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Human Resources
Karriere mit erlogenen Daten: 77 Prozent aller Unternehmen erhalten KI-generierte Lebensläufe mit falschen Daten

Karriere mit erlogenen Daten: 77 Prozent aller Unternehmen erhalten KI-generierte Lebensläufe mit falschen Daten

Marié Detlefsen | 28.11.24

Passende Worte für das Motivationsschreiben finden – durch KI mittlerweile kein Problem mehr. So werden auch immer mehr Lebensläufe mithilfe von KI erstellt, doch häufig enthalten sie falsche Angaben. Das erschwert nicht nur die Arbeit von Personalverantwortlichen, sondern bringt auch für Arbeitnehmer:innen und Unternehmen langfristige Risiken mit sich.

Die zunehmende Nutzung von KI-Tools im Alltag hat den Bewerbungsprozess revolutioniert – jedoch nicht nur im positiven Sinne. Laut einer aktuellen Studie der HR-Plattform Remote sehen sich viele Unternehmen mit der Schattenseite der KI konfrontiert: gefälschte oder manipulierte Lebensläufe. Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild eines wachsenden Problems, das die Arbeit von Personalverantwortlichen erheblich erschwert. Mittlerweile nutzen über die Hälfte aller Bewerber:innen verschiedene Online Tools für die Erstellung ihrer Materialien, doch wie viele Fehler schleichen sich dann in solche Dokumente?

7 von 10 Unternehmen beklagen Lebensläufe mit gefälschten Daten

Die Studie befragte weltweit 4.000 Führungskräften, darunter 500 aus Deutschland, und zeigt einen frustrierenden Trend: In den vergangenen sechs Monaten haben 77 Prozent der Personalverantwortlichen Lebensläufe erhalten, die mit Hilfe von KI erstellt wurden – oft mit falschen oder übertriebenen Angaben. Noch alarmierender: Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Befragten gibt an, dass dies regelmäßig vorkommt. Besonders gravierend ist dies für höhere Positionen. So berichten 86 Prozent der Unternehmen, dass sie bei Bewerbungen für Senior-Level-Positionen betroffen sind; bei Executive-Level-Positionen liegt der Wert sogar bei 88 Prozent.

Für Arbeitgeber:innen bedeutet dies einen großen Mehraufwand, da sie Fakten doppelt überprüfen müssen. Noch dazu kann es durch gefälschte Lebensläufe zu Fehlbesetzungen von Stellen kommen, was Führungskräfte viel Zeit und Geld kostet – sei es durch ineffiziente Arbeitsprozesse, sinkende Teamleistung oder den erneuten Rekrutierungsaufwand. Aber auch für Arbeitnehmer:innen können falsche Angaben langfristig Konsequenzen haben: Sie riskieren, in Positionen zu geraten, für die sie nicht qualifiziert sind, was zu Überforderung, Jobverlust und einem beschädigten beruflichen Ruf führen kann. Gleichzeitig verlieren sie die Möglichkeit, in ehrliche und passende Karrierewege zu investieren. Letztlich zerstört dies das Vertrauen zwischen beiden Seiten und beeinträchtigt die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Führungskräfte werden stärker durch gefälschte Lebensläufe belastet

Die Studie zeigt auch, dass KI-generierte Lebensläufe nicht nur die Zahl fehlerhafter Bewerbungen erhöhen, sondern auch die Anzahl unterqualifizierter Bewerber:innen. 71 Prozent der Personalverantwortlichen sehen darin eine wachsende Herausforderung. In Zeiten des Fachkräftemangels stellt dies eine doppelte Belastung dar, da viele Unternehmen (39 Prozent) ohnehin Schwierigkeiten haben, qualifizierte Talente zu finden.

65 Prozent der Unternehmen glauben an schlechtere Besetzungen durch gefälschte Lebensläufe.
65 Prozent der Unternehmen glauben an schlechtere Besetzungen durch gefälschte Lebensläufe, © Remote

Besonders betroffen sind größere Unternehmen und spezialisierte Branchen. Während bei kleineren Firmen (unter 250 Mitarbeiter:innen) zwei Drittel (66 Prozent) das Problem wahrnehmen, steigt der Wert bei größeren Organisationen auf 84 Prozent. In der Finanzbranche (80 Prozent) sowie im Tech- und Telekommunikationssektor (86 Prozent) ist das Problem am weitesten verbreitet.

Geografisch betrachtet zählen Deutschland (77 Prozent), Australien (83 Prozent) und die USA (71 Prozent) laut der Studie zu den am stärksten betroffenen Ländern. Besonders Unternehmen, die international rekrutieren, stehen dabei unter Druck, da sie häufiger auf KI-generierte Lebensläufe stoßen als Organisationen, die lokal agieren. Interessanterweise macht es jedoch keinen Unterschied, ob die Unternehmen remote, hybrid oder vor Ort arbeiten – das Problem tritt in allen Arbeitsmodellen gleichermaßen auf.

Balance bei der Nutzung von KI finden

Dennoch hat die Verbreitung von KI in der Rekrutierung auch positive Seiten: Einerseits nutzen Bewerber:innen KI-Tools, um ihre Lebensläufe zu optimieren oder sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Andererseits setzen Unternehmen ebenfalls auf KI, um den Bewerbungsprozess effizienter zu gestalten – etwa durch die Analyse großer Mengen von Bewerbungen oder zur Automatisierung von Routineaufgaben. Doch diese Entwicklung birgt Risiken. Barbara Metthews, Chief People Officer bei Remote, betont:

Artificial Intelligence makes it easy for more people to create applications that look good on paper, even if the candidates are not necessarily qualified for the roles to which they apply. This is creating several challenges for already overworked HR teams.

Um den Herausforderungen durch KI-generierte Lebensläufe zu begegnen, setzen viele Unternehmen bereits auf erweiterte Prüfmechanismen. Beispielsweise gewinnen persönliche Gespräche und Assessment-Center wieder an Bedeutung, da sie tiefere Einblicke in die tatsächlichen Fähigkeiten der Bewerber:innen bieten. Auch der Einsatz spezialisierter Tools, die gefälschte Angaben identifizieren können, wird zunehmend wichtiger.

Langfristig wird es entscheidend sein, eine Balance zwischen der Nutzung von KI und der Vermeidung ihrer negativen Effekte zu finden. Unternehmen, Bewerber:innen und Technologieentwickler:innen stehen gleichermaßen in der Verantwortung, den Bewerbungsprozess transparent und fair zu gestalten. So können Bewerber:innen auch ohne Hilfe von KI bei ihrer Bewerbung glänzen, zum Beispiel durch die Verwendung wichtiger Keywords.


Keywords im Lebenslauf:

Bringe deine Bewerbung auf das nächste Level

Keywords im Lebenslauf: Bringe deine Bewerbung auf das nächste Level.
© Andrea Piacquadio – Pexels, via Canva

Kommentare aus der Community

George am 03.12.2024 um 14:24 Uhr

Und haben sie sich doch selber eingebrockt.
Nutzen KI Filter die Bewerbungsprozesse etc. optimieren sollen, der potentielle Mitarbeiter wird auch von oben bis unten angelogen. Was man will oder warum man jetzt jemanden ablehnt kann und will man nicht sagen. Gehalt wird sowieso kaum genannt/gehalten. Bei vielen bekommt man ja keine Bestätigung ob die Bewerbung eingegangen ist und oder das man bereits übergangen wurde.

Aber da ja Überall Fachkräftemangel herrscht und in naher Zukunft weite 7-8 Millionen Arbeiter fehlen, tun die noch immer so als müssten wir denen reinkriechen!! Wie wäre es wenn wir uns beim Arbeitsamt melden, dort ein Profil erstellen und die firmen können sich bei uns bewerben?

Hätte doch mal was :)

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