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Human Resources
Trends für den Arbeitsmarkt 2022: Das erwartet Unternehmen und Angestellte im neuen Jahr

Trends für den Arbeitsmarkt 2022: Das erwartet Unternehmen und Angestellte im neuen Jahr

Michelle Winner | 09.12.21

Das Jahr 2022 steht im Zeichen der Arbeitnehmer:innen. Während Fachkräftemangel und Pandemie uns weiter begleiten, rücken Gemeinschaft, Diversität und die Bedürfnisse der Angestellten in den Fokus.

2021 ist so gut wie vorbei und es wird Zeit, dass wir einen Blick in die Zukunft wagen: Wie wird sich der von der Coronapandemie geprägte Arbeitsmarkt 2022 verändern? Welche Trends kommen auf uns zu, welche Probleme? Mit diesen Fragen haben sich die Arbeitsmarktexpert:innen von Glassdoor beschäftigt. Anhand der eigenen Datenbank mit Millionen von Einträgen sowie einer aktuellen Studie zur Zufriedenheit von Angestellten wurden so vier große Prognosen für das Jahr 2022 aufgestellt.

Die 4 Trends für den Arbeitsmarkt 2022

Es liegen schwere Jahre hinter uns, denn die Pandemie hat weder vor Privatleben noch Arbeitswelt haltgemacht. Während es 2020 für Unternehmen noch um die Krisenbewältigung ging, wurde 2021 mit den Folgen gekämpft: Burnout, Home Office, Fachkräftemangel und hohe Fluktuation der Mitarbeiter:innen prägten den Arbeitsmarkt. Diese Zeit wird sogar als „The Great Resignation“ bezeichnet in Bezug auf die hohe Anzahl der Kündigungen. Doch was wartet 2022 auf uns? Mehr Probleme? Mehr Lösungen? Ein bisschen von beidem, denn der Fokus wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem New Normal der Arbeitswelt liegen. Lauren Thomas, Economist bei Glassdoor, erklärt dazu:

Um ihre Mitarbeiter:innen in der neuen Pandemie-Ära zu unterstützen, zu binden und zu halten, müssen Unternehmen flexibel sein. Sie müssen die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen im Auge behalten und in einem sich schnell verändernden Umfeld auf Feedback reagieren. Denn auch 2022 wird die Lage auf dem Arbeitsmarkt voraussichtlich noch angespannt bleiben – und den Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit geben, mehr von ihren Arbeitgeber:innen zu verlangen.

Welche Trends Glassdoor dafür prognostiziert, wird im Folgenden genauer beleuchtet.

Trend 1: Fachkräftemangel bleibt bestehen

Wo seit Jahren Fachkräfte fehlen, werden auf die Schnelle keine neuen auftauchen. Die Pandemie hat auf den Pflegenotstand aufmerksam gemacht, aber es hat sich auch gezeigt, dass in anderen Bereichen wichtige Mitarbeiter:innen fehlen. Schon lange hat sich der Arbeitsmarkt gewandelt und der War for Talents, also der Kampf um die geringe Anzahl an Fachkräften, ist in vollem Gange. Daran wird sich auch 2022 nichts ändern. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, Angestellte durch Anreize zu halten, neue Fachkräfte zu überzeugen oder eben die Arbeit in einem bestimmten Bereich, wie der Pflege, attraktiver zu gestalten. Dazu gehören auch bessere Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und Wertschätzung.

Die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen wird laut Glassdoor durch einige entscheidende Faktoren stark beeinflusst. Dazu zählen die folgenden:

  • Führungsstil
  • Unternehmenskultur sowie Werte
  • Karrierechancen

Heißt, Unternehmen sollten in ihren Recruiting-Strategien besonders auf diese Faktoren setzen. Es ist Kreativität gefragt und gleichzeitig sollte ein Blick auf bestehende Entwicklungen geworfen werden, wie beispielsweise dem Wunsch nach hybriden Arbeitsmodellen. Durch die Ermöglichung solcher können sogar neue Pools von Kandidat:innen erreicht werden, da nicht alle Jobs an einen bestimmten Standort gebunden sein müssen.

Trend 2: Remote Work zu höheren Preisen

Und apropos Home Office, Remote Work bleibt ein großer Trend auf dem Arbeitsmarkt. Viele Angestellte möchten die Option nicht mehr missen und auch Unternehmen, bis auf wenige Ausnahmen, haben die Vorteile erkannt. Zu diesen gehören beispielsweise ein größerer Pool an Bewerber:innen und produktiveres Arbeiten durch höhere Zufriedenheit und Flexibilität. Hybride Arbeitsmodelle bestimmten die Zukunft. Doch die Sache hat auch einen Haken: Vor der Pandemie war Remote Work ein Alleinstellungsmerkmal einer beschränkten Anzahl an Unternehmen, die dies im War for Talents für sich nutzen konnten. 2022 werden immer mehr Arbeitgeber:innen auf Remote setzen, heißt, die Konkurrenz wird wieder größer. 2021 haben 15,2 Prozent der Unternehmen mit Remote Work konkurriert, 2020 waren es lediglich 6,3 Prozent.

Um Talente trotzdem für sich zu gewinnen, muss neben der Option auf Home Office auch eine höhere Bezahlung her. Dabei steht die Frage im Raum, ob die Gehälter an den Wohnort der jeweiligen Mitarbeiter:innen angepasst werden sollten oder ob alle gleich viel Geld erhalten. Unterschiedliche Gehälter könnten jedoch schnell zu Zwietracht innerhalb der Teams führen. Außerdem kann es den Faktor Remote Work wieder unattraktiv machen, beispielsweise wenn eine Person, die im Home Office auf dem Land arbeitet weniger Gehalt bekommen soll, als eine andere, die in der Großstadt im Büro sitzt.

Trend 3: Fokus auf Diversität

Wie Trend 1 zeigt, ist die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen eng an die Werte eines Unternehmens gebunden. Es ist also kein Wunder, dass der Fokus 2022 verstärkt auf dem Thema Diversität und Inklusion liegen wird. Dabei geht es nicht nur darum, dass diverse Teams bessere Leistungen erzielen, sondern dass sich Unternehmen transparent und gezielt Maßnahmen ergreifen, um Diversity zum Bestandteil der Firmenkultur zu machen. Das lohnt sich aus Sicht des Employer Branding besonders, denn in der Studie von Glassdoor wurde gezeigt, dass 12,1 Prozent der Arbeitnehmer:innen Diversität genauso wichtig ist wie die Vergütung. Damit steht das Thema sogar vor der Work-Life-Balance (11,6 Prozent).

Unternehmen sollten also reflektieren und analysieren, wie divers ihre Teams wirklich sind (Alter, Gender, sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Religion, Menschen mit Behinderung, etc.). Darüber hinaus können verschiedene Maßnahmen getroffen werden, um Diversität und Inklusion auch nach außen hin zu zeigen, beispielsweise durch die Unterstützung sozialer Projekte, Teilnahme an gesellschaftlichen Bewegungen (Pride Month, #BlackLivesMatter) und gendergerechten Formulierungen, ganz besonders bei Stellenausschreibungen. Auch Gehaltstransparenz und die Diskussion der Gender Pay Gap sind wichtig. Entscheidend ist, dass die Werte wirklich gelebt und nicht nur als hübsche Marketing-Kampagne genutzt werden.

Trend 4: Gemeinschaft ohne physische Präsenz

Was am Corona-Home-Office während der Lockdowns am meisten bemängelt wurde, ist das fehlende Gemeinschaftsgefühl. Viele Unternehmen mussten ohne große Vorbereitung auf Remote umstellen und so ist es nicht verwunderlich, dass es Startprobleme gab. Inzwischen hat sich jedoch als Trend für 2022 herauskristallisiert, dass es den Mitarbeitenden nicht primär um eine physische Gemeinschaft im Büro geht. Viele möchten remote oder hybrid arbeiten und dafür muss die Gemeinschaft sich in den digitalen Raum verschieben. Dafür müssen Kommunikationswege vereinfacht werden und auch regelmäßige digitale Zusammenkünfte stattfinden – damit sind jedoch keine trockenen Video-Meetings gemeint.

Einige Arbeitnehmer:innen gehen auch dazu über, sich ein Netzwerk innerhalb der Branche aufzubauen, wodurch ebenfalls unabhängig vom Standort eine Gemeinschaft entsteht. Unternehmen können das aufgreifen und direkt beim Employer Branding zeigen, dass sie Teamgefühl großschreiben. Das kann wiederum Vorteile im War for Talents schaffen, denn ein Großteil der Arbeitnehmer:innen sucht nicht mehr nur nach einer Arbeit, sondern einer Karriere und Gemeinschaft. Die Angestellten sollten also mehr eingebunden und Onboarding-Prozesse optimiert werden, damit diese auch remote funktionieren.

Nach der großen Kündigungswelle steht 2022 also wieder voll im Zeichen des War for Talents. Die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen spielen eine große Rolle und müssen von den Unternehmen wahrgenommen werden. Arbeitgeber:innen müssen sich beweisen und in einigen Fällen auch attraktiver werden, um gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. Ob sich die Trends wie prognostiziert einstellen und welche Herausforderungen 2022 noch für die Arbeitswelt birgt, werden die kommenden Monate zeigen.

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