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Bewerbungs-Guide Teil 2: So formulierst du ein überzeugendes Anschreiben und hebst dich ab

Bewerbungs-Guide Teil 2: So formulierst du ein überzeugendes Anschreiben und hebst dich ab

Michelle Winner | 21.06.21

Wie sieht ein überzeugendes Anschreiben aus? Und ist dieses überhaupt noch relevant oder längst ausgestorben? Unser Bewerbungs-Guide liefert die Antworten.

Nachdem wir dir im ersten Teil unseres Bewerbungs-Guides gezeigt haben, wie man einen modernen, individuellen Lebenslauf gestaltet, geht es in Teil 2 nun um das Anschreiben. Dieses stellt oft eine größere Herausforderung dar als der Lebenslauf, weil es ausformulierte Sätze enthält, genauer auf Soft Skills und Erfahrungen eingehen soll und gleichzeitig die Länge einer Seite nicht überschreiten sollte. Hinzu kommt erschwerend, dass immer wieder vom Tod des Anschreibens berichtet wird. Hat das Bewerbungsdokument wirklich keine Daseinsberechtigung mehr? Lesen Personaler:innen es überhaupt? Und wenn ja, wie formulierst du es so, dass du dich von der Konkurrenz abheben kannst? Wir erklären es dir.

Sind Anschreiben wirklich tot?

Die meisten Personaler:innen sind sich einig: Der Lebenslauf ist relevanter als das Anschreiben. Dennoch wird Letzteres bei den meisten Bewerbungen noch verlangt, oft um nochmal einen individuelleren Eindruck von Kandidat:innen zu bekommen. Generell basiert die Einschätzung, dass Anschreiben tot seien, auf der mangelnden Zeit in Personalabteilungen. Die meisten Verantwortlichen haben kaum Zeit, jede Bewerbung Zeile für Zeile zu lesen, weil die Masse an Bewerber:innen einfach zu groß ist. Hinzu kommt, dass Anschreiben oft nicht aussagekräftig formuliert sind und voller Floskeln und 0815-Formulierungen stecken. Ihr Tod ist dennoch nicht besiegelt, denn auch heute sind es nur wenige Unternehmen, die ohne in Bewerbungsprozessen auskommen.

Stattdessen sollten wir also eher von der fehlenden Relevanz vieler Anschreiben sprechen. Das Anschreiben ist eine tolle Möglichkeit für Bewerber:innen, ihre Individualität, Kreativität und Qualitäten hervorzuheben – quasi ihr USP. Dafür ist es wichtig, dass Personaler:innen dein Alleinstellungsmerkmal auch herauslesen können, wenn sie deine Bewerbung nur überfliegen.

Ein kreatives Anschreiben formulieren

Ziel deines Anschreibens sollte sein, im Gedächtnis zu bleiben. Das schaffst du nicht, indem du deinen Lebenslauf wiederkäust oder mit Floskeln um dich wirfst. Sieh deine Bewerbung stattdessen als eine Art Eigenwerbung, verkaufe dich als die beste, verfügbare Ergänzung des Teams. Erkläre, wieso du zum Unternehmen passt, wieso du diesen Job unbedingt willst und was du erwartest – und werde dabei kreativ. Weg von steifen Formulierungen und hin zum interessanten Storytelling. Zeige deine Motivation und deine Ambitionen, um so vielleicht auch fehlende Kenntnisse wettzumachen. Erkläre, wie die Arbeit in anderen Unternehmen dich geprägt hat und so zur idealen Wahl für den Job macht. Dabei darfst du auch etwas persönlicher werden, beispielsweise wenn eine Situation im Privatleben starken Einfluss auf eine berufliche Entscheidung oder Umorientierung hatte.

Bei Bewerber:innen, die alle die gleichen Qualifikationen und Fähigkeiten mitbringen, entscheiden viele Unternehmen nach Persönlichkeit. Mit einem kreativen Anschreiben kann sogar ein Branchenwechsel einfacher gelingen. Wichtig ist, dass du bei aller Kreativität nicht deine Fähigkeiten außer Acht lässt. Wir können dir keine Formulierungen oder ähnliches vorgeben, denn mit Copy and Paste kommst du im Anschreiben nicht weit. Aber wir können dir eine Richtlinie bieten: Ein gleichmäßiger Anteil von Qualitäten, Kreativität und Persönlichkeit können dir helfen, mit dem Anschreiben zu überzeugen.

Vorsicht bei zu viel Kreativität

Leider sind nicht alle Unternehmen offen für Kreativität und setzen lieber auf Formalität. Das bedeutet für dich, dass du im Voraus immer die Unternehmenskultur ermitteln solltest. Eher konservative Arbeitgeber:innen reagieren vermutlich mit Ablehnung auf zu persönliche, informelle Formulierungen. Ist in deinem angestrebten Job hingegen Kreativität gefordert, kannst du dich meist etwas mehr trauen, sowohl beim Text als auch beim Layout.

Soft Skills im Anschreiben darstellen

Um hervorzustechen, solltest du auch immer deine Soft Skills betonen. Diese spielen für viele Recruiter inzwischen eine größere Rolle als die Hard Skills, da eben diese bei vielen Bewerber:innen gleich oder ähnlich sind. Wichtig ist, dass du deine persönlichen Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Belastbarkeit oder guten Umgang im Kund:innen nicht einfach nur aufzählst. Stelle einen Bezug zu deinen Tätigkeiten her, in welchen du diese Soft Skills entwickelt und genutzt hast. Hier ein simples Beispiel:

Im Zuge meiner Tätigkeit als XXX konnte ich ein hohes Maß an Belastbarkeit unter Beweis stellen. Wie Sie meinem Arbeitszeugnis entnehmen können, stellte die Organisation, Durchführung und Überwachung auch komplexer Projekte selbst in Krisensituationen zu keiner Zeit ein Problem für mich dar.

Mit dieser Methode kannst du sowohl wichtige Stationen auf deinem Karriereweg darstellen als auch deine Kompetenzen. Teilweise fällt es Bewerber:innen jedoch schwer zu ermitteln, welche Soft Skills sie überhaupt besitzen, denn vieles davon gehört so selbstverständlich zu ihrem Arbeitsalltag dazu, dass sie es bisher nicht genauer benannt haben. Hier können dir nicht nur Online-Tests helfen, sondern auch eine einfache Selbstanalyse. Frage dich, welche Stärken und Schwächen du hast oder in welchen Situationen du besonders glänzt. Frage auch Familie, Freund:innen oder Kolleg:innen nach ihrer Einschätzung. Folgende Fragen können bei der Selbstanalyse außerdem helfen:

  • Welche Eigenschaften machen dich als Person aus?
  • Wodurch hebst du dich von Kolleg:innen ab?
  • Wurden bestimmte Fähigkeiten von ehemaligen Arbeitgeber:innen gelobt oder im Arbeitszeugnis hervorgehoben?

Wie sollte das Anschreiben formal gestaltet sein?

Wie auch beim Lebenslauf halten es die meisten Unternehmen bei der formalen Gestaltung von Bewerbungen eher klassisch. Das heißt aber nicht, dass du dir nicht gewisse Freiheiten nehmen darfst. In der Regel ist ein Anschreiben aufgebaut wie ein Brief: Deine Adresse, die Adresse des Unternehmens sowie eine Betreffzeile sind der Standard. Theoretisch gibt es hier auch bestimmte Zeilenabstände, die zwischen den einzelnen Bestandteilen empfohlen werden. Ein eher klassisch eingestelltes Unternehmen erwartet diese vielleicht auch. Doch gerade heutzutage, wo Online-Bewerbungen Normalität sind, achtet kaum noch jemand darauf, ob zwischen den Adressen nun zwei, drei oder vier Zeilen Platz gelassen wurde.

Wichtig ist hingegen, dass du dein Anschreiben nicht mit „Werte Damen und Herren“ beginnst, denn das wirkt unpersönlich. Ansprechpartner:innen lassen sich meist über die Firmen-Website ermitteln oder im Zweifelsfall durch ein kurzes Telefonat. Und was gilt in Sachen Schriftart? Hier musst du nicht aufs klassische Times New Roman setzen, denn dieses kann schnell langweilig und altbacken wirken. Andere serifenfreie, moderne und professionelle Schriftarten sind Calibri, Helvetica oder Verdana. Wenn es etwas kreativer sein darf, kannst du auch die folgenden ausprobieren:

  • Garamond
  • Georgia
  • Cambria
  • Gil Sans

Wichtig: Verwende in allen Bewerbungsdokumenten die gleiche Schriftart. Das gilt auch für andere Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn du beispielsweise farbliche Akzente setzt, sollte sich dieselbe Farbe in allen Dokumenten widerspiegeln. Dadurch wirkt deine Bewerbung einheitlich und stringent. Abgesehen davon solltest du dich beim Anschreiben auf eine Seite begrenzen. Wie erwähnt, haben die meisten Personaler:innen keine Zeit einen ganzen Roman zu lesen und so kann ein zu langes Anschreiben direkt auf dem Absagestapel landen.

Typische Fehler im Anschreiben vermeiden

Zum Schluss noch ein paar Warnungen. Die folgenden Fehler solltest du versuchen zu vermeiden, denn sie werfen ein schlechtes Licht auf deine Bewerbung und können schnell zur Jobabsage führen.

1. Schlechte Grammatik und Rechtschreibung

Da das Anschreiben ausformulierte Sätze und nicht nur Stichpunkte enthält, fallen Fehler hier noch schneller auf als im Lebenslauf. Generell muss ein einziger, kleiner Fehler nicht das Aus bedeuten – diese sind menschlich und passieren selbst in Redaktionen und Verlagen. Aber eine Anhäufung von Rechtschreibfehlern sowie falsche Grammatik schießen dich schnell ins Aus.

2. 0815-Formulierungen und Floskeln

Das Individualität im Anschreiben wichtig ist, sollte dir inzwischen klar sein. Umso wichtiger ist es, dass du diesen Rat wirklich beherzigst und nicht mit Floskeln oder nichtssagenden Statements um dich wirfst, die du vielleicht bei einer schnellen Google-Suche gefunden hast. Copy and Paste bringt dich nicht weiter und fällt Personaler:innen außerdem schnell auf. Ein absolutes No Go und oft auch ein sicherer Weg zur Absage.

3. Immer wieder das gleiche Anschreiben

Auch wenn du in der Regel mehrere Bewerbungen verschickst, solltest du individuell auf jedes Unternehmen eingehen. Immer den gleichen Text zu nutzen und nur Adresse und Ansprechpartner:in zu verändern, bringt dich meist nicht weiter. Denn so gehst du vielleicht nicht auf bestimmte Thematiken ein, die für ein Unternehmen von besonderer Bedeutung sind. Orientiere dich beim Schreiben immer an der Stellenausschreibung und dem Bild der Firma, das sie nach außen hin vermittelt. Teile deines Texts zu übernehmen, ist nicht schlimm, aber es sollte nicht immer der Gleiche sein. Besonders peinlich wird es außerdem, wenn du mal vergisst einen Namen oder eine Adresse zu verändern und so direkt erkannt wird, dass du dir weniger Mühe gemacht hast.

4. Zu vage Aussagen

Dein Anschreiben ist dazu da, konkret zu werden. Formuliere klipp und klar, was du kannst und was dich auszeichnet. Anstatt beispielsweise zu schreiben „Ich habe Erfahrungen im Sales-Bereich gesammelt“, mach draus: „Durch Fähigkeit XY ist es mir gelungen, die Verkaufsrate des Produkts um X Prozent zu steigern“. Zu vage Aussagen langweilen Personaler:innen und geben ihnen keine Informationen über dich. Trau dich also zu schreiben, was du erreicht hast.

Wir können dir wie gesagt nicht die perfekte Formulierung für dein Anschreiben geben – das ist auch gar nicht unser Ziel und sollte auch nicht deines sein. Viel eher solltest du versuchen mithilfe der Ratschläge, die wir dir an die Hand gegeben haben, einen individuellen, überzeugenden Text zu formulieren, der dich als geeignete Wahl für die Stelle darstellt. Sei selbstbewusst, mutig und ehrlich, dann lässt der neue Job vielleicht gar nicht lange auf sich wartet.

>>> Vorheriger Teil: Bewerbungs-Guide Teil 1: So sieht ein zeitgemäßer, überzeugender und individueller Lebenslauf aus
>>> Nächster Teil: Bewerbungs-Guide Teil 3: So meisterst du Jobinterviews souverän und mit Erfolg

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