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Digitalpolitik
Facebook: Kartellrechtsklage gegen Apple geplant?

Facebook: Kartellrechtsklage gegen Apple geplant?

Niklas Lewanczik | 29.01.21

Medienberichten zufolge könnte Facebook Apple wegen Richtlinien rund um Ad Tracking und Default Messaging verklagen. Spielt der Streit um die Targeting-Warnung bei iOS 14 dabei eine Rolle?

Zwei der größten Tech-Unternehmen der Welt stehen sich womöglich bald vor Gericht gegenüber: Facebook plant nach Angaben von Publisher The Information seit Monaten eine Kartellrechtsklage gegen Apple. Diese Klage – obwohl sie letztendlich auch nicht eingereicht werden mag – könnte den Konflikt zwischen den Unternehmen verschärfen, der insbesondere auf dem von Apple für iOS 14 geplanten Tracking-Schutz für User basiert. Nun könnte es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen, die auf die Sonderstellung Apples eigener Apps im App Store sowie die unverrückbare Voreinstellung von iMessage als Messaging-Dienst auf Apple-Geräten abzielt.

Facebook vs. Apple: Der Streit um Tracking spitzt sich zu

Mit der Vorstellung einer neuen Richtlinie für iOS 14 schockte Apple im Sommer 2020 die Marketing-Welt. Dabei geht es um eine grundlegende Änderung hinsichtlich der Identifier for Advertisers (IDFA), die Apple kurz nach der Veröffentlichung auf das Frühjahr 2021 verschoben hat. Diese Neuerung fordert, dass Entwickler für ihre Apps und verknüpfte Dienste Dritter im App Store genau angeben, welche Daten sie wie tracken. Außerdem müssen sie aktiv eine Einwilligung von Nutzer:innen einholen, um überhaupt auf die Advertising ID zugreifen zu können.

Als Reaktion darauf betonte Facebook bereits im August, dass ein solch obligatorischer Opt-in für das Tracking die Werbeeinnahmen über das eigene Audience Network massiv einschränken könnte. In der Folge erstellte Facebook sogar eine Website, auf der kleine Unternehmen ihre Bedenken zu Apples Tracking Update teilen. Zudem schaltete das Unternehmen in US-amerikanischen Zeitungen eine ganzseitige Anzeige mit dem Titel „We’re standing up to Apple for small businesses everywhere“. Apple lenkte aber auch ob des öffentlichen Drucks vonseiten Facebooks nicht ein und möchte mit der Änderung ein datenschutzkonformeres Tracking ermöglichen.

Die etwaige Klage Facebooks könnte ein Druckmittel des Social-Media-Giganten im Wettbewerb mit Apple sein. Konkret soll sie dem Unternehmen zum Vorwurf machen, dass keine anderen Messaging Apps als iMessage per Default auf Apple-Geräten eingestellt werden können. Außerdem steht im Zentrum der möglichen Klage, dass Apple Entwickler die Richtlinien des eigenen App Stores aufzwingt, diese aber für die eigenen Apps nicht ansetzt.

Apple ist Facebooks großer Widersacher

Wie angespannt das öffentlich zur Schau getragene Verhältnis zwischen Apple und Facebook ist, wurde auch im Earnings Call und im Facebook Post von Facebook CEO Mark Zuckerberg diese Woche deutlich. Dort erklärt er:

I do want to highlight that we increasingly see Apple as one of our biggest competitors.

Er betont außerdem, dass er glaubt, iMessage sei nicht so datenschutzkonform wie WhatsApp, weil Apples Dienst Nachrichten-Back-Ups speichere, die nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt seien. Dann geht er konkret darauf ein, dass das Unternehmen Apple sich im Wettbewerb, insbesondere mit Facebook, eine starke Position zu verschaffen suche. Die Änderungen bei iOS 14 würden viele Unternehmen vor große Probleme stellen:

And now, we’re also seeing Apple’s business depend more and more on gaining share in services against us and other developers. Apple has every incentive to use their dominant platform position to interfere with how our apps and other apps work, which they regularly do to preference their own. This impacts the growth of millions of businesses around the world, including with their upcoming iOS 14 changes, so many small businesses will no longer be able to reach their customers with targeted ads. Apple may say that they’re doing this to help people, but the moves clearly track their competitive interests.

Zuckerberg widmet Apple zwei längere Absätze in seinem Post. Die Kluft zwischen den Unternehmen dürfte angesichts dieser Aussagen und den Berichten über eine mögliche Klage von Facebook nur vergrößert worden sein. Ob es zu dieser Klage kommt, ist noch nicht klar. Dass Facebook im Wettstreit mit Apple weitere Register ziehen wird, scheint nach den Entwicklungen der vergangenen Monaten und Wochen unausweichlich. Apple hat unterdessen keinerlei Anstalten gemacht, die geplante Einführung des Tracking-Schutzes bei iOS 14 zu revidieren.

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