Human Resources
1,5 Prozent mehr Jobangebote: Doch der Aufwärtstrend ist noch kein Wendepunkt

1,5 Prozent mehr Jobangebote: Doch der Aufwärtstrend ist noch kein Wendepunkt

Marié Detlefsen | 09.10.25

Der deutsche Stellenmarkt zeigt im September erstmals seit Monaten ein leichtes Plus. Laut Indeed stiegen die Jobangebote um 1,5 Prozent, doch von einer echten Trendwende ist Deutschland noch weit entfernt.

Die aktuelle Arbeitsmarktsituation für Beschäftigte ist nicht gerade leicht und immer mehr Bewerber:innen geben an, keinen Job zu finden. Doch ein Lichtblick ist in Sicht. So zeigte der Arbeitsmarkt in Deutschland im September 2025 erstmals seit Jahresbeginn eine positive Entwicklung. Laut einer aktuellen Auswertung der Jobplattform Indeed ist die Zahl der Stellenausschreibungen im Monatsvergleich saisonbereinigt um 1,5 Prozent gestiegen. Doch trotz dieses Anstiegs bleibt das Gesamtbild angespannt: Seit Januar liegt der Stellenmarkt immer noch 13,9 Prozent im Minus, ein deutliches Signal, dass die Erholung längst nicht auf sicherem Fundament steht.

Einzelhandel treibt den Stellenmarkt an

Besonders auffällig ist der starke Zuwachs laut der Studie im Einzelhandel. In dieser Branche legte die Zahl der Jobangebote im September um satte 9,7 Prozent zu. Expert:innen führen dies vor allem auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft zurück, das traditionell für zusätzlichen Personalbedarf sorgt. Zu den besonders wachstumsstarken Branchen im vergangenen Monat zählten Medizintechnik (plus 3,9 Prozent), Büro und Verwaltung (plus 3,7), Lagerhaltung (plus 3,4) und Buchhaltung (plus 3,0).

In diesen Branchen verzeichnet der Stellenmarkt derzeit einen Zuwachs an Jobs (die Grafik wurde anhand der Daten von Indeed mithilfe von ChatGPT erstellt)
In diesen Branchen verzeichnet der Stellenmarkt derzeit einen Zuwachs an Jobs (die Grafik wurde anhand der Daten von Indeed mithilfe von ChatGPT erstellt)

Doch nicht alle Branchen profitieren von dieser Entwicklung. In 20 von 37 analysierten Berufsfeldern zeigt der Trend nach unten. Besonders stark rückläufig ist die Finanz- und Bankenbranche mit einem Minus von 6,4 Prozent, gefolgt vom Marketing-Sektor (minus 5,7). Auch die Elektrotechnik (minus 4,7), die Software-Entwicklung (minus 3,5) und das Projekt-Management (minus 3,3) verzeichnen deutliche Rückgänge.

In diesen Branchen verzeichnet der Stellenmarkt derzeit weiterhin einen Rückgang an Jobs (die Grafik wurde anhand der Daten von Indeed mithilfe von ChatGPT erstellt)
In diesen Branchen verzeichnet der Stellenmarkt derzeit weiterhin einen Rückgang an Jobs (die Grafik wurde anhand der Daten von Indeed mithilfe von ChatGPT erstellt)

Eine besondere Bedeutung hat die Entwicklung im Personalwesen: Hier sank die Zahl der ausgeschriebenen Jobs um 2,7 Prozent. Da dieser Bereich oft als Frühindikator für den gesamten Arbeitsmarkt gilt, deutet der Rückgang darauf hin, dass Unternehmen weiterhin zurückhaltend bleiben, wenn es um Neueinstellungen in größerem Stil geht.

Stellenmarkt weist regionale Unterschiede auf

Ein Blick auf die Bundesländer macht die Uneinheitlichkeit noch deutlicher. Während in Berlin (minus 1,9 Prozent) und Hamburg (minus 0,4) weiterhin weniger Jobs ausgeschrieben wurden, zeigte sich in fast allen anderen Bundesländern ein leichtes bis deutliches Plus. Besonders stark war der Anstieg im Saarland mit 9,2 Prozent, wobei der dortige Stellenmarkt aufgrund der geringen Größe der Region naturgemäß volatiler reagiert. In den wirtschaftsstarken Regionen Bayern (plus 0,6), Baden-Württemberg (plus 1,6) und Nordrhein-Westfalen (plus 2,0) gab es immerhin kleine Zuwächse.

Der Stellenmarkt in den verschiedenen Bundesländern im Vergleich, © Indeed
Der Stellenmarkt in den verschiedenen Bundesländern im Vergleich, © Indeed

Arbeitsmarktexpert:innen sehen in der Entwicklung zwar ein ermutigendes Signal, warnen aber vor voreiligen Schlüssen. Die derzeitige Dynamik sei eher ein Spiegel kurzfristiger Effekte wie dem Weihnachtsgeschäft, während konjunkturabhängige Branchen weiterhin unter Druck stünden. Dieser Ansicht ist auch Dr. Virginia Sondergeld, Arbeitsmarktexpertin und Ökonomin bei Indeed:

Wir befinden uns in einer uneinheitlichen und von hoher Unsicherheit geprägten Übergangsphase: punktuelle Erholung hier, Zurückhaltung dort. Von einer echten Trendwende können wir aber erst sprechen, wenn der Aufschwung ein breites Spektrum an Berufsgruppen erfasst und auch diese erreicht, die besonders stark von der Entwicklung der Wirtschaft abhängig sind. Dass die Zahl der Stellenausschreibungen im Personalwesen weiterhin sinkt, deutet aktuell eher darauf hin, dass Unternehmen  in den kommenden Monaten weiterhin vorsichtig bei ihren Recruiting-Aktivitäten bleiben werden.

Für Arbeitnehmer:innen bedeutet das: Die Nachfrage nach Fachkräften entwickelt sich je nach Branche sehr unterschiedlich. Auch auf regionaler Ebene lohnt sich ein genauer Blick, denn während in manchen Bundesländern Stellenangebote leicht wachsen, setzt sich in anderen der Abwärtstrend fort. Ein nachhaltiger Aufschwung kann laut Studie daher frühestens 2026 Realität werden.


Arbeitswelten im Vergleich:

Was Ost und West bis heute trennt und verbindet

Arbeitswelten im Vergleich: Was Ost und West bis heute trennt und verbindet
© Ann Buht – Pexels

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.