Prozent der jungen Menschen unter 25 Jahren ein Leben ohne Beruf nicht vorstellen, in der aktuellen Studie sind es nun nur noch 58 Prozent.

Junge Arbeitnehmer:innen streben nach mehr Freiraum

Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf. Sie wollen mitbestimmen, wo, wann und wie lange sie arbeiten. Ihre Vorstellungen weichen dabei deutlich von den tradierten Arbeitsmodellen ab. Die Corona-Erfahrungen haben diese Einstellungen offenbar stark befördert,

sagt Dr. Christopher Lohmann, Vorsitzender des HDI Deutschland-Vorstands. Auch Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit, sieht dies ähnlich. Seiner Auffassung zufolge leben wir in einer Zeit, in der ein umfassender Wandel am Arbeitsmarkt sowie in der Wirtschaft herrscht. Demnach dürfe man nicht verwundert sein, dass die Beschäftigten ihre Erwartungen anpassen. Ebenso würden sich auch die Anforderungen seitens der Unternehmen verändern. Allerdings – so ließen es die Zahlen der HDI-Studie vermuten – würden Automatisierung und Digitalisierung dabei neue Angebote für Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen schaffen. Die Bundesagentur für Arbeit sei dabei ein:e Begleiter:in für Beschäftige wie auch für Personalverantwortliche und biete Beratung sowie Unterstützung, um mit dem Wandel zurechtzukommen und beispielsweise passende Qualifizierungen für Mitarbeiter:innen herauszukristallisieren. Auch die Förderung dieser gehört laut Withake zum Wandel dazu.

Berufsbindung ist bei Mediziner:innen, in der IT und bei Lehrer:innen nach wie vor stark

2019 gaben bei der ersten Berufe-Studie der HDI Versicherung rund 33 Prozent der Befragten der Aussage zu, sie würden so schnell wie möglich mit der Erwerbsarbeit aufhören, wenn diese nicht mehr finanziell notwendig wäre. Inzwischen liegt die Zustimmung zu dieser Aussage bei mehr als 55 Prozent. Insbesondere der Anteil junger Arbeitnehmer:innen kann sich demnach ein Leben ohne Beruf zusehends vorstellen. Auch diesbezüglich dürften die Erfahrungen aus der Coronakrise entsprechende Auswirkungen haben.

Zudem nimmt die Berufsbindung verstärkt ab. So gaben nur 37 Prozent der Befragten an, derzeit einen Job auszuüben, den sie sich immer gewünscht hatten. Allerdings: Bei Lehrer:innen, in der IT sowie bei Mediziner:innen ist die Berufsbindung nach wie vor ausgeprägt. Bei den Lehrkräften lag der Wert bei 59 Prozent, in den anderen Bereichen bei 44 Prozent. Diese Branchen machten somit die höchsten Werte aus. Es scheint sich demnach bei diesen Berufen vornehmlich um „Traumberufe“ für viele Arbeitnehmer:innen zu handeln. Im Reinigungsgewerbe beispielsweise lag der Wert bei gerade einmal 20 Prozent.

Empfehlungsrate für eigenen Job nimmt ab

Zudem brachte die HDI-Studie noch einen weiteren Umstand zu Tage. So würden weniger Beschäftigte ihren Job auch jungen Menschen empfehlen. Der Wert sank im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte von 67 auf 65 Prozent. Allen voran die Branche Bau und Architektur verzeichnet dabei einen stärkeren Rückgang. Ähnlich sieht es im Sicherheitsgewerbe und im Reinigungsgewerbe aus.

Allerdings: Im Bereich Recht und Verwaltung stieg die Weiterempfehlungsrate an. Und das deutlich. Waren es im Vorjahr noch 67 Prozent Zustimmung, verzeichnete die Studie in diesem Jahr zehn Prozentpunkte mehr, also 77 Prozent.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.