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Missverständnisse zur 4-Tage-Woche: Kein zusätzlicher freier Tag, aber gesünderes Arbeitsklima

Missverständnisse zur 4-Tage-Woche: Kein zusätzlicher freier Tag, aber gesünderes Arbeitsklima

Michelle Winner | 21.07.21

Einen Tag weniger arbeiten? Klingt gut, ist so jedoch nicht zwingend gemeint. Die Vier-Tage-Woche beinhaltet verschiedene Modelle und kann sogar zu Mehrkosten führen - trotzdem überwiegen die Vorteile.

Kürzlich berichteten wir von zwei erfolgreichen Experimenten zur Vier-Tage-Woche in Island. Das Thema schlug große Wellen und immer mehr Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen outeten sich als Fans des Konzepts, das vor allem Wohlbefinden und Leistung verbessert. Doch trotz aller Vorteile gibt es Punkte, die für Verwirrung und Diskussionen sorgen. Deshalb ist es wichtig mit diesen aufzuräumen, allen voran der Tatsache, dass Vier-Tage-Woche nicht immer einen zusätzlichen freien Tag bedeutet.

Weniger Stunden statt weniger Tage

Die Initiator:innen der Kampagne „4 Day Work Week Global“ Charlotte Lockhardt und Andrew Barnes räumen im Gespräch mit Insider mit Missverständnissen hinsichtlich der Vier-Tage-Woche auf. Der wichtigste Punkt ist wohl, dass das Konzept nicht unbedingt einen zusätzlichen freien Tag bedeuten muss. Stattdessen geht es in erster Linie darum, die Arbeitsstunden zu reduzieren – beispielsweise die Stunden von vier Tagen aufgeteilt auf fünf oder 35 statt 40 Arbeitsstunden pro Woche. Zur etwas irreführenden Namensgebung der Vier-Tage-Woche erklärt Lockhardt:

Unfortunately, a ‚Reduced-Hour Work Week‘ isn’t that clickbaity.

Natürlich gibt es auch Unternehmen, die den Namen wörtlich nehmen und ihren Mitarbeiter:innen wirklich eine Vier-Tage-Woche ermöglichen. Doch meistens geht es um eine Reduzierung der Arbeitsstunden bei gleicher Bezahlung, die zu mehr Freizeit, weniger Stress und gesteigerter Produktivität führen soll. Genau das konnte bei den Versuchen in Island beobachtet werden.

Verschiedene Varianten des Konzepts versprechen Erfolg

Jedes Unternehmen hat je nach Branche eigene Bedürfnisse, die es bei der Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche zu beachten gibt. Dadurch entstehen Varianten des Konzepts, beispielsweise eine Reduzierung von 40 auf 35 Arbeitsstunden sowie die flexible Einteilung dieser Zeit. Nicht in jedem Unternehmen ist es sinnvoll, oder möglich, einen Arbeitstag zu streichen. Lockhart erklärt gegenüber Insider:

Not every business can close their door on a Friday, it’s just not practical. We didn’t want customer service to go down, so we told staff that they needed to find a time that was appropriate to work for them.

Um die Arbeitsprozesse nicht an einem Tag komplett lahmzulegen, haben einige Unternehmen nicht einen festen freien Tag unter der Woche. Die Teams entscheiden stattdessen selbst, ob sie am Anfang, am Ende oder mitten in der Woche den „zusätzlichen freien Tag“ haben möchten. Dabei werden meist neben arbeitsrelevanten Faktoren auch die Familiensituation der Mitarbeiter:innen beachtet.

Mehrkosten durch Vier-Tage-Woche?

Im Normalfall soll die Vier-Tage-Woche ohne Einbußen funktionieren, weil die Mitarbeiter:innen bei der Arbeit weniger abgelenkt sind und ihre To-Do-Liste deshalb in der reduzierten Zeit abarbeiten. Oft sind sie sogar produktiver dabei. Jedoch lässt sich das Konzept nicht überall ohne zusätzliche Kosten umsetzen. So berichtet Insider von einem Versuch in Schweden, bei dem Pflegekräfte ihre Arbeitszeit reduzierten. Hier mussten zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden, damit die Pflege zu jederzeit gewährleistet bleibt. Für die Stadt Göteborg entstanden dadurch Mehrkosten in Höhe von 738.000 US-Dollar. Ähnliches konnte auch in Island beobachtet werden.

Die positiven Auswirkungen blieben jedoch bestehen, heißt an dieser Stelle muss abgewägt werden, in welcher Relation Mehrkosten und Gesundheit der Mitarbeiter:innen stehen. Gerade im völlig ausgelasteten Pflegebereich kann durch das Konzept für Entlastung gesorgt werden. Generell gibt Lockhart zu bedenken, dass der Erfolg des Konzepts auf die Unternehmenskultur ankommt. Die Vier-Tage-Woche ist kein Allheilmittel und toxische Verhältnisse werden nicht durch eine Reduzierung der Arbeitszeit verschwinden. Hinzu kommt, dass man offen für den Versuch sein muss. Diese Offenheit kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass Mitarbeiter:innen beziehungsweise Führungskräfte sachlich über die Vorteile aufgeklärt werden.

Unternehmen sollten sich jedoch nicht von falschen Vorurteilen, wie beispielsweise einem Leistungseinbruch durch das Konzept, beeinflussen lassen. Wer den Versuch wagt, kann profitieren und ein besseres, produktiveres Arbeitsklima schaffen. Wichtig dabei ist lediglich, die Variante zu finden, die am besten zum eigenen Unternehmen passt.

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