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Digitalpolitik
Google plant weitere Search-Einschnitte in der EU

Google plant weitere Search-Einschnitte in der EU

Niklas Lewanczik | 26.11.24

Um dem DMA und Transparenzvorgaben gerecht zu werden, verändert Google die Sucherfahrung in der EU deutlich – und manches Business leidet. Dabei werden in Deutschland auch Details aus der Karte entfernt.

Künftig werden User in der EU eine Google-Suche vorfinden, die sich von den Optionen in anderen Regionen unterscheidet. Dabei wird eine Hotelsuche wie vor Jahren in den Fokus gerückt, während Kartenoptionen in diesem Kontext verschwinden sollen. Auch politische Werbung wird in der EU schon bald nicht mehr auf Google ausgespielt.

EU-Regularien verändern Google: Neugestaltung im Reisebuchungskontext

Der Digital Markets Act (DMA) sieht Google zweifelsfrei als Gatekeeper. Die Alphabet-Tochter muss ich in den USA, aber auch in der EU immer wieder mit Beschwerden bezüglich der Monopolstellung und möglicher Bevorzugung eigener Dienste auseinandersetzen. Die unlautere Bevorzugung eigener Dienste hat bereits zu Milliardenstrafen in der EU geführt.

Jetzt wird Google im Bereich der Reisebuchungen in der Suche drastische Änderungen vornehmen, zumindest in der EU. Diese werden aufgrund der Vorgaben des DMA durchgesetzt. DMA Gatekeeper müssen Dritten die Zusammenarbeit mit ihren Diensten ermöglichen, gewerblichen Nutzer:innen Zugang zu generierten Daten gewähren und eine unabhängige Überprüfung ihrer Werbepraktiken zulassen. Sie dürfen keine bevorzugte Behandlung ihrer Dienstleistungen durchführen, User nicht an der Deinstallation vorinstallierter Software hindern oder diese zum Zwecke gezielter Werbung ohne ausdrückliche Zustimmung nachverfolgen. Bei Nichteinhaltung drohen Geldbußen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes, die sich bei wiederholter Zuwiderhandlung auf bis zu 20 Prozent erhöhen können.

Da Beschwerden vorliegen, dass die direkte Hotel- oder Reisebuchung über die interaktiven Suchelemente über den Standardeinträgen den Wettbewerb verzerrt, setzt die Suchmaschine auf neue Lösungen. Oliver Bethell, Leiter der Rechtsabteilung von Google, stellt als Änderungen vor, dass die Karte mit den Hoteleinträgen in Deutschland, Belgien und Estland entfernt wird, während kostenlose Buchungs-Links verschwinden. Es sollen nur noch weiterführende Links zu den Anbieter:innen angezeigt werden. Bethell sagt:

Stattdessen werden wir eine Liste einzelner Links zu Websites ohne zusätzliche Funktionen anzeigen – ähnlich wie bei unserem alten ‚zehn blaue Links‘-Format von vor Jahren.

Dieses Update soll zunächst testweise umgesetzt werden und könnte einigen Unternehmen wieder mehr Traffic bringen, manchen Marktteilnehmer:innen aber auch relevante Buchungen vorenthalten.

Wir zögern sehr, diesen Schritt zu tun, da das Entfernen hilfreicher Funktionen weder den Verbrauchern noch den Unternehmen in Europa nützt,

so Bethell weiter.

Noch mehr Veränderung bei Google: Keine politischen Ads in der EU, bald kein Chrome mehr?

Ebenfalls basierend auf Vorgaben der EU, namentlich der Regulation on Transparency and Targeting of Political Advertising (TTPA), wird Google ab Oktober 2025 keine politischen Ads mehr ausspielen. Auch bezahlte politische Promotions auf YouTube werden dann nicht mehr möglich sein. Google kann den weitreichenden Vorgaben bezüglich der Transparenz bei einer sehr grob gefassten Definition politischer Werbung kaum nachkommen, erklärt Annette Kroeber-Riel, Vice President für Government Affairs und Public Policy in Europa. Sie schreibt unter anderem:

[…] We know political ads are a valuable resource for voters to find information and for candidates to share their message, so we regret that we have to take this step. Ahead of any election, people need access to useful, relevant and timely information and we’ll continue to invest in the people, policies, technology, products and partnerships necessary to display authoritative information and tackle disinformation and harmful content across our services […].

Derweil muss Google in den USA um den Erhalt des weltmarktführenden Browsers Chrome bangen. Das US Department of Justice fordert eine Abspaltung des Browsers, der nach Ansicht des DOJ Googles Search-Monopolstellung zementiert. Die finalen Argumente des DOJ und Googles, die in verschiedenen Fällen vor Gericht stehen, wurden jüngst für die Urteilsfindung vorgelegt. Möglicherweise verändert sich für Google bald nicht nur die Search-Darstellung, sondern sogar das gesamte Geschäftskonstrukt.


Google soll Chrome verkaufen

Mehrere Google Chrome-Logos auf weißen Blöcken, verbunden
© Growtika – Unsplash

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