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Social Media Marketing
Twitter teilt jetzt Ad-Einnahmen mit verifizierten Creatorn – und bezahlt auch kontroverse User

Twitter teilt jetzt Ad-Einnahmen mit verifizierten Creatorn – und bezahlt auch kontroverse User

Niklas Lewanczik | 14.07.23

Für Werbung in Post Replies zahlt Twitter Creatorn mit viel Sichtbarkeit jetzt einen Anteil der Einnahmen aus. Die erste Payout-Runde soll fünf Millionen US-Dollar liefern. Bezahlt werden aber auch problematische Creator, während Twitters Umsatzprobleme bestehen bleiben.

Im Wettbewerb mit der neuen Trend-App Threads – einer Twitter-Kopie von Meta – bietet Twitter den Creatorn jetzt einen zentralen Mehrwert. Sie erhalten Anteile der Werbeeinnahmen, die die Plattform mit Ads in Antworten auf ihre Tweets generiert. Einzelne Creator berichten von Auszahlungen über mehrere Tausend US-Dollar, insgesamt möchte CTO Elon Musk zunächst fünf Millionen US-Dollar an die Twitter Creator auszahlen – wenn diese genügend Impressions generiert haben und verifiziert sind. Während Twitter diese Zahlungen inmitten finanzieller Probleme zusichert, erhält der Kurznachrichtendienst auch Kritik. Denn kontroverse und rechtspopulistische Creator, darunter Andrew Tate, werden ebenfalls bezahlt.

So sieht die Creator-Monetarisierung über Ads auf Twitter aus

Nach Angaben von Twitter sollen Menschen direkt auf der Plattform ihren Lebensunterhalt verdienen können. Dazu können Beteiligungen an Werbeeinnahmen beitragen. Diese schüttet die Plattform erstmals für Ads in Tweet Replies aus, möglicherweise gibt es künftig noch andere Varianten. Im Verlauf des Monats möchte Twitter das Programm weiter ausrollen.

Beteiligt werden Creator, die in den vergangenen drei Monaten mindestens fünf Millionen Impressions generiert haben. Darüber hinaus müssen die Creator verifiziert sein. Laut Plattformeigner Elon Musk zählen hierfür zudem nur Ads, die an verifizierte User ausgespielt wurden. Musk gab via Tweet an, der erste Block zur Auszahlung solle fünf Millionen US-Dollar umfassen. Zudem sollen User, die vermehrt Content von anderen für Tweets nutzen, demonetarisiert werden.

Die Zahlungen werden via Stripe vollzogen. Einige Creator, die bedacht wurden, haben auf Twitter ihre Auszahlungssummen preisgegeben. So hat zum Beispiel der Journalist und Creator Brian Krassenstein knapp 25.000 US-Dollar erhalten.

Kritik an der Art der Auszahlung

Während sich viele Twitter Creator über diese Neuerung auf der Plattform freuen, steht der Kurznachrichtendienst in der Kritik. Amanda Silberling merkt in ihrem TechCrunch-Artikel bereits an, dass eine Bezahlung über Ads in Tweet Replies zu einer fragwürdigen Incentivierung von Creatorn führen könnte. So könnten diese bewusst provozieren, um möglichst viele Antworten zu erhalten. Laut Twitter können sexuelle, kriminelle und gewaltverherrlichende Inhalte nicht monetarisiert werden, das gilt auch für Content im Kontext von Drogen, Alkohol, Schneeballsystemen und dergleichen. Allerdings verdienen, auch angesichts der Relevanz von Replies, viele Creator an der Werbung mit, die mindestens als kontrovers gelten können.

Für die Washington Post berichtet Taylor Lorenz, dass rechtspopulistische, misogyne oder auch des Plagiats überführte Creator wie Andrew Tate – dessen Account in der Prä-Musk-Ära von Twitter gesperrt worden war – und Benny Johnson stark von den Einnahmen profitieren. Im Beitrag wird das Monetarisierungsmodell infrage gestellt. Elon Musk bezeichnete Lorenz auf Twitter in gewohnt unverblümter Manier als „Lügnerin“.

Creator-Monetarisierung als wichtiges Zeichen – doch Twitter braucht mehr Advertiser

Der Start der Creator-Monetarisierung über Ads ist für alle Creator, die Twitter als wichtige Plattform für sich nutzen, ein gutes Zeichen. Die Plattform selbst jedoch steht vor großen Problemen, selbst unabhängig von der großen Konkurrenz durch Threads. Denn der Kurznachrichtendienst hat in den vergangenen Monaten bereits einen Großteil des eigenen Werts verloren und hat finanzielle Probleme. Laut TechCrunch generierte der Dienst bis zum März 2023 binnen drei Monaten nur rund elf Millionen US-Dollar Einnahmen über die groß angelegten Verifizierungsprojekte. Gleichzeitig ist das Unternehmen hinter Twitter, X Corp., noch Mietzahlungen und womöglich gar rund 500 Millionen US-Dollar an Abfindungszahlungen schuldig.

Das Unternehmen versucht, über Bezahlabonnements und Werbeeinnahmen den Umsatz zu steigern, musste jedoch in den vergangenen Monaten mit einer Abwanderung vieler Advertiser zurechtkommen. Wer heute auf Twitter werben möchte, muss sich verifizieren lassen, sodass X Corp. doppelt verdienen kann. Für einen Aufschwung im wirtschaftlichen Bereich soll auch die neue CEO Linda Yaccarino sorgen. Diese bestätigte auf Twitter selbst kürzlich, dass die Plattform im Juli den Tag mit der meisten Nutzung seit Februar erreicht habe, und reagierte damit auf die Konkurrenz vonseiten Metas.

Die Beteilung an Ad-Einnahmen für Creator soll nur ein Schritt Twitters sein, um sich als Plattform von Threads und Co. abzuheben. Twitter soll zu einer „Everything App“ werden und möchte künftig auch Zahlungen direkt auf der Plattform ermöglichen. Dafür wurden bereits erste Lizenzen in den USA gesichert.


Meilenstein auf dem Weg zur „Everything App“ à la WeChat:

Twitter sichert sich Geldtransmitterlizenzen in drei US-Bundesstaaten

© Sara Kurfeß - Unsplash, Twitter-Logo, weiß auf blau, auf iPhone, weißer Hintergrund
© Sara Kurfeß – Unsplash

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