Human Resources
Mehr als nur Software: KI in HR Tools sorgt für höhere Mitarbeiter:innenzufriedenheit

Mehr als nur Software: KI in HR Tools sorgt für höhere Mitarbeiter:innenzufriedenheit

Marié Detlefsen | 16.07.25

Fachkräftemangel, steigende Anforderungen und digitale Transformation fordern HR-Abteilungen weltweit heraus. Künstliche Intelligenz verspricht Entlastung – doch sie verändert nicht nur Prozesse, sondern auch Rollen, Strategien und Verantwortlichkeiten.

Noch nie war es für Unternehmen so schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden – und noch schwerer, diese langfristig im Unternehmen zu halten. In Deutschland gibt mehr als die Hälfte der befragten HR-Verantwortlichen an, dass die Mitarbeiter:innenbindung die zentrale Herausforderung für das Jahr 2025 ist, ein deutlich höherer Wert als im internationalen Vergleich. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Capterra, welche sich mit den derzeitigen Herausforderungen im HR-Bereich beschäftigt. Eine neue, große Rolle in diesem Zusammenhang spielt Künstliche Intelligenz. Inwieweit sie sich auf das Personal-Management der Zukunft auswirkt und welche Herausforderungen es gerade auf dem Arbeitsmarkt gibt, erfährst du in folgendem Artikel.

Die größten HR-Baustellen: Bindung, Gewinnung und Qualifizierung von Mitarbeitenden

Laut der Studie sehen in Deutschland 51 Prozent der Befragten die Bindung von Angestellten als die größte HR-Herausforderung für 2025. Dies liegt weit über dem internationalen Durchschnitt von 36 Prozent. Auch das Mitarbeiter:innenengagement zählt weltweit (38 Prozent) und in Deutschland (33 Prozent) zu den fünf größten HR-Herausforderungen.

Parallel dazu bleibt die Talentakquise ein Dauerthema: Fast jede:r zweite HR-Verantwortliche in Deutschland nennt die Gewinnung und Bewertung geeigneter Bewerber:innen als eine der größten Baustellen. Hinzu kommt eine wachsende Qualifikationslücke. Der technologische Wandel stellt neue Anforderungen an Kompetenzen, während viele Belegschaften mit veralteten Skills arbeiten. Upskilling und Reskilling sind daher keine optionalen Maßnahmen mehr, sondern überlebensnotwendig.

KI steigert das Engagement und die Zufriedenheit im HR-Bereich

Inmitten dieser Herausforderungen zeigt sich ein klarer Trend: Der Einsatz von KI in HR-Prozessen ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern findet bereits konkret Anwendung – mit spürbaren Effekten. Die Studie von Capterra zeigt, dass Unternehmen, die KI-gestützte Funktionen in ihrer HR-Software einsetzen, signifikante Vorteile verzeichnen.

So berichten 43 Prozent dieser Unternehmen von einer gestiegenen Mitarbeiter:innenzufriedenheit und einem höheren Engagement, ein deutlicher Unterschied zu den 27 Prozent jener Organisationen, die auf klassische HR-Systeme ohne KI setzen. Noch auffälliger ist der Effekt bei der Bindung von Mitarbeiter:innen: 39 Prozent der KI-Nutzer:innen konnten hier Fortschritte verzeichnen, gegenüber nur 25 Prozent der Nicht-Nutzer:innen.

43 Prozent der Personalverantwortlichen berichten von einer erhöhten Mitarbeiter:innenzufriedenheit durch den Einsatz von KI (die Grafik wurde anhand der Capterra Daten mithilfe von ChatGPT erstellt).
43 Prozent der Personalverantwortlichen berichten von einer erhöhten Mitarbeiter:innenzufriedenheit durch den Einsatz von KI (die Grafik wurde anhand der Capterra Daten mithilfe von ChatGPT erstellt)

Was steckt dahinter? KI-gestützte Systeme sind in der Lage, Routinetätigkeiten zu automatisieren und Überlastung frühzeitig zu erkennen. Dies kann unter anderem auch zu einer erhöhten Produktivität führen. Ines Bahr, Senior Content Analystin bei Capterra, sagt in diesem Kontext:

KI steigert das Engagement und die Zufriedenheit der Angestellten, indem sie Routinetätigkeiten automatisiert, Überlastungen frühzeitig erkennt und individuelle Entwicklungs- sowie Karrieremöglichkeiten vorschlägt. Durch die Analyse von Mitarbeiterprofilen und Feedback kann KI gezielt passende Projekte, interne Stellen oder Mentoring-Programme empfehlen und ermöglicht es HR-Teams, rechtzeitig auf sinkende Arbeitsmoral zu reagieren, für eine bessere Work-Life-Balance und mehr Motivation im Unternehmen.

Recruiting neu gedacht: Wie KI den Bewerbungsprozess revolutioniert

Auch im Recruiting entfaltet KI ihr Potenzial. HR-Verantwortliche, die auf KI-gestützte Tools setzen, sprechen von einer klaren Verbesserung der Prozesse: Fast die Hälfte (49 Prozent) berichtet von besseren Resultaten bei der Personalauswahl – das sind deutlich mehr als jene, die ohne KI arbeiten (32 Prozent). Generell sehen 34 Prozent der Recruiter, welche eine KI-Software nutzen, eine Verbesserung der HR-/Talentanalyseprozesse.

Doch was macht den Unterschied? KI-gestützte Systeme analysieren Lebensläufe in Sekundenschnelle, gleichen Qualifikationen mit den Anforderungen ab und schlagen passende Kandidat:innen gezielt vor. Auch die Kommunikation wird effizienter – automatisierte Nachrichten, Terminvereinbarungen und Status-Updates sorgen für ein nahtloses Bewerber:innenerlebnis. Personalabteilungen werden dadurch entlastet und können sich stärker auf qualitative Gespräche und Beziehungsaufbau konzentrieren.


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© Sanket Mishra – Pexels, via Canva


Qualifikationslücken im HR-Bereich schließen

Ein weiteres zentrales Anwendungsfeld für KI im HR-Bereich ist das Lern-Management. Mit der zunehmenden Digitalisierung wandeln sich Berufsbilder, während Fachkräfte oft nicht über die notwendigen digitalen Kompetenzen verfügen. Der Schulungsbedarf steigt, das erkennen auch die Unternehmen in Deutschland: Zwei Drittel der befragten HR-Verantwortlichen planen in diesem Jahr höhere Ausgaben für Weiterbildungsmaßnahmen.

So sind auch Unternehmen zunehmend besorgt über entstehende Qualifikationslücken und deren mögliche Auswirkungen auf Leistung und Wachstumsziele. Etwa 78 Prozent der Personalverantwortlichen geben an, sich wegen fehlender Kompetenzen im eigenen Unternehmen zu sorgen; besonders groß ist die Besorgnis bei digitalen Fähigkeiten, die für 56 Prozent der Befragten das größte Defizit darstellen. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, diese Lücken gezielt zu identifizieren.

Durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen und den Einsatz moderner Technologien wie Software-Integrationen und KI können Unternehmen ihre Produktivität steigern und Qualifikationsdefizite wirksam schließen. Durch datenbasierte Auswertungen kann KI individuelle Lernbedarfe identifizieren, personalisierte Lernpfade vorschlagen und den Fortschritt messen. Gleichzeitig optimiert sie die Auswahl geeigneter Lerninhalte und ermöglicht dynamisches Upskilling auf Basis realer Unternehmensbedarfe. So lässt sich die Produktivität steigern und die berüchtigte „Skill Gap“ gezielt schließen.

Schattenseiten und ethische Fragen: Wo KI im HR aneckt

So verheißungsvoll die Möglichkeiten sind – der Einsatz von KI im Personalwesen bringt auch Unsicherheiten mit sich. Wer entscheidet, welche Bewerber:innen in die engere Auswahl kommen? Wie werden Vorurteile im Algorithmus vermieden? Und wie kann sichergestellt werden, dass Datenschutz und Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben? Es ist entscheidend, dass Unternehmen KI nicht als Allheilmittel betrachten, sondern als Werkzeug, das menschliche Entscheidungen ergänzt – nicht ersetzt. Transparente Prozesse, erklärbare Algorithmen und ein verantwortungsvoller Umgang mit sensiblen Daten sind dabei ebenso wichtig wie die kontinuierliche Schulung von HR-Mitarbeiter:innen im Umgang mit neuen Technologien. Dieser Ansicht ist auch Ines Bahr:

Die Zukunft des Personalwesens hängt davon ab, wie Unternehmen sich an den rasanten technologischen Wandel und die sich verändernden Mitarbeiterbedürfnisse anpassen. Der Einsatz von Technologie und KI sowie die Priorisierung von Weiterbildung und Mitarbeiterzufriedenheit sind entscheidend für den Erfolg, um Top-Talente anzuziehen, zu entwickeln und zu halten.

Während Künstliche Intelligenz Prozesse effizienter, schneller und oft auch objektiver gestalten kann, bleibt das menschliche Gespür für Kultur, Empathie und zwischenmenschliche Dynamiken unverzichtbar. HR-Abteilungen, die es schaffen, beide Seiten zu integrieren, werden im Wettbewerb um Talente und Innovationen die Nase vorn haben.


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