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E-Commerce
Die Online-Riesen kapern Offline: Facebook und Amazon erkunden Real Life Engagement
Facebook setzt auf Pop-up Stores, © Facebook

Die Online-Riesen kapern Offline: Facebook und Amazon erkunden Real Life Engagement

Niklas Lewanczik | 09.11.18

Facebook und Amazon gehören zu den Online-Riesen schlechthin. Nun eröffnen sie Pop-up Stores und Amazon schickt Spielzeugkataloge. Offline bietet Potentiale.

Im digitalen Raum sind Amazon und Facebook Teil einer mächtigen Gruppe von Unternehmen, GAFA, und für die meisten User eine der ersten Anlaufstellen im Netz. Ob es nun die Produktsuche oder das Scannen des Newsfeeds ist. Doch während die Big Player ihre Potentiale digital bereits massiv ausgenutzt haben, bleibt Offline noch Raum, um die Marken auch lokal zu positionieren. Hier setzen die Unternehmen mit Pop-up Stores an, Amazon verschickt gar Produktkataloge.

Die Tech-Player kommen in den stationären Handel

Facebook und Amazon stärken ihre Marktmacht zusehends in einer Real Life-Umgebung. Zunächst hatte das Soziale Netzwerk bekannt gegeben, dass in den USA an neun Standorten Pop-up Stores in Macy’s-Geschäften eröffnet werden. Dort sollen lokale Kunden die Möglichkeit haben mit Marken, die sie online bei Facebook oder Instagram durch Following als besonders populäre einstufen, vor Ort in Kontakt zu kommen.

Das bietet den Marken wie Bespoke Post eine ganz neue Präsenz, aber gleichzeitig Facebook ein sicheres Offline Engagement bedingt durch die Bekanntheit der Marke. Jedenfalls nutzt das Unternehmen seinen allerorts bekannten Namen, um nun gerade im anstehenden so lukrativen Weihnachtsgeschäft verschiedene Zielgruppen auch lokal zu erreichen.

Auf diesen Zug springt Amazon sogar in Deutschland auf. Vom 22. bis zum 27. November öffnet am Kurfürstendamm in Berlin ein Pop-up Store ganz im Zeichen der Vorweihnachtszeit. Das Rundumprogramm sowie die zu testenden und zu entdeckenden Produkte – die natürlich unmittelbar per QR Code online bestellt werden können – sorgen in Kombination mit dem Namen Amazon sicherlich für viel Zulauf.

Amazons Pop-up Store am Kurfürstendamm, © Amazon

Diese ersten Vorstöße in den stationären Handel könnten nur Testballons sein, um einen weitreichenderen Einstieg in die lokale Geschäftswelt auszuloten. Mit diesen Schritten dürften die Unternehmen einerseits die ohnehin enorme Brand Awareness zementieren, andererseits aber neue Wege finden, um Kunden über und für ihre Plattformen zu generieren.

Amazon schickt Spielzeugkataloge, um Toys R Us’-Kunden zu gewinnen

Hierzulande gibt es den Katalog von Toys R Us’ noch, in den USA und im UK ist die Marke in dieser Form aber seit 2018 Geschichte. Viele Haushalte hatten dort über die Spielzeugkataloge nach Geschenken zu Weihnachten gesucht. Inzwischen dürfte zwar ein Großteil der Produktsuche ohnehin über Google, vor allem aber Amazon ablaufen. Dennoch darf die Anziehungskraft eines guten alten Produktkatalogs auch heute nicht unterschätzt werden.

Aus diesem Grund verschickt Amazon nun Millionen Exemplare seines eigenen auf Spielzeuge bezogenen Katalogs „A Holiday of Play“, so The Verges Shannon Liao.

Amazons Spielzeugkatalog bringt die Produkte auch analog in die Wohnzimmer, © Amazon

Der Katalog selbst ist simpel gestaltet, zeigt verschiedenste Spielzeuge von Lego über Marvel bis hin zu Barbie.

Einblick in Amazons Spielzeugkatalog (mit einem Klick aufs Bild gelangt ihr zur größeren Ansicht), © Amazon

Per QR Code lassen sich die Produkte dann im Detail und samt der Preise bei Amazon betrachten – und im Zweifel gleich in den Warenkorb legen. Die Kataloge sollen außerdem in Buchläden und bei anderen Geschäften ausgelegt werden.

Dieser Schritt ist ein weiterer in den Offline-Markt, wo Amazon bereits eigene Läden wie Go und stationäre Buchläden eröffnet hat. Ironischerweise hatte Jeff Bezos mit dem Online-Verkauf von Büchern den Aufbau seines ganzen Imperiums erst ins Rollen gebracht.

Der Schritt hin zu Offline: Wie viel Einfluss werden die digitalen Player gewinnen?

Auch in Deutschland macht Amazon nunmehr gut 50 Prozent des E-Commerce-Umsatzes aus. Im E-Commerce ist das Unternehmen so mächtig wie Facebook und seine Tochterunternehmen wie Instagram im Social Media-Kontext. Während Facebook nun aufgrund sich häufender Skandale immer mehr an Image als Netzwerk verliert, baut Amazon seine Marktmacht weiter aus und positioniert sich auf dem seit jeher von Google und Facebook beherrschten digitalen Werbemarkt immer stärker.

Das Experiment mit den Real Life-Interaktionen ist gleichzeitig Rückbesinnung auf die Wertigkeit der handfesten Produkte oder Features und ein Versuch, um den schwerer greifbaren Digitaleindruck der Tech-Unternehmen noch stärker bei den Menschen zu verankern. Gerade mit dem Offline-Verkauf von Lebensmitteln in eigenen Läden kann sich Amazon als Händler vor Ort etablieren. Mehr Pop-up Stores werden sicherlich folgen, womöglich auch mehr eigene Läden. Doch was bedeutet das für das Einkaufserlebnis der Menschen? Diese werden sich zunächst über starke Angebote freuen können, genauso auch über die Option meist online entdeckte Produkte offline in Augenschein zu nehmen. Sollten Amazon und Facebook den noch immer sehr umsatzstarken stationären Handel weiter bereichern, weitet das aber ebenso ihre ohnehin im digitalen Raum schon monopolistische Macht aus. Besonders in Amazons Fall führt das in eine noch stärkere Abhängigkeit – die zudem mit teils fragwürdigen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in Verbindung steht.

Das Shopping im Einzelhandel vor Ort oder sogar per Katalog genießt weiter Popularität; vielleicht müssen sich Shopper darauf einstellen, dass auch dort bald die größten Tech-Player Seite an Seite stehen. Um zumindest offline mehr Diversität zu erhalten, lohnt auch mal der Kauf beim kleinen, unabhängigen Laden in der Stadt. Die Finanzkraft für eine umfassende Positionierung auf allen Märkten liegt jedoch bei GAFA; und sicherlich anderen Playern wie Tencent und Co. Digital und Offline können künftig kaum mehr getrennt werden, wohl oder übel.

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