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Digitalpolitik
„Beim Thema DSGVO herrscht nach wie vor eine große Verunsicherung bei vielen Marktteilnehmern“ – Wolfhart Fröhlich, Tools4Ads
Wolfhart Fröhlich, CEO von tool4Ads.

„Beim Thema DSGVO herrscht nach wie vor eine große Verunsicherung bei vielen Marktteilnehmern“ – Wolfhart Fröhlich, Tools4Ads

Tina Bauer | 26.03.18

Wolfhart Fröhlich, Tools4Ads, erzählt im Interview, wie Userverhalten auch nach dem Eintreten der anstehenden Regulierungen legal getrackt werden können.

Hamburg wird am 10. und 11. April zum Hot Spot der Programmatic Advertising-Branche. Auf der d3con 2018 treffen die spannendsten Experten des Display Advertising aufeinander, um aktuelle Trends, Herausforderungen und Lösungen zu diskutieren. Um euch schonmal auf die weltgrößte Fachkonferenz zum Thema einzustimmen, haben wir als offizieller Medienpartner der Konferenz Interviews mit den Speakern geführt. In unserem heutigen Interview haben wir mit Wolfhart Fröhlich, CEO von tools4ads, unter anderem über die anstehenden Regulierungen auf EU-Ebene und eine in diesem Zusammenhang stehende Lösung seines Unternehmens gesprochen, mit dem auch weiterhin auf datenschutzrechtlich legalem Wege Aussagen über das Userverhalten getroffen werden können.

Wolfhart Fröhlich ist seit September 2017 CEO der tools4ads GmbH in München, die neben dem „Traffiler“, der zur Nutzerprofilierung dient, eine Toolbox für Amazon und einen Shopping-Feed-Optimizer im Produktportfolio führen. Seit 1999 ist er im Online Marketing tätig, baute in dieser Zeit den Suchwortvermarkter Espotting/MIVA mit auf und war Mitgründer von intelliAd, deren CEO er von 2009 bis 2015 war.

Auf der d3con könnt ihr Fröhlich auf dem Innovation-Track auf Stage II sehen.

„Wir wollen unseren Kunden die größtmögliche Transparenz und Sicherheit im Zusammenhang mit DSGVO & ePrivacy bieten“ – Wolfhart Fröhlich, Tools4Ads

OnlineMarketing.de: Wolf, du hast ja quasi das Performance Marketing in Deutschland mit erfunden. An den Namen Espotting erinnern sich bestimmt nicht mehr ganz so viele unserer Leser, aber auch damals warst du schon ganz vorn am Puls der Zeit. Danach hast du IntelliAd sehr erfolgreich mit aufgebaut und verkauft. Jetzt bist du mit Tools4Ads wieder mit einem neuen Business voll dabei. Erzähl doch mal, was habt ihr da Spannendes gebaut?

Wolfhart Fröhlich: Ja danke, das kann man fast so sagen, da ich schon seit 1999 im Online Marketing tätig bin und das Thema Performance auf PPC-Basis im Jahr 2001 so richtig aufkam. Zu dem Zeitpunkt hat Google seine Anzeigen in der Suche sogar noch auf TKP-Basis verkauft, als wir bei Espotting mit dem PPC-Modell angefangen haben. Ich liebe die technologische Dynamik im Internet und die Chancen, die sich dadurch im Online Marketing ergeben. Und es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man mit einem innovativen Produkt das Internet bzw. das Online Marketing selbst mit prägen oder neue Standards setzen kann. Das versuche ich mit tools4ads und unserem Angebot an Technologie nun auch wieder zu schaffen.

Wir haben diesmal zwei völlig unterschiedliche Ansätze. Auf der einen Seite haben wir eine Toolbox für Kunden gebaut, die auf Amazon erfolgreich werben wollen. Dabei fokussieren wir uns auf sogenannte Vendoren aber auch Seller mit Eigenmarken. Die Möglichkeiten, die Amazon seinen werbungtreibenden Kunden bietet, liegt aus meiner Sicht noch hinter den Möglichkeiten die Google seinen Werbungtreibenden vor 15 Jahren geboten hat. Wir bringen unsere Expertise, die wir über diesen langen Zeitraum mit Google gesammelt haben und die enorm steigende Nachfrage an optimierten Werbemöglichkeiten auf Amazon in unserer Toolbox bestmöglich zusammen. Ich bin davon überzeugt, dass Amazon mit Abstand der wichtigste Online-Marktplatz bzw. –Händler in den nächsten Jahren sein wird und die Werbungtreibenden entsprechende Tools dafür benötigen. Zusätzlich bieten wir für die gleichen Online-Händler auch ein Tool zur Feed-Optimierung und Distribution und sogar das Crawling der Produktdaten für diejenigen Händler an, die nicht in der Lage sind einen passsenden Produktfeed, aus Ihrem eigenen System heraus, zu erstellen.

Ich glaube jedoch, dass das zur Zeit innovativste Produkt der „Traffiler“ ist. Mit dieser zum Patent angemeldeten Technologie, ist es uns auf datenschutzrechtlich legalem Weg möglich, eine äußerst präzise Aussage darüber zu treffen, ob sich ein Nutzer vor dem Besuch der Webseite unseres Kunden, auf einer oder mehreren Webseiten oder sogar Unterseiten von beispielsweise Wettbewerbern aufgehalten hat. Mit diesem Wissen eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten der Kundenansprache, da man nun sein Interesse viel besser einordnen und darauf entsprechend gezielt reagieren kann.

Auf der d3con sehen wir dich ja auf dem Innovation Track – welchen Teil eures Toolkits wirst du dort besonders vorstellen?

Auf der d3con werde ich natürlich noch etwas detaillierter über die „Traffiler-Technologie“ berichten.

Wie denkst du, werden DSGVO und ePrivacy sich auf euer Geschäft und die Geschäftsmodelle eurer Kunden auswirken? Siehst du hier eher Risiken oder Chancen für deutsche Player? Immerhin habt ihr zum Beispiel mit IntelliAd ja ganz gut gegen eigentlich übermächtige internationale Wettbewerber bestehen können, auch weil ihr als lokaler Anbieter euch besser auf individuelle rechtliche Anforderungen der Kunden einstellen konntet?

Ich spüre nach wie vor eine große Verunsicherung bei vielen Marktteilnehmern was das Thema DSGVO anbelangt. Von unserer Seite wollen wir unseren Kunden natürlich die größtmögliche Transparenz und auch Sicherheit in diesem Zusammenhang bieten, da wir ja oftmals nur ein kleiner Bestandteil im gesamten Datenkonstrukt eines Kunden sind. Aus diesem Grund haben wir vorsorglich ein datenschutzrechtliches Gutachten über den „Traffiler“ erstellen lassen, was die Verwendung nach Eintritt der DSGVO in Betracht zieht und es den Datenschützern auf der Kundenseite vereinfachen soll, sein grünes Licht für den Einsatz zu geben.

In diesem Fall ist es aber anders als bei intelliAd, da es dort eine Kombination aus in Deutschland entwickelter Technik und dem direkten Support aus Deutschland heraus war. Was das datenschutzrechtliche Thema anbelangt, so spielt es für unsere Kunden keine Rolle, ob wir aus Deutschland oder den USA sind. Hier müssen, völlig unabhängig von unserem Standort und Herkunft der Technologie, die Vorgaben des Gesetzgebers eingehalten werden, da ansonsten drastische Strafe drohen können.

Der wahre Vorteil, den ich hier gegenüber möglichen Wettbewerbern sehe, liegt in unserer Innovationskraft und der durch das Patent geschützten Technologie.

Wie siehst du insgesamt das Umfeld für Startups in der deutschen Online Marketing-Branche. Die Dominanz von Google und Facebook ist sehr groß. Trotzdem gibt es auch immer wieder innovative Anbieter, die sich in ihren Nischen ihre Daseinsberechtigung erarbeiten. War es früher einfacher oder ist heute die beste Zeit für Digital Marketing-Startups?

Das ist eine schwierige Frage, da man sie nicht eindimensional beantworten kann. Ich glaube nicht, dass es uns in Deutschland an kreativen Köpfen und sehr guten Ideen im Bereich Online Marketing mangelt. Für mich sind drei wesentliche Faktoren entscheidend, warum die US-Amerikaner wesentlich erfolgreicher sind. Das Unternehmertum ist in den USA gesellschaftlich breiter verankert und es ist auch kein Makel, wenn man mal ein Unternehmen wieder schließen musste. Es gibt eine höhere Akzeptanz des Scheiterns in diesem Umfeld. Wenn es beim letzten Versuch nicht funktioniert hat, dann halt beim nächsten.

Der zweite Grund ist aus meiner Sicht die viel größere Risikobereitschaft der Risikokapitalgeber. Um es mal so zu formulieren. Wir in Deutschland sind mit einer Mentalität des sehr umsichtigen und konservativen wirtschaftlichen Handelns groß geworden. Das hat uns sehr weit gebracht aber es steht in sehr starkem Widerspruch zu einer Startup-Mentalität, bei der man von vornherein weiß, dass es nicht alle schaffen werden. Das ist aus meiner Sicht nach wie vor nicht wirklich das Konzept, womit sich viele deutsche Risikokapitalgeber wohlfühlen – auch wenn sie sich als solche bezeichnen.

Der dritte Punkt ist einfach die Marktgröße. Auch wenn wir in Europa die Nummer 1 in der Onlinewirtschaft sein sollten, so sind wir doch ein Vielfaches kleiner als die USA. Dadurch verringern sich natürlich die Kosten für ein Geschäftsmodell erheblich, da ich im ersten Schritt nur einen einzigen Markt bearbeiten muss. Wenn ich vergleichbare Umsätze von Deutschland heraus erzielen möchte wie in den USA, müsste ich mindestens ganz Europa abdecken. Jeder, der das schon einmal versucht hat, weiß wie schwierig, aufwendig und kostenintensiv das ist, da fast jedes einzelne Land seine Eigenheiten und individuellen Marktgegebenheiten hat. „Nur“ in den USA erfolgreich zu sein, reicht schon für viele Investoren aus, um ein Mehrfaches von Ihrer Investition zurückzubekommen. Bin ich als Unternehmung nur in Deutschland erfolgreich wird es schon wesentlich schwieriger und für Investoren weniger attraktiv.

Im Falle von tools4ads haben wir das notwendige Risikokapital selbst aufgebracht, da wir an unser Geschäftsmodell glauben und dazu privat noch die notwendigen Mittel bereitstellen konnten.

Danke dir für das Interview!


OnlineMarketing.de ist offizieller Medienpartner der d3con 2018. Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit den Event-Organisatoren entstanden. Interessierte können sich hier für die d3con anmelden.

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