Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Digitalpolitik
TikTok-Verbot in den USA naht: Creator und Brands gehen verzweifelte Schritte

TikTok-Verbot in den USA naht: Creator und Brands gehen verzweifelte Schritte

Larissa Ceccio | 10.12.24

TikTok droht in den USA schon nächsten Monat das Aus, wenn ByteDance die Plattform nicht verkauft. Creator und Unternehmen bangen um ihre Zukunft und die Lage spitzt sich zu.

UPDATE

Nach Informationen der BBC hat TikTok um eine Aufschiebung, eine sogenannte „emergeny pause“, bezüglich des Inkrafttretens des Gesetzes gebeten, das das Aus der Plattform in den USA bedeuten könnte. Bis zum 19. Januar muss TikTok demnach vom Mutterkonzern ByteDance an ein in den USA ansässiges Unternehmen verkauft werden – oder die Plattform wird gebannt. Einen Einspruch gegen die Gesetzesvorgaben lehnte ein Berufungsgericht kürzlich bereits ab. Ob dem neuen Gesuch stattgegeben wird, ist fraglich. Der designierte US-Präsident Donald Trump wird erst kurz nach dem Fristende ins Amt gesetzt, machte TikTok jedoch in einem Interview mit NBC News jüngst kaum Hoffnung, dass er den Verkauf oder das Verbot verhindern möchte.

Dieser Beitrag erschien in seiner ersten Version am 9. Dezember 2024.


Die beliebte Videoplattform TikTok steht in den USA vor einer ungewissen Zukunft. Bereits im April 2024 hatte der noch amtierende US-Präsident Joe Biden ein Gesetz unterzeichnet, das ByteDance dazu verpflichtet, TikTok an ein US-Unternehmen zu verkaufen oder die App aus dem US-Markt zurückzuziehen. ByteDance betonte damals, dass ein Verkauf der Technologie, die hinter dem ausgeklügelten TikTok-Algorithmus steckt, für ByteDance nicht in Frage kommt. Insider erklärten, dass der Verkauf der Algorithmen praktisch einem Verkauf des Unternehmenskerns gleichkäme. Seitdem befindet sich TikTok in einem andauernden juristischen und politischen Konflikt, der die Zukunft der Plattform ungewiss lässt.

In diesem Zusammenhang hat ein US-Gericht kürzlich einen Einspruch abgewiesen und bestätigt, dass die TikTok-Muttergesellschaft ByteDance das Unternehmen an ein in den USA ansässiges Unternehmen verkaufen muss, andernfalls droht ein Verbot der Entertainment-Plattform. Das geht unter anderem aus einem Bericht auf Reuters hervor. Für Millionen von Nutzer:innen sowie unzählige Unternehmen und Creator hat diese Entscheidung weitreichende Konsequenzen.

TikTok vor dem Aus? Politische Konflikte bedrohen die Zukunft der Plattform

TikTok ist eine der populärsten Plattformen in den USA und weltweit, steht jedoch seit Jahren im Fokus der politischen Debatte. Der Vorwurf: Die Nähe von ByteDance zur chinesischen Regierung könnte zu einer potenziellen Gefahr für die nationale Sicherheit werden. Kritiker:innen befürchten, dass sensible User-Daten in die Hände chinesischer Behörden gelangen und die Plattform für Manipulationen genutzt werden könnte. Eine solche Weitergabe wird von TikTok stets dementiert. Die User-Daten aus den USA werden auch nicht in China verwaltet.

ByteDance wies die Anschuldigungen zurück und hob hervor, dass ein Verbot eine erhebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit der 170 Millionen US-Nutzer:innen darstellen würde. CNN schreib, dass TikTok plant, das Urteil vor den Supreme Court zu bringen.

Das Berufungsgericht des District of Columbia bestätigte die Entscheidung, dass ByteDance gezwungen ist, das eigene Unternehmen bis zum 19. Januar 2025 an ein in den USA ansässiges zu verkaufen, berichtete Retail News. Ein US-Gericht hatte kürzlich die Beschwerde von TikTok gegen das drohende Verbot der App abgewiesen. Sollte der Verkauf nicht geschehen, droht TikTok eine Sperrung in App Stores und langfristig der Verlust von Sicherheits-Updates.

Wir vertrauen darauf, dass das Gericht die Redefreiheit der Amerikaner:innen schützt,

erklärte Unternehmenssprecher Michael Hughes. Gleichzeitig bleibt das Unternehmen bei seiner Haltung, keine Abspaltung von ByteDance vorzunehmen. Sollte der Supreme Court die Berufung jedoch nicht annehmen, droht TikTok das endgültige Aus in den USA.

Creator und Brands bangen um Communities und Einnahmequellen

Für viele TikTok Creator ist die Plattform nicht nur ein Hobby, sondern eine wesentliche Einnahmequelle. Der drohende Verlust ihrer Communities führt dazu, dass viele nun verstärkt auf andere Plattformen wie Instagram, YouTube, X oder Threads ausweichen. Chris Mowrey, ein Influencer mit 470.000 Follower, erklärte gegenüber Reuters:

Zum ersten Mal wird mir klar, dass alles, wofür ich gearbeitet habe, verschwinden könnte.

Ein anderer Creator, Chris Burkett, der 1,3 Millionen Follower:innen hat, zeigte sich skeptisch über die Zukunft von TikTok und erklärte in einem Videobeitrag:

Ich glaube nicht, dass diese App in den Vereinigten Staaten lange Bestand haben wird.

Viele Creator verweisen in ihrer Bio längst auf ihre weiteren Profile auf Instagram und Co. In den USA erklären jetzt immer mehr von ihnen, dass ihre Follower ihre Inhalte dort langfristig finden können.

Auf Threads ansehen

US-Unternehmen, die TikTok Shop nutzen, um Produkte zu verkaufen, sind hingegen noch zurückhaltend. Viele warten auf klarere Signale, bevor sie größere strategische Veränderungen vornehmen.

Unsichere Zukunft: Politische und rechtliche Hürden für TikTok

Während TikTok plant, das Urteil vor den Supreme Court zu bringen, bleibt die Zukunft der Plattform ungewiss. Rechtsexpert:innen sehen nur geringe Chancen, dass der Supreme Court die Berufung zulässt, da nationale Sicherheitsbedenken in diesem Fall höchste Priorität haben.

Der scheidende Präsident Joe Biden hätte die Möglichkeit, die Frist für den TikTok-Verkauf zu verlängern. Donald Trump, der am 20. Januar 2025 erneut das Amt des US-Präsidenten übernimmt, hat sich bisher nicht eindeutig zu der Thematik geäußert. Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump zwar versucht, TikTok zu verbieten, schlug später jedoch angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der Plattform moderatere Töne an. Expert:innen weisen jedoch darauf hin, dass Trump aufgrund der gesetzlichen Fristen nur begrenzt Einfluss nehmen könnte, da diese einen Tag vor seinem Amtsantritt als US-Präsident auslaufen.

Wie sich die Zukunft von TikTok in den USA entwickeln wird, hängt somit nun von den Gerichten und möglichen politischen Entscheidungen ab. Klar ist jedoch: Das drohende Verbot markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Social-Media-Regulierung.

Unsichere Zeiten für Social Media

TikTok sieht sich derzeit mit gleich mehreren internationalen Herausforderungen konfrontiert: Während in den USA rechtliche Schritte gegen ein drohendes Verbot der Plattform vorbereitet werden, steht das Unternehmen in der EU bereits seit Ende April unter Druck. Hier hat die EU-Kommission Ermittlungen gegen die TikTok Lite App eingeleitet, da deren Belohnungssystem als suchtgefährdend und potenziell schädlich für die mentale Gesundheit von Nutzer:innen, insbesondere Minderjährigen, eingestuft worden war. Inzwischen hat TikTok die App-Version aus der EU zurückgezogen.

Gleichzeitig hat Australien kürzlich ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren eingeführt, das TikTok in einem weiteren wichtigen Markt einschränken könnte. Diese Gesetzgebung zieht weltweit Aufmerksamkeit auf sich und könnte auch hierzulande als Vorbild für strengere Regularien dienen.


Australien als Vorbild:
Mehrheit in Deutschland befürwortet Social-Media-Verbot für Kinder unter 16 Jahren

© Christopher Ott – Unsplash


Diese parallelen Konflikte verdeutlichen, wie TikTok zunehmend in regulatorischen und politischen Auseinandersetzungen gefangen ist, während das Unternehmen gleichzeitig versucht, seine globale Position als eine führende Plattform im Bereich der sozialen und Entertainment-Medien zu behaupten.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*