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Grüneres Business dank App-Ökonomie und Sharing: Wie Tiptapp und Co. eine nachhaltige Welt fördern möchten

Grüneres Business dank App-Ökonomie und Sharing: Wie Tiptapp und Co. eine nachhaltige Welt fördern möchten

Niklas Lewanczik | 24.04.24

Wie können wir wirklich einen Beitrag zu nachhaltigeren Kampagnen leisten und sogar unseren Alltag so gestalten, dass Gesellschaft und Umwelt davon profitieren? Im Interview liefert uns Tiptapp CEO Tim Bjelkstam Einblicke in die Mission des nachhaltigen Marktplatzes, während Branchenexpert:innen Hinweise zum sustainable Marketing liefern.

Am 22. April fand der Earth Day 2024 statt. Seit 1970 gibt es diesen Thementag, um auf die Relevanz des Schutzes unserer Umwelt hinzuweisen. Doch während gerade an solchen Tagen und um diese Tage herum viele Unternehmen mit Kampagnen und Posts aufwarten, die zu einem bewussteren Konsumverhalten, mehr Rücksicht auf die Umwelt und nachhaltigeren Prozessen im (Arbeits-)Alltag aufrufen, lassen sich Greenwashing und opportunistische Inhalte zuweilen nur schwer von ernst gemeinten Lösungen zur Förderung einer nachhaltigeren Gesellschaft und Welt differenzieren.

Beitrag von @spherevegas
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Deshalb haben wir einige Branchenexpert:innen gefragt, wie es um den Status quo der Digitalbranche am Earth Day bestellt ist und was User und Unternehmen tun können, um wirklich nachhaltig zu handeln. Darüber hinaus haben wir mit Tim Bjelkstam von Tiptapp gesprochen, der uns die App mit Nachhaltigkeits- und Einnahmepotentialen nähergebracht und die Mission des Unternehmens uns geteilt hat:

Tiptapps Mission ist es, den urbanen Komfort mit ressourcenschonenden Lösungen zu steigern.

Bjelkstam sieht eine nachhaltige Business-Strategie immer eng mit dem Gedanken verknüpft, mit der Gesellschaft als Ganzes zusammenzuarbeiten. Das ist nicht die Aufgabe seines Unternehmens, aber dieses bietet dafür einen Ansatz.

Viel Theorie um Nachhaltigkeit im Digitalraum – Tiptapp bringt praxisnahe Lösungen

Schon bei der diesjährigen d3con war die Nachhaltigkeit in der Werbebranche ein großes Thema und gewann damit zumindest in der Theorie an Relevanz. Bei der Prioritätseinordnung sind sich die Expert:innen aber uneins. Für manche ist die Sustainability ein vorherrschendes Thema, für andere (zum Beispiel auch eher in den USA operierende) steht es noch hinter anderen Herausforderungen zurück. Die Herausforderungen für Werbetreibende und Unternehmen wie Online Shops sind vielfältig und mitunter überwältigend: steigende Datenmengen und ressourcenfordernde KI-Modelle sorgen für mehr CO₂-Produktion, ein hohes Aufkommen von Online-Bestellungen ebenfalls.

Zugleich möchten viele Unternehmen und auch User ihre Prozesse im Idealfall nachhaltiger gestalten, sehen sich aber oft mit einer Say-Do-Diskrepanz konfrontiert. Denn bei der Wahl zwischen einfachen, günstigen und schnellen Lösungen und denen, die nachhaltiger, aber komplizierter zugänglich sind, entscheiden sich viele für Ersteres – man denke an die rasche Bestellung bei Amazon. Doch bei diesen Aspekten muss kein Gegensatz bestehen. Und auf dem Weg zu einer grüneren Arbeits- und Alltagspraxis kann jeder kleine Schritt als Fortschritt gewertet werden.

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Das ist auch die Devise von Tim Bjelkstam. Er ist Mitgründer und CEO von Tiptapp, einem app-basierten Marktplatz, der das Recycling, Reusing und den nachhaltigen Transport und Verkauf fördert. Schon 2016 in Schweden gegründet, ist die App inzwischen auch in Deutschland angekommen – und hat hierzulande schon über 100.000 Downloads verzeichnen können. Was die Applikation zu bieten hat, fasst der App-Text zusammen:

Ganz gleich, ob du Hilfe beim Umzug, bei der Lieferung, beim Einkaufen oder beim Recyceln benötigst, unsere App bringt dich sofort mit Tausenden von Helpern zusammen – ganz normale Menschen mit einem Auto und der Zeit, dir zu helfen.

Über Tiptapp können sich User Hilfe beim Transport von Möbeln – etwa beim Umzug – sichern, ihren Sperrmüll über Dritte zum Wertstoffhof bringen lassen, Unterstützung beim Einkauf erhalten oder Altes zum Verschenken anbieten. Im Januar ermöglichte die App sogar eine Abholung alter Tannenbäume.

Denn Tiptapp arbeitet beispielsweise mit den Berliner Stadtreinigungsbetrieben (BSR) zusammen und sorgt für eine sauberere Umwelt und mehr Zweitverwertungen alter Gegenstände. „Tip, tapp und weg“ heißt es im BSR Claim für die App. Dabei möchte das Unternehmen dazu beitragen, dass weniger Müll auf den Straßen landet und dass Personen von der Notwendigkeit der Menschen, ihre Gegenstände loszuwerden, profitieren.

Tiptapp im Detail: Geld verdienen und Gutes für die Umwelt tun

Ganz nach dem Motto, das in London bei manchen Menschen, die als Man With a Van gelten, vorherrscht, möchte Tiptapp Personen eine Einnahmequelle bieten, wenn diese mit ihren Fahrzeugen Dinge transportieren und somit anderen als sogenannte Helper schnell bei der Abholung oder einem Transport helfen.

It has to be attractive,

Tim Bjelkstam

erklärt Tim Bjelkstam mit einem Blick auf die Entlohnungsoption im Interview. Tiptapp hat allein in Berlin derzeit etwa 500 Helfer:innen, die für ihre Hilfe etwa beim Entsorgen von Sperrmüll mit vergleichsweise kleinen Summen entlohnt werden. Immerhin ist das Prinzip der Hilfe noch auf Privatnutzer:innen ausgelegt, die nicht zu viel verdienen dürfen – sonst müssten sie ein Kleingewerbe anmelden und andere bürokratische Hürden nehmen. So bietet zum Beispiel in Berlin jemand an, 30 Euro für den Transport eines Regals zu zahlen. Wer die Strecke vielleicht sowieso fährt, kann sich also etwas dazuverdienen und nutzt gegebenenfalls den Raum im Fahrzeug, der bei der Fahrt ohnehin leer ist. Gleichzeitig schafft die App eine Lösung, die „smart, schnell und günstig“ ist. Genau das ist das Kernziel Tiptapps, während ein wichtiger weiterer Aspekt dazukommt:

It has a good impact on society.

Der Nachhaltigkeitsaspekt war bei der Vermarktung der App zunächst nur ein sekundärer USP, verrät Bjelkstam. Denn im Zentrum stand für das Team immer, ein Bedürfnis vieler Nutzer:innen zu erkennen und dafür eine Lösung zu schaffen. Und wie viele Menschen haben alte Möbel, Matratzen, Kleidungsstücke, Sperrmüll und dergleichen herumliegen, aber kein Auto, keine Zeit oder keine Lust, diese zu entsorgen? Mit Tiptapp erhalten sie Abhilfe; und sie müssen keine Gegenleistung liefern, wer etwas abgeholt werden muss, muss nicht gleichzeitig auch als Helper aktiv werden.

Pläne für das Marketing, AI und Unternehmen

Die Nutzung von Tiptapp könnte langfristig das Einkaufsverhalten der User etwas verändern, weil auch mehr Second-Hand-Einkäufe und -Verkäufe gefördert werden, mit schneller Lieferung ohne zusätzliche Transportstrukturen. Sendungen können in Lissabon und Berlin inzwischen auch versichert werden.

Im Rahmen solcher Optionen dürften auch Unternehmen wie kleine Shops über die Nutzung von Tiptapp nachdenken. Laut Tim Bjelkstam ist eine Business-Version der App in Arbeit – sowohl für Hilfesuchende als auch Helfer:innen. Denn eine Integration in der ganzen Gesellschaft ist ein Ziel, um noch mehr Nachhaltigkeit zu fördern. Gleichzeitig soll die App-Struktur dank neuer Technologien wie generativer KI langfristig optimiert werden. So könnten KI-Lösungen bei der Kreation von Anzeigen auf der Plattform unterstützen und auch dabei, möglichst sinnvolle Preise für konkrete Anforderungen bei Angeboten festzulegen. Denn noch werden diese etwas pauschal bemessen.

Auf diese Erweiterungen müssen die User noch warten, bis dahin können sie aber schon auf die vielfältigen Optionen Tiptapps zugreifen, um ihren kleinen Beitrag für eine grünere Welt zu leisten oder sich einen kleinen Betrag zu verdienen.

Sustainability is not black and white,

meint Bjelkstam. Man könne jeden kleinen Schritt hin zu einem nachhaltigeren Verhalten als Erfolg für die Umwelt zählen. Damit auch mehr Menschen seine App kennenlernen und nutzen, soll die Vermarktung in Märkten wie Deutschland vorangetrieben werden. Im Marketing setzt das Unternehmen bereits auf TikTok Ads, vor allem aber auch auf organische Inhalte von Usern, teils also auch Micro Influencern, die sich über die Hilfe von Tiptapp freuen.

@flitigalisas Älskar tiptapp! Fyndat så mycket och fått hjälp med så mycket! Ville ha ett skåp till barnens pyssel- när detta dök upp! Tyvärr luktade det pyton. Det var lackat med något mysko. Fick inte heller bort de djupa reporna så fick bli tapet på luckorna. Oljade in med träolja från LIDL. . . . . #teak #teakmöbel #slipaträ #slipamöbler #träolja #lidlolja #tapetseramöbler #svenskttenn #joseffrank #tiptapp #tiptapping #bortskänkes ♬ original sound – Paravi !!!!! 🫶🏽💖🧚🏽‍♀️🌻🦋

Tiptapp ist im Prinzip eine App für alle; ein Smartphone sollte man allerdings haben, um sie nutzen zu können. Sie kann über die App-Ökonomie konkrete Bedürfnisse bedienen und zugleich dazu beitragen, dass weniger CO₂ produziert wird, Menschen weniger Plastik(verpackungen) nutzen müssen und der Umwelt mit einem innovativen Marktplatzkonzept geholfen wird. So passt sich die App dem internationalen Earth Day-Motto Planet vs. Plastics ebenfalls an.

Statements aus der Branche

© Element C via Unsplash, Hand hält Hashtag mit Schriftzug green vor Weg mit Bäumen, verschwommen im Hintergrund
© Element C via Unsplash

Mit Tiptapp haben wir eine App vorgestellt, die einen Marktplatz für Bedarfe mit Einkunftspotential und Nachhaltigkeitsanspruch zusammenbringt. Doch in der Digitalszene kommen derweil unterschiedliche Herausforderungen auf die Branchenteilnehmer:innen zu. Das fängt schon bei der Nutzung von KI-Modellen an, die für sehr hohe Emissionen sorgen kann und wird. Zudem treten bei den populären Online Shops in Deutschland auch zusehends chinesische Fast Fashion Brands in den Mittelpunkt, die kaum für Nachhaltigkeit stehen.

Darüber hinaus gibt es Stellschrauben im E-Commerce, bei der Ad-Creative-Produktion und -Analyse und etwa im Bereich der IT-Infrastruktur, an denen Unternehmen drehen können, um sich bewusst für einen kleinen Beitrag zu grünen Prozessen zu entscheiden. Wir haben fünf Stimmen aus der Branche, die ihre Sicht auf das große Thema Nachhaltigkeit teilen und damit Inspirationsansätze mit auf den Weg geben.

1. Kristin Naragon, Chief Strategy and Marketing Officer bei Akeneo:

Kristin Naragon

Als drängende Herausforderung unserer Zeit wird das Thema Nachhaltigkeit auch im Handel immer wichtiger. So ist mit dem digitalen Produktpass, der Käufer:innen vollumfänglich über die Herkunft eines Produktes aufklären soll, eine deutlich strengere Vorgabe zur Informationspflicht in Vorbereitung. Wer als Unternehmen bereits heute diese gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, die erst ab 2027 bindend werden, hat nicht nur einen klaren Vorsprung vor den Mitbewerber:innen, sondern kommt so auch den Wünschen der Verbraucher:innen entgegen. Unsere letzte Verbraucher:innenstudie zeigt, dass mehr als die Hälfte der Konsument:innen im Hinblick auf Nachhaltigkeit großen Wert auf detaillierte Produktinformationen legt. Wenn Unternehmen diesem Bedürfnis entsprechen, können sie ihre Kund:innen nicht nur binden, sondern auch ein Zeichen für eine verantwortungsvolle Geschäftspraxis setzen und sich so langfristig im Markt behaupten.

2. Alexander Laubert, Director DACH bei Lakeside:

Alexander Laubert

Derzeit stehen Unternehmen unter dem Druck, sowohl Kosten zu senken als auch die Produktivität steigern zu müssen – während sie gleichzeitig gefordert sind, Emissionen aus Technologien und Geräten zu reduzieren. Das schließt auch die gesamte IT-Infrastruktur mit ein. Endgeräte wie Laptops und Desktops werden bei nachhaltigen IT-Initiativen oft übersehen, einschließlich Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft, um die Lebensdauer der IT-Ausrüstung zu verlängern. Viele versuchen dann über Pauschallösungen ihren Tech Stack zu optimieren, ohne ein klares Verständnis über die Rolle ihrer IT in alltäglichen Arbeitsprozessen zu haben. Daher müssen die Verantwortlichen für eine langfristige Verbesserung der Effizienz und eine sinnvolle Emissionsreduktion einen umfassenden Blick auf die ‚Gesundheit‘ und Leistung ihrer gesamten IT-Infrastruktur, einschließlich der Endgeräte, werfen und datenfundierte Entscheidungen zur Umsetzung nachhaltiger IT-Initiativen treffen können. Es sollte heute zum Standard gehören, dass Echtzeit-Telemetriedaten, welche jedwede Informationen über den Zustand der physikalischen IT-Infrastruktur liefern, als Basis für Maßnahmen und Entscheidungen genutzt werden. Ohne permanentes Wissen über den Zustand und die Nutzung von Infrastruktur und Endgeräten werden die Anpassungen zur Rationalisierung des Energieverbrauchs unweigerlich unterdurchschnittlich sein.

3. Henner Heistermann, CEO bei Nitrobox:

Henner Heistermann

Unternehmen könnten umweltbewussten Verbraucher:innen entgegenkommen, indem sie von einem produkt- zu einem serviceorientierten Geschäftsmodell wechseln. Dabei übernehmen sie die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte, einschließlich Dienstleistungen wie Wartung und Reparatur. Kollaborative Nutzungsmodelle wie Carsharing dienen als wegweisende Beispiele dafür. Um dies zu erreichen, bietet sich eine Preisgestaltung auf Basis nutzungsbasierter Abrechnungssysteme wie Pay-per-Use an, um den Kund:innen zusätzliche Flexibilität und Kostenkontrolle zu bieten.

4. Magdalena Pawlitko, Head of Sales (Global) bei Piwik PRO:

Magdalena Pawlitko

Ob Online Shopping oder das Surfen im Netz: Jede Online-Aktivität hinterlässt einen digitalen Fußabdruck. Eine Möglichkeit, diesen Fußabdruck zu verringern, besteht darin, den Online-Einkaufsprozess effizienter zu gestalten. Das bedeutet, dass die Nutzer schneller und einfacher nach einem Produkt suchen oder sich über einen Service informieren können. Hierfür sollten Unternehmen in fortschrittliche Analyseplattformen investieren, die es ihnen ermöglichen, die Customer Journey zu optimieren. Je effizienter wir den Online Traffic steuern und je weniger Klicks dabei anfallen, desto kleiner wird unser digitaler Fußabdruck.

5. Christian Zimmer, Geschäftsführer bei Teads:

Christian Zimmer

Beim Thema Nachhaltigkeit steht bei Unternehmen meist die ökologische Gestaltung von Lieferketten und Produkten im Fokus, während der Bereich Marketing oft unberücksichtigt bleibt. Dabei bietet sich gerade hier enormes Potenzial zur CO₂-Reduktion.

Digitale Werbemittel verursachen durch hohe Rechenlasten und komplexe Auslieferungsmechanismen beträchtliche CO₂-Emissionen. So entstehen allein durch Programmatic Advertising in Deutschland, UK, Frankreich, den USA und Australien zusammen pro Monat rund 215.000 Tonnen CO₂. Zum Vergleich: Ein Flug von Frankfurt nach New York emittiert ca. 1,5 Tonnen CO₂.

Um Veränderungen herbeizuführen, müssen Unternehmen zunächst ihre Emissionsdaten erheben – und sie dann vor allem richtig interpretieren und in sinnvolle Maßnahmen übersetzen […]

Tipps zu nachhaltigem und effizientem Marketing, mit besserem Impact für ROI und Umwelt, liefert Christian Zimmer zudem im dedizierten Gastbeitrag auf OnlineMarketing.de.


Wirkungsvolle Tipps für ebenso nachhaltiges wie effizientes Marketing

© Google DeepMind - Unsplash, Schmetterling in natürlicher Umgebung mit Quadrat um ihn herum, digital
© Google DeepMind – Unsplash

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