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Human Resources
Jede:r Fünfte ist wechselwillig – Generation 50+ wird oft vernachlässigt

Jede:r Fünfte ist wechselwillig – Generation 50+ wird oft vernachlässigt

Marié Detlefsen | 02.06.23

Knapp ein Fünftel der Über-50-Jährigen ist mit ihrer aktuellen Arbeitssituation unzufrieden. Doch was sind die Gründe für einen Jobwechsel im gehobenen Alter und wie reagieren Unternehmen darauf? Wir zeigen es dir im folgenden Beitrag.

In Deutschland gibt es rund 12,2 Millionen Erwerbstätige, die über 50 Jahre alt sind. Damit stellen sie zwar, nach den 30- bis 49-Jährigen, die zweitgrößte Gruppe von Beschäftigten dar, doch trotz ihrer oft umfassenden Qualifikationen und Erfahrungen werden ihre Bedürfnisse auf dem Arbeitsmarkt oft nicht wahrgenommen. Im Kampf um neue Mitarbeiter:innen fokussieren sich Unternehmen nämlich oftmals auf die nachrückenden Generationen, insbesondere auf die Gen Z. Dies sorgt für einen Perspektivenwechsel bei der Generation 50+: Etwa 19 Prozent – und damit jede:r Fünfte – sind mittlerweile offen für einen neuen Job. Zu diesem Ergebnis gelangte eine Generationenauswertung von XING auf Basis einer forsa-Studie. Wir zeigen dir, was der älteren Generation am Arbeitsplatz wichtig ist, was ihre Gründe für die hohe Wechselwilligkeit sind und wie sie die Einführung neuer Arbeitsmodelle empfinden.

Gehalt, Stress und Unternehmensstrategie führen zu Wechselwilligkeit

Zu der Generation 50+ gehören derzeit die sogenannten Babyboomer (geboren 1955 bis 1964) und Teile der Generation X (geboren 1965 bis 1980). Durch ihre meist langjährige Mitarbeit in einem Unternehmen weisen sie einen besonders hohen Wissensschatz auf und besitzen oft die größte Erfahrung in ihrem Arbeitsbereich. Dadurch ist es für Betriebe umso wichtiger, diese Beschäftigten an sich zu binden. Die hohe Wechselbereitschaft der Über-50-Jährigen zeigt allerdings eindeutig, dass viele mit ihrer aktuellen Situation unzufrieden sind. Doch was genau sind ihre Beweggründe?

Etwa 45 Prozent geben ein zu niedriges Gehalt als Grund für einen möglichen Wechsel an. Gefolgt wir der Hauptgrund von einem zu hohen Stresslevel (37 Prozent) und der Unzufriedenheit über die strategische Ausrichtung des Unternehmens (35 Prozent). Ebenso nennen 35 Prozent der Befragten eine schlechte Führung des Betriebs als Auslöser für den Wunsch nach einem neuen Unternehmen. Überraschend hierbei ist, dass jüngere Generationen ebenfalls diese vier Gründe als die relevantesten für einen Jobwechsel angeben. Dennoch scheinen sich Unternehmen schwer damit zu tun, ein passendes Angebot zu finden, welches alle Generationen anspricht. Somit wird vor allem in aktuellen Stellenanzeigen mit neuen und flexiblen Arbeitsmodellen geworben, die insbesondere auf jüngere potenzielle Arbeitnehmer:innen ausgelegt sind. Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE, sagt dazu folgendes:

Gerade in Zeiten, in denen in fast allen Bereichen Arbeitskräfte fehlen, ist es für Unternehmen fatal, ausgerechnet ihre erfahrensten und oft auch langjährigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verlieren. Denn sie nehmen auch viel Wissen und wichtige Kontakte mit. Unternehmen müssen sich nicht nur fragen, wie sie für die jüngeren Generationen zu einem attraktiven Arbeitgeber werden. Sie müssen sich auch fragen, wie sie für die Älteren ein attraktiver Arbeitgeber bleiben.

Was ist der Generation 50+ wichtig? Zusammenhalt im Fokus

Doch auch wenn sich alle Generationen bei der Begründung eines Jobwechsels in vielerlei Hinsicht einig sind, gibt es bei den Faktoren, die die eigentliche Wahl neuer Arbeitgeber:innen beeinflussen, große Unterschiede. Somit ist ein zu niedriges Gehalt zwar der Hauptauslöser für den Wechselwunsch, bei der Entscheidung für ein neues Unternehmen spielt dies dagegen meist keine ausschlaggebende Rolle. Etwa 71 Prozent der Über-50-Jährigen geben an, bei einem neuen potenziellen Arbeitsplatz insbesondere auf einen guten Zusammenhalt unter allen Kolleg:innen zu achten. Ein höheres Gehalt als beim vorherigen Job wünschen sich stattdessen nur 58 Prozent, während es für die jüngeren Generationen das relevanteste Kriterium ist (für 72 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und für 76 Prozent der 30- bis 39-Jährigen:). Dafür wünschen sich die Babyboomer und Teile der Generation X deutlich häufiger einen sinnerfüllenden Job (64 Prozent) und legen mit 26 Prozent mehr Wert auf ein nachhaltiges Handeln des Unternehmens als die Jüngeren (18- bis 29-Jährige: 18 Prozent; 30- bis 49-Jährige: 21 Prozent).

Wichtiger als allen anderen Generationen ist den Über-50-Jährigen auch das Engagement des:der potenziellen Arbeitgeber:in für die Gesundheit der Beschäftigten. Für 42 Prozent ist in diesem Rahmen die Sorge um das psychische Wohlergehen relevant, Angebote für die Gesundheitsvorsorge spielen für 38 Prozent eine wichtige Rolle.

Ältere brauchen weniger Home Office!?

Allerdings gehen Unternehmen immer weniger auf die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter:innen ein, da sie dem War for Talents jungen Talenten oft einen höheren Stellenwert im Recruiting zuordnen. Deshalb locken Betriebe oft mit flexiblen Arbeitsformen, doch diese sind für die Über-50-Jährigen weniger attraktiv. So interessieren sich nur 41 Prozent für die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten. Bei den Millennials nennen hingegen 66 Prozent die Wichtigkeit des Home Office und bei der Generation Z etwa 55 Prozent. Mit 36 Prozent wünschen sich die Älteren noch weniger, von einem anderen Ort aus arbeiten zu können und eine Workation kommt gerade mal für nur 14 Prozent der Befragten infrage.

Alle Generationen sind wichtig für Unternehmen

Letztlich zeigt die Studie, dass alle Generationen, egal ob jung oder alt, offen für einen Jobwechsel sind. Während die Gründe hierfür bei allen oft dieselben sind, unterscheiden sich die Faktoren bei der Auswahl eines neuen Arbeitsplatzes markant. Es wird deutlich, dass die Über-50-Jährigen einen großen Wert auf die Arbeitsatmosphäre, den Zusammenhalt im Team und gesundheitliche Sicherheit legen, während es den Jüngeren vor allem auf moderne und flexible Arbeitszeiten ankommt. Für Unternehmen ist es dennoch wichtig, sowohl ältere Mitarbeitende mit ihrer großen Erfahrung zu binden als auch junge neue Talente zu finden. Doch wie gut können die verschiedenen Generationen überhaupt zusammenarbeiten? Dieser Generationenfrage haben wir uns im folgenden Artikel angenommen:


OK, Boomer

– wie gut können fünf verschiedene Generationen zusammenarbeiten?

Frau sitzt verzweifelt vor Laptop
© energepic.com – Pexels

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