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Human Resources
Vorurteile oder Realität? Interview über Generationenkonflikte am Arbeitsplatz

Vorurteile oder Realität? Interview über Generationenkonflikte am Arbeitsplatz

Marié Detlefsen | 19.08.24

Im Interview mit OnlineMarketing.de erklärt Nina Koch von Slack, wie Generationenkonflikte am Arbeitsplatz gelöst werden können und welche Rolle moderne Technologien dabei spielen. Entdecke Strategien, die die Zusammenarbeit zwischen Babyboomern, Generation X, Millennials und Generation Z fördern.

Derzeit prägen verschiedene Generationen den Arbeitsmarkt und bringen dabei ihre einzigartigen Eigenschaften, Stärken und Herausforderungen mit. Dazu gehören die Babyboomer (geboren zwischen 1946 und 1964), Generation X (1965-1980), Millennials (1981-1996) und die jüngste Generation, Generation Z (ab 1997). Jede dieser Generationen hat ihre eigenen Werte, Arbeitsweisen und Erwartungen, die das berufliche Miteinander beeinflussen.

So sind die Babyboomer bekannt für ihre starke Arbeitsmoral und Loyalität gegenüber ihren Arbeitgeber:innen. Sie sind oft bereit, länger zu arbeiten und scheuen sich nicht vor harter Arbeit. Generation X, auch als „Generation der Unabhängigen“ bekannt, legt großen Wert auf Work-Life-Balance und Flexibilität. Millennials haben die Digitalisierung vorangetrieben und streben nach sinnstiftender Arbeit sowie kontinuierlichem Feedback. Generation Z, die Digital Natives, sind technisch versiert und bevorzugen flexible Arbeitsmodelle, legen jedoch auch großen Wert auf persönliche Weiterentwicklung und soziale Verantwortung.

Vorurteile führen zu Konflikten zwischen den Generationen

Trotz dieser vielfältigen Stärken gibt es zahlreiche Vorurteile, die zu Missverständnissen und Konflikten zwischen den Generationen führen können. Jüngere Arbeitnehmer:innen werden oft als weniger arbeitswillig, aber technisch versierter betrachtet, während ältere Kolleg:innen als weniger offen für Veränderungen und neue Technologien gelten. Solche Stereotypen können die Zusammenarbeit behindern und das Arbeitsklima belasten.

Doch wie lassen sich diese Konflikte lösen? Wie können sich die verschiedenen Generationen gegenseitig unterstützen, um die bestmögliche Produktivität für sich und das Unternehmen zu erreichen und welche Rolle spielen moderne Technologien und Plattformen dabei? Um diese und weitere Fragen zu klären, haben wir in einem Interview mit Nina Koch gesprochen. Sie ist Director Customer Success im Bereich Continental Europe bei Slack und teilt im Interview ihre Einblicke und Erfahrungen darüber, wie Slack die Zusammenarbeit zwischen den Generationen fördert und welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen können, um eine inklusive und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen.

Das Interview

OnlineMarketing.de: In der Arbeitswelt wird oft über die Unterschiede zwischen Generationen wie Babyboomern, Generation X, Millennials und Generation Z diskutiert. Welche Mythen oder Missverständnisse begegnen dir in Bezug auf die Arbeitsmoral und Arbeitsweise der verschiedenen Generationen am häufigsten?

Nina Koch: Stimmt. Da gibt es einige Vorurteile und Verallgemeinerungen. Aktuell arbeiten bis zu fünf Generationen innerhalb eines Unternehmens zusammen – das birgt einerseits ein enormes Potential an Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Perspektivenerweiterungen, andererseits jedoch auch das Risiko von Reibungen.

Die Klassiker sind natürlich: Boomer verschließen sich vor Neuem und verstehen die jungen Menschen nicht. Das denkt zumindest die Gen Z. Und die Boomer finden ihre jungen Kolleg:innen anmaßend: Sie hätten zu hohe Ansprüche und richtig arbeiten wollten sie auch nicht.

Es gibt Vorurteile, dass jüngere Generationen, wie die Generation Z, als „zu faul“ oder „zu verwöhnt“ angesehen werden. Wie begegnest du solchen Vorurteilen und wie wirken sich diese auf die Arbeitskultur aus?

Diese Vorurteile hört man leider sehr häufig, wir denken noch allzu oft in „Schubladen”. Vorurteile sind meiner Meinung nach dafür da, um beseitigt zu werden, und man begegnet ihnen am besten, wenn man sich einfach die eigenen Kolleg:innen in den entsprechenden Altersgruppen anschaut. Ziemlich schnell wird einem dann klar, dass Arbeit individuell betrachtet werden muss und weder der Kollege aus der Gen Z den Stift auf die Minute genau fallen lässt, noch eine Boomer-Kollegin sich per se neuen Technologien verschließt. Hier könnte ich viele Beispiele aus meinem persönlichen Umfeld aufzählen.

Eine Slack-Studie zeigt, dass jede:r fünfte Arbeitnehmer:in Probleme im Umgang mit älteren Kolleg:innen hat. Welche Maßnahmen kann ein Unternehmen ergreifen, um solche Generationenkonflikte zu minimieren?

Richtig, das haben wir untersucht. Das entscheidende Ergebnis unserer Studie ist allerdings: Für rund die Hälfte der Befragten sind eine schlechte Kommunikation sowie der seltene Austausch (face-to-face) die Hauptursachen für Konflikte im Büro. Deshalb haben wir auch die Frage untersucht, wo die Befragten arbeiten und (vor allem) wo sie arbeiten möchten. Lediglich sieben Prozent der Befragten geben an, komplett ortsunabhängig (einschließlich Ausland) von überall aus arbeiten zu können. Rund ein Drittel (29 Prozent) muss in Vollzeit ins Büro gehen, während mehr als die Hälfte (57 Prozent) in einem hybriden System arbeitet und flexibler entscheiden kann, ob sie im Büro oder im Home Office arbeitet. Wenn die Befragten jedoch frei entscheiden könnten, wie häufig sie ins Büro kommen möchten, zeichnet sich dagegen folgendes Bild ab: Vollzeit wollen nur 16 Prozent der Befragten ins Büro kommen. Zwei bis drei Tage pro Woche scheinen laut den Befragten das Idealszenario für die meisten zu sein.


Die Gen Z zu faul, die Babyboomer zu steif?

So schließt du die Kluft zwischen den Generationen

Die Gen Z zu faul, die Babyboomer zu steif? So schließt du die Kluft zwischen den Generationen.
© headwayio – Unsplash


Gibt es deiner Erfahrung nach denn auch Klischees über bestimmte Altersgruppen am Arbeitsplatz, die sich bestätigen? Wie geht man damit um, wenn man Pauschalisierungen eigentlich überwinden möchte?

Was unsere Studie bestätigt: Sechs von zehn befragten Boomern finden, dass die Generation Z tatsächlich zu viele Anpassungen an ihre individuellen Bedürfnisse von Arbeitgeber:innen erwartet. Doch diese Ansicht liegt vielleicht weniger an den tatsächlich zu großen Wünschen, sondern vielmehr an der Perspektive der Boomer. Denn für fast die Hälfte (43 Prozent) der Befragten haben die Boomer zu viel Angst vor Veränderungen. Am besten begegnet man diesen Pauschalisierungen mit Transparenz, offener Kommunikation und Humor. Wer einmal den Spiegel vorgehalten bekommt, ohne dabei angeklagt zu werden, kann auch häufig über sein Verhalten lachen und dieses überdenken.

Wie können Technologien, insbesondere Künstliche Intelligenz und Produktivitätsplattformen, dazu beitragen, dass alle Generationen, insbesondere die Babyboomer, effektiv und effizient arbeiten können?

Die Zusammenarbeit verschiedener Generationen erfordert neue Ansätze hinsichtlich Kollaboration und Kommunikation. Doch nur 51 Prozent der Arbeitgeber:innen geben klare Regelungen hinsichtlich der digitalen Kommunikation und Kollaboration vor. Diese Regelungen und Vorgaben sind aber für 57 Prozent der befragten Führungskräfte ein Game Changer für Produktivität. Slack bietet hier eine technologische Basis, die für alle Mitarbeiter:innen eine Arbeitsumgebung schaffen kann, in der sie sich wohlfühlen und effizient arbeiten können. Ich glaube nicht, dass KI und Automatisierung kurz- und mittelfristig Arbeitskräfte ersetzen werden. Aber mithilfe von KI-unterstützten Produktivitätsplattformen wie Slack können Teams von repetitiven und organisatorischen Aufgaben befreit werden. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels und des Ausscheidens der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Berufsleben eine große Hilfe und kann zu der so dringend benötigen Produktivitätssteigerung beitragen.

Wie können Unternehmen aus deiner Sicht sicherstellen, dass Mitarbeiter:innen aller Altersgruppen kontinuierlich lernen und sich weiterentwickeln? Welche Rolle spielt dabei der Einsatz von modernen Lernplattformen?

Mentoring-Programme, Lernplattformen und Weiterbildungen sind sehr wichtig. So können Berufseinsteiger:innen von erfahrenen Mitarbeitenden ungemein profitieren. Auf diese Weise geht das Know-how der Boomer-Generation nicht verloren und der Wissenstransfer im Unternehmen bleibt sichergestellt. Dies ist jedoch keine Einbahnstraße: Umgekehrt ist es etwa denkbar, dass die jüngeren Generationen die Rolle der Mentor:innen für technische und digitale Themen übernehmen. Damit können die Stärken der unterschiedlichen Generationen optimal genutzt werden.


50.000 Euro Einstiegsgehalt:

Sind die Erwartungen der Gen Z realistisch?

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© Ibrahim Boran – Unsplash


Wie siehst du die Zukunft der Arbeit in Bezug auf die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Generationen? Welche Entwicklungen erwartest du und wie bereitet sich Slack darauf vor?

Wenn wir es schaffen, intergenerative Teams zu fördern, dann bin ich der festen Überzeugung, dass die Zukunft gut aussieht. Denn generationsübergreifende Strukturen stellen sicher, dass unterschiedliche Stärken, Kompetenzen und Erfahrungen in einem Team zusammenkommen. So entstehen neue Ideen und Denkweisen, die sich positiv auf die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens auswirken. Generationenübergreifende Teams sorgen außerdem dafür, dass sich die Generationen gegenseitig besser kennenlernen, Vorurteile abbauen können und ihre Stärken zu schätzen lernen.

Welche Tipps würdest du anderen Unternehmen geben, wenn es darum geht, den Austausch und die Verbindung zwischen verschiedenen Altersgruppen zu stärken?

Grundlage für ein erfolgreiches Miteinander der Generationen ist eine Führungs- und Unternehmenskultur, die auf Verständnis und Wertschätzung basiert. Hierbei geht es darum, ein Verständnis für die Bedürfnisse jeder einzelnen Generation zu entwickeln und zu vermitteln. Wichtig ist dafür eine offene und transparente Feedback-Kultur. Bei der Einführung von Feedback-Strukturen ist das Kommunikationsverhalten der verschiedenen Altersgruppen zu berücksichtigen. Die Herausforderung für Unternehmen wird in den nächsten Jahren darin bestehen, ein produktives Arbeitsumfeld für alle Generationen zu schaffen, das mit der entsprechenden digitalen Infrastruktur ausgestattet ist. Produktivitätsplattformen können diese Rolle übernehmen, um das volle Potenzial auszuschöpfen und Konflikten vorzubeugen.

Hier liegt es an den Unternehmen und ihren Führungskräften, eine bessere und produktivere Arbeitsumgebung für ihre Angestellten zu schaffen, in der zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten möglich ist. So sind wir für die Arbeitswelt der Zukunft optimal gerüstet!


Wir bedanken uns recht herzlich für das schriftliche Interview mit Nina Koch sowie für die spannenden Insights aus ihrer Perspektive.


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© Te lensFix – Pexels, via Canva


Dieser Beitrag erschien erstmals am 19. Juli 2024.

Kommentare aus der Community

Robert am 28.07.2024 um 09:02 Uhr

Liebe Marié,

dein Interview mit Nina Koch bietet wertvolle Einblicke in die Generationenkonflikte am Arbeitsplatz und zeigt, wie moderne Technologien und offene Kommunikation helfen können, diese zu überwinden. Besonders interessant finde ich die Ansätze zur Förderung intergenerativer Teams und den Einsatz von KI-unterstützten Plattformen wie Slack. Es ist inspirierend zu sehen, wie Vorurteile abgebaut und unterschiedliche Stärken genutzt werden können, um eine produktive Arbeitsumgebung zu schaffen.

Viele Grüße, Robert

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