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„Nicht wir machen der Werbewirtschaft das Leben schwer, die Probleme sind hausgemacht.“ – Till Faida, AdBlock Plus, im Interview

„Nicht wir machen der Werbewirtschaft das Leben schwer, die Probleme sind hausgemacht.“ – Till Faida, AdBlock Plus, im Interview

Marc Stahlmann | 25.01.14

(INTERVIEW) Till Faida, Geschäftsführer AdBlock Plus, spricht über mafiöse Strukturen, Änderungen in der Werbewirtschaft, Mehrwerte für User u.v.m.

Wir haben im Vorfeld der d3con, auf der er auch als Speaker anwesend sein wird, ein Interview geführt. Viel Spaß beim Lesen!

OnlineMarketing.de: Eure „Acceptable Ads Initiative“ hat für viel Wirbel und Anschuldigungen der mafiösen Strukturen gesorgt. Wie sind die Nachwirkungen? Haltet ihr fest daran, den Dialog zwischen Publishern und Nutzern 

Till Faida: Wir vertreten ein durch die Nutzer kontrolliertes Internet, für einige ist das natürlich erstmal unbequem. Vergleiche mit der Mafia sind aber total absurd. Zunächst einmal sind alle unsere Aktivitäten 100% legal, das wurde z.B. durch das Landgericht Hamburg und durch ein Gutachten von Professor Dr. Hören, einem der führenden deutschen Internet-Juristen, bestätigt. Bei näherem Hinsehen zeigt sich auch, dass die meisten Vorwürfe nur konstruiert wurden, um unsere Glaubwürdigkeit zu beschädigen. Das bringt aber keine Seite weiter: Es gibt neben uns viele weitere Adblocker. Wir sind jedoch das einzige Unternehmen, das sich der Herausforderung stellt, einen konstruktiven Mittelweg zwischen Nutzern und Webseitenbetreibern aufzubauen.

Wir haben bei OnlineMarketing.de Ende Oktober einen Artikel zum Thema „AdBlocker ab heute wirkungslos: Publisher gehen in die Offensive“ veröffentlicht. Dieser wurde heiß disktutiert und entfachte erneute Diskussionen. Besteht die Gefahr, dass andere Firmen und Technologien AdBlock Plus gefährden und nicht mehr wirksam machen?

Adblock Plus ist ein Open-Source-Produkt, unterstützt von hunderten freiwilligen Helfern, die täglich neue Blockierfilter schreiben. Man kann natürlich versuchen, den Willen der Nutzer durch technische Tricks zu umgehen, das ist dann aber ein Katz-und-Maus-Spiel gegen die Community. Ein vernünftigerer Ansatz ist es, Werbung so zu gestalten, dass die Nutzer sie nicht blockieren wollen. Das ist die einzige nachhaltige Lösung.

Sie werden voraussichtlich eher zu den umstrittenen Speakern auf der d3con gehören. Mit dem weltgrößten Adblocker machen Sie den meisten anderen Teilnehmern das Leben eher schwerer als leichter. Wie stehen Sie dazu, wie wird in 5 Jahren das Verhältnis zwischen Adblockern und der Werbewirtschaft aussehen?

Nicht wir machen der Werbewirtschaft das Leben schwer, die Probleme sind hausgemacht. Im Internet hat der Nutzer die Kontrolle darüber, welche Inhalte er bereit ist zu akzeptieren und welche nicht. Viele aus der Werbebranche haben es einfach zu lange versäumt, Werbeprodukte zu entwickeln, die auch die Akzeptanz der Internetgemeinde haben. Das ist unser Ansatz: Wir schlagen eine Brücke zwischen den Usern, die von aufdringlicher Werbung genervt sind, und Advertisern und Webseitenbetreibern, die bereit sind, dieses Feedback aufzunehmen und sich unserer Acceptable Ads-Initiative anzuschließen. Wir möchten einen Kompromiss zwischen Nutzern und Werbetreibenden etablieren, um gemeinsam mit ihnen bessere, wirkungsvollere Anzeigen  zu entwickeln, die von Usern auch akzeptiert werden.

Ich gehe davon aus, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre viele der jetzt noch verbreiteten Vorbehalte abgebaut werden können. Das passiert schon jetzt: Im letzten halben Jahr haben wir auf verschiedenen Messen wie der Dmexco oder der ad:tech in New York mit Werbern gesprochen und einen deutlichen Fortschritt erlebt. Viele haben in einem persönlichen Gespräch uns gegenüber zugegeben, dass Display Werbung zu oft nervig und nicht wirkungsvoll ist. Es findet endlich ein Umdenken statt und immer mehr suchen inzwischen nach neuen und nutzerfreundlicheren Formaten.

Kann das Real- Time Advertising die Werberelevanz erhöhen und somit immer mehr auch zum Mehrwert für den User werden?

Ja, relevantere Werbung kann für eine positivere Nutzererfahrung sorgen. Hier ist allerdings wieder die Akzeptanz der Nutzer die Grundvoraussetzung für den langfristigen Erfolg. Oft wird Tracking als Eingriff in die Privatsphäre und nicht als Mehrwert empfunden, für viele Nutzer sind die Mechanismen dahinter zu undurchsichtig und sie haben Angst, die Kontrolle über persönliche Informationen zu verlieren. Daher gibt es in Adblock Plus seit einiger Zeit eine optionale Funktion zum Abschalten ungewünschter Tracking-Skripte. Dadurch werden sich transparente Produkte mit echtem Mehrwert für den Nutzer durchsetzen und Bad-Player herausgesiebt.

Bei der d3con sind Sie im AdBlocker Panel „Bekämpfen, ignorieren oder überflüssig machen?“ vertreten. Sie werden direkt mit führenden Publishern konfrontiert werden. Wie ist das bisherige Verhältnis? Ist der Dialog auch für euch wichtig und wünschenswert?

Wir suchen den Dialog ganz bewusst, denn schließlich geht es um nicht weniger als den Erhalt des kostenlosen, werbefinanzierten Internets. Wir sind in der einmaligen Lage, zwischen Werbetreibenden und Usern vermitteln zu können. Immer mehr Publisher wollen das Feedback ihrer Nutzer auch nicht länger ignorieren und partizipieren an der Acceptable-Ads-Initiative. Wir wollen alle Seiten (User, Publisher, Technologieanbieter und Advertiser) zusammen bringen, um echte Alternativen zu den bisherigen Werbeformen zu etablieren.

Vielen Dank für das Interview.

Die d3con hat sich zur größten und relevantesten Konferenz zum Thema Data Driven Display Advertising entwickelt. Seit 2011 ist die d3con der größte Event der deutschen Real-Time Advertising/Targeting Branche mit bis zu 1.000 Besuchern aus Deutschland, Europa und dem Rest der Welt. Führende nationale und internationale Köpfe des Online-Advertising tragen vor, diskutieren und erklären alles rund um die neuesten Entwicklungen im Real Time Advertising, des Targeting und in der Yield Optimization. Am 11. Februar 2014 in der Handelskammer in Hamburg ist es soweit. Seien auch Sie dabei: Zur Anmeldung

d3con

Kommentare aus der Community

Simon am 26.01.2014 um 17:45 Uhr

Ich habe mir das zwar jetzt nicht alles durchgelesen, aber wenn ich nach irgendetwas suche, was ich kaufen möchte und noch nicht weiß, von welchem Hersteller genau, dann suche ich selbst im Internet danach. Da brauche ich keine nervenden Werbeanzeigen. Zumal immer nur Dinge gezeigt werden, die mich eh nicht interessieren. Als ob das Internet wüsste, was ich momentan will und von welcher Firma/Marke … ein Glück das es AdBlock noch gibt! Sonst würde ich viele Seiten gar nicht mehr nutzen!

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