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SEO - Suchmaschinenoptimierung
Google Shopping wird kostenpflichtig – nur das?

Google Shopping wird kostenpflichtig – nur das?

Ein Gastbeitrag von Philipp Klöckner | 31.05.12

Ein Kommentar und Ausblick vom Ecommerce-Experten Philipp Klöckner über das bevorstehende Ende der kostenlosen Shoppingsuche.

Google verpasst seiner Product Search einen neuen Namen: Google Shopping. Aber nicht nur der Name ändert sich, sondern die Integration von Shop-Angeboten in die Google Produktsuche wird (endlich) kostenpflichtig. Eine lang erwartete Trendwende im Preissuchmaschinen-Marketing beginnt.

Die Google Product Search (startete 2002 als “Froogle”) war lange Zeit ein supergünstiges, weil kostenloses, Marketing-Instrument für Online-Shops und Marktplätze. Ecommerce Player mussten lediglich ihre detaillierten Angebots-Daten im Merchant Center hochladen und erhielten im Gegenzug tonnenweise kostenlosen organischen Traffic aus den Google Product Search Integrationen (Shopping Results Onebox) in den SERPs. Einziger Kritikpunkt war die Übergabe von strukturierten Daten in den Gierschlund der US-amerikanischen Suchmaschine. Alles in allem jedoch ein absoluter No-Brainer für Shops auf der Suche nach kostenlosen Conversions.

In den letzten Monaten verband Google die Daten aus dem Merchant Center bereits mit dem AdWords-System, als man Advertisern erlaubte ihre Merchant Center Daten zu nutzen um zielgerichtete Product Listing Ads, eine Hybrid-Variante aus Anzeige und Angebots-Daten zu schalten. Shops die ihre Daten bisher kostenlos listen ließen, konnten dadurch ihre Sichtbarkeit steigern, indem sie zusätzlich Product Listing Ads im bezahlten Bereich schalteten. AdWords-Werbetreibende konnten durch das zusätzliche Einreichen ihrer Produktdaten zudem attraktivere Produkt-Anzeigen statt schnöder Textanzeigen buchen.

Mit dem heutigen Tag startet Google eine Reihe von Experimenten um die bisherige kostenlose Integration gegen eine “Paid Inclusion“, also ein CPC-Modell zu wandeln. In Google-PR-Worten heißt das “Building a better shopping experience“. Die ehemalige Shopping Onebox bewirbt die Angebote von Shops nun mit “Shop for products on Google – shopping.google.com” und bekommt einen “Sponsored”-Hinweis um die Integration.

Screenshot der neuen Google Shopping Integration mit Sponsored Box

Sobald die Experimente positiv abgeschlossen sind, wird diese kostenlose Traffic-Quelle für Shops für immer und ewig versiegen. Schlecht für Online-Shops – gut für Preisvergleiche und CPC-Netzwerke, denen die von Google subventionierte kostenlose Lösung schon immer ein Dorn im Auge war. Aber auch unter Effizienz-Gesichtspunkten macht ein Wandel zur kostenpflichtigen Integration Sinn. Hatten doch Shops aufgrund des kostenlosen Traffics nur geringe Anreize an der eigenen Effizienz und der internen Optimierung von Verkaufsprozess und Conversion-Rate zu arbeiten, solange die Besucher zum Nulltarif akquiriert werden konnten.

Einen endgültigen Wechsel zum neuen System scheint Google für den 15. August 2012 vorgesehen zu haben. Bis dahin schafft Google Anreize für Merchant Center Partner es schon einmal mit den neuen Product Listing Ads zu probieren. Es winken tolle 100 USD AdWords-Gutscheine und 10% nachträglicher Rabatt auf das Werbebudget in Google Shopping.

Mehr Fokus auf neue Google Shopping Experience

Zu Befürchten bleibt natürlich, dass Google die Shopping-Ads nun NOCH prominenter platzieren wird um die eigenen Einnahmen zu erhöhen. Andererseits fällt es schwer zu glauben, dass es noch Raum für die Expansion der Integrationen bleibt. Der Anteil der Shopping-Windows in den Universal Search SERPs steigt seit Jahren sukzessiv an.

Vermutlich wird Google nun aber auch noch mehr Energie in die Optimierung der User Experience von Google Shopping stecken. Ende 2010 akquirierte Google Inc. beispielsweise die visuelle Mode-Suchmaschine Like.com, die eine neuartige Ähnlichkeitssuche entwickelt hatte und das durchsuchen von Shopdaten nach Kleidungsstücken in verschiedenen Farben, Materialien und Mustern ermöglichte. Ein Jahr später launchte Google zusätzlich das eigene Produkt Boutiques.com, welches ähnliche Funktionen anbot, um dann beide Applikationen ein weiteres Jahr später schließlich wieder komplett einzustampfen. Viel von der Like.com-Funktionalität fand jedoch Eingang in die Google Produktsuche. Den entstandenen Markt für visuelle Suche eroberten stattdessen Start-Ups wie Ladenzeile.de oder ShopAlike.

Ausblick: What’s (Who’s) next?

google-trusted-store2002 startete Googles eigene Shopping-Suche Froogle. Zehn Jahre nahm sich der Suchgigant Zeit um so viele strukturierte Daten wie möglich von den Shops einreichen zu lassen. Für ein Technologieunternehmen wie Google ist es ein Kinderspiel, nun aus diesen Daten einen zufriedenstellende Preisvergleich-Experience zu gestalten. Selbstverständlich wird das neue Shopping-Erlebnis ganz sicher auch sehr eng mit den neuen Produkten Google Trusted Stores und Google Offers sowie Google Checkout verknüpft werden – je nachdem wie viel Marktanteil Google Shopping einnehmen kann, brechen also auch schwere Zeiten für Trusted Shops, Groupon und PayPal an.

Die Abschaffung der kostenlosen Shoplistings ist nicht das erste Paid Inclusion Modell von Google. Auch die milliardenschwere Übernahme des Flugbuchungs-Spezialisten ITA Software refinanziert Google heute mit der bezahlten Integration von Fluggesellschaften in die Google Flight Search, die ebenfalls als Sponsored Box in den Serps erscheint. Auf der SMX London 2012 rechtfertigte Google Vice-President Amit Singhal diesen Schritt damit, dass es “User-Anfragen gäbe, die Google zu der Zeit noch nicht mit gecrawlten Daten beantworten konnte.” Tatsächlich konnten Applikationen wie Kayak.com, SkyScanner oder flug.idealo.de diese Begehren aber bereits schon sehr zufriedenstellend beantworten. Nur verdiente Google an dem Milliarden-Markt online durchgeführter Flugbuchungen kaum mit, obwohl Flugtickets bereits zu einem großen Teil online gebucht werden.

Den Entwicklungen auf dem Flugmarkt und im Shopping-Bereich folgend sollten sich insbesondere Hotels, Restaurants und weitere Local Businesses schon ein mal warm anziehen. Tatsächlich glaubt doch niemand, dass das gerade mit Google+ verschmolzene Google Local noch lange kostenlos Besucher verschenken wird. Der Local-Spezialist Yelp.com wird in den USA 2012 mehr als 120 Millionen US-Dollar mit Premium-Listings von lokalen Händlern und Dienstleistern verdienen. Unwahrscheinlich, dass Google sich nicht auch da noch gern einen Share abschneiden möchte.

Larry Page will die Google-Umsätze von 2011 bis 2016 auf 100 Milliarden US-Dollar verdreifachen. Mit organischen Wachstum wird dieses Ziel nicht erreichbar sein. Daher dürfen wir erwarten, dass Google jedes Produkt monetarisieren wird, welches (bereits) monetarisierbar ist.

Kommentare aus der Community

Markus Vollmert am 31.05.2012 um 22:00 Uhr

Guter Ausblick. Immerhin scheint es bei dem Pay-per-Click Modell zu bleiben und nicht für die reine Inclusion. Kann natürlich sein, dass das noch kommt. In jedem Fall wird Google sehr genau prüfen, wie viele bezahlte Ergebnisse eingeblendet werden, um die Qualität hochzuhalten. Bei Adwords ist ja auch der Qualitätsfaktor inzwischen fester Bestandteil.

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