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Human Resources
Job-Ghosting: Aus diesen Gründen wird man beim Bewerbungsprozess häufig im Dunkeln gelassen

Job-Ghosting: Aus diesen Gründen wird man beim Bewerbungsprozess häufig im Dunkeln gelassen

Marié Detlefsen | 06.09.23

Keine Rückmeldung von Ansprechpartner:innen? Das haben die meisten schon mal erlebt. Aber was hat es mit dem Job-Ghosting auf sich? Erfahre die Gründe hinter diesem Verhalten und wie du am besten damit umgehen kannst.

Ghosting – ein Begriff, den die meisten von uns vermutlich aus dem Kontext des Online Datings kennen. Doch dieses rätselhafte Verschwinden ohne Erklärung beschränkt sich längst nicht mehr nur auf romantische Beziehungen. Mittlerweile gibt es auch in der Arbeitswelt eine alarmierende Zunahme von Job-Ghosting, bei dem sowohl Bewerber:innen als auch Arbeitgeber:innen plötzlich in der Versenkung verschwinden. Dieses Phänomen wirft nicht nur Fragen auf, sondern kann auch erhebliche Auswirkungen auf die Karriere und den reibungslosen Arbeitsprozess haben. Im Folgenden zeigen wir dir, welche Gründe sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgeber:innen dazu veranlassen, zu ghosten. Gleichzeitig geben wir dir Tipps, mithilfe derer du am besten mit dieser unangenehmen Erfahrung umgehen kannst

Warum kommt es seitens der Bewerber:innen zu Ghosting?

Bewerbungen sind oft mit einem gewissen Maß an Geduld verbunden. Tage und Wochen können vergehen, in denen man auf eine ersehnte Einladung zum Vorstellungsgespräch oder eine Absage wartet. Doch was passiert, wenn die erwartete Antwort nie kommt? Willkommen in der Welt des Job-Ghostings. Aber was genau ist Job-Ghosting?

Der Begriff Ghosting stammt ursprünglich aus dem Bereich des Online-Datings und beschreibt das plötzliche Verschwinden einer Person aus dem Leben einer anderen, ohne Erklärung oder Vorwarnung. Im Kontext der Arbeitswelt bezieht sich Job-Ghosting auf das unerwartete Verschwinden einer Person während des Bewerbungsprozesses. Somit erleben sowohl Bewerber:innen als auch Unternehmen immer häufiger, dass sie plötzlich keine Antwort auf E-Mails, Anrufe oder Einladungen zum Vorstellungsgespräch erhalten, ohne dass Gründe für diesen Kontaktabbruch genannt werden.

Die Ursachen hierfür sind vielfältig und können von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Folgende Gründe werden besonders häufig in Bezug zum Job-Ghosting genannt:

  • Ein besseres Jobangebot: Wenn Bewerber:innen ein verlockenderes Angebot erhalten, neigen sie dazu, andere Optionen zu vernachlässigen, selbst wenn bereits ein Vertrag unterzeichnet wurde.
  • Fehlende Erklärungsbereitschaft: Es kann unangenehm sein, einem Unternehmen eine Absage zu erteilen, insbesondere nach persönlichen Gesprächen. Einige Menschen entscheiden sich daher, einfach zu schweigen.
  • Negative Veränderung der Wahrnehmung: Anfangs kann man von Arbeitgeber:innen einen positiven Eindruck haben, der sich später im Bewerbungsprozess jedoch ändert. In solchen Fällen verlieren Bewerber:innen oft das Interesse.
  • Gegenseitige Unverbindlichkeit: Viele Bewerber:innen sehen das Job-Ghosting als Reaktion auf ähnliches Verhalten von Unternehmen. Wenn sie sich nicht zurückmelden, warum sollten sie es dann tun?
  • Vergesslichkeit: In einer Welt, in der täglich zahllose E-Mails und Nachrichten eingehen, kann es vorkommen, dass Nachrichten übersehen werden, ohne böse Absicht.

Jede:r Zehnte unterschreibt einen Vertrag und kommt dann doch nicht

Die Relevanz von Ghosting in der beruflichen Welt wird durch aktuelle Untersuchungen verdeutlicht. Laut einer kürzlich durchgeführten Online-Umfrage des Recruiting-Software-Unternehmens Softgarden ergab sich, dass zehn Prozent der Bewerber:innen bereits einen unterzeichneten Arbeitsvertrag gekündigt haben, noch bevor sie ihre neue Stelle angetreten haben. In einigen Fällen wurde das Arbeitsverhältnis sogar ohne eine formale Kündigung einfach nicht angetreten. Dies berichtete der Spiegel.

Auch direkt nach Einarbeitung in einem neuen Unternehmen sind Mitarbeiter:innen zunehmend zu einem Jobwechsel bereit. Somit gaben etwa 21 Prozent aller Befragten an, bereits in den ersten 100 Tagen ihren neuen Job wieder gekündigt zu haben. Weitere 16 Prozent hätten dies zwar nicht getan, aber standen kurz davor. Auch ein Trend lässt sich erkennen: Während 2018 nur zwölf Prozent angaben, innerhalb von 100 Tagen gekündigt zu haben, waren es 2022 bereits 18 Prozent. Daher ist es wichtig, innerhalb des Unternehmens eine Feedback-Kultur zu etablieren, damit ein Austausch zwischen Angestellten und Führungskräften entsteht. Auf diese Weise können mögliche Probleme angesprochen und behoben werden, bevor diese zu einer Kündigung führen.

Für Bewerber:innen hat das Ghosting in der Regel zwar geringe negative Auswirkungen. Sie sind rechtlich nicht verpflichtet, eine Absage zu erteilen. Dennoch kann es zu einem späteren Zeitpunkt unangenehm sein, sich erneut beim selben Unternehmen zu bewerben, wenn sie in schlechter Erinnerung geblieben sind. Außerdem kann Ghosting für Unternehmen schwerwiegende Folgen haben. Somit führt es unter anderem zu Verzögerungen bei Stellenbesetzungen und Lücken im Team.

Unternehmen betreiben ebenfalls Ghosting

Während Job-Ghosting oft mit Bewerber:innen in Verbindung gebracht wird, ist es wichtig zu erkennen, dass auch Unternehmen und Arbeitgeber:innen selbst nicht immun gegen dieses Verhalten sind. Es gibt Fälle, in denen Bewerber:innen nach einer sorgfältigen Bewerbung und möglicherweise sogar einem Vorstellungsgespräch nichts mehr von potenziellen Arbeitgeber:innen hören. Diese Funkstille kann genauso frustrierend sein wie das Ausbleiben einer Antwort der Bewerber:innen. Zu den Gründen, warum Unternehmen Nachwuchstalente und andere Fachkräfte oft im Unklaren lassen, gehören zum Beispiel interne Kommunikationsschwierigkeiten, die Abwesenheit der Entscheidungsträger:innen oder in manchen Fällen auch schlichtweg mangelnde Höflichkeit.

In den meisten Fällen benötigen Unternehmen mindestens zwei Wochen, um Bewerbungen zu bearbeiten. Wenn es nach diesem Zeitraum allerdings noch keinerlei Reaktion gegeben hat, kann eine höfliche Nachfrage sinnvoll sein, insbesondere wenn es sich um deinen Traumjob handelt. Auch bei Ghosting seitens der Führungskräfte nach Bewerbungsgesprächen kann dies hilfreich sein. Manchmal können dir aber auch schon sogenannte Red und Green Flags während des Interviews verraten, ob du für einen Job in die engere Auswahl fällst. Daher lohnt es sich auch, bei Gesprächen mit potentiellen neuen Arbeitgeber:innen immer auf bestimmte Merkmale und Ausdrücke zu achten.

Unterm Strich ist es entscheidend, dass sowohl Bewerber:innen als auch Unternehmen darauf achten, transparent und respektvoll zu kommunizieren. Das Schweigen auf beiden Seiten ist kontraproduktiv und kann den Bewerbungsprozess erheblich belasten. Ein offener und professioneller Dialog ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Rekrutierung und einer zufriedenstellenden Karriereentwicklung. Feedback und eine offene Sprachkultur sollten daher nicht unterschätzt werden.


10 Tipps für eine positive Sprachkultur im Berufsalltag

Zwei Mitarbeiter:innen sitzen gemeinsam vor einem Laptop und überlegen.
© LinkedIn Sales Solutions – Unsplash

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