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Unternehmenskultur
Am Black Friday: Unter dem Motto „Make Amazon Pay“ finden weltweite Massenstreiks statt

Am Black Friday: Unter dem Motto „Make Amazon Pay“ finden weltweite Massenstreiks statt

Larissa Ceccio | 25.11.22

Amazon-Mitarbeitende streiken weltweit. Ihre Forderungen: unter anderem eine faire Bezahlung und das Recht, Gewerkschaften beizutreten.

Immer wieder streiken Amazon-Beschäftigte für einen Tarifvertrag. Sie erwarten tarifliche Sicherheit, ein festes Einkommen und gute Arbeitsplätze. Und dafür kämpfen sie inklusive Streiks. Womöglich so lang, bis der Handelskonzern diese Forderungen endlich einlöst.

ver.di ruft zu Amazon-Streiks auf

Zum heutigen Black Friday (25. November 2022) schließen sich Amazon-Mitarbeiter:innen weltweit an einem der umsatzstärksten und bestellintensivsten Tage im Jahr zusammen, um gegen den Konzern zu protestieren. Denn aus Anlass des Schnäppchentages hat ver.di tausende Beschäftigte des Handelsunternehmens zu Aktionen und Streiks aufgerufen. Die Aktion teilt ver.di auch auf Twitter.

Dabei fordern sie unter anderem eine faire Bezahlung und das Recht, Gewerkschaften beizutreten. Die Bewegung nennt sich „Make Amazon Pay” und wird von rund 80 Gewerkschaften, Umweltaktivist:innen, Steueraufsichtsbehörden und anderen Gruppen und Organisationen koordiniert, wie Fortune berichtet.

Was sich hingegen Verbraucher:innen am Black Friday 2022 wünschen? Das erfährst du in diesem Artikel auf OnlineMarketing.de.

Zahltag: „Ungeheuerliche Praktiken“ von Amazon sollen eine Ende haben

Organisiert wird der internationale Aktionstag unter anderem von UNI Global Union, dem weltweiten Zusammenschluss von Gewerkschaften aus dem Dienstleistungsbereich. Auf der offiziellen Website zum „Make Amazon Pay“-Day findest du noch mehr Informationen zu den involvierten Organisationen und dergleichen. UNI-Generalsekretärin Christy Hoffman erklärt:

Wir haben den ‚Black Friday‘ aus gutem Grund zum ‚Make Amazon Pay-Day‘ umbenannt. An diesem Tag wollen wir einen weltweiten Aktionstag Schulter an Schulter mit Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft begehen und damit die vielen Angriffe von Amazon auf Beschäftigte und ihre gewerkschaftliche und Betriebsrats-Organisierung anprangern. Es ist höchste Zeit, dass der Tech-Gigant mit seinen ungeheuerlichen Praktiken aufhört, die Betriebsverfassungsgesetze endlich respektiert und mit den Beschäftigten und deren Institutionen in Verhandlungen für bessere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen einsteigt.

Die Streiks und Demonstrationen finden in rund 30 Ländern statt

Die Streikenden wollen erreichen, dass Amazon „Arbeiter:innen fair bezahlt und ihr Recht respektiert, Gewerkschaften beizutreten“. Darüber hinaus fordern sie, dass das Unternehmen einen „gerechten Anteil an Steuern zahlt und sich zu echter ökologischer Nachhaltigkeit verpflichtet“. Die insgesamt 25 gemeinsamen Forderungen der „Make Amazon Pay“-Koalition findest du hier.

Mitarbeiter:innen weltweit setzen sich für mehr Fairness und Gerechtigkeit bei Amazon ein. An der Aktion sind Amazon-Mitarbeiternde aus Deutschland, den USA, Frankreich, Japan, Indien und mehr Ländern beteiligt. In Irland und Südafrika wollen Aktivist:innen direkt vor den Amazon-Hauptquartieren der Länder demonstrieren. Arbeitsniederlegungen in Deutschland gibt es in insgesamt zehn Fulfillment Centern des Handelskonzerns: in Achim bei Bremen, Bad Hersfeld (zwei Standorte), Graben bei Augsburg, Dortmund, Koblenz, Leipzig, Rheinberg, Werne und Winsen (Luhe). Daniel Kopp, Koordinator bei „Make Amazon Pay“, erklärt laut Fortune:

Während Arbeitnehmer:innen auf der ganzen Welt mit dem Lebenshaltungskostenskandal zu kämpfen haben, zwingt Amazon trotz seiner enormen Gewinne seinen Arbeitnehmer:innen echte Lohnkürzungen auf. [Das Unternehmen] umgeht Steuern und CO2-Emissionen steigen in die Höhe. Angesichts des Lebenshaltungskostenskandals, der globalen Schuldenkrise und des Klimanotstands kommen wir zusammen, um Amazon zur Kasse zu bitten.

So möchte Amazon diese Forderungen angehen

Amazon selbst meldete sich zu den Protesten in einem Statement gegenüber Fortune zu Wort. Hier erklärt ein:e Sprecher:in des Unternehmens, dass Amazon die Probleme bereits angeht, die von den Protestierenden hervorgebracht werden. Die Sprecher:in sagt:

Wir sind zwar in keinem Bereich perfekt, aber wenn Sie sich objektiv ansehen, was Amazon in diesen wichtigen Angelegenheiten tut, werden Sie sehen, dass wir unsere Rolle und unseren Einfluss sehr ernst nehmen. Wir erfinden und investieren erheblich in all diesen Bereichen, spielen eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels mit der Verpflichtung des Climate Pledge, bis 2040 kohlenstofffrei zu sein, bieten weiterhin wettbewerbsfähige Löhne und großartige Leistungen und erfinden neue Wege, um unsere Mitarbeiter:innen zu halten sicher und gesund in unserem Betriebsnetzwerk, um nur einige zu nennen.

Die Aktion „Make Amazon Pay” fand auch im vergangenen Jahr statt. Daran waren allerdings „nur” rund 20 Länder beteiligt.

Bereits seit 8 Jahren streiken Amazon-Mitarbeitende für verbesserte Arbeitsbedingungen

Seit 2014 streiken Amazon-Mitarbeiter:innen in Deutschland mit Unterstützung von ver.di für bessere Arbeitsbedingungen – mit ersten wichtigen Erfolgen. Die Stundenlöhne haben sich erhöht und der Gesundheitsschutz hat sich teils verbessert. Aber keiner dieser Erfolge ist bisher tariflich abgesichert. Amazon kann die Maßnahmen somit jederzeit wieder zurücknehmen. Und tut das auch: Die Stundenzuschläge von zwei Euro, die Amazon den über 20.000 in Deutschland Beschäftigten noch Anfang 2020 während der ersten Coronawelle zahlte, wurden im Sommer desselben Jahres einfach wieder gestrichen.

So kontrolliert Amazon die eigenen Beschäftigten

Mit Apps, Scannern und Kameras sammelt Amazon laut ver.di permanent Daten über die Mitarbeiter:innen. Dabei prüft das Unternehmen sekündlich, wo sich einzelne Angestellte befinden, ob sie sich mit Kolleg:innen unterhalten, wann sie pausieren oder wie viel Zeit sie für eine Aufgabe benötigen. Und zwar über Kontrollgeräte, die Beschäftigte bei sich tragen müssen. Das zeigt ein Beitrag aus dem „Atlas der digitalen Arbeit“, den die Hans-Böckler-Stiftung und der Deutsche Gewerkschaftsbund herausgeben.

In den USA und mittlerweile auch in Deutschland geht Amazon mit der App Mentor sogar noch einen Schritt weiter. Diese erfasst Arbeitszeiten, das Fahrverhalten und die Nutzung des Telefons in Echtzeit. So können Vorgesetzte Mitarbeiter:innen, die nicht die gewünschte Leistung bringen, einfach identifizieren und gegebenenfalls maßregeln, antreiben oder gar kündigen. Wer negative Bewertungen bekommt oder Pakete verliert, kann sogar für Tage oder Wochen gesperrt werden, ohne Lohn zu erhalten.

Gewerkschaften und Datenschützer:innen kritisieren die Arbeitsbedingungen bei Amazon schon lange und scharf. Sie beobachten Verstöße gegen Arbeitszeitgesetze, das Mindestlohngesetz, das Gesetz zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und den Datenschutz. Zu wenige Beschäftigte haben einen unbefristeten Vertrag, der ihnen den Arbeitsplatz sichert, auch wenn sie streiken oder einen Betriebsrat gründen.


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