Human Resources
Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Jede:r vierte Beschäftigte in Deutschland würde beruflich auswandern

Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Jede:r vierte Beschäftigte in Deutschland würde beruflich auswandern

Marié Detlefsen | 08.12.25

Immer mehr Arbeitnehmer:innen in Deutschland träumen davon, ihren Job flexibler zu gestalten – sei es durch Arbeiten im Ausland oder sogar im Urlaub. Doch zwischen Fernweh und tatsächlichem Aufbruch liegen oft Mut, Motivation und eine ziemlich bequeme Komfortzone.

Die Arbeitswelt in Deutschland wackelt – und zwar nicht nur, weil Unternehmen um Fachkräfte ringen. Auch viele Arbeitnehmer:innen selbst spüren, dass es Zeit für frischen Wind sein könnte. Mehr Sinn, mehr Freiheit, mehr Zufriedenheit: Die beruflichen Prioritäten verschieben sich. Eine aktuelle Studie von Adobe zeigt sehr klar, wie groß die Sehnsucht nach Veränderung mittlerweile ist und wie viele Menschen sogar bereit wären, Koffer und Karriere neu zu sortieren.

52 Prozent ziehen einen Jobwechsel in Betracht

Die Studie befragte 2.000 berufstätige Erwachsene aus Deutschland und stellte fest, dass 52 Prozent aktuell einen Jobwechsel in Betracht ziehen, wenn das Gehalt stimmt. Überraschend? Vielleicht. Aber noch interessanter ist, dass es längst nicht nur ums Geld geht: 28 Prozent wünschen sich ein entspannteres Verhältnis zwischen Arbeit und Leben, 26 Prozent liebäugeln mit attraktiven Zusatzleistungen, darunter auch der Wunsch, einfach mal von überall aus arbeiten zu können.

Auch der Sinn der eigentlichen Arbeit wird wichtiger. So hätten 25 Prozent gern einen Job, der mehr ist als ein To-do-Listen-Marathon. Ein gutes Umfeld (19 Prozent) und Weiterbildung (21 Prozent) runden die Liste ab. Kurz gesagt: Die Jobs von morgen sollen nicht nur funktionieren, sondern man soll sich auch in ihnen wohlfühlen sowie eine sinnstiftende Funktion haben.

Zwischen Traum und Umsetzung – die Realität dazwischen

Doch zwischen „Ich hätte gern …“ und „Ich mache es einfach!“ liegen oft Realität und Routine. Viele trauen sich schlicht nicht, den Schritt zu wagen. Etwa 26 Prozent fühlen sich unter anderem zu alt für einen Neuanfang. 20 Prozent denken, ihnen fehle Erfahrung, und 17 Prozent kämpfen mit Selbstzweifeln oder sind in ihrer aktuellen Position einfach zu gemütlich unterwegs.

Auch das private Leben drumherum spielt eine Rolle. So bremsen Familie (15 Prozent), Kosten (14 Prozent) und finanzielle Unsicherheit (elf Prozent) viele Arbeitnehmer:innen aus. Insbesondere jüngere Angestellte unter 35 sehen fehlende Erfahrung deutlich häufiger als Problem (27 Prozent), während die Mitte-30- bis Mitte-40-Generation hauptsächlich die Familie (22 Prozent) als Hürde nennt.


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© fauxels – Pexels


Arbeiten, wo andere Urlaub machen? Für viele eine echte Option

Doch wie weit würden Arbeitnehmer:innen gehen, um etwas Schwung in ihr Arbeitsleben zu bringen? Laut der Studie könnte sich fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) vorstellen, Deutschland für eine berufliche Chance hinter sich zu lassen. Besonders reisefreudig sind dabei die Jüngsten: 34 Prozent der 18- bis 24-Jährigen träumen vom Ausland, bei den 25- bis 34-Jährigen sind es 29 Prozent. Ab Mitte 50 sinkt die Quote auf 13 Prozent. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es leichte Unterschiede. So zeigen Männer (24 Prozent) in der Studie etwas mehr Fernweh als Frauen (22 Prozent).

Viele träumen vom Ausland. Viele googeln. Aber nur wenige packen es wirklich an. Zwar wirkt das Auslandsabenteuer auf viele attraktiv, doch nur wenige wagen den Schritt tatsächlich. Von denjenigen, die sich grundsätzlich vorstellen können, auszuwandern, denken 36 Prozent nur hin und wieder darüber nach. Etwa 26 Prozent haben bereits Informationen gesammelt und lediglich 13 Prozent befinden sich aktiv im Bewerbungs- oder Organisationsprozess.

Das Auslandsabenteuer wirkt auf viele attraktiv, doch nur wenige wagen den Schritt tatsächlich (die Grafik wurde anhand der Daten von Adobe mithilfe von ChatGPT erstellt)
Das Auslandsabenteuer wirkt auf viele attraktiv, doch nur wenige wagen den Schritt tatsächlich (die Grafik wurde anhand der Daten von Adobe mithilfe von ChatGPT erstellt)

Die Kurve zeigt also klar: Der Traum ist groß, der Sprung ins Unbekannte eher klein. Doch warum ist das so? Laut der Studie ist die Komfortzone der größte Endgegner: 34 Prozent geben sie als Hauptgrund fürs Zögern an. Familie und Freundschaften (21 Prozent) halten ebenfalls viele zurück, und 16 Prozent befürchten, dass das Leben im Ausland am Ende weniger traumhaft ist als gedacht. In der Generation 45-plus fühlt sich sogar mehr als die Hälfte (51 Prozent) schlicht zu alt für so einen Schritt.

Arbeiten im Urlaub – neue Freiheit oder neue Normalität?

Auch innerhalb Deutschlands würden viele für den Traumjob einiges bewegen: 59 Prozent wären bereit, dafür umzuziehen, 23 Prozent davon sogar ins Ausland. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind dabei überraschend groß. In Bremen sind 75 Prozent umzugsbereit und in Berlin 68 Prozent, während Menschen in Bayern (44 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (40 Prozent) eher zurückhaltend sind und es daheim deutlich schöner finden.

Was in den Zahlen besonders mitschwingt, ist die Sehnsucht nach flexibler Arbeit. Der Wunsch, zumindest zeitweise von unterwegs zu arbeiten oder das Büro gegen den Strand einzutauschen, ist längst Teil vieler Wechselüberlegungen. Kein Wunder, dass 26 Prozent sich genau solche Benefits wünschen. Unternehmen sollten daher überlegen, ob es ratsam ist, vielerorts wieder die Büropflicht einzuführen. Bei einigen kann dies tatsächlich zu einem Kündigungsgrund werden. Neue Talente und auch die eigenen Mitarbeiter:innen bindet man derzeit eher durch flexible Arbeitsmodelle, Workation oder gute Weiterbildungsangebote, vor allem wenn diese an einem Urlaubsort statt in den eigenen vier Wänden stattfinden.


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