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In diesen Ländern gibt es die besten Voraussetzungen für Vaterschaftsurlaub – Deutschland zählt nicht dazu

In diesen Ländern gibt es die besten Voraussetzungen für Vaterschaftsurlaub – Deutschland zählt nicht dazu

Marié Detlefsen | 19.09.25

In welchen Ländern bekommen Väter die beste Unterstützung nach der Geburt ihres Kindes? Erfahre, wie groß die internationalen Unterschiede sind und warum Deutschland im Vergleich so schlecht abschneidet.

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, verändert sich das Leben einer Familie grundlegend. Für viele Väter ist es ein zentrales Bedürfnis, in den ersten Wochen präsent zu sein und Partner:innen zu entlasten. Doch die Möglichkeiten dazu sind weltweit höchst unterschiedlich geregelt. Eine aktuelle Analyse der Karriereplattform JobLeads, die Daten der OECD auswertete, zeigt nun, welche Länder Vätern die besten Bedingungen bieten und wo noch deutlicher Nachholbedarf besteht.

Spanien als Vorreiter:in beim Vaterschaftsurlaub

Das Spitzenfeld führt Spanien an. Väter haben dort Anspruch auf 16 Wochen vollständig bezahlten Urlaub, den sie exklusiv für sich nutzen können. Damit gehört Spanien zu den wenigen Ländern, die eine volle Lohnfortzahlung garantieren. Gemessen am nationalen Durchschnittsgehalt bedeutet das ein Einkommen von rund 14.385 Euro, während frisch gebackene Väter zu Hause bleiben. Mit einem Indexwert von 8,9 von 10 erreicht Spanien den höchsten Rang und zeigt, dass familienfreundliche Politik auch ökonomisch realisierbar ist.

RangLandLänge d. bezahlten Vaterschaftsurlaubs + Eltern- & Pflegeurlaub (in Wochen)Durchschnittlicher Anteil d. BezahlungDurchschnittliche Bezahlung während Vaterschaftsurlaub in EURIndexwert von 10
1Spanien16100%14.385,278,9
2Slowakei2875%12.493,378,8
3Norwegen1592,3%17.078,638,7
4Luxemburg2871,6%31.199,438,5
5Island2068,9%20.423,218,3
5Japan5259,7%25.292,788,3
5Litauen12,777,6%8.589,948,3
5Schweden14,375,8%10.790,488,3
9Niederlande1573,9%13.766,498,2
10Finnland16,265%10.340,428,0
10Slowenien10,7100%10.887,748,0

Die Slowakei reiht sich mit einem Indexwert von 8,8 auf Platz zwei ein. Zwar gibt es dort nur zwei Wochen Vaterschaftsurlaub im engeren Sinne, dafür stehen Vätern zusätzlich 26 Wochen Elternzeit zu, die mit 75 Prozent des Gehalts bezahlt werden. Unter dem Strich können Väter so fast ein halbes Jahr lang spürbar entlastet werden – bei einem Einkommen von insgesamt rund 12.493 Euro.

Norwegen landet auf Platz drei (8,7 Punkte), obwohl es keinen separaten Vaterschaftsurlaub gibt. Stattdessen profitieren Väter von 15 Wochen Elternzeit, die ihnen exklusiv zusteht und mit über 92 Prozent Gehalt vergütet werden. Auf Basis des norwegischen Durchschnittseinkommens ergibt das eine Summe von 17.079 Euro.

Deutschland immer noch ohne gesetzliche Regelung zum Vaterschaftsurlaub

Deutschland befindet sich im internationalen Vergleich nur im hinteren Mittelfeld und teilt sich gemeinsam mit Chile, Italien, Mexiko und der Türkei Platz 26 von 43 Ländern mit einem Indexwert von 6,7. Der Grund dafür: Hierzulande existiert bislang kein gesetzlich verankerter Vaterschaftsurlaub. Stattdessen weist die OECD lediglich 8,7 Wochen unübertragbaren Eltern- und Pflegeurlaub für Väter aus. Dieser wird zu 65,3 Prozent des Einkommens vergütet, was beim Durchschnittsgehalt in Deutschland etwa 6.497 Euro entspricht. Allerdings wurde die in Deutschland mögliche Elternzeit von bis zu drei Jahren in der Studie nicht berücksichtigt, da sie entweder unbezahlt ist oder sich beide Elternteile das Geld teilen müssen.

RangLandLänge d. bezahlten Vaterschaftsurlaubs & Elternzeit (in Wochen)Durchschnittlicher Anteil d. BezahlungDurchschnittliche Bezahlung während Vaterschaftsurlaub in EURIndexwert
26Chile1100%k.A.6,7
26Deutschland8,765,3%6.497,386,7
26Italien1539,3%4.953,996,7
26Mexiko1100%336,406,7
26Türkei1100%k.A.6,7
31Dänemark1148,2%6.464,556,6
32Malta1059,4%k.A.6,5
33Zypern272%k.A.6,2
34Ungarn10,821,1%1.313,605,7
35Tschechien260,9%772,185,6
36Kanada539,4%2.252,545,4
37Irland922,6%2.024,645,2
38Schweiz255,9%1.610,765,1
39Australien242,4%988,054,8
40Vereinigtes Königreich219,1%400,763,7
41Israel00%k.A.1,5
41Neuseeland00%k.A.1,5
41USA00%k.A.1,5

Zwar hatte die Bundesregierung 2024 reagiert und einen Anspruch auf zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub nach der Geburt in den Raum gestellt, doch gibt es nach aktuellem Stand immer noch keinen gesetzlich geregelten Vaterschaftsurlaub. Im Vergleich mit den europäischen Vorreitern bleibt Deutschland damit auf der Strecke. Selbst wenn Deutschland eine zweiwöchige Auszeit einführt und damit formal die EU-Richtlinie umsetzt, reicht das noch lange nicht an Länder wie Spanien, Portugal oder Norwegen heran, wo Väter mehrere Monate bezahlt aus dem Beruf aussteigen können.

Deutschland muss familienpolitisch nachlegen

Die Analyse macht deutlich: Länder wie Spanien, die Slowakei oder Norwegen setzen Maßstäbe, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Väter erhalten dort nicht nur ausreichend Zeit, sondern auch eine faire finanzielle Absicherung, um sich aktiv in der frühen Phase der Kindeserziehung einzubringen. Deutschland hingegen bleibt mit Platz 26 deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die Einführung von zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ist zwar ein wichtiger Schritt, reicht aber nicht aus, um im internationalen Vergleich aufzuschließen. Wenn die Bundesregierung ernsthaft Gleichstellung fördern und Familien entlasten will, braucht es mehr als symbolische Anpassungen – nämlich einen echten Anspruch auf längere, gut bezahlte Auszeiten für Väter und damit eine allgemeine Verbesserung der Elternzeit.


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