Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Social Media Marketing
Mit Authentizität punkten: BeReal ist Gen Zs neuste Trend-App

Mit Authentizität punkten: BeReal ist Gen Zs neuste Trend-App

Larissa Ceccio | 12.04.22

Konkurrenz für TikTok und Co.: BeReal ist eine neue Social Media App und die Generation Z ist bereits auf den Geschmack gekommen.

Die neue App BeReal bietet spannende neue Möglichkeiten, sich in Echtzeit zu vernetzen. Die Social-Media-Plattform setzt dabei nicht nur auf Authentizität, sondern limitiert auch das Posting-Erlebnis. Die App erhofft sich dadurch, mehr Engagement zu generieren und User dazu zu ermutigen, wieder reale Momente zu teilen. Das Konzept scheint zumindest aktuell zu überzeugen, denn die Download-Zahlen steigen seit diesem Jahr stark an. Laut Daten von Apptopia sind die monatlich aktiven Benutzer:innen auf BeReal seit Anfang des Jahres um 315 Prozent gestiegen.

Social Media Apps buhlen um die Downloads junger Zielgruppen

Schon die derzeit größten Social-Media-Plattformen TikTok, Instagram und Co. konkurrieren um die Gunst der Gen Z und versuchen sich regelmäßig mit Features zu übertrumpfen. Meta bezahlte kürzlich sogar eine Consulting-Firma für eine Kampagne gegen TikTok. Hinzu kommen kleinere Apps wie in Deutschland beispielsweise Jodel, die ebenso ein Stück vom Social-Kuchen abhaben wollen. BeReal kommt aktuell durch die Authentizitäts-Strategie der App sehr gut bei der Gen Z an und könnte zudem bei der Flut an Filtern und vorproduzierten Reels wieder echte Momente und Menschen zurück zu Social Media bringen. Denn hier werden User dazu ermutigt, einen Beitrag pro Tag an Freund:innen zu senden und zu präsentieren, was sie genau sie genau in dem Moment tun.

Die meisten Downloads fanden 2022 statt

Obwohl die App bereits im Dezember 2019 eingeführt wurde, fand ein Großteil ihrer bisherigen Downloads (65 Prozent) in 2022 statt. Statt auf Werbung setzt die App auf Mundpropaganda. BeReal belegte im ersten Quartal 2022 bereits den vierten Platz bei den Downloads in den USA, Großbritannien und Frankreich, nach Instagram, Snapchat und Pinterest. Während die Gen Z die App am wahrscheinlichsten nutzt, gehört ein großer Teil der User von BeReal laut data.ai ebenso zu den Millennials.

Wie funktioniert BeReal?

BeReal App © Apple App Store; Rex Woodbury via digitalnative.substack
  • Die App nimmt gleichzeitig Fotos von der Vorder- und Rückkamera des Smartphones auf und zeigt so gleichzeitig, wo sich User befinden und was sie tun.
  • Nutzer:innen haben lediglich zwei Minuten nach Erhalt einer zufälligen Nachricht Zeit, einen Beitrag zu kreieren. Da bleibt wenig Raum für ausgefallene Filter oder Korrekturen. Außerdem bietet die App hier sowieso keine Möglichkeiten für, denn auf Fotobearbeitungswerkzeuge wird gänzlich verzichtet.
  • User, die das Zwei-Minuten-Fenster verpassen, können auch zu einem anderen Zeitpunkt ein Bild hochladen – die Follower werden jedoch benachrichtigt, dass der Post nicht in Echtzeit hochgeladen wurde.
  • BeReal-Nutzer:innen können die Bilder von Freund:innen nicht sehen, bis sie selbst auch einen Post verfasst haben. Das führt dazu, dass alle, die etwas sehen wollen, auch aktiv am App-Geschehen teilnehmen müssen und nicht nur ein „Stalkerprofil“ anlegen können.

BeReal fördert echte statt perfekte Momente

Instagram gilt schon lange als Umgebung, in der Nutzer:innen eine geschönte, idealisierte Version ihrer selbst präsentieren. Der Kurzvideo Trend ist in den letzten zwei Jahren quasi explodiert, sodass die größeren Social Apps wie Instagram oder Snapchat, die ebenfalls eine eher jüngere Zielgruppe haben, sich gezwungen sahen, TikTok nachzuahmen und ebenfalls Kurzvideoformate zu etablieren. Die User müssen hier ihr Talent vor Freund:innen, aber auch Fremden beweisen – und stehen hierfür teilweise unter ganz schön viel Druck.

Nach den Gesetzen der Trend-Dynamik erzeugt jedoch jeder Trend einen Gegentrend. In Zeiten, in denen (smarte) Technologien immer mehr zum Alltag gehören, ist der Retrotrend seit Jahren ebenfalls in Läden, Wohnungen und hippen Cafés zu finden. Der Kauf von Bio-Regional-Lebensmitteln sowie der Besuch von Bauernmärkten ist auch aus der fortschreitenden Globalisierung (mit samt seinen Konsequenzen) entstanden. BeReal könnte diesbezüglich das Gegenmittel für den Perfektionismus und Druck sein, dem die Gen Z auf vielen Ebenen und auch in der Social-Media-Welt ausgesetzt ist.

Statt also perfekt auszusehen und nur an den richtigen Orten in der Welt zu sein, können sie auf BeReal wieder kreativ und sie selbst sein – und damit online punkten. Zudem überfordert die Devise „ein Post pro Tag“ Nutzer:innen nicht und dämmt auch die Suchtgefahr. Wordle, das virale Puzzlespiel, das von der New York Times gekauft wurde, macht vor, dass diese Methode funktionieren kann, denn es fesselt die Benutzer:innen ebenfalls mit nur einem täglichen Puzzle. Und auch Live Audio Apps wie ClubHouse und Twitter Spaces verlassen sich in ähnlicher Weise auf die Knappheit von Live-Gesprächen, um das Engagement zu fördern.

BeReals Strategie: Nachhaltig oder nur ein Strohfeuer?

BeReal ist nicht die erste App ist, die versucht, junge Nutzer:innen in Echtzeit zu verbinden, aber langfristig gescheitert sind. Beispiele liefern die Apps HouseParty oder Periscope. BeReal ist somit nicht revolutionär, sondern eher die neueste in einer langen Reihe von Apps, die jungen Menschen Authentizität versprechen. Es wäre jedoch toll, wenn sich endlich so eine App in einer Social-Media-Welt, die auch krank machen kann, durchsetzen würde.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*