Lebenslauf von einer KI: Über die Hälfte aller Bewerber:innen verfassen Bewerbungen mit Online Tools

Das Thema Künstliche Intelligenz hat mittlerweile fast alle Bereiche des Lebens erreicht und bietet Anwender:innen eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten. Somit kann KI bei der Automatisierung von Aufgaben oder Prozessen unterstützen, Daten analysieren, personalisierte Empfehlungen aussprechen und vieles mehr. Allerdings bringt die rasante Entwicklung von KI auch einige Herausforderungen mit sich, insbesondere wenn es darum geht, menschliche und KI-generierte Inhalte voneinander zu unterscheiden.

Ein Bereich, in dem KI bereits eine bedeutende Rolle spielt, ist der Bewerbungsprozess. Bewerber:innen suchen immer nach innovativen Wegen, um sich von der Konkurrenz abzuheben und ihren Lebenslauf zu optimieren. Dadurch nutzen viele bereits das Tool, um sich ihre Bewerbungsunterlagen erstellen zu lassen. An erster Stelle steht hierbei insbesondere die Generierung des persönlichen Lebenslaufs mithilfe von KI-Programmen. Um diese Thematik weiter zu erforschen, hat CVapp.de eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wie viele Menschen sich bereits digitale Hilfe bei der Erstellung holen und wofür sie diese genau nutzen. Das Ergebnis überrascht: Mehr als die Hälfte der Menschen aus Deutschland (50,8 Prozent) gibt zu, KI zur Unterstützung bei der Erstellung ihres Lebenslaufs zu nutzen.

Vor allem ältere Menschen nutzen KI für die Lebenslauferstellung

Die Studie wurde zwischen Juli und August 2023 durchgeführt und befragte im Rahmen dessen etwa 2.850 Menschen aus Deutschland. Dabei gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, bei der Gestaltung von Teilen oder sogar des gesamten Lebenslaufs KI zu verwenden. Es stellte sich außerdem heraus, dass vor allem ältere Menschen zwischen 55 und 65 Jahren KI vermehrt nutzen (65,19 Prozent). Im Gegensatz dazu nutzen Jüngere im Alter von 18 bis 24 Jahren seltener solche Tools (45,83 Prozent). Dieses Ergebnis entkräftet die häufige Auffassung, dass jüngere Menschen viel mehr digitale Anwendungen im Arbeitsalltag nutzen und deutet darauf hin, dass ältere Generationen bereits auf die Integration von KI in der Arbeitswelt vorbereitet sind.

Des Weiteren zeigt die Umfrage, dass Männer häufiger KI verwenden, um ihre Lebensläufe zu optimieren, als Frauen. Fast sechs von zehn Männern (59,4 Prozent) setzen auf die neue Technologie, während es bei Frauen nur vier von zehn (40,6 Prozent) sind. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Männer laut der Studie generell ein größeres Vertrauen in künstliche Intelligenz haben als Frauen.

Bewerber:innen wollen ihre Fähigkeiten aufbessern

Die Studie von CVApp.de beleuchtet auch, welche Teile des Lebenslaufs mithilfe von KI generiert werden. Es zeigt sich, dass Männer mit 21 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit KI nutzen, um den Abschnitt über Fähigkeiten und Kenntnisse in ihren Lebensläufen zu verbessern. Überraschenderweise wurde KI am seltensten im Abschnitt über die Berufserfahrung verwendet, obwohl immerhin fast jeder Zwölfte (7,4 Prozent) angab, dies getan zu haben. Darüber hinaus verwenden fast 30 Prozent der Befragten KI, um ihre Qualifikationen zu verbessern und fast 20 Prozent setzen KI ein, um Texte über ihre Hobbys zu verfassen.

Doch auch wenn einige Bestandteile des Lebenslaufs generiert werden, heißt dies noch lange nicht, dass der erstellte Text der KI auch komplett übernommen wird. Somit übernimmt nur fast ein Fünftel der Befragten (19,3 Prozent) die KI-generierten Inhalte in ihren Lebensläufen ohne jegliche Bearbeitung. Hierbei ist dies bei Männern um 25 Prozent wahrscheinlicher als Frauen. Außerdem gaben etwa 13 Prozent der Studienteilnehmenden an, die digital erstellten Inhalte immer vor der Verwendung in ihren Bewerbungsunterlagen zu bearbeiten. 

Oft versuchen Bewerber:innen auch eine Lücke im Lebenslauf auszuschmücken und helfen sich mit einer KI-generierten Notlüge weiter. So gaben fast drei von fünf Befragten an, in ihrem Lebenslauf zu lügen (58,53 Prozent). Dennoch sind Lebenslauflücken im Allgemeinen kein Problem und vollkommen normal. Den meisten Arbeitgeber:innen ist dies heutzutage auch durchaus bewusst – immerhin haben sich viele Karrierewege im Laufe der Jahre verändert. Wichtig ist in diesem Fall nur, dass du die Unterbrechungen richtig erklärst und nicht versuchst, dir auch hierfür eine Lüge zurechtzulegen. Dadurch erweckst du schließlich nur Misstrauen. 

Lügen im Lebenslauf:

Knapp 60 Prozent flunkern bei der Bewerbung

Generierte Lebensläufe verlieren oft menschlichen Touch

Auch in Zukunft wird KI weiterhin stark genutzt werden. Laut der Umfrage beabsichtigen mehr als zwei Fünftel (44,7 Prozent) der Deutschen in Zukunft KI zur Unterstützung bei der Erstellung ihrer Lebensläufe zu nutzen. Die Bereitschaft dazu ist bei den 19- bis 24-Jährigen am höchsten (48,8 Prozent), wohingegen Personen im Alter von 55 bis 65 Jahren eher zögerlich sind (35,24 Prozent). Die Art der Tätigkeit beeinflusst ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, KI zu verwenden, wobei Beschäftigte im öffentlichen Dienst und in der Verwaltung am häufigsten auf KI zurückgreifen.

Dabei dürfen Bewerber:innen nicht die Risiken KI-generierter Inhalte aus dem Auge verlieren. Amanda Augustine, Karriereexpertin bei CVApp.de, warnt:

Der Anstieg von durch künstliche Intelligenz erstellten Lebensläufen ist sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer besorgniserregend. Was einige Bewerber vielleicht nicht wissen, ist, dass KI-generierte Inhalte meist leicht zu erkennen sind und die Bewerbung generisch und roboterhaft klingen lassen können. Es gibt neue Tools, mit denen Personalverantwortliche erkennen können, ob ein Text von einer künstlichen Intelligenz verfasst wurde, und Ihrem Lebenslauf mangelt es möglicherweise an der notwendigen Persönlichkeit, um sich von Tausenden von Bewerbungen abzuheben.

In Anbetracht dieser Ergebnisse und der zunehmenden Verbreitung von KI in Bewerbungsprozessen ist es entscheidend, sowohl für Bewerber:innen als auch für Arbeitgeber:innen, sich der Vor- und Nachteile von KI in Lebensläufen bewusst zu sein. Während KI zweifellos einige Vorteile bieten kann, sollten Arbeitnehmer:innen vorsichtig sein, nicht die Menschlichkeit in ihren Bewerbungen zu verlieren. Es ist daher ratsam, KI als Unterstützung, aber nicht als Ersatz für die eigenen Qualifikationen und Persönlichkeit zu nutzen. Du möchtest mehr dazu erfahren, wie du KI-Tools für deine Bewerbung einsetzen kannst? Dann schaue dir folgenden Artikel an:

Automatischer Lebenslauf und Hilfe beim Vorstellungsgespräch:

So unterstützen KI-Tools bei der Bewerbung

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