Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Unternehmensrichtlinien
Zuckerberg bei Joe Rogan: Meta überlässt Desinformation dem „freien Markt“
Mark Zuckerberg und Joe Rogan vor Podcast-Hintergrund, Rebecca Lai of Glasgow, Sweden: ©– Wikipedia.de, CC BY 2.0, Meta (Änderungen wurden vorgenommen via Canva)

Zuckerberg bei Joe Rogan: Meta überlässt Desinformation dem „freien Markt“

Larissa Ceccio | 13.01.25

Mark Zuckerberg verteidigt im Interview mit Joe Rogan Metas Entscheidung, Faktenchecks abzuschaffen, und betont: „Soziale Netzwerke sollten keine Gatekeeper der Wahrheit sein.“ Doch während Meta unter dem Deckmantel der „freien Meinungsäußerung“ die Spielregeln verändert, zeigt sich auf den eigenen Plattformen eine besorgniserregende Realität: Instagram spielt politischen Content aus – selbst wenn Nutzer:innen ihn gar nicht sehen wollen. Ein Blick auf die Auswirkungen.

Im Joe Rogan-Interview verteidigte Mark Zuckerberg seinen radikalen Kurswechsel bei Meta: Faktenchecks gehören der Vergangenheit an, rechte Narrative erhalten Platz, und der „freie Markt der Meinungen“ soll künftig die Kontrolle übernehmen. Dabei bekam nicht nur Apple sein Fett weg, sondern auch die Biden-Regierung und das angebliche Fehlen „männlicher Energie“ in der Tech-Welt. Doch was bedeutet das für die Verbreitung von Desinformation? Wird Meta jetzt zur unregulierten Spielwiese für politische Agenden? Sollten wir Instagram, Facebook und Threads boykottieren, wenn wir mit Zuckerbergs Ansichten nicht einverstanden sind? Wenn du herausfinden möchtest, wie Zuckerbergs „neutrale“ Plattform wirklich tickt, liefert der Artikel die Hintergründe.


Meta:
Abschaffung der Faktenprüfung, Machtverschiebung und Anpassung an politische Strömungen
– was sich jetzt ändert

Mark Zuckerberg vor Meta-Logo, heller Hintergrund
© Meta, Dima Solomin – Unsplash


Meta ohne Filter: Zuckerberg verteidigt den Verzicht auf Moderation

In einem vielbeachteten dreistündigen Video-Interview mit Podcast Host Joe Rogan hat Mark Zuckerberg seinen neuen Kurs ausdrücklich verteidigt. Rogan gilt als erzkonservativ und als Donald Trump-Freund. Besonders seine Reichweite spielt dabei eine Rolle, er leitet den auf Spotify weltweit erfolgreichsten Podcast überhaupt.

Mark Zuckerberg im Joe Rogan Podcast: Metas neuer Kurs, der Abschied von Faktenchecks und die politische Dimension, © PowerfulJRE

Er argumentierte, dass die Nutzer:innen selbst entscheiden sollten, welche Inhalte sie konsumieren. Zuckerberg rechtfertigte seinen neuen Kurs mit dem Ansatz, dass soziale Netzwerke kein Gatekeeper mehr sein sollten, sondern lediglich Plattformen, die den „freien Markt der Meinungen“ ermöglichen. Er kritisierte frühere Moderationsrichtlinien und behauptete, dass Plattformen wie Metas nicht als „Gatekeeper der Wahrheit“ agieren sollten. Stattdessen setzt das Unternehmen nun auf das Community Notes-System, das Fehlinformationen durch Nutzer:innen selbst kontextualisieren lassen soll. Zuckerberg betonte zudem, dass Meta für seine frühere Moderationspolitik kritisiert wurde.

Die neue Strategie solle sicherstellen, dass alle politischen Perspektiven uneingeschränkt zugänglich sind – ein Argument, das insbesondere bei rechten und konservativen Gruppen auf Zustimmung stößt. Angesichts von Trumps Rückkehr ins Weiße Haus könnte Meta damit auf regulatorische Vorteile hoffen und sich gegen künftige Regierungseingriffe absichern. Im Zuge von Donald Trumps baldigem Amtseintritt am 20. Januar 2025 hat Meta seinen politischen Kurs radikal verändert. Laut The Verge hat Zuckerberg seit der Wahl mehrfach Mar-a-Lago, Trumps privaten Club in Palm Beach, besucht, um Spannungen mit der vorherigen Biden-Regierung abzubauen und sich wirtschaftliche sowie regulatorische Vorteile zu sichern. Auch Trump hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach äußerst kritisch gegenüber Meta geäußert, Facebook sogar als „Volksfeind“ bezeichnet. Jetzt möchte man die Wogen glätten, spendet sogar für die Amtseinführung.

Zuckerbergs fragwürdige Thesen zur „männlichen Energie“

Ein besonders kontroverser Moment im Interview war außerdem Zuckerbergs Behauptung, dass es in Unternehmen wie Meta an „männlicher Energie“ fehle.

Auf Threads ansehen

„Männliche Energie“ gilt als pseudowissenschaftliche Zusammenstellung bestimmter Eigenschaften, die oft im Einklang mit Logik und Bedacht stehen und einer höheren Kraft zuzuschreiben sein sollen. Oftmals wird der Terminus aber auch genutzt, um vermeintliche Geschlechterdifferenzen zu konstatieren und patriarchale Strukturen aufrechtzuerhalten, mitunter gar Menschen mit „weiblicher Energie“, in der Regel Frauen, zu unterdrücken oder zu diskriminieren.

Interessanterweise besteht der Großteil der Belegschaft bei Meta aus Männern, was diese Aussage umso widersprüchlicher erscheinen lässt. Kritiker:innen, so heißt es in einem Artikel auf TechCrunch, betrachten diese Sichtweise als problematisch in Bezug auf Unternehmenskultur und Geschlechterverhältnisse – besonders in einer Branche, die ohnehin nicht für ihre ausgewogene Geschlechterverteilung bekannt ist.

Auf Threads ansehen

Auch Riley Griffin von Bloomberg greift diesen Aspekt des Interviews auf. Sie zeigt auf, dass Zuckerberg zudem den Aufstieg von Unternehmen, die er als „kulturell kastriert“ bezeichnete, kritisierte. Seiner Meinung nach distanzieren sich diese Firmen zunehmend von „männlicher Energie“, was er als negative Entwicklung betrachtet.

Welche Folgen hat dieser Kurswechsel?

Zuckerbergs Verteidigung seines Kurswechsels als „Öffnung der Plattform“ kaschiert die realen Konsequenzen: Meta gibt Kontrolle über Desinformation auf und bietet auch rechten sowie irreführenden Akteur:innen eine Bühne. Tech-Gigant:innen sind keine neutralen Vermittler:innen – sie gestalten den politischen Diskurs aktiv mit und beeinflussen öffentliche Meinungsbildung. Die Auswirkungen sind alarmierend:

  • Ungefilterte Verbreitung politischer Inhalte: Politische Beiträge werden verstärkt in den Feeds ausgespielt – selbst an Nutzer:innen, die sie explizit vermeiden wollten. Die Plattform gibt damit faktisch rechte Narrative vor.
  • Abschaffung von Faktenchecks: Die Verantwortung für die Einordnung von Inhalten liegt nun allein bei den Nutzer:innen – eine Einladung für Fehlinformationen, Verschwörungstheorien und gezielte Desinformationskampagnen.
  • Stärkung rechter Netzwerke: Rechte Gruppen und Verschwörungstheoretiker:innen erhalten durch Metas neue Strategie eine größere Reichweite und können ungehindert mobilisieren.

Mit diesem Schritt entfernt sich Meta endgültig von der Verantwortung, demokratische Diskurse zu schützen – und ebnet stattdessen den Weg für gezielte Manipulation.


Marionette Mark?
Meta will Free Speech à la X und biedert sich Trump an

Mark Zuckerberg vor Meta-Logo, heller Hintergrund
© Meta, Dima Solomin – Unsplash


Instagram: Politische Inhalte kehren zurück – trotz Einschränkungen für Nutzer:innen

Instagram-Chef Adam Mosseri kündigte kürzlich an, dass Nutzer:innen künftig auch politische Inhalte von Accounts sehen können, denen sie nicht folgen – selbst wenn sie diese Funktion deaktiviert haben.

Auf Threads ansehen

Obwohl er betonte, dass dies nur „in sehr geringem Umfang“ geschehen soll, spiegelt diese Entscheidung einen klaren Wandel wider: Politische Inhalte werden wieder verstärkt sichtbar gemacht, während Moderationsmechanismen zunehmend abgeschafft werden.


Standardmäßig politisch
– Instagram und Threads auf kontroversem Kurswechsel

Mosseri vor Smartphone mit Instagram und Threads Icon
© Mosseri via Canva


Unklar bleibt jedoch, wie Mosseri selbst zu diesen Änderungen steht. Teilt er Zuckerbergs Ansichten, oder folgt er nur den neuen Vorgaben aus der Führungsetage? Es bleibt abzuwarten, ob er sich weiterhin hinter dieser Strategie stellt oder sich möglicherweise sogar aus der Umsetzung zurückziehen könnte.

Zuckerbergs Attacke auf Apple

Neben der politischen Neuausrichtung sorgte Zuckerberg im Rogan Interview auch mit scharfer Kritik an Apple für Aufsehen. Er sagte etwa:

Apple hasn’t really invented anything great in a while. They’re mostly just living off past success.

Besonders aber kritisierte er Apples geschlossenes und restriktives Ökosystem, das seiner Meinung nach Innovationen behindere. Diese Aussagen fallen im Kontext von Metas Bestrebungen, eigene Hardware- und Software-Produkte zu vertreiben, die direkt mit Apple konkurrieren, wie Augmented-Reality-Brillen und Wearables.

Zuckerberg kritisierte auch Apples geschlossene Plattformstrategie und die strenge Kontrolle über den App Store, was seiner Meinung nach Innovationen hemme und Entwickler:innen Einschränkungen auferlege. Er betonte die Bedeutung offener Systeme und Plattformen, die mehr Freiheiten für Entwickler:innen und Nutzer:innen bieten. Das Gespräch begann mit Rogans Kritik an Apple, in der er erklärte, dass er von Apple zu Android wechseln würde, weil er es nicht schätze, an ein einziges Unternehmen gebunden zu sein. Besonders stieß ihm dabei Apples App Store-Politik sauer auf:

The way they do that Apple Store, where they charge people 30 percent, it just seems so crazy that they get away with it.

Zuckerbergs Aussagen sind nicht nur eine direkte Kampfansage an einen der größten Tech Player, sondern könnten auch als strategisches Ablenkungsmanöver interpretiert werden. Während Meta sich politisch neu positioniert, lenkt Zuckerberg mit der Apple-Kritik das Narrativ in Richtung einer branchenweiten Debatte über Wettbewerb und Marktmonopole.

Metas Kurswechsel: Auf Kosten demokratischer Standards – ein Überblick

Ein Überblick über diese Veränderungen ist besonders sinnvoll, um die weitreichenden Konsequenzen von Metas neuer Strategie zu verstehen. Meta hat mehrere Entscheidungen getroffen, die als Annäherung an die Trump-Administration gewertet werden:

  • Ende der Faktenchecks: Meta hat sein Drittanbieter:innen-Faktenprüfungsprogramm eingestellt – ein Schritt, der besonders von rechten Kreisen bejubelt wird.
  • Verlagerung von Moderations-Teams: US-Moderator:innen werden von Kalifornien nach Texas verlegt – eine Anpassung an ein konservativeres Umfeld.
  • Aufweichung der Inhaltsmoderation: Politische Inhalte werden wieder verstärkt empfohlen, während Mechanismen zur Entfernung von Hassrede und Desinformation gelockert werden.

Zuckerberg argumentiert, die Biden-Administration habe Meta massiv unter Druck gesetzt, bestimmte Inhalte – insbesondere zu COVID-19 – zu entfernen. Diese Enthüllungen kommen jedoch genau in dem Moment, in dem Meta seine eigene politische Agenda umsetzt. Kritiker:innen sehen darin eine gezielte Ablenkung von Metas strategischer Neuausrichtung. Der Bericht darüber stammt von der New York Post.

Während Meta vorgibt, neutral zu sein, zeigt sich eine klare ideologische Verschiebung. Der Konzern könnte langfristig an Glaubwürdigkeit verlieren, da progressive Nutzer:innen und Werbepartner:innen, die Wert auf verantwortungsvolle Moderation legen, sich abwenden könnten. Metas Kurs wird immer deutlicher zum Werkzeug einer rechtsgerichteten Machtstrategie – mit weitreichenden Folgen für Demokratie und digitale Öffentlichkeit.

Metas Kurswechsel – ein riskanter Schritt mit weitreichenden Folgen für den digitalen Diskurs

Zuckerbergs Kurswechsel mag als Förderung von „Free Speech“ verkauft werden, doch die Realität ist ein fataler Schritt hin zu einer unkontrollierten Verbreitung von gesellschaftsfeindlichen Ideen und Desinformation. Correctiv-Leiterin Uschi Jonas machte kürzlich klar, dass Meta sich damit der Verantwortung entzieht, im Kampf gegen Desinformation eine führende Rolle zu spielen. Medienrechtler Matthias Kettemann nannte den Schritt gar einen „Kniefall vor Trump“ und forderte die EU zu entschiedenen Maßnahmen auf.

Meta positioniert sich nicht nur als Sprachrohr für politische Agenden, sondern setzt damit die demokratischen Grundlagen des digitalen Diskurses aufs Spiel. Die Plattform gefährdet nicht nur ihre eigene Glaubwürdigkeit, sondern untergräbt auch die Stabilität der öffentlichen Meinungsbildung – ein riskantes Spiel mit weitreichenden Folgen.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*