Das Reuters Institute hat jüngst den jährlichen Bericht über Trends zum Nachrichtenkonsum veröffentlicht. Die Ergebnisse spiegeln auch gegenwärtige Online-Nutzungsgewohnheiten wider und bieten daher Social Media Marketern Hinweise darauf, wie sie eine gewinnbringendere Beziehung zu ihrem Publikum aufbauen können.
Our Digital News Report 2023 is out today!
— Reuters Institute (@risj_oxford) June 13, 202346 markets
93,000+ respondents
Cross-national analysis from @nicnewman @richrdfletcher @kirstenaeddy Craig T. Robertson @rasmus_kleis & our partners
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Findings in thread #DNR23 pic.twitter.com/oisL2zLpYf
Der in Zusammenarbeit mit YouGov erstellte Bericht umfasst Antworten von fast 100.000 Internetnutzer:innen aus 52 Ländern. Er weist unter anderem auf Trends in Bezug auf das Nachrichten-Engagement hin und zeigt den Einfluss von TikTok, Instagram und Co. auf den Nachrichtenkonsum. Der vollständige Bericht umfasst 160 Seiten – wir haben einige der wichtigsten Ergebnisse in diesem Artikel aufbereitet.
Nachrichtenkonsum im Wandel: Immer mehr User setzen für aktuelle Informationen auf TikTok, Instagram und Co.
Laut dem Reuters Institute Digital News Report 2023 ist das Interesse an Nachrichten in Deutschland weiter gesunken. Lediglich 52 Prozent der erwachsenen Internetnutzer:innen zeigen noch ein hohes Interesse an Nachrichten, verglichen mit 57 Prozent im Jahr 2022. Dieses Ergebnis aus dem Report unterstreicht das Leibniz-Institut für Medienforschung auf Twitter. Doch für eine Partei läuft es im Kontext Nachrichten in der Medienlandschaft gut: Social-Plattformen.
>>Die Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Report 2023 für Deutschland zeigen: Das Interesse an Nachrichten ist weiter gesunken. Nur 52% der erwachsenen Internetnutzenden sind noch äußerst oder sehr an Nachrichten interessiert (2022: 57%). #DNR23
— Leibniz-Institut für Medienforschung (@BredowInstitut) June 14, 2023
Weiteres im Threadpic.twitter.com/54ZGVAs3FO
Die Daten zeigen, dass Social Media heutzutage die bevorzugte Quelle für Nachrichteninhalte ist – verglichen mit dem Zugriff auf Websites und Apps von Nachrichtenverleger:innen. Wie du aus der folgenden Grafik entnehmen kannst, greifen vor allem jüngere User-Gruppen weniger häufig auf News Websites und Apps zu.

Die Daten zeigen auch, dass dieses Verhalten je nach Region erheblich variiert. User in Asien, Lateinamerika und Afrika greifen eher auf Social-Plattformen zurück, während Personen im asiatisch-pazifischen Raum dazu neigen, Nachrichtenseiten wie Yahoo zu besuchen, um sich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren.

Insgesamt stellt diese Entwicklung jedoch weltweit eine wichtige Nutzungsverschiebung dar, die zudem den Einfluss von Social-Netzwerken in verschiedenen Regionen hervorhebt.
In dieser Deep-Dive-Folge des Digital Bash Podcasts beleuchten wir mit Irena Bauer, Head of Social Media News & Magazine bei der RTL Deutschland GmbH, in welchem Verhältnis die Social-Dienste zu klassischen journalistisch-redaktionellen Angeboten stehen. Die Social-Media-Expertin spricht mit OnlineMarketing.de-Redakteurin Larissa Ceccio über die Potenziale und Herausforderungen von News Publishern, die auf TikTok, Instagram und Co. präsent sind, und über die Chancen und Fallstricke, die die trendende News-Rezeption auf Social-Media-Plattformen innehat. Jetzt direkt hören!
TikTok avanciert bei jüngeren Usern zur Top-Nachrichtenquelle
Die Daten liefern auch einige interessante Einblicke in die Entwicklung der Social-Media-Nutzungsgewohnheiten, einschließlich dieser Übersicht darüber, welche Plattformen jüngere User derzeit präferieren.

Laut des Reuters-Berichts ist die Nutzung von Facebook und Instagram rückläufig, während die Nutzung von TikTok und WhatsApp steigt. Die Nutzung von Snapchat und Twitter wiederum bleibt relativ stabil (trotz der verschärften Kritik an dem Kurznachrichtendienst seit der Übernahme durch Elon Musk).
Der Bericht aus dem Jahr 2022 ergab, dass insgesamt 40 Prozent der 18- bis 24-jährigen User Tiktok nutzten und davon 15 Prozent die Entertainment-Plattform für Nachrichten verwenden. 2023 sind diese Zahlen bereits gestiegen: 44 Prozent der 18- bis 24-jährigen User nutzen inzwischen TikTok und 20 Prozent greifen für auf die Plattform zurück.
More young people are using TikTok to access news
— Matt Navarra (@MattNavarra) June 14, 2023
2022
– 40% of 18-24-year-olds used TikTok
– 15% using TikTok for news
2023
– 44% of 18-24-year-olds used TikTok
– 20% using TikTok for news
Facebook has become less popular as a news source, with only 28% of people saying… pic.twitter.com/3nRm373S64
Im Vergleich: Sowohl Facebook als auch Instagram erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit, doch TikTok überzeugt sowohl als News- als auch als Entertainment-Quelle immer mehr User und gewinnt somit weiterhin an Einfluss. Vor diesem Hintergrund setzen auch immer mehr Publisher auf TikTok, um mit News-Inhalten jüngere Zielgruppen zu erreichen – und, um Fake News auf der Plattform entgegenzuwirken.
News auf TikTok:
Immer mehr Publisher setzen auf die Trend-Plattform Nummer eins

Facebook ist im Vergleich mit anderen Plattform als Nachrichtenquelle weniger beliebt: Nur 28 Prozent der Menschen gaben an, in diesem Jahr über die Plattform auf Nachrichten zugegriffen zu haben, verglichen mit 42 Prozent im Jahr 2016. Im Bericht heißt es:
Facebook remains the most important network (aggregated across 12 countries) at 28%, but is now 14 points lower than its 2016 peak (42%). Facebook has been distancing itself from news for some time, reducing the percentage of news stories people see in their feed (3% according to the company’s latest figures from March 2023), but in the last year it has also been scaling back on direct payments to publishers and other schemes that supported journalism. The growth of YouTube as a news source is often less noticed, but together with the rise of TikTok demonstrates the shift towards video-led networks.
Mehr User posten lieber in kleinen Gruppen als in großen Communities: Das sind die Auswirkungen dieser Entwicklung
Der wachsende Einfluss von TikTok ist gut dokumentiert, während der Aufstieg von WhatsApp den breiteren Trend weg vom öffentlichen Teilen widerspiegelt. Spannend in diesem Kontext ist vor allem das neue WhatsApp Broadcast Tool Channels, das im Juni gelauncht wurde. User neigen inzwischen eher dazu, Inhalte in kleineren, privaten Gruppen zu posten, anstatt sie mit einer großen Community öffentlich zu teilen. Diese Funktion zahlt genau auf diese Entwicklung ein, die sich auch in der folgenden Grafik widerspiegelt.

Twitter erforscht derzeit ebenfalls neue Möglichkeiten, die dazu dienen sollen, die User-Kommunikationen in Direct Messages zu leiten. Auch eine Meta-Untersuchung, über die das Wall Street Journal im Januar berichtete, zeigt dieses Phänomen: Die Analyse belegt, dass weniger Menschen sowohl auf Facebook als auch auf Instagram posten als in der Vergangenheit.
Im Kontext des Nachrichtenkonsums auf Social-Media-Plattformen zeigt sich vor diesem Hintergrund, dass derzeit eher ein kleinerer Teil der User die Nachrichtenagenda in den sozialen Medien vorantreibt. Denn wie bereits erläutert, posten insgesamt weniger Menschen aktiv Beiträge auf den Plattformen.
Vertrauen in Nachrichten sinkt und Influencer avancieren zur vertrauenswürdigeren Quelle
Die Untersuchung ergab, dass Nutzer:innen auf TikTok, Instagram und Snapchat Prominenten und Influencern mehr Aufmerksamkeit schenken als Journalist:innen und Medienunternehmen, wenn es um Nachrichtenthemen geht. Etwa 55 Prozent der TikTok-Nutzer:innen und 52 Prozent der Instagram-Nutzer:innen konsumierten ihre Nachrichten im untersuchten Zeitraum von „Persönlichkeiten“ auf den jeweiligen Plattformen, während auf TikTok nur 33 Prozent ihre Nachrichten von Mainstream-Medien und Journalist:innen auf TikTok und 42 Prozent auf Instagram erhalten haben.
Die Umfrage ergab außerdem, dass TikTok User (44 Prozent) den „normalen Menschen“ weitaus mehr Vertrauen entgegenbringen, wenn es um den Wahrheitsgehalt der geteilten Nachrichten geht, als denen anderer Plattformen, von denen keine über 37 Prozent lag. Die Ergebnisse zeigen auch, dass das Vertrauen in die Nachrichten im vergangenen Jahr um zwei Prozentpunkte gesunken ist. Des Weiteren gaben 56 Prozent der Menschen an, besorgt darüber zu sein, wie sie im Internet Fake News erkennen können – ein Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
Meidung von Nachrichten: Welche Rolle spielt KI bei dieser Entwicklung?
Laut des Berichts nimmt das Interesse an Nachrichten weltweit ab, da immer mehr Personen selektiv bestimmte Themen meiden. Insbesondere der Krieg in der Ukraine oder die Krise der Lebenshaltungskosten werden vermieden. Etwa 36 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Nachrichten häufig oder gelegentlich aktiv meiden. User, die Nachrichten meiden, scrollen zu 53 Prozent an entsprechenden Beiträgen vorbei oder wechseln den Kanal, wenn Nachrichten auftauchen, während 32 Prozent Themen meiden, die ihre Stimmung oder Ängste verstärken könnten.
Die aktuellen KI-Entwicklungen dürften im Rahmen dieser Entwicklungen ebenfalls Einfluss haben, immerhin überschwemmen aufgrund von AI Tools wie Midjourney immer mehr Fake News und Deep Fakes die Social-Media- und News-Landschaft. Wie beispielsweise die viralen KI-erstellten Bilder des Papstes in einer Balenciaga-Jacke zeigen, können AI Fakes in den sozialen Netzwerken in kürzester Zeit ein Millionenpublikum erreichen. Unternehmen, welche an der Verbreitung solcher Inhalte beteiligt sind, könnten im Rahmen eines neuen Gesetzesentwurfs zur Verantwortung gezogen werden.
Ein neuer Gesetzesentwurf sieht vor, dass Social-Media-Plattformen künftig nicht mehr vor rechtlichen Folgen durch die Verbreitung von KI-Inhalten durch User geschützt werden. Meta und Microsoft wollen derweil Standards für den Umgang mit KI finden.
Social-Plattformen könnten bald für die Verbreitung von KI-Inhalten haften

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