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Social Media Marketing
REDnote als TikTok-Alternative: US User aus Protest auf chinesischer Social Media App
© Xingyin Information Technology (Shanghai) Co Ltd. via Canva

REDnote als TikTok-Alternative: US User aus Protest auf chinesischer Social Media App

Niklas Lewanczik | 13.01.25

Am 19. Januar könnte TikTok in den USA komplett abschalten. Noch gibt es Hoffnung, dank des Supreme Court und Donald Trump. Im Falle des US-Banns werden die User jedoch auf andere Plattformen ausweichen. Aus Protest nutzen derzeit viele US User die TikTok-Alternative REDnote – aus China. Wir zeigen, was die App kann.

Noch immer sieht TikTok in den USA einer unsicheren Zukunft entgegen. Schon am 19. Januar ist der Stichtag für die Abschaltung der App in den Vereinigten Staaten. Als Alternative gibt es nur den Verkauf TikToks von ByteDance an ein US-Unternehmen. So sieht es das von US-Präsident Joe Biden schon im Frühjahr 2024 unterzeichnete Gesetz vor. Einen Verkauf verweigert ByteDance vehement, einen Einspruch TikToks gegen die Gesetzesvorgaben lehnte ein Berufungsgericht kürzlich bereits ab. Immerhin, Hoffnung für über 150 Millionen User, zahlreiche Unternehmen und Creator gibt es doch. Am 10. Januar gab es vor dem Supreme Court eine Anhörung mit Argumenten für eine Aussetzung des Banns. Und auch der designierte US-Präsident Donald Trump weckt kurz vor seiner Amtseinführung neue Hoffnungen.

Derweil zeigen zahlreiche US User bereits Protesaktionismus und nutzen eine in den USA und Europa wenig bekannte Alternative: REDnote. Die App, auch Xiaohongshu genannt, hat sich in den US App Store Charts nach oben geschoben – neben einer weiteren TikTok-Alternative.

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TikTok:

Eine neue Hoffnung und Rückzahlungen an Advertiser im Falle des US-Banns

TikTok-Schriftzug, das o ist durchgestrichen wie beim dänischen ø
© visuals – Unsplash


TikToks letzte Hoffnung und die verzweifelten User

Wenige Tage vor dem möglichen endgültigen Ende von TikTok in den USA haben verschiedene Parteien vor dem US Supreme Court ihre Gründe dargelegt, warum die App gesperrt oder nicht gesperrt werden soll. TikTok argumentiert unter anderem, dass ein Verbot die Meinungsfreiheit einschränken und das First Amendment bedrohen würde. Zudem werden die Daten der US User in den USA durch Oracle verwaltet, von einer Weitergabe an die chinesische Regierung durch ByteDance – wie das US Department of Justice mutmaßt – könne keine Rede sein. Auch sei ein Verkauf kurzfristig kaum umsetzbar und würde nicht das gleiche Produkt bieten, da ByteDance den Algorithmus TikToks nicht weitergeben werde.

Verschiedene Creator pochen unterdessen ebenfalls im Rahmen des First Amendments auf ihr Recht zur freien Meinungsäußerung und die freie Wahl von Publishern. Zudem gebe es schlichtweg, trotz vieler Kopierversuche, keine adäquate Alternative zu TikTok.

Die Verkaufsforderung für die Entertainment-Plattform falle laut DOJ allerdings nicht direkt unter das First Amendment, weil sie freie Meinungsäußerung nicht zentral beeinträchtigen möchte. Vielmehr gehe es um die Minderung eines Risikos der Datenweitergabe; diese dementiert TikTok immerzu und sie ist bisher mehr Theorie als Praxis. Das DOJ argumentiert ebenso, dass der Verkauf einer „Tradition“ folgen würde, um die Beeinflussung von US-Medien durch Drittstaaten nicht zuzulassen. Auch könne TikTok nicht mit klassischen Publishern verglichen werden.

Was passieren könnten und wieso Trump Hoffnung gibt

Der US Publisher TechCrunch führt die Argumente im Detail auf. Sollte der Supreme Court das Gesetz aufrechterhalten und nicht intervenieren, wird TikTok am 19. Januar in den USA aus den App Stores entfernt und der Zugriff soll gesperrt werden. Eine Fristverlängerung ist zwar möglich, aber für einen Verkauf eher irrelevant; diesen lehnt ByteDance ab. Im Bestfall für TikTok wird dem Unternehmen eine zeitweilige Aussetzung des Gesetzes eingeräumt. Dann könnte TikTok darauf hoffen, dass der neue US-Präsident Donald Trump die App in den USA halten möchte. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump TikTok zwar ebenfalls verkaufen oder verbannen wollen.

Doch jüngst hat sich Donald Trump noch einmal zur Causa TikTok geäußert – nach einem Treffen mit TikTok CEO Shou Zi Chew in der vergangenen Woche. Nun möchte er TikTok einen Aufschub gewähren, um den er als künftiger US-Präsident bittet. Womöglich möchte er die relevante Plattform aber für politische Zwecke weiterhin nutzen oder sich die Gunst der zahlreichen TikTok User und Creator sichern. Laut BBC drängt Trump auf eine „politische Lösung“.

Möglicherweise gibt es für diese doch noch ein Happy End. In diesem Fall dürfte TikTok im großen US-Markt auch weiterhin auf immense Werbeeinkünfte hoffen und Advertisern viel Raum zur Entfaltung bieten. Auch die Creator und User würde das freuen. Sie haben sich schon verzweifelt nach Alternativen umgesehen und ihrem Unmut auch kreative Ausdruck gegeben.

TikTok-Alternativen erobern US App Charts

In den App Store Charts für iOS stehen derzeit Lemon8 und REDnote ganz oben, wenn es um kostenfreie Apps geht. Lemon8 ist die ByteDance App, die sich zwischen Instagram und Pinterest verorten lässt und für manche als TikTok-Alternative gilt. REDnote wiederum ist eine Lifestyle und Social Media App, die ebenfalls E-Commerce-Aspekte beinhaltet. Sie sorgt in den USA für Aufsehen, weil Millionen User sie nutzen und weil sie direkt aus China kommt.

Blick auf die US App Store Charts für kostenfreie iOS Apps (am 13. Januar 2025), Screenshot Apple App Store
Blick auf die US App Store Charts für kostenfreie iOS Apps (am 13. Januar 2025), Screenshot Apple App Store


Lemon8:

Das steckt hinter dem Download Push

Lemon8
© Lemon8 via Canva


Während Lemon8 als TikTok-Schwester in den USA potentiell ein ähnliches Schicksal wie TikTok erwarten könnte, bleibt das Gesetz bestehen, könnte die App REDnote beim DOJ und anderen konservativen Ordnungshüter:innen in den USA noch mehr Alarmsignale schrillen lassen. Denn die App Xiaohongshu (REDnote), die übersetzt so viel wie „kleines rotes Buch“ bedeutet, wird direkt von Xingyin Information Technology (Shanghai) Co Ltd. betrieben; also anders als TikTok nicht über ein internationales Unternehmen, das nur zu einem chinesischen Konzern gehört. Doch was ist REDnote eigentlich und warum ist es derzeit in den USA so beliebt?

Das hat REDnote zu bieten

Wer die Website besucht, findet die Inhalte auf Chinesisch vor und kann die Seite übersetzen lassen. Aber beim App Download sind auch internationale Versionen verfügbar. Es handelt sich um eine Social Media App, die Kurzvideos und Bilder in den Fokus stellt. Dabei können User auch Produkt-Reviews posten, Live Streams für das Shopping sind ebenfalls eine Option. In Bezug auf das Layout kommt REDnote wie eine Mischung aus Pinterest und TikTok daher.

 Xingyin Information Technology (Shanghai) Co Ltd
Blick auf die REDnote-Startseite, © Xingyin Information Technology (Shanghai) Co Ltd.

Die Plattform von Miranda Qu und Charlwin Mao gibt es schon seit 2013. Sie war als Guide für Shopper, Reisende und Kulturinteressierte gedacht. Das zeigt sich auch im Trailer noch, in dem Fußballsuperstar Kylian Mbappé zusammen mit dem chinesischen Leichtathletik-Olympiasieger Liu Xiang für die Vorteile der App wirbt.

Über 300 Millionen User nutzen die App pro Monat, vor allem in China. Dort konkurriert sie unter anderem mit TikToks chinesischem Pendant Douyin, das mehr auf E-Commerce ausgerichtet ist als TikTok, auch wenn in den USA der TikTok Shop eine Angleichung vorsieht.

Auf REDnote können sich User über Restaurants informieren, News zu Schauspieler:innen erfahren und schlichtweg ihren favorisierten Creatorn folgen. Im App Store heißt es dazu:

Xiaohongshu REDnote, die Überseeversion der Xiaohongshu APP, ist eine Lifestyle-Plattform für junge Menschen, auf der jeder Lebenserfahrungen austauschen, eine echte, schöne und vielfältige Welt entdecken und das Leben finden kann, das er sich wünscht […].

Allerdings hat die App einen deutlich stärkeren Business und Commerce-Fokus als andere soziale Medien. Für Marken, die international agieren, könnte die App also noch interessanter sein als für Privat-User.

Viele US User nutzen die App jetzt, um der US-Regierung ihre Unzufriedenheit gegenüber der TikTok-Entscheidung zu zeigen.

@saadia___m

I’m the same username over there. Have yall checked out red note? Also I made this video just based on what I was hearing so I apologize if the descriptions of the app are not 100% accurate

♬ original sound – Saadia (Politics & News)

Einige überlegen noch, ob sie sich die App ebenfalls herunterladen sollen.

@kamelieaaaaa How is it over there fr? #rednote #tiktokban #tiktokrefugee #fyp #viral #viraltiktok #foryoupage #viralvideo #fypシ ♬ original sound – Kamelieaaaa💜

@buttasooofine Red Note is already popping off😂😂 Very entertaining & the algorithm is 🔥🔥 #rednote #fyp ♬ original sound – buttasooofine

Andere TikTok-Alternativen sind deutlich relevanter

Auf jeden Fall sorgt die App für einen kleinen Hype in den USA. Ob dieser anhalten wird und kann, hängt einerseits davon ab, wie der Supreme Court auf die jüngste Anhörung reagiert. Bleibt TikTok in den USA, dürfte REDnote dort wenig Relevanz gewinnen. Wird TikTok gesperrt, könnte die App aber, aus Protest und Interesse einiger Creator, noch mehr Downloads generieren. Womöglich würde aber die US-Regierung dem Unternehmen und der Nutzung in den Vereinigten Staaten dahinter dann aus ähnlichen Gründen wie bei TikTok und ByteDance einen Riegel vorschieben wollen.

Außerdem dürfte der Großteil der TikTok Creator die enorm großen US-Plattformen Instagram und Facebook, wo Reels zum zentralen Format avanciert sind, YouTube (insbesondere wegen der Shorts) und auch X, Threads, Snapchat oder Pinterest als wichtigste Ausweichoptionen ansehen. Gerade die Meta-Plattformen sowie X, deren Eigner Elon Musk und Mark Zuckerberg sich der neuen US-Regierung mit Plattformanpassungen anbiedern, dürften in der Social-Media-Landschaft der USA florieren.

Für den Fall einer Abschaltung von TikTok gibt es bereits Maßnahmen, die Creator und Brands ergreifen sollten. Viele Creator verweisen in ihrer Bio längst auf ihre weiteren Profile auf Instagram und Co. In den USA erklären jetzt immer mehr von ihnen, dass ihre Follower ihre Inhalte dort langfristig finden können.

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Zudem rät die Creatorin und Digitalstrategin Melissa Watkins (fabglance) via Threads dazu, ein TikTok-Video mit Alternativverweisen zu Plattformen anzupinnen und auf den anderen Plattformen ein Welcome-Video anzupinnen. Auch ein Highlight Reel für TikTok und ein Update der Website für neue Accounts sind relevant zur Vorbereitung.

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Nun schaut die Welt gespannt auf die USA und TikTok – und erblickt dabei im Augenwinkel immer wieder Apps wie REDnote, die in anderen Regionen von sich reden machen.


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