Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Technologie
Bei YouTube, Search und in den Ads: Googles Kampf gegen Fehlinformationen

Bei YouTube, Search und in den Ads: Googles Kampf gegen Fehlinformationen

Niklas Lewanczik | 18.02.19

Bei der Münchner Sicherheitskonferenz stellte Google ein 30-seitiges Papier vor, das die Arbeit Googles gegen Fehlinformationen aller Art im Detail darstellt.

Mit dem Aufstieg von Social Media und immer mehr UGC sowie zahlreichen Plattformen, Blogs usw. geht auch ein deutlich größeres Ausmaß an Fehlinformationen einher. Verschwörungstheorien finden ebenso ihren Weg in die digitalen Medien wie manipulative oder schlichtweg falsche „Fakten“. Googles sämtliche Properties sind davon nicht ausgenommen; doch das Unternehmen setzt sich für ein gesünderes digitales Ökosystem ein. Ein gerade vorgestelltes Whitepaper zeigt, wie Google arbeitet und dabei vor allem auf Kontext baut.

Google stärkt die Produkte und setzt sich gegen Fehlinformationen ein

Bei der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz war auch Google zu Gast. Digitale Sicherheit geht uns schließlich alle an – und die meisten von uns nutzen Google in der einen oder anderen Form. Mit dem Unternehmen wird man beinah zwangsweise konfrontiert, sei es durch die Suchmaschine selbst, durch YouTube oder durch die Google Ads.

Kristie Canegallo, VP of Trust & Safety bei Google, erklärt in einem Blogpost, dass vertrauenswürdige Informationen zum Verantwortungsbereich des Unternehmens zählen. Das sagt sich leicht, weshalb Google hinsichtlich dieser brandaktuellen Thematik deutlich ins Detail geht. Zunächst offenbart Canegallo die drei Grundpfeiler der Googelschen Abwehr gegen falsche Informationen:

  • die eigenen Produkte zu verbessern, um Qualität als wichtigsten Standard zu etablieren
  • böswilligen Akteuren entschieden bei der Verbreitung von Fehlinformationen entgegenzutreten
  • den Nutzern umfassende Kontexte zu den Informationen zu liefern, die sie sehen

Diese zunächst vagen Punkte werden in einem 30-seitigen Whipaper vertieft. Davon erhofft sich Google, mehr Transparenz bei dieser Thematik zu schaffen und zugleich den Dialog zu stärken, der mit Google und Tech-Unternehmen geführt werden muss, um deren Potentiale und Verantwortung zu definieren.

Das informative Whitepaper Googles

Google erkennt in seinem Paper, dass die Chance im Internet frei zu kreieren auch bedeutet, dass organisierte Fehlinformationen Verbreitung finden. Die Kontroverse These, wir befänden uns bereits in einer Post Truth-Ära, wird thematisiert.

Das Paper thematisiert zunächst, was Fehlinformation, Fake News usw. eigentlich im Kern bedeuten soll. Dabei geht Google vor allem auf die Aspekte des Täuschens und Irreführens ein, etwa in Bezug auf Ideologien oder politische Meinungsmache.

We refer to these deliberate efforts to deceive and mislead using the speed, scale, and technologies of the open web as ‘disinformation‘.

Fast im gleichen Atemzug wird schon erwähnt, dass es keine Patentlösung gegen dieses Problem gibt. Denn einerseits sind technologische Lösungen zur Erkennung solcher Inhalte nur schwer einzurichten, insbesondere, wenn die Inhalte stets im Kontext aktueller Debatten zu bewerten sind. Andererseits ist die Multiperspektivität der Menschen zu beachten, die eine Definition „falscher Informationen“ umso komplexer gestaltet. Außerdem können sich die Fehlinformationen auf verschiedene Art und Weise manifestieren.

Im Kontext von Google Search arbeiten beispielsweise die Ranking-Algorithmen dafür, dass nützliche und als wahrhaft eingestufte Inhalte am präsentesten für die Nutzer sind. Richtlinien, etwa auch bei YouTube, sollen ebenso ihren Teil leisten. Bei der Videoplattform wurde erst kürzlich dafür gesorgt, dass keine Verschwörungsvideos mehr für User empfohlen werden. Auch das trägt zur Eindämmung von offensichtlichen Fehlinformationen bei.

Weiterhin werden natürlich Praktiken, die laut den Richtlinien als verboten gelten, bestraft. Technologische Systeme allein reichen für das Erkennen aber meist nicht aus, weshalb manuelle Prüfungen auch an der Tagesordnung sind.

Für Google ist aber der Kontext für den Nutzer einer der zentralsten Punkte, um einen Konsens über legitime Informationen zu schaffen. Features wie „Warum sehe ich diese Werbung“ bei den Ads, Knowledge Panels in Search, Faktenchecks oder Publisher und Topical Kontext helfen dem Unternehmen dabei, mehr Transparenz für den User bereitzustellen.

Die verschiedenen Ansätze von Google beschrieben im Whitpaper

Um die eigenen Bemühungen um mehr Vertrauenswürdigkeit bei den bereitgestellten Informationen hervorzuheben, listet Google diese im Whitepaper gut nachvollziehbar auf. Da geht es um die Google News Initiative, für die man über 300 Millionen US-Dollar investiert hat. Es geht um Partnerschaften mit dem International Fact-Checking Network, die Unterstützung für das Trust Project oder aber für das Reuters News Institute der Universität Oxford und das Quello Center for Telecommunication Management & Law der Universität Michigan und dergleichen mehr.

Weiterhin wird erklärt, dass auch der Kampf gegen sogenannte Synthetic Media auf die Plattformen und Unternehmen zukommt, wenn diese manipuliert werden. In der Folge wird für Google News und Search, YouTube und Google Ads dargestellt, wie man Fehlinformationen bekämpft. Dabei wird die Relevanz der Arbeit immer wieder betont:

Disinformation also raises broader concerns of harm. In the worst cases, the impacts of disinformation campaigns can affect an entire society. The stakes of accurately identifying disinformation are higher because disinformation often concerns issues at the core of political society for which the free exchange of ideas and information among genuine voices is of the greatest importance.

Die Einzelheiten sind für jeden im Whitepaper nachzulesen. Sie stellen keine Neuerscheinung dar und Googles Angabe, dass der Kampf gegen falsche oder irreführende Informationen den Kern des Geschäfts ausmache, darf zumindest zur Diskussion gestellt werden. Allerdings lässt sich zuletzt wahrnehmen, dass das Unternehmen mehr Funktionen eingeführt hat, die die Verbreitung manipulativer Inhalte erschweren. Und lobenswert ist nun nicht nur der transparente Ansatz, jedem zumindest die offizielle Fassung davon zu präsentieren, wie man gegen solchen Content vorgeht. Auch das proklamierte Ziel dieser Veröffentlichung ist ein hehres:

We welcome a constructive dialogue with governments, civil society, academia, and newsrooms on what more can be done to address the challenges of misinformation and disinformation and hope that this paper will be useful in sparking these conversations.

Ob Google sich mit diesem öffentlichen Papier nur verantwortungsbewusst geben möchte oder tatsächlich einen globaleren Diskurs anregt, bleibt abzuwarten. Allerdings ist gerade das, der Diskurs, nicht nur Mittel zum Zweck, sondern die Grundlage für eine digitale Umgebung, in der Informationen aller Art differenziert betrachtet werden können.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*