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Human Resources
Mehr Life, weniger Work: Warum immer mehr Beschäftigte weniger arbeiten wollen

Mehr Life, weniger Work: Warum immer mehr Beschäftigte weniger arbeiten wollen

Selina Beck | 22.11.22

Eine aktuelle Studie zeigt, dass fast die Hälfte der Beschäftigten nur noch in Teilzeit arbeiten will. Die Bindung zum Beruf lässt insgesamt nach.

Schon seit Längerem zeigt sich, dass immer mehr Arbeitnehmer:innen – vor allem seit Pandemiebeginn – einen größeren Wunsch nach beruflicher Veränderung haben. In diversen Studien zeigt sich: Je jünger die Berufstätigen sind, desto unzufriedener sind sie mit ihrem Job.

Laut einer Xing-Studie kündigt sogar jede:r Vierte, auch wenn noch kein neuer Job in Aussicht ist. In den USA ist seit 2020 bereits das Phänomen Great Resignation aufgetreten. Ob dieses auch nach Deutschland kommen wird, bleibt noch abzuwarten. Der Fachkräftemangel zeigt sich jedoch bereits allgegenwärtig. Die HDI Berufe-Studie 2022 ergab nun, dass sich immer mehr Arbeitnehmer:innen mehr Freizeit wünschen.

76 Prozent befürworten die 4-Tage-Woche

Die repräsentative Befragung von knapp 4.000 Erwerbstätigen in Deutschland im Juni und Juli dieses Jahres von HDI ergab, dass fast jede:r zweite Vollzeitbeschäftigte (48 Prozent) einen Teilzeitjob anstrebt. Auch der Wunsch nach der Vier-Tage-Woche ist hoch: 76 Prozent der Befragten befürworten dieses Konzept. In der Industrie sind sogar 86 Prozent der Teilnehmer:innen dafür.

Dass vor allem jüngere Generationen die klassischen Arbeitsmodelle infrage stellen, zeigte bereits die Diskussion um die 42-Stunden-Woche. So ist der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten vor allem bei den Angestellten unter 40 Jahren ausgeprägt.

Das mobile Arbeiten ist ebenfalls beliebt. 41 Prozent aller Berufstätigen sehen durch mobiles Arbeiten qualitativ bessere Ergebnisse, 29 Prozent hingegen bestreiten dies.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt wurde durch die Coronapandemie beschleunigt. Heute sehen 60 Prozent aller Mitarbeiter:innen die Digitalisierung im Job als hilfreich an. Vor der Pandemie waren es fast ein Drittel weniger Beschäftigte, die dem zustimmten. Die Sorge vor Jobverlusten durch die Digitalisierung hat generell abgenommen.

Weniger Bindung an den Job – vor allem bei den Jüngeren

Die Bindung zum Job und zum Unternehmen nimmt zudem signifikant ab. Das trifft vor allem auf die jüngeren Angestellten zu. Immer mehr Arbeitnehmer:innen plädieren für eine bessere Work-Life-Balance. So ist nur noch für 58 Prozent der Beschäftigten unter 25 Jahren „ein Leben ohne Beruf nicht vorstellbar“. 2020 traf diese Aussage noch auf 69 Prozent der Berufstätigen in dieser Altersgruppe zu.

Dr. Christopher Lohmann, Vorsitzender des Vorstands von HDI Deutschland, sagt zu den Ergebnissen:

Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf. Sie wollen mitbestimmen, wo, wann und wie lange sie arbeiten. Ihre Vorstellungen weichen dabei deutlich von den tradierten Arbeitsmodellen ab. Die Corona-Erfahrungen haben diese Einstellungen offenbar stark befördert.

Viele Jüngere können sich Leben ohne Beruf vorstellen

Der Aussage „Ich würde so schnell wie möglich mit meinem beruflichen Arbeiten aufhören, wenn ich es finanziell nicht mehr nötig hätte“ stimmte 2019 in der HDI-Studie rund jede:r dritte Berufstätige zu. Drei Jahre später liegt die Zustimmung aktuell bei 56 Prozent. Vor allem die jüngeren Generationen können sich ein Leben ohne Beruf vorstellen.

In ihrem Traumberuf arbeiten zurzeit 37 Prozent der Befragten. Lehrer:innen und Ausbilder:innen haben mit 59 Prozent den höchsten Wert aller Berufsgruppen bezüglich der Bezeichnung als Traumberuf. Auch bei Mediziner:innen und IT-Kräften liegt die Zahl überdurchschnittlich hoch – bei jeweils 44 Prozent. Die Beschäftigten im Sicherheits- und Reinigungsgewerbe sind mit 20 Prozent am unzufriedensten mit ihrem Job.

Lediglich 65 Prozent der Befragten empfehlen ihren Beruf weiter

Ihren derzeitigen Beruf auch jungen Menschen weiterempfehlen, das würden nur 65 Prozent der Beschäftigten. Die Empfehlungsrate sank in den Branchen Bau und Architektur sowie im Sicherheits- und Reinigungsgewerbe. Mehr Empfehlungen hingegen gibt es im Bereich Recht und Verwaltung (aktuell 77 Prozent). Auch die Sektoren Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung weisen eine erhöhte Empfehlungsrate auf.

Wie Unternehmen Talente binden und Kündigungswellen vermeiden können, erfährst du in unserem Artikel zum Thema.


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