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New Work
Forderung nach 4-Tage-Woche: IG Metall als Wegweiser für New Work?

Forderung nach 4-Tage-Woche: IG Metall als Wegweiser für New Work?

Niklas Lewanczik | 06.04.23

Die IG Metall fordert eine 4-Tage-Woche und möchte damit die Lebensqualität der Arbeitnehmer:innen erhöhen, aber auch den Arbeitsplatzverlust verhindern. Kann das der nächste Schritt zu einem neuen Arbeitszeitmodell sein?

In der Stahlindustrie stehen Verhandlungen an – und die IG Metall macht mit einer Forderung auf sich aufmerksam. Die Arbeitnehmer:innen sollen künftig nur noch 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich pro Woche arbeiten. Damit wird effektiv eine 4-Tage-Woche gefordert, die sich viele Menschen wünschen. Zwar gibt es die in einigen Betrieben längst, doch meist ohne Lohnausgleich. Hat das Modell in der Industrie Erfolgschancen? Wir werfen einen Blick auf die Forderung und liefern einen Kontext zu den Wünschen der Beschäftigten.

4-Tage-Woche: Von vielen gewünscht, noch selten umgesetzt

Viele Menschen träumen davon, statt fünf nur vier Tage arbeiten zu müssen, bei vollem Lohnausgleich und keinem Plus an Stunden pro Tag. Genau das möchte die IG Metall auch für die Beschäftigten der Stahlindustrie realisieren – tariflich. Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, erklärt:

Die 4-Tage-Woche wird seit Jahren von der IG Metall nicht nur gesellschaftlich vorangetrieben, sondern auch konkret umgesetzt. Die Forderung, in der Stahlbranche die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich umzusetzen, zielt erstmals auf einen kollektiven, tariflich abgesicherten Anspruch für Beschäftigte einer ganze Branche. Das ist ein nächster Schritt in eine attraktive industrielle Arbeitswelt, die Leben und Arbeit gut vereinen lässt.

Stahl-Verhandlungsführer Knut Giesler sieht in dem Vorschlag, der im April für die Verhandlungsrunde eingebracht werden soll, „für die Lebensqualität und die Gesundheit“ einen großen Fortschritt. Die Rückmeldungen aus den Belegschaften seien bislang sehr positiv; das dürfte kaum überraschen. Tatsächlich wünschen ich in diversen Branchen viele Menschen die 4-Tage-Woche. Das zeigte sich etwa im Rahmen einer im Herbst 2022 veröffentlichten Befragung der HDI. Demnach würden sogar 38 Prozent der Arbeitnehmer:innen für eine Vier-Tage-Woche auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten. Befragte im Alter von 30 bis 49 Jahren sprachen sich mit mehr als 70 Prozent für die 4-Tage-Woche aus. Und schon im Frühjahr des vergangenen Jahres kam auch eine Studie von HubSpot zu der Erkenntnis, dass sich viele Menschen eher für dieses Arbeitszeitmodell als für eine Gehaltserhöhung entscheiden würden. In anderen Ländern wie Japan oder Frankreich waren laut der Studie jedoch Gehaltserhöhungen deutlich beliebter.

Doch die 4-Tage-Woche ist hierzulande schon lange Thema. Laut IG Metall war sie sogar schon 1993 bei VW ein Modell. Allerdings zu jener Zeit, um die Krise der Autoindustrie abzufedern. Arcelor Mittal und Thyssenkrupp ermöglichen auch heute weniger Arbeitszeit, bieten das aber nicht bei vollem Lohnausgleich an. Und genau das möchte die Gewerkschaft künftig ermöglichen, betont aber im Blog-Beitrag auch:

Eine 4-Tage-Woche musst Du Dir auch leisten können.

Hürden und Chancen für das Modell

Ob sich viele Unternehmen in der Stahlindustrie, aber auch in anderen Branchen, auf eine 4-Tage-Woche für Beschäftigte einlassen, wenn diese weiterhin das volle Gehalt erhalten, bleibt fraglich. Denn gerade aus Sicht der Arbeitgeber:innen gibt es bei dem arbeitnehmer:innenfreundlichen Arbeitszeitmodell noch Hürden. Zum Beispiel bereitet eine Umsetzung bei Betrieben mit Schichtdienst manchen HR Teams Kopfzerbrechen. Zumal es oft verschiedene Schichtdienste in Großunternehmen oder Branchen gibt. Außerdem ist je nach Branche auch die Frage der Produktivität in Relation zur Arbeitszeit ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Im Fertigungsgewerbe kann weniger Arbeitszeit bei gleicher Bezahlung auch dazu führen, dass der Preis für die Produktivität steigt.

Allerdings zeigen verschiedene Experimente, wie erfolgreich das Modell der 4-Tage-Woche auch für Unternehmen sein kann. Denn durch die Entlastung der Arbeitnehmer:innen werden häufig Krankheitstage reduziert, das Engagement der Kräfte steigt und die Work-Life-Balance kann oftmals optimiert werden. Ein großes Projekt aus England offenbarte nicht nur viele Vorteile für die Beschäftigten der 18 teilnehmenden Unternehmen, sondern auch konkrete Umsatzgewinne für die Businesses. Brendan Burchell von der Universität Cambridge sagte zu den Ergebnissen:

Vor Beginn des Projektes haben viele gezweifelt, ob wir eine Steigerung der Produktivität sehen würden, die die Verkürzung der Arbeitszeit ausgleicht, aber genau das haben wir festgestellt.

Ähnliche Ergebnisse liefert auch eine Studie der Initiative „4 Day Week Global“. Wir dürfen gespannt verfolgen, welche Unternehmen und Branchen sich womöglich schon bald auf eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich einlassen und die Chance erkennen. Bis zu einer umfassenden Umsetzung, wie sie auch die IG Metall für die Stahlindustrie fordert, ist es jedoch noch ein langer Weg.


Nächster Beweis für Produktivität der 4-Tage-Woche:

92 Prozent der Studienunternehmen wollen dabei bleiben

© Brooke Cagle - Unsplash, Personen um einen Laptop, Lächeln
© Brooke Cagle – Unsplash

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