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Karrieretipps
Wie du Soft Skills geschickt in der Bewerbung angibst, um dich von anderen abzuheben

Wie du Soft Skills geschickt in der Bewerbung angibst, um dich von anderen abzuheben

Annina Frey | 09.11.21

Im Bewerbungsprozess musst du dich heutzutage durch deine Soft Skills von der Konkurrenz abheben. Doch wie und was ist das eigentlich?

Über eine gute Ausbildung, beeindruckende Abschlussnoten und zahlreiche Zusatzqualifikationen verfügen mittlerweile viele Bewerber:innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die Zahlen der Studierenden an den bundesweiten Hochschulen steigen von Jahr zu Jahr.

Statistik: Anzahl der Studierenden an Hochschulen in Deutschland vom Wintersemester 2002/2003 bis 2015/2016* | Statista
© Statista

Statistik: Anzahl der Kinder bis 14 Jahre in Deutschland von 1991 bis 2014 | Statista
© Statista

In Bezug auf den zunehmenden Fachkräftemangel und die sinkende Anzahl an Kindern in Deutschland bedeutet das: Ein immer höherer Prozentsatz der auf den Arbeitsmarkt drängenden Arbeitnehmer:innen sind hoch qualifiziert. Auf eine Stellenausschreibung kommen nicht selten mehrere hundert Bewerbungen. Der Mangel an Arbeitskräften macht sich eher im Niedriglohnbereich oder in speziellen Branchen, zum Beispiel der IT, bemerkbar.

Wenn du dich also auf eine attraktive Stellenanzeige bewirbst und nicht gerade in einem vom Fachkräftemangel betroffenen Bereich tätig bist, reicht es nicht mehr unbedingt aus das passende Studium absolviert oder sogar mit einer 1,0 abgeschlossen zu haben. Du musst dich gegen die zahlreichen anderen Bewerber:innen stattdessen mit ganz besonderen Qualifikationen absetzen: Mit den sogenannten Soft Skills.

Was sind „Soft Skills“?

Die „Soft Skills“ können auch als Schlüsselqualifikationen übersetzt werden. Gebräuchlich ist zudem die Wendung „soziale Kompetenzen“, wobei diese nur einen kleinen Bestandteil der Soft Skills ausmachen. Prinzipiell gehören zu den Soft Skills all jene Fertigkeiten und Fähigkeiten, welche du nicht durch dein Studium, in der Schule oder im Zuge deiner Ausbildung gelernt hast. Solche Kompetenzen, welche du also durch Noten, ein Zeugnis oder eine Teilnahmebestätigung von beispielsweise einer Fortbildung nachweisen kannst, werden als „Hard Skills“ bezeichnet. Die Soft Skills hingegen beschreiben persönliche Kompetenzen, zum Beispiel ein hohes Maß an Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Motivation, Organisationstalent oder auch Kreativität.

Weshalb sind Soft Skills so wichtig?

Die Soft Skills eines Menschen hängen unmittelbar mit dessen Persönlichkeit zusammen und machen ihn oder sie gegenüber der Konkurrenz einzigartig. Nehmen wir einmal an, der Personaler hat zehn Bewerbungen auf dem Tisch liegen: Die Interessenten und Interessentinnen verfügen alle über vergleichbare Hard Skills, ein ähnliches Alter und ausreichend Berufserfahrung. Auf wen wird die Entscheidung fallen? Die Soft Skills sind der ausschlaggebende Faktor, um dich von der Konkurrenz abzuheben. Sie sind sozusagen das „Salz in der Suppe“. Immer mehr Unternehmen legen mittlerweile sogar mindestens ebenso viel Wert auf die Soft Skills wie auf die klassischen Hard Skills. Sie haben den Nutzen teamfähiger, vertrauenswürdiger, motivierter oder kreativer Mitarbeiter:innen gegenüber den reinen „Fachidiot:inneen“ erkannt. Das Problem ist: Soft Skills kannst du nicht durch ein Zeugnis belegen oder durch die Note eins im Fach „Belastbarkeit“. Wie also bringst du deine Schlüsselqualifikationen überzeugend in die Bewerbung ein?

Soft Skills in der Bewerbung

Deine Soft Skills dürfen heutzutage in keiner Bewerbung mehr fehlen. Je unvollständiger deine Hard Skills sind oder je unsteter dein Lebenslauf ist, desto mehr musst du durch deine Schlüsselqualifikationen überzeugen. Bevor du also mit der Formulierung deines Bewerbungsanschreibens beginnst, solltest du dir darüber klar werden, über welche individuellen Soft Skills du verfügst.

Welche Schlüsselqualifikationen sind für die Bewerbung interessant?

Wenn du dich einmal über die Soft Skills informierst, wirst du viele Meinungen zu den drei, sechs oder auch elf angeblich „wichtigsten“ Schlüsselqualifikationen finden. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Verantwortungsbewusstsein
  • Teamfähigkeit
  • Vertrauenswürdigkeit
  • Kreativität
  • Motivation
  • Belastbarkeit
  • Stressresistenz
  • Kritikfähigkeit
  • Organisationstalent
  • Soziale Kompetenzen
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Zeitmanagement
  • Einsatzbereitschaft
  • Analytisches Denken
  • Empathie
  • Eigenverantwortung
  • u. v. m.

Welche dieser Eigenschaften wirklich „die wichtigsten“ sind, hängt von deinem Berufsfeld sowie der Stelle ab, auf welche du dich bewirbst. Wirst du als Informatiker:in zum Beispiel mehr mit dem PC arbeiten als im Team, so ist die Teamfähigkeit gegenüber einer hohen Problemlösungskompetenz weniger wichtig. Gehe deshalb wie folgt vor:

Schritt 1: Die Selbstanalyse

Versuch erst einmal herauszufinden, welche deine Stärken und Schwächen sind. Fokussiere dich dabei auf Talente, die dich als Arbeitskraft einzigartig machen. Das Ziel ist herauszufinden, über welche Soft Skills du eigentlich verfügst. Da die Selbstreflektion allerdings schwierig ist, kannst du gerne deine Familie, Freund:innen, Bekannten, aber auch Kolleg:innen oder Vorgesetzten zu Rate ziehen. Folgende Fragen können dir bei der Selbstanalyse helfen:

  • Welche positiven Eigenschaften machen dich als Person aus?
  • Wann und wie stellst du diese Talente unter Beweis?
  • Wodurch hebst du dich von anderen Personen/Mitarbeiter:innen ab?
  • Welche Fähigkeiten wurden in (Arbeits-) Zeugnissen besonders gelobt?
  • Welche Erfolge konntest du in deinem Leben verzeichnen?
  • Welche Eigenschaften waren für diese Erfolge verantwortlich?

Dich an persönlichen Erfolgen zu orientieren ist noch aus einem zweiten Grund sinnvoll: Sie ermöglichen dir, deine Soft Skills anschließend in der Bewerbung konkret nachzuweisen.

Schritt 2: Die Stellenausschreibung analysieren

Du hast jetzt eine Liste mit deinen ganz persönlichen Soft Skills vor dir liegen. Diese darf gerne sehr umfangreich gestaltet sein. Diese Liste legst du jetzt erst einmal zur Seite und analysierst die Stellenanzeige, auf welche du dich bewerben möchtest. Handelt es sich um eine Initiativbewerbung, analysierst du stattdessen das Unternehmen sowie deinen potenziellen Tätigkeitsbereich. Fragen, die es bei der Analyse der Stellenausschreibung zu stellen gilt, sind:

  • Welche Soft Skills werden in der Stellenanzeige konkret gefordert?
  • Welche Schlüsselqualifikationen werden versteckt gefordert (zwischen den Zeilen lesen)?
  • Um welche Branche und welchen Tätigkeitsbereich handelt es sich?
  • Welche Soft Skills könnten hierfür hilfreich sein?
  • Findet die Arbeit im Team statt?
  • Handelt es sich um eine Führungsposition?
  • Musst du mit Geschäftspartner:innen oder Kund:inneen in Verhandlungen gehen?

Auch in diesem zweiten Schritt solltest du erst einmal eine Liste mit den für die Stelle relevanten Soft Skills anlegen.

Schritt 3: Die Soft-Skills-Listen abgleichen

Du hast jetzt zwei Listen zur Hand: Eine Aufzählung deiner vorhandenen Soft Skills sowie eine Liste der für die Stelle relevanten Schlüsselqualifikationen. Es ist jetzt an der Zeit, diese Listen abzugleichen. Das bedeutet:

  • Streiche alle deine Soft Skills von der Liste, die für die jeweilige Stellenausschreibung nicht relevant sind.
  • Markiere zum Beispiel in Grün alle Soft Skills, die auf beiden Listen stehen. Das bedeutet: Du verfügst über Soft Skills, die für die Stelle relevant sind.
  • Zuletzt markierst du jene Soft Skills zum Beispiel in Rot, welche für die Stelle relevant wären, welche du aber noch nicht besitzt.

Als Richtwert solltest du am Ende rund drei bis fünf grün markierte Soft Skills haben, die du anschließend für deine Bewerbung nutzen kannst. Doch was, wenn deine Schlüsselqualifikationen nicht ausreichen oder dir für die Stelle besonders wichtige Soft Skills fehlen?

Soft Skills aneignen und trainieren

Kein Problem: Soft Skills kannst du gezielt erlernen oder durch Training verbessern. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass Soft Skills in der Persönlichkeit eines Menschen verankert sind und sich in der Kindheit sowie im Laufe der Lebens- und Berufserfahrung automatisch entwickelt haben. Trotzdem sind sich Expert:innen einig: Soft Skills kannst du erwerben! Aber wie?

  1. Persönliche Zielsetzung: Welche Soft Skills möchtest du erlernen oder trainieren und wie sieht dein persönliches „Ziel“ aus?
  2. Aneignen von theoretischen Kenntnissen über die jeweilige Schlüsselqualifikation, zum Beispiel durch Bücher, Seminare, eine Fortbildung oder einen VHS-Kurs.
  3. Die Theorie in die Praxis umsetzen: Dies kann selbstständig geschehen, gerne aber auch in einem Einzel- oder Gruppencoaching. Durch Seminare, Fort- und Weiterbildungen oder den Besuch eines offiziellen Kurses kannst du deine Soft Skills anschließend umso besser in der Bewerbung nachweisen.
  4. Üben, üben, üben: Arbeite stetig an der Schlüsselqualifikation, denn nur Übung macht den Meister. Tritt hierfür in die Interaktion mit anderen Menschen und hole dir Tipps, Tricks, aber auch Kritik ein. Je objektiver du deine Soft Skills wahrnehmen kannst, desto besser kannst du erkennen, wo und in welcher Form noch Bedarf zur Verbesserung ist.

Deine Soft Skills im Bewerbungsanschreiben

Zu diesem Punkt des Bewerbungsprozesses hast du jetzt also drei bis fünf Soft Skills herausgearbeitet, erlernt oder trainiert, die für die jeweilige Stellenanzeige relevant sind. Nun geht es darum, dass du durch die richtige Formulierung bereits im Bewerbungsanschreiben mit deinen Soft Skills überzeugst und dich von der Konkurrenz abhebst. Hierfür gibt es zwei wichtige Grundregeln zu beachten:

  1. Arbeite deutlich heraus, weshalb deine Soft Skills für die Stelle relevant sind.
  2. Belege deine Behauptungen zu den Schlüsselqualifikationen durch entsprechende Argumente und Nachweise.

Jede deiner Bewerbungen muss individuell im Anschreiben, Lebenslauf und den Anlagen auf die jeweilige Stellenanzeige zugeschnitten sein. Aus diesem Grund hast du bereits deine Listen angelegt und abgeglichen. Nun gilt es, die dabei herausgearbeiteten Soft Skills, welche für die Stellenausschreibung relevant sind, richtig in das Bewerbungsanschreiben einzubringen. Hierfür stellst du jeweils erst eine Behauptung auf und untermauerst diese anschließend durch einen „Beweis“. Zum besseren Verständnis folgen drei Formulierungsbeispiele:

  • Belastbarkeit
    „Im Zuge meiner Tätigkeit als XXX konnte ich ein hohes Maß an Belastbarkeit unter Beweis stellen. Wie Sie meinem Arbeitszeugnis entnehmen können, stellte die Organisation, Durchführung und Überwachung auch komplexer Projekte selbst in Krisensituationen zu keiner Zeit ein Problem für mich dar.“
  • Teamfähigkeit
    „Ich arbeite gerne im Team, bleibe auch in Konfliktsituationen stets objektiv und konnte diese Fähigkeit in meiner Weiterbildung zur Mediatorin weiter ausbilden.“
  • Analytisches Denken
    „Durch mein ausgeprägtes analytisches Denkvermögen und eine hohe Problemlösungskompetenz konnte ich die Effizienz der von mir geführten Abteilung im Rahmen meiner Tätigkeit als XXX um acht Prozent erhöhen.“

Schlüsselqualifikationen im Lebenslauf und Anhang

Du hast nun im Anschreiben einen ersten Aufschluss über deine Soft Skills gegeben und dich so als einzigartige:r Bewerber:in präsentiert. Doch bei der Bewerbung muss immer das Gesamtbild überzeugen. Aus diesem Grund müssen auch der Lebenslauf sowie die weiteren Anlagen deiner Bewerbung die Aussagen des Anschreibens stützen. Vermerke konkrete „Erfolge“ zum Beispiel direkt unter der jeweiligen beruflichen Station:

„1998-2006: Abteilungsleiter:in im Bereich XXX, Unternehmen XXX, Steigerung der Effizienz um acht Prozent“

Hast du Fort- oder Weiterbildungen im Bereich der Soft Skills belegt, so kannst du diese ebenfalls unter dem entsprechenden Punkt im Lebenslauf vermerken. Ansonsten finden die Schlüsselqualifikationen unter den Punkten „Besondere Kenntnisse“ oder „Persönliche Interessen“ Platz. Wenn du beispielsweise Kapitän:in einer Fußballmannschaft bist, lässt das ebenfalls auf eine hohe Teamfähigkeit schließen. Das Anschreiben, der Lebenslauf sowie die beigefügten Anlagen (zum Beispiel ein Fortbildungsnachweis und Arbeitszeugnisse) müssen schlussendlich einen roten Faden erkennen lassen und ein abgerundetes Gesamtbild ergeben.

Achtung: Ehrlichkeit währt am längsten

Achte darauf, dass du bei all deinen Angaben zu den Soft Skills ehrlich bleibst. Du musst diese anschließend in der Praxis unter Beweis stellen können, manchmal bereits im Bewerbungsgespräch oder einem Assessment Center. Die Personaler:innen wollen häufig prüfen, ob du wirklich über all die genannten Schlüsselqualifikationen verfügst, oder ob du nur leere Behauptungen aufgestellt hast. Bereite dich deshalb sowohl auf Fragen zu den Soft Skills, wie der Klassiker „Wo sehen sie ihre Stärken und Schwächen?“, als auch auf konkrete Tests und Aufgaben vor. Wenn du also in der Bewerbung angibst, dass du über eine außergewöhnlich gute Präsentationstechnik verfügst, musst du im Vorstellungsgespräch oder im Assessment Center eventuell spontan eine kurze Präsentation vorbereiten und halten.

Mit Soft Skills im Berufs- und Privatleben punkten

Es ist als eine gute Entwicklung anzusehen, dass Soft Skills im Berufsleben immer mehr wertgeschätzt und auch eingefordert werden. So ziehen wieder menschliche Werte in die Unternehmenswelt ein und das Betriebsklima steigt proportional zur verbesserten sozialen Kompetenz der Mitarbeiter:innen. Aus diesem Grund stehen die Kommunikations- und Teamfähigkeit der Bewerber:innen bei den Personalern mittlerweile hoch im Kurs.

Doch nicht nur für ein erfolgreicheres Berufsleben solltest du dich stetig selbst reflektieren und an der Verbesserung deiner Soft Skills arbeiten. Auch im Privatleben gehen damit zahlreiche Vorteile einher: Der Abbau von Ängsten, eine verbesserte Kommunikation, eine höhere Stressresistenz und mehr Freizeit durch ein optimiertes Zeitmanagement sind nur einige Beispiele.

Welche Erfahrungen hast du bereits beruflich wie privat mit den Soft Skills gemacht?

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