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Human Resources
„Hybrid kombiniert Teamgeist und Remote Work“ – Tracy Hawkins über innovative Arbeitsplätze

„Hybrid kombiniert Teamgeist und Remote Work“ – Tracy Hawkins über innovative Arbeitsplätze

Marié Detlefsen | 07.09.23

Im Interview mit OnlineMarketing.de erklärt Tracy Hawkins von Grammarly, wie hybride Arbeitsmodelle sinnvoll etabliert werden können und zugleich der Teamgeist bewahrt bleiben kann.

Die Arbeitswelt erlebt derzeit eine transformative Veränderung hin zu Remote- und Hybridmodellen, die Unternehmen dazu zwingt, ihre Arbeitsplätze neu zu überdenken. Solche Modelle haben in der heutigen Zeit einen hohen Stellenwert auf dem Arbeitsmarkt eingenommen und sind teilweise nicht mehr wegzudenken. Insbesondere durch die Coronapandemie haben immer mehr Unternehmen die Arbeit im Home Office eingeführt und vor allem für junge Nachwuchstalente sind flexible Arbeitszeiten mittlerweile ein Pflichtkriterium bei der Jobauswahl. Andererseits wollen gerade größere Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen wieder aus dem Home Office zurück ins Büro holen. Um die Hintergründe dieser Entwicklung genauer zu beleuchten, haben wir mit Tracy Hawkins, Head of Workplace Experience and Connection bei Grammarly, über innovative Arbeitsplätze in Bezug auf hybride Modelle gesprochen.

Mitarbeiter:innen wünschen sich mehr Flexibilität im Berufsalltag

Hybrides Arbeiten bezeichnet eine Arbeitsform, bei der Mitarbeiter:innen sowohl im Büro als auch im Home Office oder remote arbeiten können. Dieses Modell ermöglicht eine flexible Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Belegschaft und hat in den vergangenen Jahren stark an Beliebtheit gewonnen. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass flexible Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer:innen immer wichtiger werden. In einer aktuellen Umfrage von Greenhouse gaben etwa 53 Prozent der Befragten an, dass sie aktiv nach einem neuen Job suchen würden, wenn ihre aktuellen Arbeitgeber:innen keine flexiblen Arbeitsmodelle mehr anbieten würden. Die Bedeutung dieser Modelle zeigt sich auch darin, dass sich 42 Prozent der Befragten nicht auf eine Stelle bewerben würden, die nicht ihrem bevorzugten Arbeitsmodell entspricht. Dabei präferieren rund 36 Prozent der Befragten aus dem Greenhouse Candidate Experience Report eine hybride Arbeitsform, was die hohe Nachfrage nach diesem Modell verdeutlicht.

Es ist klar erkennbar, dass sich Arbeitnehmer:innen mehr Flexibilität in ihrem Beruf wünschen. Diese Forderung betrifft nicht nur die Arbeitszeiten, sondern auch den Feierabend. Eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass fast alle Beschäftigten (knapp 97 Prozent) nicht mehr nach 18 Uhr arbeiten möchten. Dieser Wunsch betrifft nicht nur Eltern, sondern auch kinderlose Arbeitnehmer:innen. Späte Arbeitszeiten können die Work-Life-Balance negativ beeinflussen und Stress, Schlafprobleme und emotionale Erschöpfung verursachen.

Hybrides Arbeiten ist daher nicht nur ein Wunsch vieler Arbeitnehmer:innen, sondern auch eine Möglichkeit, den Anforderungen an Flexibilität und Work-Life-Balance gerecht zu werden. Zudem kann Hybrid Work sogar das Konfliktpotential am Arbeitsplatz reduzieren.

Unternehmen, die sich auf dieses Konzept einlassen, können nicht nur von einer zufriedeneren Belegschaft profitieren, sondern auch von den Vorteilen eines flexibleren Arbeitsmodells. Dieser Ansicht ist auch Tracy Hawkins. In unserem Interview haben wir sie gefragt, was einen innovativen Arbeitsplatz ausmacht und welche hybriden Ansätze es gibt. Sie ist der Ansicht, dass eine gute Kommunikation und Team-Arbeit die wichtigsten Elemente einer guten hybriden Arbeitsweise sind.

Das Interview

OnlineMarketing.de: Was sind für dich die Kennzeichen eines innovativen Arbeitsplatzes?

Tracy Hawkins: Unabhängig davon, ob es sich um einen Remote-, Präsenz- oder Hybridarbeitsplatz handelt, geht es bei einem innovativen Workplace darum, ein Umfeld zu schaffen, das neue Ideen fördert, kontinuierliches Lernen ermöglicht und den aktiven Austausch unterstützt. Es geht darum, sicherzustellen, dass Team-Mitgliedern über die notwendigen Werkzeuge verfügen, um produktiv zu bleiben. Dabei geht es nicht nur um die physische Umgebung, sondern auch die Unternehmenskultur.

Man sollte sich fragen: Ermöglicht diese Kultur jedem Team-Mitglied, seine Ideen einzubringen, neue Ansätze zu erkunden und sein Potenzial voll auszuschöpfen? Gibt es genügend Möglichkeiten für die Team-Mitglieder, sich zu vernetzen und die Verbindungen zu knüpfen, die die gemeinsame Arbeit an innovativen Lösungen erleichtern?

Warum wollen so viele Unternehmen und sogar die großen Technologieunternehmen, dass ihre Mitarbeiter:innen öfter ins Büro zurückkehren? Glaubst du, dass es eine Formel für ein gutes Gleichgewicht zwischen Büro- und Remote Work gibt?

Tracy Hawkins

Dieser Trend könnte auf den Wunsch nach besseren zwischenmenschlichen Beziehungen und Zusammenarbeit zurückzuführen sein, insbesondere nach den Einschränkungen durch die Pandemie. Gleichzeitig beobachten wir einen anderen Trend bei Team-Mitgliedern: So hat eine globale Arbeitsmarktstudie von PwC ergeben, dass nur fünf Prozent der Menschen in Deutschland, die von zu Hause aus arbeiten, jeden Tag ins Büro zurückkehren wollen. Dieser Wunsch ist verständlich: Die pandemiebedingte Telearbeit hat zu neuen Routinen geführt und den Beschäftigten mehr Flexibilität bei der Tagesstrukturierung gegeben, wodurch sie Pendelzeiten einsparen und mehr Zeit für Konzentration haben. Wie lässt sich also der dringend benötigte Kompromiss finden? 

Eine Möglichkeit besteht darin, hybride Arbeitsmodelle zu erforschen, die sich an spezifische Geschäftsanforderungen anpassen lassen. Bei Grammarly haben wir vor der Pandemie auf Büroarbeit gesetzt. Im Jahr 2021 haben wir ein Remote-First-Hybrid-Arbeitsmodell eingeführt, heißt, die Mitarbeitenden können von überall in Deutschland aus arbeiten und treffen sich alle drei Monate für mindestens eine Woche mit ihren Teams in unserem Berliner Hub. Diese persönliche, gemeinsame Zeit konzentriert sich auf strategische Meetings, Brainstorming, Planung, Koordination und Teambuilding-Aktivitäten. Es ist jedoch genau so wichtig zu erwähnen, dass es keine einheitliche Lösung gibt, die für jede Organisation geeignet ist: Verschiedene Unternehmen können unterschiedliche Anforderungen haben, die sich auf die Wahl des Arbeitsmodells auswirken.

Welche Kriterien sollten deiner Meinung nach ein perfekter hybrider Arbeitsplatz haben? Welche Anforderungen an das Büro beziehungsweise welche Anforderungen insgesamt sind für ein Unternehmen unabdingbar, um die Leistungsfähigkeit, das Miteinander und die Geschäftsentwicklung aufrechtzuerhalten?

Ein erfolgreich gemanagter hybrider Arbeitsplatz sollte beides kombinieren: Ressourcen, die es den Team-Mitgliedern ermöglichen, auch während der Remote-Arbeit produktiv zu bleiben, und gut geplante und zielgerichtete persönliche Treffen. In diesem Szenario umfassen die Ressourcen für produktives Arbeiten von zu Hause aus nicht nur eine komplexe und sichere IT-Infrastruktur, sondern auch eine Reihe von Prozessen, die den Menschen helfen, informiert zu bleiben und sich während der Arbeit aus der Ferne eingebunden zu fühlen. Für eine wachsende Organisation sind gut gepflegte digitale Ressourcen für den Wissensaustausch entscheidend, um den Kommunikationsfluss zu erleichtern, Informationssilos zu überwinden und neue Teammitglieder schneller einzuarbeiten.

Hast du Beispiele für gute Möglichkeiten, verstreute Team-Mitglieder zu verbinden (digital oder anders)?

Ein starkes Gefühl der Verbundenheit ist besonders wichtig in einer Remote- oder hybriden Arbeitsumgebung. Bei der Arbeit im Home Office ist es entscheidend, sicherzustellen, dass das Team über geschäftliche Entwicklungen auf dem Laufenden bleibt, und eine Kultur der offenen Kommunikation zu fördern. In unserem Fall sind regelmäßige „Town Hall“-Besprechungen sehr effektiv. Beispielsweise können zweimal wöchentlich stattfindende „Town Hall Meetings“ Präsentationen von verschiedenen Teams beinhalten. Das hilft den Leuten zu verstehen, woran die anderen arbeiten. Wir nutzen auch digitale Tools wie den Unternehmens-Messenger, um regelmäßige Updates auszutauschen und informell in Kontakt zu bleiben. Und wenn es um die persönlichen Treffen in unseren Hubs geht, stellen wir sicher, dass es Aktivitäten gibt, die uns als Team näher zusammenbringen.

Eine interessante Initiative, die wir bei Grammarly haben, nennt sich „Circles“ (auch als „employee resource groups” bekannt). Das sind Gruppen, die von Mitarbeitenden geleitet werden und Menschen mit ähnlichen Erfahrungen oder Hintergründen zusammenbringen. Unter anderem haben wir Gruppen wie Women, Pride, Parents, Black Ink und mehr. Diese „Kreise“ veranstalten regelmäßig virtuelle und Offline Events, wie zum Beispiel lockere Kaffee-Partys, Workshops mit eingeladenen Expert:innen und ernsthafte Diskussionen über Themen, die die Gemeinschaft betreffen. Alle Kolleg:innen können je nach ihrem Wunsch einem oder mehreren Circles beitreten.

Werden KI-Lösungen unsere Arbeitsweise noch einmal dahingehend verändern, dass wir uns möglicherweise stärker auf strategische und kreative Aufgaben konzentrieren können, die zumindest theoretisch überall erledigt werden könnten?

KI-basierte Lösungen, die verantwortungsvoll eingesetzt werden und die Fähigkeiten von Menschen erweitern, können bereits heute in modernen Arbeitsumgebungen eine große Hilfe sein. Zweifellos werden sie auch zukünftig den Arbeitsplatz beeinflussen. Die Informationsüberlastung und Informationssilos sind schon jetzt ein ernsthaftes Problem für viele Firmen, das zu Zeitverlusten führt, da es länger dauert, relevante Infos zu finden. Mit KI-basierten Lösungen kann man die Zeit sparen, die dann für wertvollere Arbeit verwendet werden kann.


Jedes zweite Startup nutzt ChatGPT und Co.

– Steigerung von Effizienz und Arbeitsproduktivität

Desktop-Bild der Anwendung ChatGPT
© Jonathan Kemper – Unsplash


Sicherlich gibt es verschiedene Arten von Hybridarbeit – aber glaubst du, dass Marken oder Unternehmen, die derlei moderne Arbeitsmodelle erfolgreich integrieren konnten, etwas gemeinsam haben?

Ich denke schon. Eines, das sie gemeinsam haben, ist die Fähigkeit, sich anzupassen und Veränderungen zu akzeptieren. Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium der hybriden Arbeitsmodelle, weshalb es keine universelle Lösung für alle gibt, die für jede Organisation passend wäre. Es ist folglich wichtig, flexibel zu bleiben und bereit zu sein, Änderungen vorzunehmen, um das optimale Modell für das eigene Unternehmen zu finden. Was hier wichtig ist, ist, dass Veränderungen immer in einem gesunden Gleichgewicht zwischen Empathie gegenüber Team-Mitgliedern und Entscheidungen zugunsten der Geschäftsziele angegangen werden sollten. Eine transparente Kommunikation über das Arbeitsmodell des Unternehmens beginnt bereits beim Recruiting-Prozess, damit Menschen eine Möglichkeit haben, sich für eine Organisation zu entscheiden, die ihren Interessen, Werten, und Erwartungen entspricht.

Was war bisher deine beste Erfahrung am Arbeitsplatz im Rahmen von New Work?

Ich mag die klare Herangehensweise von Grammarly, bei der wir einen Zeitplan für die gemeinsame Arbeit in den Hubs für ein Jahr im Voraus bekommen. Es erleichtert die persönliche Planung, weil man auch genau weiß, wann man sich während des Jahres mit den Kolleg:innen treffen wird. Außerhalb dieser Treffen kann man sich immer flexibel entscheiden, ob man von zu Hause aus oder im Hub arbeiten möchte, falls man „die Tapeten wechseln“ will. Das Beste aus beiden Welten eben.


Wir bedanken uns recht herzlich für das schriftliche Interview mit Tracy Hawkins und die spannenden Insights aus ihrer Perspektive.


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Frau sitzt an einem Tablet auf ihrem Sofa
© Helena Lopes – Unsplash

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