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Netflix schließt Werbung nicht mehr aus

Netflix schließt Werbung nicht mehr aus

Niklas Lewanczik | 10.03.22

Nachdem beim Streaming-Dienst Disney+ über ein werbefinanziertes Bezahlmodell diskutiert wurde, schließt nun auch Netflix Werbung nicht mehr aus. Für User könnten günstigere Preise die Folge sein – aber auch Unterbrechungen der Inhalte.

Werbung auf Netflix, das war bisher kein Thema für die Führungsetage des Streaming-Dienstes. CEO Reed Hastings hatte eine Werbefinanzierung öffentlich abgelehnt. Doch nun hat CFO Spencer Neumann ein Modell, bei dem Werbung Netflix Einnahmen verschafft und den Abonnementpreis für User günstiger machen könnte, nicht mehr ausgeschlossen. Konkrete Pläne gebe es jedoch dafür noch nicht.

„It’s not like we have religion against advertising“ – Netflix kann sich Werbefinanzierung vorstellen

Auf der Morgan Stanley’s 2022 Technology, Media & Telecom Conference erklärte Neumann, dass ein werbegestütztes Angebot bei Netflix künftig eine Rolle spielen könnte. Davon berichtet Todd Spangler bei Variety. Dabei gab der Netflix CFO an, dass aktuell keine Pläne für die Einführung von Werbung vorlägen. Allerdings sei diese Option für die Zukunft nicht auszuschließen:

It’s not like we have religion against advertising, to be clear. But that’s not something that’s in our plans right now. We have a really nice scalable subscription model, and again, never say never, but it’s not in our plan.

Auch wenn dies eine vorsichtige Aussage ist, könnte sie einen Kurswechsel bei Netflix andeuten. Dass der Streaming-Dienst zumindest mit dem Gedanken spielt, Werbung zu integrieren, dürfte auch mit der Konkurrenz von Disney+ zusammenhängen. Denn Disneys Streaming-Dienst holt hinsichtlich des Marktanteils stetig auf – und denkt offenbar ebenfalls über ein werbefinanziertes Abonnementmodell nach. Dieses könnte bereits in einer frühen Planungsphase sein und den Preis für User, der bei Disney+ ohnehin unter dem von Netflix‘ günstigstem Abonnementmodell liegt, verringern. Auch darauf reagierte Spencer Neumann in seinem Auftritt:

It’s hard for us to kind of ignore that others are doing it, but it now doesn’t make sense for us.

Vielleicht würde Netflix es sich jedoch anders überlegen und ernsthaft eine Werbefinanzierung als Basis für ein günstigeres Bezahlmodell in Erwägung ziehen, wenn Disney+ mit dem eigenen durch Ads gestützten Modell noch mehr zahlende User gewinnen kann. Aktuell ist Netflix mit 222 Millionen zahlenden Abonnent:innen noch klar der Branchenprimus. Doch Disney+ verzeichnet inzwischen 129,8 Millionen zahlende User. Dabei war der Streaming-Dienst erst Ende 2019 gestartet.

Werbefinanzierte günstigere Abonnements sind in den USA keine Seltenheit

Streaming-Dienste wie Netflix schrecken auch deshalb vor Werbung zurück, weil die User diese – auch bei der Option auf weniger monatliche Kosten – als störend empfinden dürften. Selbst wenn sie sehr nativ eingebettet würde. Vor allem europäische Nutzer:innen müssten sich stark umgewöhnen. In den USA hingegen ist das Prinzip gängiger. Entertainment-Unternehmen wie Warner Media und Paramount Global bieten werbegestützte Abonnements für ihre Streaming-Dienste an.

Die Einführung von Ads bei Disney+ und Netflix würde allerdings nur optional sein. Für Advertiser würden sich jedoch relevante Inventare und Möglichkeiten zur spezifischen Zielgruppenansprache ergeben. Doch bis es so weit ist, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Zeit, in der die Streaming-Dienste mit ihren Inhalten konkurrieren, um möglichst viele User für sich zu gewinnen. Diese nutzen oft ohnehin mehrere Dienste, weil sie die verschiedenen Inhalte des einen und des anderen Dienstes nicht missen möchten. Wer zum Beispiel The Book of Boba Fett, Euphoria und Inventing Anna sehen möchte, braucht gleich drei Streaming-Dienste. Wenn sich Nutzer:innen aber entscheiden müssen, welche Dienste sie länger nutzen möchten, könnte ein günstigerer Abonnementpreis über kurz oder lang ins Gewicht fallen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Disney+ und Netflix auf die Werbefinanzierung als Wegbereiter:in dafür schauen.

Kommentare aus der Community

Judith am 11.03.2022 um 16:30 Uhr

Das wird dann im Endeffekt wohl genauso sein wie im Öffentlich-rechtlichen Fernsehen: Ständige Unterbrechungen im Film… was soll ich dazu sagen?

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