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E-Commerce
Google möchte YouTube zur Shopping-Plattform machen

Google möchte YouTube zur Shopping-Plattform machen

Niklas Lewanczik | 12.10.20

Womöglich können sämtliche Produkte, die in YouTube-Videos präsentiert werden, bald auch direkt über die Videoplattform verkauft werden. Wird YouTube zum riesigen Produktkatalog und zur Amazon-Konkurrenz?

YouTube hat mehr als zwei Milliarden monatlich aktive User – und sie alle könnten künftig jedes Produkt in Videos über Googles Plattformen kaufen können. Das Suchmaschinenunternehmen bestätigte ein Experiment, in dem erste Creator Artikel in ihren Videos taggen und zum Verkauf anbieten können. Auch eine Integration von Shopify ist im Gespräch. Mit diesen grundlegenden Updates könnte sich YouTube vom Entertainment- und Advertising-Giganten zu einer der größten E-Commerce-Plattformen entwickeln. Unternehmen wie Amazon oder Alibaba bekommen insbesondere durch Facebook und Google und den Aufschwung des Social Commerce immer mehr Konkurrenz.

Auf YouTube shoppen wie bei Amazon, Zalando und Co.? Womöglich schon bald Realität

Schon vor dem Beginn der Coronapandemie war der wachsende Stellenwert des E-Commerce eines der relevantesten Themen der Digitalwirtschaft. Während des aufgrund der Pandemie so außergewöhnlichen Jahres 2020 hat das Online Shopping noch mehr an Bedeutung gewonnen. Und die Entwicklung und Etablierung von Social-Commerce-Lösungen auf sozialen Netzwerken profitiert davon ebenfalls. Der Start von Facebook Shops in diesem Jahr könnte sich langfristig noch als großer Einschnitt in der E-Commerce-Entwicklung erweisen, während andere Plattformen ebenfalls neue Features einführten. Pinterest hat eine Kooperation mit Shopify gestartet, um Produktkataloge auf die Plattform hochladen zu können, und solche Kataloge können auch via WhatsApp Business inzwischen weltweit einfach eingestellt und plattformübergreifend geteilt werden. Die Trend App TikTok hingegen kooperiert mit Teespring, um Creatorn den Verkauf ihrer Produkte direkt über die App zu ermöglichen.

Ähnliches plant Google für YouTube – und noch mehr. Bloomberg berichtet, dass die Videoplattform nun ersten Creatorn erlaubt, Produkte, die in ihren Videos gezeigt werden, mit der YouTube-eigenen Software zu taggen und weitere Interaktionen von Usern mit diesen zu tracken. Die Daten sollen dann zu den Analytics und Shopping Tools von Google weitergeleitet werden. Auf diese Weise könnte YouTube, das tägliche eine Milliarde Stunden an Wiedergabezeit generiert, diverse Videoinhalte auf der Plattform zu einer immensen Ansammlung von Produktvorschauen verwandeln. User könnten, ganz im Sinne des Social Commerce, Produkte entdecken, per Klick anschauen und sogar direkt kaufen. Laut Bloomberg testet YouTube ebenfalls, Shopify auf der Plattform zu integrieren, damit der Verkauf durch Marken und Creator auch direkt über YouTube ablaufen kann. Ein YouTube-Sprecher bestätigte gegenüber dem Publisher, dass diese Tests mit einer limitierten Anzahl von Kanälen derzeit durchgeführt werden. Damit könnte YouTube sich zu einer der größten E-Commerce-Plattformen überhaupt aufschwingen.

Wie kann YouTube den Social Commerce monetarisieren?

Sollten die Tests von YouTube dazu führen, dass Videos sich in Produktkataloge verwandeln können, bildet das für Googles Videoplattform eine riesige Gelegenheit, um die enorme Zahl der Creator und User für das Online Shopping auf YouTube zu begeistern. Unklar ist dabei, wie genau YouTube und Google daraus Profit schlagen, wenn die Marken und Creator direkt dort Produkte präsentieren und verkaufen. Einerseits würde die Popularität der Plattform bei Creatorn womöglich steigen. Andererseits könnte YouTube eine Provision bei Verkäufen einstreichen, um mitzuverdienen. Ganz ähnlich macht es die Plattform bereits bei Abonnements, die Creator über YouTube generieren. Hier erhält das Unternehmen 30 Prozent der Einnahmen der Creator. Jitendra Waral, ein Bloomberg Intelligence Analyst, erklärt zur E-Commerce-Entwicklung bei YouTube:

Facebook is ahead in this game. But the sheer size of the e-commerce market and its future growth makes it too big to stay out of.

Während die Coronapandemie den Advertising-Markt – vor allem in Bereichen wie Reisen oder Offline Retail – geschwächt hat, ist der E-Commerce weiter erstarkt. Das dürfte für den Advertising-Giganten Google ein Grund sein, um weiter in Social Commerce zu investieren. Dazu kommt, dass die großen E-Commerce-Plattformen wie Amazon shoppable Videos bisher nicht stark popularisieren konnten. Dieses Versäumnis gibt den sozialen Netzwerken die Chance, diversen Video Content shoppable zu machen, der ohnehin viel und mit starkem Engagement rezipiert wird. Instagram Reels und IGTV, TikTok und bald wohl auch YouTube: Diese Kanäle werden für den E-Commerce nur an Bedeutung gewinnen. Und Shopping auf YouTube mag schon in wenigen Jahren so normal sein wie der Start der Produktsuche auf Amazon oder das Suchen nach News auf Twitter.


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Kommentare aus der Community

Mareike Naumann am 12.10.2020 um 17:56 Uhr

So sehr ich mich auch über Marketing-Innovationen freue, gleich einem Kind am Weihnachtsabend, so skeptisch bin ich hier..
YouTube verliert sowieso schon etliche User und Creator, weil es sich von dem entfernt, was es eigentlich sein sollte: Eine Plattform, wo jeder Content erstellen und verbreiten kann. Mittlerweile wird alles gemacht, um mehr Werbeeinahmen zu generieren, die Creator von innovativem Content werden von Fernseh-Giganten vertrieben und verdrängt, einfach weil sie mehr Budget zur Verfügung haben. Als User hat man (sofern man nicht monatlich so viel Geld bezahlt wie für bspw. Netflix) teilweise mehr Werbung als das Video lang ist, welches man sich eigentlich anschauen will.

Zusammenfassend glaube ich, dass sich YouTube damit auf lange Sicht ins eigene Knie schießt. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren :)

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